15.09.2015 - 09:53 Uhr

Sarungal
69 Rezensionen

Sarungal
Top Rezension
11
17 Uhr in Fischbachau
Seetang-Absolue?
Die olfaktorische Palette reicht hier angeblich von aquatisch-frisch bis brackig-modrig – eine Definition, die kaum Erstaunen auszulösen vermag, auch wenn die subjektive Erwartungshaltung mit dem Schlimmsten rechnet. Frei von allen duftpyramidalen Informationen konstatiert der geneigte Tester erfreulicherweise einen angenehm wässrigen Hauch von Frische in der Eröffnung, dessen salzige Anteile homöopathisch stark potenziert (mithin also nicht vorhanden) sind. Damit weht eine angenehme Brise im Geschehen, zauberhaft ergänzt von den lichtgrünen Duftfarben eines Auwaldes: Es scheint, als assoziierte ich ohnehin eher Schlier- denn Nordsee. Ob diese Eröffnung ausreicht, um „El Pasajero“ ins aquatische Genre einzuordnen, ist eine Frage, die ich mit einem entschlossenen „Eigentlich jein!“ beantworte.
Mühelos lassen sich die floralen Anteile im Bouquet goutieren: So charmant verblendet, so frei von aller Prunksucht, so bar aller Schwülstigkeit erscheint die Blumigkeit eher vollsaftig als blühend. Dass es die Magnolie ist, die hier mehr knospend denn in voll entfalteter Pracht ihre Aromen einbringt, muss ich ebenso glauben wie den behaupteten Einfluss von Methyl Dihydrojasmonate. Letzteres imitiert seit 1959 erfolgreich Jasminnoten – sie in Lenglings Duft zu konkretisieren gelingt mir immerhin etwas besser als bei der Magnolie. Insgesamt aber begegnen uns die floralen Anteile als sonnenhelle Naturprojektionen ohne eindeutig definierte Herkunft; flüsternde Blüten in gedecktem Weiß etablieren den floralen Gedanken als dezente, durchaus liebliche, aber kaum süße Duftfarbe.
Sehr elegant stellt Osmanthus seine pfirsich-flauschigen Aromen wie fruchtige Duftpuffer ins Bouquet; sie sind durchaus identifizierbar, balancieren gekonnt auf dem Grat zwischen Blüte und Obst und singen doch unisono im Chor mit den übrigen naturnahen Noten. Ihr seht mich beeindruckt!
Wohl lese ich „Ambra“ – und fände doch weitaus lieber „Minze“ in der Pyramide: Während sich Ersteres meiner Nase nur schwach erschließt (besser ist das!), nehme ich eine zischfrische Note im Duft wahr – dezent und unaufdringlich, gänzlich unmedizinisch und gewiss bar aller kaugummierten Plattheit. Sollte ich an dieser Stelle halluzinieren, dann sicher nicht zum Schaden der Komposition: „El Pasajero“ jedenfalls behält die Frische der Eröffnung, die Brise vom Auwald bleibt belebend, und die blümelnd-grünen Noten verbreiten weiterhin eine gelassen-heitere Stimmung.
Das wirkt frühsommerlich, noch unbelastet von drückender Hitze und feuchter Schwüle; wie die jüngst vom Regenschauer erfrischte Uferböschung eines lebhaft strömenden Gebirgsbaches. Sicherlich passt Benzoe ebenso wenig zu meiner Assoziation wie Seetang und Jasmin – aber die harzige Grundierung will mir ohnehin vornehmlich als Fixativ erscheinen. Nebenbei spendiert sie dem Duft ein wenig Tiefe, eine Idee von Süße und nicht zuletzt auch eine sanft geerdete Pudrigkeit.
Offiziell übrigens – der Name „El Pasajero“ deutet es ja bereits an – sollte ich mich des Nächtens unter strahlenden Sternen in Andalusiens Bergen wiederfinden; dass es bei mir eher 17 Uhr in Oberbayern ist, bitte ich zu entschuldigen. Auch meine Nase arbeitet defizitär: Die „seidige Magnolie“, die konkret zu identifizieren mir nicht recht gelingen will, fungiert offiziell als „wunderschöner Kontrast“ zur „Brillanz“ der spanischen Sommernacht. Blöd – bei mir erweist sie sich als herausragend teamfähiger Mitspieler ohne Allüre.
„El Pasajero“ ist - trotz aller Freude am Duft – nichts, das ich selbst unbedingt tragen möchte; das dürfte aber aktuellen Geschmacksvorlieben geschuldet sein. Jenseits persönlicher Präferenzen gefällt mir Lenglings Parfum sehr gut, auch wenn es sicher keine neuen Horizonte eröffnet. Immerhin ist „El Pasajero“ - im Gegensatz zum Kollegen Nr. 5 („Eisbach“) – ganz bestimmt für Jungs wie Mädchen geeignet.
Fazit: Der unbekannte Parfumeur (was soll das eigentlich?) hat sein Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt und einen charmant-hellen Duft kreiert. Monumentale Haltbarkeit und hallenfüllende Sillage bietet „El pasajero“ nicht, dafür aber offensichtlich eine breite Palette an Assoziationsoptionen von Andalusien bis Fischbachau – eine olfaktorische Wunderwaffe für Reisefaule…
Die olfaktorische Palette reicht hier angeblich von aquatisch-frisch bis brackig-modrig – eine Definition, die kaum Erstaunen auszulösen vermag, auch wenn die subjektive Erwartungshaltung mit dem Schlimmsten rechnet. Frei von allen duftpyramidalen Informationen konstatiert der geneigte Tester erfreulicherweise einen angenehm wässrigen Hauch von Frische in der Eröffnung, dessen salzige Anteile homöopathisch stark potenziert (mithin also nicht vorhanden) sind. Damit weht eine angenehme Brise im Geschehen, zauberhaft ergänzt von den lichtgrünen Duftfarben eines Auwaldes: Es scheint, als assoziierte ich ohnehin eher Schlier- denn Nordsee. Ob diese Eröffnung ausreicht, um „El Pasajero“ ins aquatische Genre einzuordnen, ist eine Frage, die ich mit einem entschlossenen „Eigentlich jein!“ beantworte.
Mühelos lassen sich die floralen Anteile im Bouquet goutieren: So charmant verblendet, so frei von aller Prunksucht, so bar aller Schwülstigkeit erscheint die Blumigkeit eher vollsaftig als blühend. Dass es die Magnolie ist, die hier mehr knospend denn in voll entfalteter Pracht ihre Aromen einbringt, muss ich ebenso glauben wie den behaupteten Einfluss von Methyl Dihydrojasmonate. Letzteres imitiert seit 1959 erfolgreich Jasminnoten – sie in Lenglings Duft zu konkretisieren gelingt mir immerhin etwas besser als bei der Magnolie. Insgesamt aber begegnen uns die floralen Anteile als sonnenhelle Naturprojektionen ohne eindeutig definierte Herkunft; flüsternde Blüten in gedecktem Weiß etablieren den floralen Gedanken als dezente, durchaus liebliche, aber kaum süße Duftfarbe.
Sehr elegant stellt Osmanthus seine pfirsich-flauschigen Aromen wie fruchtige Duftpuffer ins Bouquet; sie sind durchaus identifizierbar, balancieren gekonnt auf dem Grat zwischen Blüte und Obst und singen doch unisono im Chor mit den übrigen naturnahen Noten. Ihr seht mich beeindruckt!
Wohl lese ich „Ambra“ – und fände doch weitaus lieber „Minze“ in der Pyramide: Während sich Ersteres meiner Nase nur schwach erschließt (besser ist das!), nehme ich eine zischfrische Note im Duft wahr – dezent und unaufdringlich, gänzlich unmedizinisch und gewiss bar aller kaugummierten Plattheit. Sollte ich an dieser Stelle halluzinieren, dann sicher nicht zum Schaden der Komposition: „El Pasajero“ jedenfalls behält die Frische der Eröffnung, die Brise vom Auwald bleibt belebend, und die blümelnd-grünen Noten verbreiten weiterhin eine gelassen-heitere Stimmung.
Das wirkt frühsommerlich, noch unbelastet von drückender Hitze und feuchter Schwüle; wie die jüngst vom Regenschauer erfrischte Uferböschung eines lebhaft strömenden Gebirgsbaches. Sicherlich passt Benzoe ebenso wenig zu meiner Assoziation wie Seetang und Jasmin – aber die harzige Grundierung will mir ohnehin vornehmlich als Fixativ erscheinen. Nebenbei spendiert sie dem Duft ein wenig Tiefe, eine Idee von Süße und nicht zuletzt auch eine sanft geerdete Pudrigkeit.
Offiziell übrigens – der Name „El Pasajero“ deutet es ja bereits an – sollte ich mich des Nächtens unter strahlenden Sternen in Andalusiens Bergen wiederfinden; dass es bei mir eher 17 Uhr in Oberbayern ist, bitte ich zu entschuldigen. Auch meine Nase arbeitet defizitär: Die „seidige Magnolie“, die konkret zu identifizieren mir nicht recht gelingen will, fungiert offiziell als „wunderschöner Kontrast“ zur „Brillanz“ der spanischen Sommernacht. Blöd – bei mir erweist sie sich als herausragend teamfähiger Mitspieler ohne Allüre.
„El Pasajero“ ist - trotz aller Freude am Duft – nichts, das ich selbst unbedingt tragen möchte; das dürfte aber aktuellen Geschmacksvorlieben geschuldet sein. Jenseits persönlicher Präferenzen gefällt mir Lenglings Parfum sehr gut, auch wenn es sicher keine neuen Horizonte eröffnet. Immerhin ist „El Pasajero“ - im Gegensatz zum Kollegen Nr. 5 („Eisbach“) – ganz bestimmt für Jungs wie Mädchen geeignet.
Fazit: Der unbekannte Parfumeur (was soll das eigentlich?) hat sein Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt und einen charmant-hellen Duft kreiert. Monumentale Haltbarkeit und hallenfüllende Sillage bietet „El pasajero“ nicht, dafür aber offensichtlich eine breite Palette an Assoziationsoptionen von Andalusien bis Fischbachau – eine olfaktorische Wunderwaffe für Reisefaule…
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