27.11.2016 - 14:38 Uhr
Meggi
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Meggi
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40
Variationen von Stollen
Kinder verändern alles. Und obwohl die organisatorischen Themen im Vergleich zur Umwälzung im Gefühlsleben ein Klacks sind, ist nicht zu leugnen, dass auch außerhalb des Innerhalb buchstäblich sämtliche gewohnten Abläufe auf den Kopf gestellt werden. Warum sollten also ausgerechnet die Culinaria verschont bleiben? So hatten meine Frau und ich vor der Kinder-Zeit häufig zusammen gekocht und gebacken. Das war komplett beendet. Gemeinsames Backen kehrte selbstredend irgendwann zurück, dann zunächst zu dritt und später zu viert; doch erst nach einigen Jahren Pause. „Schön-Kochen“ gibt es bis heute noch nicht wieder. Aber wir sind kurz davor!
Nur eines, eine einzige Sache, habe ich all die Jahre durchgehalten: Zu Weihnachten backe ich Stollen.
Mein Standard-Rezept kommt ohne weihnachtliche Gewürze aus, enthält Nüsse, Mandeln, Rosinen, Korinthen, Sukkade. Ich habe allerdings auch bereits andere Varianten mit würzenden Zutaten ausprobiert. Mogadess ist die olfaktorische Entsprechung solcher Bäckerei. In zweierlei Hinsicht, ich meine nicht bloß die nasenfällige und mehrfach genannte Fülle an weihnachtlich anmutenden Aromen. Der Duft ist zudem nämlich einigermaßen anstrengend in seiner Aromen-Dichte, allemal direkt auf der Haut.
Und „anstrengend“ ist das passende Stichwort. Stollen-Backen ist echt Arbeit und absolut nichts, was sich nebenher erledigen lässt. Einen langen Nachmittag sollte man schon einplanen. Morgens muss als erstes die Butter aus dem Kühlschrank, damit sie richtig weich wird. Ich verflüssige sie sogar, um das Kneten zu erleichtern. Sie wird einem ordentlich aufgegangenen Vorteig zugefügt, angerührt aus lauwarmem Wasser, Mehl und Hefe. Dazu kommen zwei Eier und erstaunlich wenig Zucker, denn die Früchte liefern reichlich Süße. Mehl wird untergerührt und -geknetet, bis ein kompakter Teig entstanden ist.
Vergleicht man die Größe der Rohteig-Kugel mit der Masse an Gedöns, die hineinzuarbeiten ist, fragt man sich, ob ein Irrtum bezüglich der Mengen-Verhältnisse vorliegt. Doch dem ist nicht so - das muss da alles rein. Mittlerweile knetet bei uns übrigens der Papa und die Kinder schaufeln löffelweise den designierten Inhalt hinzu. Das unverzichtbare Salz (eine kräftige Portion – 15 Gramm auf ein Kilo Mehl!) rühre ich zu den Früchten, auf dass es möglichst spät die Hefe ärgere. Kneten, drücken, walken. Und plötzlich ist es unfasslicherweise geschafft.
Die fertig geformten Gebäckstücke müssen lange aufgehen, bevor sie im Ofen unter sorgfältiger Überwachung von Temperatur und Zeit gebacken werden. Stets ist es Abend, bis die Stollen endlich abgekühlt sind und - mit Puderzucker bestreut – verpackt werden können. Ob in diesen Haufen von Nüssen und Früchten noch Gewürze eingerührt werden, spielt in puncto Anstrengung keine Rolle, verändert freilich den Charakter des Backwerks gründlich.
Mogadess nun kommt mir nach einem kurzem Gewürzkuchen-Auftakt (der ja ebenfalls nicht abseits des Themas ist) wie ein Zutaten-Experimentierkasten für Stollen-Bäcker vor. Orange - in mannigfacher Form: pur, kandiert, als Orangeade. Sowie jede Menge Gewürze. Vornean Zimt. Und Zimt. Außerdem Zimt. Und anderes in nicht minder erschlagender Fülle. Kakao, Kardamom, Vanille. Das musste da alles rein? Nur die Ruhe, das kriegen wir unter. Irgendwie.
Es fügt sich tatsächlich. Und nicht allein das; verblüffenderweise wahrt Mogadess trotz der unleugbaren Süße sogar die Backwerk-Balance: Erstens sind die Gewürze und Früchte keineswegs bloß süß, sondern zeigen gleichermaßen ihre herbe Seite, zweitens stehen als Geruchs-Ankerplatz durchweg eine Art rest-fruchtiger Orange und das Pieksige aus dem Zimt zur Verfügung. Über den gesamten Verlauf bleibt der Duft mithin fern jenes Pamps, mit dem etwa das auch nicht gerade billiger-jakob-mäßige Orient-Nachspeisen-Buffet „Noir Extreme“ von Tom Ford selbst den gutwilligsten Gourmand-Freund nach hinten raus bestraft. Kein Einzelfall, folglich darf das Durchziehen des Erträglichen hier sehr positiv hervorgehoben werden.
Und welches Getränk passt dazu? Natürlich Punsch. Kinderpunsch, versteht sich, wir trinken schließlich alle davon. Von Beginn an nehme ich immer mal wieder Derartiges wahr, wenn sich Frisch-Frucht zwischendurch ab und zu deutlicher an die Oberfläche neben das Gewürz strampelt.
Am Nachmittag überwiegen allmählich die holzig-würzigen Bestandteile. Das erweitert dann die Idee der Weihnachtsbäckerei zum allgemeinen Feld weihnachtlicher Gerüche. Soll es jedoch unbedingt beim Essbaren bleiben, käme am ehesten ein Früchtebrot in Frage.
Fazit: Hatte ich den Zimt erwähnt?
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
Nur eines, eine einzige Sache, habe ich all die Jahre durchgehalten: Zu Weihnachten backe ich Stollen.
Mein Standard-Rezept kommt ohne weihnachtliche Gewürze aus, enthält Nüsse, Mandeln, Rosinen, Korinthen, Sukkade. Ich habe allerdings auch bereits andere Varianten mit würzenden Zutaten ausprobiert. Mogadess ist die olfaktorische Entsprechung solcher Bäckerei. In zweierlei Hinsicht, ich meine nicht bloß die nasenfällige und mehrfach genannte Fülle an weihnachtlich anmutenden Aromen. Der Duft ist zudem nämlich einigermaßen anstrengend in seiner Aromen-Dichte, allemal direkt auf der Haut.
Und „anstrengend“ ist das passende Stichwort. Stollen-Backen ist echt Arbeit und absolut nichts, was sich nebenher erledigen lässt. Einen langen Nachmittag sollte man schon einplanen. Morgens muss als erstes die Butter aus dem Kühlschrank, damit sie richtig weich wird. Ich verflüssige sie sogar, um das Kneten zu erleichtern. Sie wird einem ordentlich aufgegangenen Vorteig zugefügt, angerührt aus lauwarmem Wasser, Mehl und Hefe. Dazu kommen zwei Eier und erstaunlich wenig Zucker, denn die Früchte liefern reichlich Süße. Mehl wird untergerührt und -geknetet, bis ein kompakter Teig entstanden ist.
Vergleicht man die Größe der Rohteig-Kugel mit der Masse an Gedöns, die hineinzuarbeiten ist, fragt man sich, ob ein Irrtum bezüglich der Mengen-Verhältnisse vorliegt. Doch dem ist nicht so - das muss da alles rein. Mittlerweile knetet bei uns übrigens der Papa und die Kinder schaufeln löffelweise den designierten Inhalt hinzu. Das unverzichtbare Salz (eine kräftige Portion – 15 Gramm auf ein Kilo Mehl!) rühre ich zu den Früchten, auf dass es möglichst spät die Hefe ärgere. Kneten, drücken, walken. Und plötzlich ist es unfasslicherweise geschafft.
Die fertig geformten Gebäckstücke müssen lange aufgehen, bevor sie im Ofen unter sorgfältiger Überwachung von Temperatur und Zeit gebacken werden. Stets ist es Abend, bis die Stollen endlich abgekühlt sind und - mit Puderzucker bestreut – verpackt werden können. Ob in diesen Haufen von Nüssen und Früchten noch Gewürze eingerührt werden, spielt in puncto Anstrengung keine Rolle, verändert freilich den Charakter des Backwerks gründlich.
Mogadess nun kommt mir nach einem kurzem Gewürzkuchen-Auftakt (der ja ebenfalls nicht abseits des Themas ist) wie ein Zutaten-Experimentierkasten für Stollen-Bäcker vor. Orange - in mannigfacher Form: pur, kandiert, als Orangeade. Sowie jede Menge Gewürze. Vornean Zimt. Und Zimt. Außerdem Zimt. Und anderes in nicht minder erschlagender Fülle. Kakao, Kardamom, Vanille. Das musste da alles rein? Nur die Ruhe, das kriegen wir unter. Irgendwie.
Es fügt sich tatsächlich. Und nicht allein das; verblüffenderweise wahrt Mogadess trotz der unleugbaren Süße sogar die Backwerk-Balance: Erstens sind die Gewürze und Früchte keineswegs bloß süß, sondern zeigen gleichermaßen ihre herbe Seite, zweitens stehen als Geruchs-Ankerplatz durchweg eine Art rest-fruchtiger Orange und das Pieksige aus dem Zimt zur Verfügung. Über den gesamten Verlauf bleibt der Duft mithin fern jenes Pamps, mit dem etwa das auch nicht gerade billiger-jakob-mäßige Orient-Nachspeisen-Buffet „Noir Extreme“ von Tom Ford selbst den gutwilligsten Gourmand-Freund nach hinten raus bestraft. Kein Einzelfall, folglich darf das Durchziehen des Erträglichen hier sehr positiv hervorgehoben werden.
Und welches Getränk passt dazu? Natürlich Punsch. Kinderpunsch, versteht sich, wir trinken schließlich alle davon. Von Beginn an nehme ich immer mal wieder Derartiges wahr, wenn sich Frisch-Frucht zwischendurch ab und zu deutlicher an die Oberfläche neben das Gewürz strampelt.
Am Nachmittag überwiegen allmählich die holzig-würzigen Bestandteile. Das erweitert dann die Idee der Weihnachtsbäckerei zum allgemeinen Feld weihnachtlicher Gerüche. Soll es jedoch unbedingt beim Essbaren bleiben, käme am ehesten ein Früchtebrot in Frage.
Fazit: Hatte ich den Zimt erwähnt?
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
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