Kuhuyan Parfums de Marly 2013
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Top Rezension
Lederhandschuhe für die Gartenarbeit
Neulich war ich auf der Suche nach einem neuen Duft. Gerne ledrig aber mittlerweile geht der Blick auch über den Ledertellerrand. Ich wollte also in eine bekannte Parfumerie im Ruhrgebiet einkehren, jedoch schloss diese am Wochenende wohl etwas früher. Also ab nach Dortmund, da sollte ebenfalls eine gute Parfumerie anzutreffen sein. Als ich nun dort ankam, bemerkte ich zuerst die zahlreichen Motorräder, bei denen mehrere Bikes Bollerwägen mit Bierkästen zogen. In einem lag ein Rocker total betrunken, die Kutte bedeckte nur zur Hälfte seinen voluminösen Bauch. Tja, dachte ich bei mir, Bauchfrei ist halt nicht mehr nur den Damen vorbehalten.
Als ich nun einkehrte, bekam ich noch gerade den Abgang eines anscheinend unzufriedenen Gastes mit, der da noch beim Zuschlagen der Tür etwas von einem Besuch beim Türkisen rief. „Was war denn das?“ „Ach wissen Sie, der Mann versteht immer noch nicht, dass das Düfte und keine Schuhsprays sind, seitdem man ihm beim großen Konkurrenten mehrere Parfums dafür angedreht hat. Seitdem ist der Mann nicht mehr ganz beisammen. Jedesmal, wenn er sich neue Lederschuhe kauft, kreuzt er hier auf um ein Lederschuhspray zu kaufen.“
Plötzlich hörte man ein lautes Aufstoßen aus einer Richtung, alle Blicke gingen dorthin, wo sich nun ein Rocker den Hintern kratzte. Die Verkäuferin schien meine Frage zu erahnen: „die sind bald weg aber ich schmeiße sie ungern raus. Die kommen aus Herne, sind leider immer volltrunken aber kaufen recht viele alkoholhaltige Parfums im Sinne von nach Rum oder Whisky duftend. Der, den Sie draußen bewundern durften, ist unser bester Kunde, kauft aber nur den Bentley Intense. Und das nicht zu knapp.“
Etwas perplex stand ich da, besann mich dann aber wieder. „Ein Bekannter erzählte mir vom Kuhuyan von Parfums de Marly, den wollte ich mal testen. Oder ist das wieder Diabetes im Flakon?“
„Da kann ich Sie beruhigen, von einem als Gustav G. Getarnten Schreiberling auf Parfumo weiß ich, dass dem nicht so ist. Ich Sprüh Ihnen mal was auf.“
Sprüh, Sprüh, Sprüh.
„Wurde der in Zusammenarbeit mit einem Blumenladen entwickelt? Oder Beaufort?“
„Nein warum fragen Sie?“
„Riecht wie Fathom V mit weniger Brackwasser.“
„Ist das jetzt gut oder schlecht?“
„Naja, für den Brackwasser-Vibe habe ich schon den Beaufort. Erzählen Sie mir mal was. Wird der zufällig noch ledrig? Nicht, dass es mir wichtig wäre, ich bin ja vielseitig interessiert. Oh, sehe ich da drei Tuscan Leather und vier Oro 1920??? Einpacken und zwar alle!!!“
„Ich lege Sie Ihnen zurück. Also, zum Kuhuyan: das, was Sie am Anfang als dreckig floral bezeichnen, ist das Veilchen. Das hat natürlich eine spezielle Note, welche auch gerne für die Erzeugung eines Lederakkords genutzt wird. Der Fahrenheit nutzt das auch für seinen ledrigen, spritlastigen Flair. Diese Phase zusammen mit dem Jasmin ist das, was Sie wie vorhin beschrieben haben. Diese Melange ist leicht krautig, zugegeben. Aber das bleibt ja nicht so.“
„Gottseidank!“
„Naja, danach wird der Duft zunächst zahm und droht zu verschwinden, denn das Leder wird sehr sanft dargestellt, ist damit nichts für Lederenthusiasten. Die Kombination mit dem Heliotrop führt allerdings nicht zu einem pudrigen, gourmandigen Leder sondern eher dazu, dass das Leder eben so zart und mit einem schnittgrünen Einschlag dargestellt wird. Ich würde es als Kontrast zu anderen Leder-Kreationen so beschreiben, dass dieses einen höfischen Charakter besitzt. Verstehen Sie, wie ich das meine?“
„Sicher, nachdem ich mir die Waringham-Saga komplett als Hörbuch im Auto auf dem Weg zur Arbeit angehört habe. Hört sich ehrlicherweise bisher sehr medioker an.“
„Nun, im Kern haben wir mit einem für mich kaum zu erkennenden Oud, Amber und Tonkabohne leider nichts, was das hier herausreißt. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass man den Duft irgendwann vergisst und wenn man dann hautnah schnuppert, also nach einigen Stunden, dann ist der Kuhuyan recht famos.“
„Immerhin muss ich nicht auch noch auf einem Besen reiten und bis Walpurgisnacht warten, bis der noch mal zündet. Klingt aber alles sehr...bescheiden. Als hätte das Dufthaus nicht gewusst, wohin man steuern sollte. Ist natürlich schade wenn man damit weder die Lederlobby noch die Anti-Lederlobby erreicht. Vielleicht was für den Baumarkt, hat was von Lederhandschuhen für den Garten.“
„Wohl wahr. Also: die anderen nehmen Sie aber, oder?“
„Klar, und von diesem Bentley Inten-“
„Alles weg, alles aufgekauft von dieser Gang aus Herne.“
Als ich nun einkehrte, bekam ich noch gerade den Abgang eines anscheinend unzufriedenen Gastes mit, der da noch beim Zuschlagen der Tür etwas von einem Besuch beim Türkisen rief. „Was war denn das?“ „Ach wissen Sie, der Mann versteht immer noch nicht, dass das Düfte und keine Schuhsprays sind, seitdem man ihm beim großen Konkurrenten mehrere Parfums dafür angedreht hat. Seitdem ist der Mann nicht mehr ganz beisammen. Jedesmal, wenn er sich neue Lederschuhe kauft, kreuzt er hier auf um ein Lederschuhspray zu kaufen.“
Plötzlich hörte man ein lautes Aufstoßen aus einer Richtung, alle Blicke gingen dorthin, wo sich nun ein Rocker den Hintern kratzte. Die Verkäuferin schien meine Frage zu erahnen: „die sind bald weg aber ich schmeiße sie ungern raus. Die kommen aus Herne, sind leider immer volltrunken aber kaufen recht viele alkoholhaltige Parfums im Sinne von nach Rum oder Whisky duftend. Der, den Sie draußen bewundern durften, ist unser bester Kunde, kauft aber nur den Bentley Intense. Und das nicht zu knapp.“
Etwas perplex stand ich da, besann mich dann aber wieder. „Ein Bekannter erzählte mir vom Kuhuyan von Parfums de Marly, den wollte ich mal testen. Oder ist das wieder Diabetes im Flakon?“
„Da kann ich Sie beruhigen, von einem als Gustav G. Getarnten Schreiberling auf Parfumo weiß ich, dass dem nicht so ist. Ich Sprüh Ihnen mal was auf.“
Sprüh, Sprüh, Sprüh.
„Wurde der in Zusammenarbeit mit einem Blumenladen entwickelt? Oder Beaufort?“
„Nein warum fragen Sie?“
„Riecht wie Fathom V mit weniger Brackwasser.“
„Ist das jetzt gut oder schlecht?“
„Naja, für den Brackwasser-Vibe habe ich schon den Beaufort. Erzählen Sie mir mal was. Wird der zufällig noch ledrig? Nicht, dass es mir wichtig wäre, ich bin ja vielseitig interessiert. Oh, sehe ich da drei Tuscan Leather und vier Oro 1920??? Einpacken und zwar alle!!!“
„Ich lege Sie Ihnen zurück. Also, zum Kuhuyan: das, was Sie am Anfang als dreckig floral bezeichnen, ist das Veilchen. Das hat natürlich eine spezielle Note, welche auch gerne für die Erzeugung eines Lederakkords genutzt wird. Der Fahrenheit nutzt das auch für seinen ledrigen, spritlastigen Flair. Diese Phase zusammen mit dem Jasmin ist das, was Sie wie vorhin beschrieben haben. Diese Melange ist leicht krautig, zugegeben. Aber das bleibt ja nicht so.“
„Gottseidank!“
„Naja, danach wird der Duft zunächst zahm und droht zu verschwinden, denn das Leder wird sehr sanft dargestellt, ist damit nichts für Lederenthusiasten. Die Kombination mit dem Heliotrop führt allerdings nicht zu einem pudrigen, gourmandigen Leder sondern eher dazu, dass das Leder eben so zart und mit einem schnittgrünen Einschlag dargestellt wird. Ich würde es als Kontrast zu anderen Leder-Kreationen so beschreiben, dass dieses einen höfischen Charakter besitzt. Verstehen Sie, wie ich das meine?“
„Sicher, nachdem ich mir die Waringham-Saga komplett als Hörbuch im Auto auf dem Weg zur Arbeit angehört habe. Hört sich ehrlicherweise bisher sehr medioker an.“
„Nun, im Kern haben wir mit einem für mich kaum zu erkennenden Oud, Amber und Tonkabohne leider nichts, was das hier herausreißt. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass man den Duft irgendwann vergisst und wenn man dann hautnah schnuppert, also nach einigen Stunden, dann ist der Kuhuyan recht famos.“
„Immerhin muss ich nicht auch noch auf einem Besen reiten und bis Walpurgisnacht warten, bis der noch mal zündet. Klingt aber alles sehr...bescheiden. Als hätte das Dufthaus nicht gewusst, wohin man steuern sollte. Ist natürlich schade wenn man damit weder die Lederlobby noch die Anti-Lederlobby erreicht. Vielleicht was für den Baumarkt, hat was von Lederhandschuhen für den Garten.“
„Wohl wahr. Also: die anderen nehmen Sie aber, oder?“
„Klar, und von diesem Bentley Inten-“
„Alles weg, alles aufgekauft von dieser Gang aus Herne.“
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LG