21.05.2017 - 14:49 Uhr
Meggi
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23
O mio babbino caro
Mädels wissen, wie sie ihren Papa um den Finger wickeln, mit dieser Fähigkeit werden sie praktisch geboren. Ob die Väter dann stets so weit gehen wie Gianni Schicchi in Puccinis gleichnamiger Oper (er erschleicht unter hohem Risiko eine reiche Erbschaft), sei dahingestellt. Mir geht es einzig um die Arie „O mio babbino caro“, zu Deutsch: „O mein liebes Papilein“, mit der seine Tochter Lauretta ihn anplinkert. Sie will nämlich heiraten - das Problem ist nur, dass der Papa dazu vermögend werden muss, und das gefälligst zügig.
So sehr ich die samtene, trotzdem leidenschaftliche Italianità Mirella Frenis (youtube.com/watch?v=piF82zTQpCg – sonst immer erste Wahl) schätze, der glockenklare Sopran der zu früh verstorbenen Lucia Popp spiegelt ein mädchenhaftes Augenklimpern doch noch etwas besser (youtube.com/watch?v=XTvoCqk0nbk). Welcher Papa könnte da hart bleiben?
‚Puredistance I‘ nun ist ein „Lucia-Popp-singt-‚O-mio-babbino-caro‘-Parfüm“. Hier allerdings ist es das Augenklimpern der Verwöhnten, die ihrem alten Herrn irgendwas vermeintlich Unverzichtbares abquatschen will. Sicherlich ein hochgezüchtetes It-Luxusprodukt, zum Beispiel…vielleicht…‚Puredistance I‘?
Eine Spur der Schale und des Grüns Schwarzer Johannisbeere werden unterlegt vom Teehaft-Bitteren der Magnolie. Eine duftige Neroli-Note liegt lediglich wie ein Schleier darüber. Überhaupt hatte ich mit mehr Weißblüher-Beteiligung gerechnet und viel von deren Möglichkeiten ist abgeschnitten. Der Duft enthält bloß eine Idee oder Skizze von Weißblüher und um Him-mels will-len nichts Stinkiges.
Für wahrscheinlich halte ich eine Mitwirkung eines laboriellen Aufhellers, der einen metallisch-quellwässrigen Dreh liefert. Derlei ist indes nicht trennscharf von der Magnolie abzugrenzen; es kann also gut sein, dass die Chemie sogar stärker involviert ist als zunächst zu bemerken. Es ließe sich nach meinem Dafürhalten ebenfalls mutmaßen, dass in Wahrheit die angebliche Magnolie per besagter Chemie plus Johannisbeer-Blattgrün plus weißer Moschus erzeugt wurde. Gleichwohl zeigt mein Rätselraten, dass die Sache grundsätzlich geglückt ist.
Völlig eindeutig ist hingegen eine ostentative Hautcreme-Attitüde im gesamten Auftritt. Die bereits erwähnte Ansage Moschus spricht da nicht allein formal Bände und die Mimose arbeitet daran fleißig mit. Weiter gesteigert wird die Creme-Anmutung, als der metallisch-synthetische Part um die Mittagszeit noch einen drauflegt.
Am frühen Nachmittag wittere ich direkt auf der Haut eine Art „Scheuermilch-Note“, die meines Erachtens auf Vetiver-Grün zurückgeht. Mit ein bisschen mehr Abstand verschwindet das freilich in der Creme, die zudem allmählich einen süßen Einschlag bekommt. Ab und zu umweht ein delikates Vetiver-Grün unvermutet die Nase. Wer dem nachspüren will, stößt wieder auf die Creme. Neckisch! Und von vordergründig unschuldiger, aber insgeheim leicht durchtriebener Weiblichkeit - *plinker-plinker* eben. Nach ganz hinten raus regiert weißer Moschus mit einem floralen Tupfer, er zeigt die übliche, geradezu penetrante Haltbarkeit.
Hm. Mir fehlt es an einer Vorstellung, was diesen Duft klar von diversen anderen Haut-/Creme-Schmeichlern abhebt. Abgesehen natürlich vom exorbitanten Preis. Ich zumindest hätte von einem derart kostspieligen Parfüm mehr erwartet.
Um keine Missverständnisse entstehen zu lassen: ‚Puredistance I‘ setzt sein Vorhaben bestens um. Insbesondere der jeweils herbe Beitrag von Sagen-wir-Magnolien-Bitterkeit von oben und Ich-bin-ab-1cm-keine-Scheuermilch-mehr-Vetiver von unten ist schon klasse gelungen und sehr edel.
Ein boshaftes Fazit: Das im Stil eher Gewöhnliche wird perfekt dargeboten, bis hin zur äußeren Form und zum aufgerufenen Preis. Ein Bravo-Bravissimo für die Inszenierung!
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
So sehr ich die samtene, trotzdem leidenschaftliche Italianità Mirella Frenis (youtube.com/watch?v=piF82zTQpCg – sonst immer erste Wahl) schätze, der glockenklare Sopran der zu früh verstorbenen Lucia Popp spiegelt ein mädchenhaftes Augenklimpern doch noch etwas besser (youtube.com/watch?v=XTvoCqk0nbk). Welcher Papa könnte da hart bleiben?
‚Puredistance I‘ nun ist ein „Lucia-Popp-singt-‚O-mio-babbino-caro‘-Parfüm“. Hier allerdings ist es das Augenklimpern der Verwöhnten, die ihrem alten Herrn irgendwas vermeintlich Unverzichtbares abquatschen will. Sicherlich ein hochgezüchtetes It-Luxusprodukt, zum Beispiel…vielleicht…‚Puredistance I‘?
Eine Spur der Schale und des Grüns Schwarzer Johannisbeere werden unterlegt vom Teehaft-Bitteren der Magnolie. Eine duftige Neroli-Note liegt lediglich wie ein Schleier darüber. Überhaupt hatte ich mit mehr Weißblüher-Beteiligung gerechnet und viel von deren Möglichkeiten ist abgeschnitten. Der Duft enthält bloß eine Idee oder Skizze von Weißblüher und um Him-mels will-len nichts Stinkiges.
Für wahrscheinlich halte ich eine Mitwirkung eines laboriellen Aufhellers, der einen metallisch-quellwässrigen Dreh liefert. Derlei ist indes nicht trennscharf von der Magnolie abzugrenzen; es kann also gut sein, dass die Chemie sogar stärker involviert ist als zunächst zu bemerken. Es ließe sich nach meinem Dafürhalten ebenfalls mutmaßen, dass in Wahrheit die angebliche Magnolie per besagter Chemie plus Johannisbeer-Blattgrün plus weißer Moschus erzeugt wurde. Gleichwohl zeigt mein Rätselraten, dass die Sache grundsätzlich geglückt ist.
Völlig eindeutig ist hingegen eine ostentative Hautcreme-Attitüde im gesamten Auftritt. Die bereits erwähnte Ansage Moschus spricht da nicht allein formal Bände und die Mimose arbeitet daran fleißig mit. Weiter gesteigert wird die Creme-Anmutung, als der metallisch-synthetische Part um die Mittagszeit noch einen drauflegt.
Am frühen Nachmittag wittere ich direkt auf der Haut eine Art „Scheuermilch-Note“, die meines Erachtens auf Vetiver-Grün zurückgeht. Mit ein bisschen mehr Abstand verschwindet das freilich in der Creme, die zudem allmählich einen süßen Einschlag bekommt. Ab und zu umweht ein delikates Vetiver-Grün unvermutet die Nase. Wer dem nachspüren will, stößt wieder auf die Creme. Neckisch! Und von vordergründig unschuldiger, aber insgeheim leicht durchtriebener Weiblichkeit - *plinker-plinker* eben. Nach ganz hinten raus regiert weißer Moschus mit einem floralen Tupfer, er zeigt die übliche, geradezu penetrante Haltbarkeit.
Hm. Mir fehlt es an einer Vorstellung, was diesen Duft klar von diversen anderen Haut-/Creme-Schmeichlern abhebt. Abgesehen natürlich vom exorbitanten Preis. Ich zumindest hätte von einem derart kostspieligen Parfüm mehr erwartet.
Um keine Missverständnisse entstehen zu lassen: ‚Puredistance I‘ setzt sein Vorhaben bestens um. Insbesondere der jeweils herbe Beitrag von Sagen-wir-Magnolien-Bitterkeit von oben und Ich-bin-ab-1cm-keine-Scheuermilch-mehr-Vetiver von unten ist schon klasse gelungen und sehr edel.
Ein boshaftes Fazit: Das im Stil eher Gewöhnliche wird perfekt dargeboten, bis hin zur äußeren Form und zum aufgerufenen Preis. Ein Bravo-Bravissimo für die Inszenierung!
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
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