Erbe Alpine Tuttotondo 2016
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Top Rezension
Anders schön als gedacht
Italien ist die Heimat von etlichen spannenden kleineren und richtig kleinen Marken: Neben solchen, die zwischen gehobenem Mainstream und moderater Nische angesiedelt sind (da würde ich etwa Lorenzo Villoresi und Il Profumo einordnen, beides Marken, mit denen ich faszinierende Erfahrungen gemacht habe) und solchen, die eine lange Tradition entweder wirklich aufweisen oder damit jedenfalls spielen (Carthusia und Nobile 1942 etwa, die beide ebenfalls hochinteressante Düfte im Programm haben) sind mir in letzter Zeit ein paar kleine Marken aufgefallen, die zu moderaten Preisen gefällige (aber dabei oft durchaus originelle) Gebrauchsdüfte ohne Luxus-Cricri anbieten, oft verbunden mit einem sehr schönen, klaren und modernen Design. Sozusagen Düfte, die (auch) in ein Ikea-Badezimmer passen.
In diese Kategorie gehören fraglos "Erbolario" und "Mirum" (sehr sympathisch beide) und mit Einschränkungen "Rudy Profumi". Derselben Gruppe ist auch "Tuttotondo" zuzuordnen, einer Marke, die mit ihrem überschaubaren Duftportfolio, den einfachen, klaren und unverschwurbelten Duft-Namen und dem wunderschönen Design der Flakons und vor allem der Kartons mein Herz schon vor dem ersten Schnuppern gewonnen hatte. Durch eine freundliche Mitparfuma ist nun eine kleine Auswahl der Düfte dieses Hauses zu mir gekommen. "Scherma" ("der Fechtsport"), war leider nicht dabei (ich habe diesen Sport selbst einmal ausgeübt und bin daher gespannt, wie man diese Kunst olfaktorisch umsetzen kann), zu "Golf" und "Chinotto" habe ich ein Statement geschrieben "Erbe Alpine" bekommt nun einen kurzen Kommentar.
"Erbe Alpine" heißt "Alpenkräuter" und ist korrektes italienisch ("erba" = Kraut; "erbe" = Kräuter). Andere Marken verwenden, weil das fehlende H für Nichtitaliener komisch klingt, eine Fantasiesprache, z.B. Guerlain mit seinem sehr schönen "Herba Fresca", das in keiner Sprache korrekt ist (spanisch wäre "hierba"; im Lateinischen gibt es kein "fresca"). Tuttotondo produziert nicht für den Weltmarkt und kann sich daher linguistische Richtigkeit leisten.
Der Duft ist unerwartet. Kräuter stehen nur im Namen, aber bereits nicht in der Noten-Pyramide, und auch meine Nase kann keine erkennen. Und zitrische Noten stehen zwar (zahlreich) in der Pyramide, aber auch hier kann ich allenfalls Spuren erkennen, wie überhaupt die ganze Kopfnote einschließlich des Korianders für mich kaum spürbar ist. Von der Vorstellung eines klassischen sommerlich-mediterranen Zitrus-Küchenkräuter-Frischlings muss man sich also sofort lösen.
Nach einem fulminant-gewaltigen kurzen ozonisch-frischen Auftakt mit Andeutungen von Zitrus folgt sofort die den Duft so massiv wie ein Dolomitengipfel beherrschende Herznote aus Tannenbalsam und dem (eigentlich nicht gerade alpentypischen) Eukalyptus einerseits, der für würzigfrische, balsamische, moderat süße, tatsächlich ein wenig an "Ricola Kräuterzucker" und "Tannenöl-Badeschaum" denken lassende Klänge sorgt, und, eindeutig die zweite Geige spielend, den blumigen Noten, wobei mir das (Alpen-?) Veilchen eher als die Rose erspürbar erscheint. Eine Basisnote ist der guten Ordnung auch noch da, stützt und rahmt das Herz aber bloß.
Damit also, gegen den Strich der Erwartungen gebürstet, die durch den Namen, die zitrischen Angaben und vielleicht auch das Sternenklare-Nacht-Design ausgelöst wurden, kein kühlender gletscherig-oberfrischer Sommerduft, sondern eher eine Impression vom Beginn der Bergwanderung, noch in der Nähe des Dorfes im Tal, unterhalb der Baumgrenze: Satte Tannenwälder und Weiden und Wiesen mit summenden Insekten, Schmetterlingen, Blumen und vielleicht auch ein paar Kuhfladen.
Trotz der Balsamik sommertauglich und auf seine eigene besondere Art frisch, und in der richtigen Art die Balance haltend zwischen unprätentiös und originell. Ein schöner Duft!
In diese Kategorie gehören fraglos "Erbolario" und "Mirum" (sehr sympathisch beide) und mit Einschränkungen "Rudy Profumi". Derselben Gruppe ist auch "Tuttotondo" zuzuordnen, einer Marke, die mit ihrem überschaubaren Duftportfolio, den einfachen, klaren und unverschwurbelten Duft-Namen und dem wunderschönen Design der Flakons und vor allem der Kartons mein Herz schon vor dem ersten Schnuppern gewonnen hatte. Durch eine freundliche Mitparfuma ist nun eine kleine Auswahl der Düfte dieses Hauses zu mir gekommen. "Scherma" ("der Fechtsport"), war leider nicht dabei (ich habe diesen Sport selbst einmal ausgeübt und bin daher gespannt, wie man diese Kunst olfaktorisch umsetzen kann), zu "Golf" und "Chinotto" habe ich ein Statement geschrieben "Erbe Alpine" bekommt nun einen kurzen Kommentar.
"Erbe Alpine" heißt "Alpenkräuter" und ist korrektes italienisch ("erba" = Kraut; "erbe" = Kräuter). Andere Marken verwenden, weil das fehlende H für Nichtitaliener komisch klingt, eine Fantasiesprache, z.B. Guerlain mit seinem sehr schönen "Herba Fresca", das in keiner Sprache korrekt ist (spanisch wäre "hierba"; im Lateinischen gibt es kein "fresca"). Tuttotondo produziert nicht für den Weltmarkt und kann sich daher linguistische Richtigkeit leisten.
Der Duft ist unerwartet. Kräuter stehen nur im Namen, aber bereits nicht in der Noten-Pyramide, und auch meine Nase kann keine erkennen. Und zitrische Noten stehen zwar (zahlreich) in der Pyramide, aber auch hier kann ich allenfalls Spuren erkennen, wie überhaupt die ganze Kopfnote einschließlich des Korianders für mich kaum spürbar ist. Von der Vorstellung eines klassischen sommerlich-mediterranen Zitrus-Küchenkräuter-Frischlings muss man sich also sofort lösen.
Nach einem fulminant-gewaltigen kurzen ozonisch-frischen Auftakt mit Andeutungen von Zitrus folgt sofort die den Duft so massiv wie ein Dolomitengipfel beherrschende Herznote aus Tannenbalsam und dem (eigentlich nicht gerade alpentypischen) Eukalyptus einerseits, der für würzigfrische, balsamische, moderat süße, tatsächlich ein wenig an "Ricola Kräuterzucker" und "Tannenöl-Badeschaum" denken lassende Klänge sorgt, und, eindeutig die zweite Geige spielend, den blumigen Noten, wobei mir das (Alpen-?) Veilchen eher als die Rose erspürbar erscheint. Eine Basisnote ist der guten Ordnung auch noch da, stützt und rahmt das Herz aber bloß.
Damit also, gegen den Strich der Erwartungen gebürstet, die durch den Namen, die zitrischen Angaben und vielleicht auch das Sternenklare-Nacht-Design ausgelöst wurden, kein kühlender gletscherig-oberfrischer Sommerduft, sondern eher eine Impression vom Beginn der Bergwanderung, noch in der Nähe des Dorfes im Tal, unterhalb der Baumgrenze: Satte Tannenwälder und Weiden und Wiesen mit summenden Insekten, Schmetterlingen, Blumen und vielleicht auch ein paar Kuhfladen.
Trotz der Balsamik sommertauglich und auf seine eigene besondere Art frisch, und in der richtigen Art die Balance haltend zwischen unprätentiös und originell. Ein schöner Duft!
16 Antworten


Hustenbonbonsirup im Pokal!
Hört sich spannend an!
Für den geneigten Sportfechter: ich meine Detaille hat auch einen im Programm.
Für die fehlenden Kräuter einen Kräuterschnaps-Pokal!