Sniffsniff
Hilfreiche Rezension
19
Nussdämmerung
Sommer 1997, Zeltübernachtungsparty bei meiner Freundin Manu.
Manu hatte sehr liberale Eltern, die sich nicht daran störten, dass diverse Flaschen des Berentzen'schen Milchlikörsortiments und einige Exemplare eines bekannten irischen Toffee-Likörs ihren Weg in den Obstgarten fanden. Wir waren immerhin alle bereits konfirmiert.
Die liebe Josy war hellauf begeistert und langte beherzt zu. Wollte sie doch an diesem Abend alle Hemmungen über Bord werfen und endlich bei Christoph landen. Sie schüttete das süß-klebrige Zeug in sich hinein, als gäbe es kein Morgen. Christoph schien davon recht angetan und tat es ihr gleich.
Irgendwann kam er auf die Idee, Josy einen leckeren Longdrink zu mixen: Baileys mit Apfelsaft. Ich beobachtete nicht ohne Interesse, aber aus sicherer Distanz, dass die Mixtur lustige Flocken bildete und auch farblich nicht sonderlich appetitlich wirkte. Josy ließ sich jedoch nicht beirren und trank mit Todesverachtung aus, was Amor ihr dargeboten hatte.
Irgendwann erhob sie sich aus dem Schneidersitz. Ihre Gesichtsfarbe hatte sich verändert. Nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. Sie ähnelte nun irgendwie dem blassen Beige-Grün des zuvor konsumierten Mischgetränks. Statt den Weg zur Toilette einzuschlagen, tat Josy einen großen Ausfallschritt in Richtung meines nagelneuen Igluzeltes. Sie ging recht zügig in die Knie und im selben Moment ergoss sich ein süßsaurer Schwall ihres Mageninhaltes auf die bis dato unbefleckte knallblaue Zeltwand. Ich werde diesen Geruch niemals vergessen. Danke nochmals, liebe Josy!
Mit dem Eintreffen von Happy Nuts konnte ich diesen wunderbaren Moment meiner Jugend in all seiner olfaktorischen Pracht nun noch einmal detailgetreu nacherleben. Happy Nuts ist ein Konglomerat aus allerlei Gourmandnoten, die so beliebig und unharmonisch zusammengewürfelt wirken, dass mir die Worte fehlen. Ich rieche nichts Nussiges, oder zumindest nichts, was ich mit angenehmem Nussgeruch assoziieren könnte. Stechend künstliche Ethylmaltolsüße begleitet dieses undurchdringliche Süßspeisenpürree. So weit, so schlecht. Wären da nicht auch noch Patchouli und Tabak in den Brei gefallen, welche dem Ganzen eine gewisse dumpfe Säure verleihen, die mich sofort ins Jahr 1997 zurückkatapultiert. Vergorene Schokoladensüße. Der Duft ist für mich absolut nicht (er)tragbar und es wäre mir höchst unangenehm, wenn mich jemand so riechen würde.
Keine Nüsse für Aschenbrödel.