24.07.2024 - 06:32 Uhr
Parma
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Parma
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13
Deep down in tradition
Der Markenname: Born to stand out (BTSO). Die Flakonfarbe: Maximaler Kontrast (rot-weiß). Der Parfumname: Naked Neroli. Das kommt sehr selbstbewusst daher und ist normalerweise nicht so meins. Zudem recht ungewöhnlich für eine asiatische (hier: südkoreanische) Marke, um mal in die Klischeekiste zu greifen. Letztere Eigenschaft (asiatische Marke) hätte ihn auf jeden Fall mehr für mich eingenommen, wenn ich zum Testzeitpunkt davon gewusst hätte. Probiert habe ich ihn nur, weil mich zitrisch-dominierte Düfte - das versprach der Name - grundsätzlich sehr interessieren. Eine gehörige Portion Skepsis schwang jedoch mit.
Aber Überraschung: Der ist gut! Von der Anlage her so ganz anders als es die Marke mit ihrem leicht schrillen Auftritt suggeriert. Hinter dem ganzen Marketing-Bling-Bling - wobei mir die Flakonform in Gestalt alter Apothekerflaschen schon sehr gefällt - verbirgt sich zwar ein namenskonform kräftiger, nerolidominierter Duft, der aber stark in der klassischen Eau de Cologne-Tradition verankert ist. Aufgefallen ist mir das erst nach ein paarmal Tragen, so sehr war ich durch die Außenwirkung und die - soviel sei schon einmal verraten - prägnante Moschusbasis beeinflusst.
Im Grunde ist es eine Variation des - für mich - Eau de Cologne-Referenzdufts ‚Eau de Cologne Imperiale‘ (1853) von Guerlain. Das aus meiner Sicht fast zeitlose Meisterwerk wurde hier durch eine leicht säuerliche (aromachemische?) Zugabe in der facettenreichen Zitrusnote - mit dominanter Zitrone -, ein akzentuierteres, seifiges Neroli, einen sehr sauberen, ätherisch-frischkrautigen Basilikumton - fast wie ein clean-blatthafter Vetiver wirkend - und einen den Duft dichter erscheinen lassenden Moschus, modernisiert. Letzterer kommt zum Glück nicht cremig deckend daher, sondern lediglich die Textur etwas verdichtend. Die klassischen EdCs sind zwar durchlässiger, komplexer und feinnerviger, aber die Wurzeln erkennbar. Vergleichbarer etwa mit Thierry Wassers ‚Cologne du Parfumeur‘ (seiner zeitgemäßen Interpretation des Haus-Klassikers). Dieser verwendet recht großzügig eine cremigpudrige Moschusbasis, die den Duft deutlich einhüllt und glättet. Im Vergleich übersteuert Wassers Duft darin für meinen Geschmack etwas, Naked Neroli bleibt leicht konturschärfer. Am duftähnlichsten scheint mir jedoch Tom Fords ‚Neroli Portofino’ zu sein, den man mit diesem durchaus verwechseln kann, jedoch für mich nicht ganz so hell strahlt wie ‚Naked Neroli’, was ich ursächlich der Basilikumverwendung zuschreibe. Das gefällt mir persönlich besser, allerdings hält der Tom Ford-Duft seine Zitrizität bis zum Ende aufrecht und bleibt darin erstaunlich differenziert, was ich an jenem bevorzuge. Das schafft der BTSO-Duft nicht ganz.
Insgesamt hat Daphné Bugey in meinen Augen ein sehr ausbalanciertes, zeitgemäßes, reduziertes Eau de Cologne geschaffen, ohne dabei zu sehr in die Aromachemie-Falle zu tappen. Und ihm trotzdem deutlich mehr Durchhaltevermögen verliehen als es den traditionellen Vorbildern zu eigen ist. Für mich daher eines der gelungensten modernen Kölnisch Wasser.
Man sollte sich also nicht von der Aufmachung der Marke täuschen lassen bzw. aufgrund der Aufmachung nicht enttäuscht sein, auf einen so in der Parfumklassik verwurzelten Duft zu treffen. Für alle, denen Neroli Portofino zu teuer ist, könnte dieser evtl. eine das Portmonaie schonendere, qualitativ gleichwertige Alternative sein, wenngleich er ebenfalls nicht ganz günstig ist (für den gleichen Preis - 165 € - bekommt man aktuell 50ml des BTSO- bzw. 30ml des Tom Ford-Dufts).
Aber Überraschung: Der ist gut! Von der Anlage her so ganz anders als es die Marke mit ihrem leicht schrillen Auftritt suggeriert. Hinter dem ganzen Marketing-Bling-Bling - wobei mir die Flakonform in Gestalt alter Apothekerflaschen schon sehr gefällt - verbirgt sich zwar ein namenskonform kräftiger, nerolidominierter Duft, der aber stark in der klassischen Eau de Cologne-Tradition verankert ist. Aufgefallen ist mir das erst nach ein paarmal Tragen, so sehr war ich durch die Außenwirkung und die - soviel sei schon einmal verraten - prägnante Moschusbasis beeinflusst.
Im Grunde ist es eine Variation des - für mich - Eau de Cologne-Referenzdufts ‚Eau de Cologne Imperiale‘ (1853) von Guerlain. Das aus meiner Sicht fast zeitlose Meisterwerk wurde hier durch eine leicht säuerliche (aromachemische?) Zugabe in der facettenreichen Zitrusnote - mit dominanter Zitrone -, ein akzentuierteres, seifiges Neroli, einen sehr sauberen, ätherisch-frischkrautigen Basilikumton - fast wie ein clean-blatthafter Vetiver wirkend - und einen den Duft dichter erscheinen lassenden Moschus, modernisiert. Letzterer kommt zum Glück nicht cremig deckend daher, sondern lediglich die Textur etwas verdichtend. Die klassischen EdCs sind zwar durchlässiger, komplexer und feinnerviger, aber die Wurzeln erkennbar. Vergleichbarer etwa mit Thierry Wassers ‚Cologne du Parfumeur‘ (seiner zeitgemäßen Interpretation des Haus-Klassikers). Dieser verwendet recht großzügig eine cremigpudrige Moschusbasis, die den Duft deutlich einhüllt und glättet. Im Vergleich übersteuert Wassers Duft darin für meinen Geschmack etwas, Naked Neroli bleibt leicht konturschärfer. Am duftähnlichsten scheint mir jedoch Tom Fords ‚Neroli Portofino’ zu sein, den man mit diesem durchaus verwechseln kann, jedoch für mich nicht ganz so hell strahlt wie ‚Naked Neroli’, was ich ursächlich der Basilikumverwendung zuschreibe. Das gefällt mir persönlich besser, allerdings hält der Tom Ford-Duft seine Zitrizität bis zum Ende aufrecht und bleibt darin erstaunlich differenziert, was ich an jenem bevorzuge. Das schafft der BTSO-Duft nicht ganz.
Insgesamt hat Daphné Bugey in meinen Augen ein sehr ausbalanciertes, zeitgemäßes, reduziertes Eau de Cologne geschaffen, ohne dabei zu sehr in die Aromachemie-Falle zu tappen. Und ihm trotzdem deutlich mehr Durchhaltevermögen verliehen als es den traditionellen Vorbildern zu eigen ist. Für mich daher eines der gelungensten modernen Kölnisch Wasser.
Man sollte sich also nicht von der Aufmachung der Marke täuschen lassen bzw. aufgrund der Aufmachung nicht enttäuscht sein, auf einen so in der Parfumklassik verwurzelten Duft zu treffen. Für alle, denen Neroli Portofino zu teuer ist, könnte dieser evtl. eine das Portmonaie schonendere, qualitativ gleichwertige Alternative sein, wenngleich er ebenfalls nicht ganz günstig ist (für den gleichen Preis - 165 € - bekommt man aktuell 50ml des BTSO- bzw. 30ml des Tom Ford-Dufts).
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