Floyd
27.07.2025 - 10:33 Uhr
34
Top Rezension
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Erste Eindrücke von Eden

Was die Rehe zunächst von Eden sahen, waren gleißend hellharzige Lianen, sie hingen wie ätherische Fäden aus Leim überall von den Urwaldbäumen. Die trugen morsche feuchte Rinden, Nebel-umwoben wie dunstiger Lehm, worauf winzige braune Kola-Perlen ab und an schillerten. Ränder von weißen Salzkristallen zeichneten an den archaischen Stämmen, an deren knotig-ledrigen Fingern Rotweintrauben verdorrten. Die scheuen Wesen aber beschlossen sich dort vorerst zu verbergen, sie bedeckten ihre Haut und die süßen Spuren mit den hellbraunen klammen Erden. Ihre Wärme konnte man in silbrigen Schleiern über den Böden erahnen.
***
Mathew Schmuelian von Lost Tribe aus New York legt großen Wert auf 100% natürliche sowie nachhaltig gewonnene Rohstoffe in seinen Düften. Lokale Partnerschaften spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle.
"Fiber" ist seine Ode an Oud, enthält knapp 4g Oud pro Flasche und macht somit 87,5% des Blends aus. "You're left with a fiber of Eden." schreibt er auf seiner Seite. Was aber zunächst im Vordergrund steht sind helle, ätherische, klebstoffterpenartige Harze, wie man sie vom Sandelholz her kennt. Hier scheint das schwarze Sandelholz, welches aus dem Kernholz uralter Bäume gewonnen wird, seine Schatten vorauszuwerfen, das dunkel-harzige, fast ledrige Thai-Oud zu unterstreichen. Das Harz schillert in weichen, morschen, hellen Rinden, erzeugt mit ihnen einen fast feucht-lehmigen Eindruck, in welchem sich tatsächlich, wie von Mathew beschrieben, leichte Cola-Vibes des malaysischen Ouds entdecken lassen, bevor salzige Spuren von Ambra und Cambodi spürbarer werden, die Ambra ihrerseits eher harzig, das Cambodi zudem mit trockenen Rotweintraubenaromen. Der mongolische Moschus hält sich subtil-erdig, eher Haut-ähnlich im Hintergrund, sodass bis zum Ende ein harzig-holzig-lehmiger Eindruck von Eden, moderat aber lang anhaltend projizierend dominiert.

(Mit Dank an Svezenkar)
29 Antworten
DANA17DANA17 vor 2 Tagen
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So schön beschrieben …diese erste Eindrücke von Eden 🙂
PuderperlePuderperle vor 2 Tagen
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Scheint als sei es ein holziger Duft, durch und durch. Beeindruckend, wie dir auch hier ein schöner Text dazu eingefallen ist.
TonyTonkaTonyTonka vor 3 Tagen
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Eine spannende Gedankenreise! Liest sich schon verlockend :)
28ScentsLtr28ScentsLtr vor 3 Tagen
1
Du malst schon gerne mit Wörtern ... nicht? ;)
AugustoAugusto vor 3 Tagen
1
Das klingt leichter und zarter als es das Oud erahnen lässt. Zauberhaft.
AtanarjuatAtanarjuat vor 3 Tagen
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Mir ein wenig zu viel Oud....
Finster242Finster242 vor 3 Tagen
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Ich finde es löblich, wenn man sich auf die Fahne schreibt 100% natürliche sowie nachhaltig gewonnene Rohstoffe zu verwenden. Bei Oud ist das zum Glück mittlerweile durch kontrollierten Plantagenanbau möglich, auch wenn die Qualität wohl durch die kürzere Reifezeit geringer ist als das jahzehnte gereifte wilde Oud. Bei echtem Moschus ist Nachhaltigkeit allerdings nicht möglich, weil der Tod des Tieres damit verbunden ist. Da wäre dann die Frage, ob Lost Tribe pflanzlichen oder sythetischen Moschus verwenden oder ob die Behauptung nur eine Marketingstrategie ist.
FloydFloyd vor 3 Tagen
Diese Frage stellt sich bei nahezu allen tierischen Duftstoffen ja immer wieder. Im Fall von Mathew kann ich das nicht abschließend beantworten. Er sagt aber, dass er keinerlei Synthetik verwendet und somit wäre es bei diesen kleinen Artisan-Häusern und einer Flakonzahl von 22 durchaus möglich, dass hier ein Quotentier von einem Jäger erworben wurde. Von Marketingstrategie würde ich nicht sprechen wollen bei so einer Auflage. Dennoch ist es natürlich nie sicher, woher Rohstoffe stammen ;-) @Finster242
SeejungfrauSeejungfrau vor 3 Tagen
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Jetzt sollte ich dochmal meine Probe testen.
DuftgroupieDuftgroupie vor 4 Tagen
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Lokale Partnerschaften sind sehr gut 💯
🏆
ErgoproxyErgoproxy vor 4 Tagen
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Mal wieder kein Duft für meiner Mutter Sohn. ☺️
CfrCfr vor 4 Tagen
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Ich hänge mich mal an die Spur :)
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 4 Tagen
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So als erster Eindruck scheint es in Eden nicht schleicht zu sein, da könnte man doch mal hinfahren. Ich frage einfach mal bei Neckermann...
RogauxRogaux vor 4 Tagen
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Dass Eden nach Oud roch, ist ein wärmender Gedanke.🙂
RupansaiRupansai vor 4 Tagen
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Erste Eindrücke, merkt man schon.
PonticusPonticus vor 4 Tagen
1
Kompositionen ausschließlich mit dieser Art von Duftnoten sind mir bisher unbekannt, aber einen Versuch würde ich riskieren, wenn sich Gelegenheiten bieten! Andererseits drängt mich aber auch nichts in die Oudrichtung! Schön vorgestellt!
Flakon11eFlakon11e vor 4 Tagen
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Ein wunderschönes, subtiles Eden, das Du hier beschreibst
GandixGandix vor 4 Tagen
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Wunderschön bebildert.....
HallodriHallodri vor 4 Tagen
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In diesem Eden wäre ich jetzt gerne, um der doofen & ungerechten Welt zu entfliehen ❤️
AndinAndin vor 4 Tagen
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Dieses Eden scheint sehr waldig zu sein, vielleicht nicht der Garten Eden, sondern der zugehörige Forst. Der scheint aber sehr sehenswert zu sein.
ElAttarineElAttarine vor 4 Tagen
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Da bin ich genau bei @HasenNase - klingt alles wunderbar.
HasenNaseHasenNase vor 4 Tagen
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Klingt von vorn bis hinten wunderbar.
BosworthBosworth vor 4 Tagen
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Das scheint wirklich ein guter Ort zu sein.
SpatzlSpatzl vor 4 Tagen
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Wow! Das sind ja mal Duftbilder! Und die Duftstoffe wohl Spitzenqualität... Und dann noch so schön verblendet!
PollitaPollita vor 4 Tagen
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Was für eine fantastische Bilderwelt wieder. Magisch!
Skydiver19Skydiver19 vor 4 Tagen
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Wie immer sehr gelungene detaillierte Beschreibung, in der ich Urwald erkennen kann, aber (noch) kein Eden, das sich wohl noch im status nascendi befindet, wie Du mit der Überschrift andeutest.
FlughörnchenFlughörnchen vor 4 Tagen
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Hellharzige Lianen....morsche feuchte Rinden....von Nebel umwoben wie dunstiger Lehm....hach was für ein schönes Bild von Garten Eden 💚🌿 tolle Reise, schön geschrieben und wieder sehr gern gelesen!
KylesaKylesa vor 4 Tagen
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Das klingt sehr schön und interessant!
BeJotBeJot vor 4 Tagen
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Bei den Rehen im Verborgenen…beobachten…von Neugier packen lassen…und dann…von dem Duft naschen… so kann’s kommen im Garten Eden