Eure kontroversen Düfte. Krass. Abgefahren. Abgründig. Gut?

Gerade teste ich "Serge Noire" und denke mir. "Boah - was ist DAS denn? Widerlich? Toll?"
Dann lese ich Kommentare, sprühe nochmal und lese Textjuwelen wie.

„Boah, was ist das denn für ein Schwein – geil! Serge Noire“ riecht für mich nach Curry, nach Schweiß und Synthetik, nach körperlicher Arbeit, nach Sex, nach Dunkelheit, nach Verkohltem, nach Großstadt, nach Mensch. Es ist für mich ein ziemlich intimer Duft und und DAS Parfum, wenn man sich nicht darum schert, was andere von einem denken“

Das trifft es ganz gut. Curry, Schweiss. Beerdigung. Gewürznelke. Grab. Jedenfalls finde ich Serge Noir äusserst interessant. Ich mag so ungewöhnliche Düfte.

So ging es mir das letzte mal bei "Black Amber" von Agonist. Ich war völlig geplättet und überrascht - und angezogen. Musste damals auch einen Kommentar schreiben. "Mit teuflischen Weihrauch-Grüssen aus der verharzten Räucherhölle"

Was sind Eure kontroversesten Düfte. Bei denen Ihr zwischen Ablehnung und Anziehung schwankt. Düfte, die Euch ratlos zurücklassen.

Mir ging es tatsächlich mit "Serge Noire" von Serge Lutens genauso ... Tod, Friedhof, feucht Erde, vergammelte Blumen am Grab. Ein grausamer Duft und dich ein faszinierender Duft.

Ansonsten fällt mir noch der "Absolue pour le Soir" von Kurkdjian ein. Ein zwiespältiger Kollege, der nicht recht weiss, ob er schön oder abgründig ist.

Schwanken tue ich eigentlich nicht, wenn ich ehrlich bin, aber da ihn andere auch ganz anders sehen, sage ich "Collection Excessive - Aurore Nomade". Ach und in die andere Richtung (ich finde ihn klasse, andere wohl nicht) "Velvet Gardenia".

Bei den meisten anderen Düften denke ich entweder "ist doch super/furchtbar, sie haben eine Meise" oder -- wie bei "Absolue pour le Soir", allerliebster Johannes -- "super, aber nicht meins".

Ein wirkliches Biest ist für mich "Oud Stars - Najaf / Zanzibar". Die erste Zeit mit dem Duft ist Folter. Animalische Schweiß-Horrorblumen mit Käsefuß-Eseloud. Aber nach einer Zeit ist der richtig, richtig schön.

Etat Libre d'Orange ist tendenziell auch mal gut für kontroverses Parfum . Überhaupt ein tolles Label, das man mal durchtesten sollte.

"Absolue pour le Soir" ist wirklich eine Hausnummer, aber den finde ich viel tragbarer und richtig, richtig toll. Ich habe ne 20ml-Abfüllung die vermutlich ein Leben lang reicht, aber wenn ich ihn trage, dann liebe ich ihn. Und ich habe noch nie so eindeutige, sexuelle Komplimente für ein Parfum bekommen, wie für diesen Duft.

Wirklich schwierig im animalischen Bereich finde ich z.B. den "Oud", weil der mich wirklich an menschliche Ausscheidungen erinnert. Das behauptet man von anderen, animalischen Düften zwar immer, aber ich finde da riecht doch jeder, dass es noch ein Parfum ist. Das Animalische ist in dem Duft zwar gut eingebunden und er ist echt interessant, aber ich finde es schwierig tragbar.

Interessant. Jetzt gehe ich in die Küche und schnuppere an meinem Glas mit gemahlenem Cumin/Kreuzkümmel. Und tatsächlich. Das ist es.

Plötzlich kein Schweiß, Grab, Moder mehr. Einfach nur ungewohnt. Ob ich aber so riechen mag?

Nur komisch das Cumin gar nicht gelistet ist bei SN. Grübel...

Bei "Serge noire" habe ich diese Assoziationen gar nicht... Für mich ist das einfach ein sehr gewürzlastiger Räucherstäbchen-Duft.

Aber bei "Oud Imperial" ging es mir ähnlich. Ich hatte zwei Proben von diesem & jedes Mal war da diese Kontroverse zwischen markant männlich, holzig, harzig, dunkel & untragbarem Duft nach bitterem Kräuterlikör.
Prinzipiell passiert mir sowas aber fast nie. Entweder gefällt mir, was ich teste, landet in einer Grauzone, oder eben nicht.

Hm, komisch, serge noire roch für mich bloß nach gewürznelke und zimt

Und bei black amber hörte ich oft, dass der duft wie eine wachskerze / duftkerze in einer kirche rieche und in den winter passe, konnte ich nachvollziehen.
Gewürze schön und gut, aber opus vii ist irgendwie zu viel des guten, trotzdem interessant,
Une fleur de cassie (Kopfnote) jemand hatte es als nassen pappkarton mit leder und blumen beschrieben, ich finde das passt perfekt als Beschreibung, eigenartig

Al kimiya ilm ist so ne Sache. Der Geruch​ ist interessant, aber die Reaktionen anderer Leute sind sehr lustig

Ambre Topkapi riecht für mich fast nach Sex.
Eine anziehende, verruchte Pheromonbombe - ohne Pheromone.
Aber an einem Menschen natürlich mit Pheromonen.

In Absolu plS ist es eher Zibet und Bibergeil, das ist da nur nicht in der Pyramide gelistet.

Serge Noire fand ich auch null schweißig, da schon eher den angesprochenen Ambre Topkapi. Wie billiges Deo auf nem heißen, jungen, frisch verschwitzen Körper

Serge Lutens "Musc Kublai Khan" und "Santal Blanc" sind Düfte, die durchaus etwas sehr Menschelndes haben. Und auch die Urversion von "Boudoir"! Unwillkürlich denke ich da an - Sex!

Ich selber schwanke absolut nicht, denn ich finde den Duft genial. Laut einigen Meinungen auf Parfumo und von meinem Umfeld während ich den Duft trage, ist dieser allerdings "ekelhaft" und "stinkt". Den Vergleich mit einem Altenheim fand ich bisher am besten: "La Collection Privée - Leather Oud"

Bei "Sept.21.1966" bin ich auch selbst hin und her gerissen. Mein Statement zu dem Parfüm: "Anstrengender Duft: kompostierter Rhabarber u. gezuckertes Holz mit Eierpups veredelt. Wieso gefällt mir das?! Sucht- und Kopfschmerzgefahr!" Mittlerweile habe ich ihn in "untragbar" eingestuft und möchte möglichst nicht mehr in Kontakt mit dem Duft kommen.

Kannst ja mal den "Fate Man" versuchen, das ist schon irgendwie eine wilde Mischung.
Oder auch "Myths Man".

Bei mir sind es ““Maroussia“ und “Byzantium Saffron“.

“Maroussia“ riecht für mich ganz stark nach Sex, mit allen dazugehörigen Körpersäften, dazu schmierig, verraucht - und trotzdem einfach gut.
Ich trage ihn alle Jubeljahre mal und werde dann immer, von Männern, darauf angesprochen - immer positiv.

“Byzantium Saffron“ riecht nach meinem Hund und modriger Decke. Ich fühle mich mit dem Duft extrem wohl und eingekuschelt - gleichzeitig auch ein kleines bisschen angewidert.

Ich empfinde "Serge Noire" auch nicht als allzu exzentrisch, vor allem gemessen an einigen anderen Sachen von Serge Lutens. "Tubéreuse criminelle" z.B. vermittelt mir das Gefühl, am Rande einer tiefen Schlucht zu stehen und sich dem Sog der Tiefe hinzugeben – man hat ein bissl Angst, aber es ist auch angenehm aufregend. Krasses Zeug.

Aber das ist normal! Ich hab auch einige Düfte, die ich als sehr heftig wahrnehme, andere aber als harmlos, z.B. "Comme des Garçons Eau de Parfum" oder "Gorilla Perfume At Lush - The Smell of Weather Turning", beides sehr emotionale Düfte für mich, zudem sehr laut und eindringlich.

Umgekehrt wundern mich mittlerweile viele Meinungen zu "Odeur 71", der zwar äußerst synthetische und harte Kopfnoten hat, nach kurzer Zeit aber zu einem extrem sanften, pastelligen und ausgeprochen natürlichen Frühlingsluftduft wird. Als ob die alle nach zwei Minuten unter die Dusche gerannt sind.

Allemal einen (abgründigen) Test wert:

1/ "Belle Bête - Eau de Peau" von Les Liquides Imaginaires
2/ "Aeon 001" von Aeon Perfumes

So ein Erlebnis hatte ich vor einiger Zeit mit "Taklamakan". Zuerst dachte ich nur: "Grässlich, Rauch, Asche, schwarz-grau, düster, bähhhh". Dann kam irgendwann die Faszination hinzu und viele Stunden später schnupperte ich die ganze Zeit am Handgelenk, weil ich den Duft so mochte. Ein Parfüm vor dem es mir "gruselt" und das mich gleichzeitig wahnsinnig fasziniert und anzieht. Ich selber würde diesen Duft nicht tragen, aber wen den jemand aufgesprüht hätte, würde ich sicher sagen: "Tolles Parfüm, dass du da trägst - so verwegen und düster".

Mir war der ja etwas zu lieblich-vanillig - echt erstaunlich, wie weit hier die Wahrnehmungen auseinander gehen...

Aber genau das ist doch das faszinierende, das verblüffende. Da gehts mir wie Floh: manchmal packt mich ein Duft, manchmal lässt er mich ratlos zurück oder ist sehr abweisend. Und wenn ich diese Facetten schon alleine in mir habe, wie sehr kann dann die Wahrnehmung erst bei anderen Menschen abweichen ... deshalb wundere ich mich oft, dass wir uns über Düfte überhaupt austauschen können.

"Lui" von Mazzolari, heftig animalisch-schwitziger Auftakt, bepisster Pumakäfig, "tote Ratte"
aber hat einen gewissen Sexappeal

"Obsessive Oudh" und "Oud Stars - Al-Khatt" in der Kategorie Oud: fäkal, riecht für mich nach Kuhscheiße (besonders der zweite), untragbar?

"Habit Rouge" Hatte mich antreiben lassen von den zig pos. Kommis und im Blindflug bestellt; war `ne teure Erfahrung für mich. Ich nehme den Duft als echt widerlich war . Jetzt verstand ich auch die wenigen, neg. Kommis dazu

Al-Khatt ist ein tolles Beispiel. Ich kann die Verbindung zum Kuhstall total gut nachvollziehen, trotzdem trage ich den gern. Aber nur, wenn ich allein bin, für die Öffentlichkeit ist der zumindest in den ersten paar Stunden zu pervers.

"Maharadjah" von Nicolai kommt hier ja ganz gut weg, aber ich finde, der riecht wie vollgepinkelter Ziegenstall, obwohl ich Zimt in Parfums total gerne mag. Dabei würde ich ihn so gerne mögen, aber jeder Versuch scheitert.

Meine Erfahrung ist eher, dass die "Öffentlichkeit" diese Ouds gar nicht so wahrnimmt. Ich glaube diesen Kuhstallkram reden wir uns bei Parfumo hier auch gerne ein. Animalisches Oud riecht, wie es das ganze schon sagt, irgendwie animalisch. Und das es einen irgendwo an Kuhstall oder Schweiß erinnert, kann ich noch verstehen. Aber es riecht ja nun nicht wirklich so. Jeder Mensch wird erkennen, dass man einen Duft trägt, der eine animalische Note beeinhaltet und nicht, dass man wirklich nach Kuhdung riecht. Der Unterschied ist dann doch zu groß.

Zudem empfindet die Umwelt das scheinbar sogar eher angenehmer/weniger schlimm, als man selbst. Ich finde Al-Khatt ist noch ein verhältnismäßig braver Oud-Star. Zafar ist noch eine ganze Ecke animalischer (wobei mich das typische Oud der Oud-Stars eher an Schweiß und Käse erinnert, Kuhstall gibts eher bei Dahn Oud al Shams und Co.) und auch, wenn ich den selbst nur selten tragen konnte und deshalb irgendwann abgegeben habe, waren die Reaktionen des Umfelds positiv. Ich habe eher Sachen gehört wie "das riecht aber unheimlich edel, was du da trägst".

Warum hast Du ein Problem mit diesem Begriff? Ich verwende ihn keinesfalls abwertend, und für „diese Art von Oud“ ist das ein naheliegender Verweis. Das bedeutet nicht, dass Al-Khatt oder Oud im Allgemeinen eins zu eins nach Kuhfladen riecht (oder so riechen will). So genau kann ich das auch gar nicht beurteilen. Klar, „das riecht aber unheimlich edel, was du da trägst“ klingt natürlich netter, aber man kann bei der Wahl der Begriffe nicht immer Rücksicht nehmen, das schränkt ein.

Man wird eventuell gefragt, ob man jetzt einen süssen Nebenjob in der American Cheesecake Factory hat. "Paris*L.A." changiert für mich zwischen abartig und kann-nicht-aufhören-verblüfft-und fassungslos-am-prickelnden-Cola-Maronen-Arm-zu -schnuppern.

In der Öffentlichkeit für mich eher fragwürdig.