Das 8000€ Parfum aus Berlin

Hallo Community,

als relativer Parfum Neuling, war ich immer wieder über Preise überrascht. Erst über Amouage, Parfums de Marly und Tom Fords Private Serie, ... . Mit Clive Christian und Roja dachte ich alles gesehen zu haben. Aber gestern wurde die Preisgrenze nochmal gesprengt.

In Berlins City West traf ich im Urban Scents Store auf Marie le Favre, die hauseigene Parfümeurin. Sie überreichte mir eine Probe des neuen Dark Vanillas und zeigte mir ihr Labor. Im Labor roch es gerade nach gegährtem Obst. Sie erzählte, dass sie gerade an einem Kundenwunsch tüftelte.

Sie erstellt anhand der Vorlieben den individuellen Duft und lässt wohl auch Charaktereigenschaften und Lebensgeschichte mit einfließen. 6 Monate Arbeitszeit und 8.000€ kostet die Sache.

Da war ich schon sprachlos. Ich hardere schon ob ich überhaupt mehr 150€/100 ml ausgeben soll. Manchmal mach ich mir ja Sorgen wie die Superreichen ihr Geld loswerden sollen. Einen teuren Sportwagen kann ja, aber ein eigenes Parfum für so einen Preis...neu für mich.

Das ist bestimmt nicht das teuerste Parfum der Welt. Wahrscheinlich würde jeder von uns so ein Angebot in Kauf nehmen, wenn wir den nötigen Geldbeutel hätten.

Damit besten Gruß und einen angenehmen Sonntag noch.

Also ich würde das nicht tun. Einfach schon aus dem Grund nicht, weil man nicht sicher sein kann, ob einem das Ergebnis dann überhaupt gefällt. Geschmäcker sind doch so verschieden - man braucht nur mal in die Bewertungen hier zu einigen Düften schauen, um das zu erkennen. Da nützt es auch nicht viel, wenn man die Lebensgeschichte und irgendwelche olfaktorischen Vorlieben des Auftraggebers kennt.

Ich glaube so selten sind individuelle (und damit sehr teure) Parfüms gar nicht. Hier in dieser feinen Doku geht es u.a. auch um einen Parfümeur, der so etwas anbietet: www.youtube.com/watch?v=Cz3_tY6Ld5I

Dazu fällt mir auch noch diese Reportage ein, in dem der Parfümeur Designerdüfte "nachbaut" und für seine Kreation bloß 50 Euro verlangt: www.youtube.com/watch?v=gY-m7qwJ8dY

Ich gehe davon aus, dass die Basis immer dieselbe ist oder in drei/vier Grundrichtungen geht und nur einzelne Komponenten, die Eigenschaften mystisch zugewiesen werden, variieren. Wer will das denn mit der Individualität schon überprüfen.

Also bei dem Typen in der Doku wird der Kunde komplett in den Entstehungsprozess eingebunden. Er darf mehrmals Prototypen aus verschiedenen Stadien der Entwicklung testen, auch zu einzelnen Duftkomponenten Zustimmung oder Ablehnung signalisieren usw. Der Parfümeur sagt ihm genau, welche Einzeldüfte er grade für den jeweiligen Prototypen kombiniert hat, lässt ihn alle einzeln riechen und dann in Kombination. Und der Kunde kann dann genaues Feedback geben: Ob die Richtung stimmt, was ihm gefällt und was nicht. In der Doku war die Vorgabe an den Parfümeur, einen Duft zu erstellen, der nach klassischem England des 19 Jhd. riecht bzw. erinnert, weil der Kunde ein Anglophiler war.

Das ist dann sicherlich schon mit mehr Aufwand verbunden und minimiert auch das Risiko des Nichtgefallens.

Sagen wir mal, ich würde auch einen Ferrari und ein mehrere Millionen Ferienhaus aus der Portokasse zahlen, dann hätte ich vermutlich hauptsächlich Bespoke-Perfumes. Bei fast jedem Duft, selbst wenn ich ihm 10 Punkte gebe, gibt es doch Nuancen, die ich persönlich ggf. anders gemacht/gewollt hätte.

Wenn ich jemandem dann soviel Geld bezahle, käme es natürlich gar nicht infrage, dass er da immer die gleiche Basis verwendet. Ich bin in solcher Hinsicht viel zu pedantisch und würde jeden Schritt, den der Parfümeur macht mitbestimmen und nachverfolgen wollen.

8000€ ist auch nicht viel für so einen Duft. Bei Guerlain, Roja etc. zahlt man da sicher eher hohe, 5-Stellige Summen für. Ich würde dann vermutlich zu MFK gehen.

wahrscheinlich braut Dir jeder parfumeur auf wunsch ein eigens für Dich angefertigtes parfüm und läßt sich, neben den verwendeten rohstoffen, seine kreative arbeit angemessen bezahlen. ich glaube nicht, daß dafür vorgefertigte bausätze lediglich verfeinert werden - jedenfalls nicht bei parfumeuren, die etwas auf sich halten (können). das sind kreative schaffensprozesse, bei denen sich der auftraggeber immer wieder mit einbringen kann und soll und natürlich kostet das endprodukt einiges mehr als ein in hoher oder zumindest höherer auflage hergestellter duft. was ist nun aber daran so erstaunlich ? Du weißt doch auch, daß ein maßanzug, ein von Dir in auftrag gegebenes porträt, ein handgefertigtes schmuckstück nach Deinen vorstellungen teurer sind als das, was in der auslage des geschäfts liegt oder auf der stange hängt...

Nein.

Man übernimmt sozusagen die Rolle des Kreativdirektors. Wenn Geld keine Rolle spielt, warum nicht Düfte herstellen lassen, die genau die eigenen Wünsche erfüllen? Klar ist das ein Haufen Geld und irgendwo dekadent, aber welches Hobby ist das denn nicht?

Das ist bei Urban Scents ja ein Prozess in die der Kunde eingebunden wird. Deshalb auch die lange Zeit und der Preis. Da sollte sich ein tolles Parfum zusammen kreieren lassen in ein paar Monaten.
Was ich mir allerdings vorstellen kann ist eine überzogene Vorstellung von einzelnen Kunden. Wer sich den ultimativen Pantydropper entwickeln lassen will der ist da sicher falsch.

Den Gedanken an ein persönliches Parfum finde ich sehr interessant. Allerdings hätte ich die Befürchtung, dass sich mein Geschmack ändert und dann irgendwann der 100% passende Duft auf 80% abrutscht.

Na und? Dann gehst du halt wieder dahin und lässt dir einen neuen 100%-Duft machen - der alte muss dann eben als Klospray, Scheinbenwischwasserzusatz oder sonstwas herhalten . Wenn du einmal 8.000€ dafür ausgegeben hast, wird das wohl nicht den finanziellen Ruin bedeutet haben

Urban wer? Dann doch lieber Kurkdjian bespoke für € 30000.

Also als Scheibenwischwasser habe ich ja schon das von YVRA 1958, das muss man wenigsten nicht mehr verdünnen.

Sehr interessante Doku, Danke für den link Nasenkrampf.

Strickliesel und Fimo.

Da gehts noch teuerer. Habe vor kurzem einen Video gesehen da ging es um bespoke Parfum aus London. Kreiert von Azzi Glasser. Das ging preislich um ein vielfaches höher.

Hey - ich mache Euch auch das teuerste Parfum der Welt. Sagt mir individuell was ihr drin haben wollt und ich knöpf ... äh nehme Euch im Gegenzug 50.000 € ab. Bei Nichtgefallen gibt es sogar Geld zurück, wobei ich allerdings 1% Bearbeitungsgebühr behalten muss. Dennoch bleibt es dann das teuerste Parfum der Welt (nach oben keine Grenzen gesetzt)

BTW: Die Macher von "Golden Crocus" wollten seinerzeit für Ihr Parfum schlappe 8.900 € haben. Was ich davon halte, könnt ihr entsprechend in meinem Kommentar dazu lesen ...

Für 8000 Steine würd ich mir ne Grossfactice voll mit "Relax (Eau de Toilette)" gönnen. Der ist auch perfekt für immer:-)

Wenn ich Geld ohne Ende hätte, würde ich meine eigenen Parfüms herstellen*

Das wäre dann auch das einzige, mit dem ich mich (außer mit Reisen, im Meer schwimmen, kochen etc beschäftigen würde. Parfümrohstoffhersteller abklappern, jeden Tag mind. 4 Stunden meine Nase beschäftigen, kreativ sein, schöne Flakons designen... ach träum...

*Parfüms stelle ich auch schon selber her, aber mir fehlen zum gescheiten experimentieren ca. 8.000,- € für eine ausreichende Auswahl an Parfümölen und Equipment.

Ich find 8000 € für ein eigenes Parfum nicht so viel. Bei Clive Christian gibts ja in Serie hergestellte Düfte wo du mehr zahlst. Und wenn du zB. zu Thierry Wasser stiefelst und dir von ihm was zusammenpanschen lässt, lacht er dich vermutlich aus wenn du "nur" 8000 Euro zahlen willst.

Ich persönlich würde das jetzt nicht zahlen. Mir gehts um das Dufterlebnis an sich und das hab ich auch bei einem Duft "von der Stange". Das wäre als würd ich mir ein Buch nur für mich selber schreiben, und dann niemanden sonst lesen lassen. Find ich Quatsch dafür so viel Geld auszugeben. Kann ich doch gleich in eine Buchhandlung gehen und mir da eins mitnehmen, und hab das gleiche Lesevergnügen

Bei House of Matriarch kann man online die Kreation eines bespoke Parfums für 3.300$ bestellen, wenn ich das richtig gesehen habe. Richtiges Schnäppchen im Vergleich!