Shocking von Elsa Schiaparelli
Flakondesign Léonore Fini
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8.2 / 10 137 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Elsa Schiaparelli für Damen, erschienen im Jahr 1937. Der Duft ist blumig-animalisch. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
Aussprache
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Duftrichtung

Blumig
Animalisch
Würzig
Süß
Orientalisch

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
AldehydeAldehyde EstragonEstragon BergamotteBergamotte
Herznote Herznote
HonigHonig JasminJasmin NarzisseNarzisse RoseRose Ylang-YlangYlang-Ylang
Basisnote Basisnote
MoschusMoschus ZibetZibet AmberAmber GartennelkeGartennelke PatchouliPatchouli SandelholzSandelholz

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.2137 Bewertungen
Haltbarkeit
8.9118 Bewertungen
Sillage
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Flakon
7.8132 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 09.04.2024.
Wissenswertes
Die Duft soll erstmals 1979 durch den Parfümeur Martin Gras reformuliert und 1997 erneut durch ihn überarbeitet worden sein.

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Rezensionen

18 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Michelangela

85 Rezensionen
Michelangela
Michelangela
Top Rezension 58  
DAS PURE ENTSETZEN!
Als der bekannte Parfumeur Jean Carles im Auftrag von Elsa Schiaparelli ein unvergleichlich erotisches, vulgäres und unwiderstehliches Parfüm zusammenbraute und unter dem Namen "Shocking" (das Entsetzen) veröffentlichte, erzählte man sich, dass man den Kiefer von Coco Chanel auf die Pflastersteine der Rue du Faubourg Saint Honoré schlagen hörte!
Erstaunen oder pures Entsetzen?
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Obwohl ich unverhohlene Verehrung für Mademoiselle Gabrielle hege, mußte ich herzlich lachen, als ich diesen Satz während meiner Recherchen zu lesen bekam! Die Feindschaft der beiden Damen ist leicht nachzuvollziehen: Strebte Coco Eleganz, Contenace und Schlichtheit in ihren Kreationen an, so präsentierte Elsa die ihren eher schrill, provokant und skandalös.
Zwei gegensätzliche Personen mit zwei ebenso gegensätzlichen Parfums.
Während Chanel N°5 unverhohlen elegant und nur hinter vorgehaltener Hand als "sexy" beschrieben wurde, galt Shocking als die Inkarnation des Verwerflichen und vulgären!
~
Shocking beginnt mit einem vollen Bouquet überreifer Orangenblüten, kräftigem, dunklen Estragon und einer betörenden, fast schon berauschenden Duftverlockung der Narzisse. Das ganze wird von exotischen Nelken untermalt, auf denen zuvor ein paar Zibetkatzen ihre persönliche Visitenkarte hinterlassen haben. Zerwühlte schlüpfrige Laken, gehüllt in den Duft von Moschus, Opiaten und süßem, angenehm duftenden Lustschweiß - eine handvoll Rosenblüten - zerdrückt von warmen, sich liebenden Körpern - die nun auf einem weichen Mantel aus Eichenmoss ruhen.....
Ein Duft wie eine Droge, bei dem man immer sicher sein kann, dass einige Menschen ihn abgöttisch lieben und andere ihn absolut ekelerregend finden würden!
~
Natürlich machte dieser Duft Schlagzeilen...
was sonst hätte man auch von einer Designerin erwarten können, die unsere Welt schon mit dem Hummer-Kleid, Trompe L'oeil Pullover oder einem Schuh-Hut erschütterte.
~
Fast 20 Jahre gehörte Shocking zu den begehrtesten Parfums der Welt.
Von den Tagen an, als der blasse Prinz Edward für eine "Bürgeliche" ein Königreich wegwarf, durch den zweiten Welt Krieg bis ins Zeitalter von Sophia Loren, Marilyn Monroe und Jayne Fonda hatte Shocking seinen Höhepunkt. Es war das Parfüm der Femmes Fatale, die Gardenien in ihrem Haar trugen, französische Zigaretten rauchten, Tango tanzten und den Namen jedes Nachtclubbesitzers zwischen Paris und New York kannten. Frauen, die sich trauten!
Und dann änderte sich der Zeitgeist....
Youth Dew und Charlie eroberten den Markt und Mitte der 70er Jahre war Shocking ebenso so schwer zu finden, wie es einem blinden Huhn mit einem Korn gelingen würde.
~
Die liebenswerten Verrücktheiten der Schiaparelli feierten ihre größten Triumphe in den exaltierten Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg: Wiederaufbau; Restauration und Diors New Look schufen ein Klima, das schöngeistigen Paradisvögeln ihrer Art selten zuträglich ist. 1954 schloß Elsa Schiaparelli ihren Salon an der Place Vendome, zog sich zurück und schrieb ihre Memoiren.
Shocking wurde entworfen, um die eigene Persönlichkeit der Schiaparelli widerzuspiegeln, "shocking pink" nannte sie den Nerv der Farbe Rot - eine Signatur, ein Markenzeichen, nachdem sie auch ihre Biographie benannte: "Shocking Life".
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Doch das ist noch nicht alles...
Gemäß der Duft-Rezension wurde die Formel für Shocking von Martin Gras 1997 neu entworfen und das "neue und (angeblich) unverbesserte" Shocking von Schiapparelli Benessere 1998 wieder auf dem Markt eingeführt.
Aber das ist nicht mehr der Stoff der einstigen Legende! Es ist zwar dieselbe bernsteinfarbige Flüssigkeit wie beim Vintage und wird auch in einem Flakon, der wie ein Rumpf gestaltet ist, präsentiert, aber der Schein trügt!
Sobald sich die Aldehyde und der bergamottige Auftakt verzwiebelt haben, öffnet sich ein Herz aus dunklen Blüten, ein freundliches Aufflammen der betörenden Narzisse, dazu Nelke und Honig. Hier und da sticht eine krautige Note hervor, die sich aber nicht wirklich fassen lassen will. Die Katze im Duft wurde von Monsieur Gras einfach gekillt und durch ein Stofftier ersetzt. Ja gekillt - nicht nur Krallen, Barthaare und Schwanz gestutzt, sondern definitv TOT! Kein Pipi, keine verschwitzen Laken und auch keine schmutzigen Gedanken prägen das Bild...
Die pelzige Basis von Patchouli und Holz schmilzt nahtlos mit dem Honig zusammen und hinterlässt ein warmes, wohliges Gefühl.
Diese Version dürfte schon fast wieder für die höfliche Gesellschaft und die Frau des Hochwürden passen...
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~
Fazit und persönliche Erkenntnis:
Vor mir stehen ein kleines Vintage-Extrait und ein Sprühflakon der neuen Version. Auf jedem meiner Handrücken schwebt der Schleier der jeweiligen Version des Duftes.
Es ist ein unverkennbarer Unterschied auszumachen und dennoch ist und bleibt es Shocking.
Die Änderung der Formel hat so manchem eingefleischten Shocking-Fan das pure Entsetzen entlockt! Doch inzwischen ist es ja allgemein bekannt, dass Düfte reformuliert werden und ich erfreue mich der Tatsache, dass ich "überhaupt" noch in den Genuss kommen darf, so eine alte Legende in olfaktorischer Form miterleben zu dürfen. Auch wenn die Special Effekts etwas verändert wurden - die Geschichte lebt weiter.
Daher möchte ich keinesfalls behaupten, dass die Neuauflage schlecht ist. KEINESFALLS! Doch bei der Neuauflage handelt es sich nicht mehr um einen skandalösen Duft! Ich erlaube mir, ihn in die Kategorie von Düften wie z.B. "Tabu" von Dana oder "Habanita" von Molinard einzustufen. Dunkel, weich und sehr lasziv - aber ein "Entsetzen" kann er mir nicht entlocken! Wenn ich in der Stimmung dafür bin - wenn es kalt ist und ich will, dass mich etwas Großes und Warmes hält - greife ich danach. Er hat eine wunderbare Silage und überdauert fast den ganzen Tag.
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Was das Vintage betrifft:
So öffne ich noch einmal das kleine Extrait und einen Augenblick träume ich davon, eine von jenen schockierenden Ladies zu sein, die sich frech und ganz selbstbewusst - mit übergeschlagenen Beinen, im Hummerkleid an der Reling eines Überseedampfers platzieren, während die Blitzlichter der Paparazzis auf sie hinabprasseln....

Was für ein großes Glück, noch einen pre'97 Flakon in die Finger zu bekommen....

~
Kurze Info über Elsa Schiaparelli:
Sie war und bleibt der Paradiesvogel unter den Pariser Couturiers: Schillernd, shocking - wie sie auch dieses Parfum taufte - und exzentrisch aus Lust, Laune und Überzeugung. Elsa Schiaparelli (1890-1973), gebürtige Römerin, Freundin der Dadaisten und Surrealisten und selbst Schöpferin von wundersamen Kunstwerken aus Stoff, Imagination und Inspiration, schrieb in der Zeit zwischen den Kriegen ein Kapitel Modegeschichte, das zu den originellsten und poetischsten der Haute Couture zählt. Als sie sich 1922 in Paris niederläßt - frisch geschieden, mittellos und eine dreijährige Tochter am Rockzipfel-, findet sie im Kreis der Avantgarde-Künstler nicht nur rasch Aufnahme, sondern auch ein Klima vor, das ihre verwegene, verspielte, jedenfalls unerschöpfliche Phantasie zum Handeln beflügelte...
16 Antworten
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Rosaviola

177 Rezensionen
Rosaviola
Rosaviola
Top Rezension 26  
Liebesnektar in Pink

Shocking von Elsa Schiaparelli war immer eines meiner höchsten Ziele in meiner Parfumsammlung. Vor zwei Jahren kam ich zum aktuellen EdP und inzwischen kann ich Shocking in allen Versionen und Konzentrationen mein Eigen nennen, und bin sehr stolz auf meine kleine Shocking-Sammlung.
Zunächst etwas über Elsa Schiaparelli selber:
Elsa Schiaparelli, (1890 - 1973 ) war eine Tochter aus gutem italienischen Hause. Ihre Mutter war adeliger Abstammung und ihr Vater hochgebildet. Als exzentrische höhere Tochter interessierte sie sich sehr für Kunst, besonders für Surrealismus und Dadaismus. Schon früh bewegte sie sich in Künstlerkreisen. Nachdem sie 1920 von ihrem Mann verlassen wurde, ging sie 1922 mit ihrer zweijährigen Tochter nach Paris (vorher lebte sie außer in Italien auch in London und New York), um sich dort nieder zulassen. Um für eine Modenschau, die sie als Gast besuchen wollte, was Schickes zum Anziehen zu haben, strickte sie sich selbst einen schwarzen Pullover mit weißer Schleife. Mit diesem Pullover bei der Modenschau positiv aufgefallen, konnte sie Kontakte knüpfen. Schon bald designte sie für Joan Crawford, Gloria Swanson, Greta Garbo und Mae West und 1928 eröffnete sie ihren ersten Laden, weitere folgten. Sie hatte ein Faible für ausgefallene Schnitte und schrille Farben, "Shocking Pink" war ihr Markenzeichen. Zu ihren Freundeskreis zählten Pablo Picasso und Salvador Dali. Auch ihre Enkeltöchter waren prominent und bewegten sich in "Vogue"-Kreisen: Enkelin Marisa Berenson war Model und Schauspielerin und Enkelin Berry Berenson Fotografin. Diese kam als eines der Opfer am 11. September 2001 tragisch ums Leben als Passagierin von Flug 11.
Nun zum Duft.
Ich habe mehrere Versionen und Konzentration dieses Duftes. Es gab mehrere Reformulierungen und Abänderungen dieses Duftes . Die Urversion soll sich von 1937 bis 1979 gehalten haben, aber wer weiß, vielleicht gab es dazwischen schon eine Reformulierung? Dann von 1979 bis 1997 und eben seit 1997 die aktuelle Version. Seitdem ist mir keine weitere Reformulierung bekannt, wundern würde es mich aber nicht, wenn es seit der IFRA nicht noch eine gegeben hätte. Vielleicht war es aber nicht notwendig, das Eichenmoos ist schon seit der 97er-Reformulierung raus. Das EdC als Atomiseur, aus der Reformulierung 1979 ist am seifigsten. Ich würde ihn als blumig-seifig beschreiben. Das EdC verändert sich kaum und bleibt seiner blumig-seifigen Linie treu. Dennoch für ein EdC hat es viel Ausdruck und Sillage.
Ähnlich das EdT, ebenfalls ein Atomiseur aus der gleichen Periode ab 1979 aufwärts. Ich denke der Flakon ist aus den frühen Achzigern. Ein recht seifig-aldehydiger Auftakt, der aber bald weicher wird. Ein üppiger Blumenreigen macht sich breit. Die Blumen erscheinen als ein großes Ganzes, die Süße ist etwas gedimmt, der Honig hält sich mehr zurück, aber dennoch bemerkbar. In der Basis beherrscht Zibet und eine angenehme, dezente Eichenmoosnote das Duftbild. Das EdT ist ein Traum, es umhüllt zart meine Haut mit doch merklicher Sillage.
Das EdP, das ich in der aktuellen Version, die es seit 1997 gibt habe , ist am blumig-süßesten von allen Versionen.
Er beginnt gleich mit vielen süßen Blumen, mit Rosen, Narcissen und Jasmin. Aldehyde sind kaum noch bemerkbar, dafür aber ist der Honig umso lauter. Er erinnert mich in dieser Version etwas an Ardens´Red Door, sehr blumig-süß-ambriert. Die animalischen Basisnoten wurden leider stark kastriert, dennoch ist das EdP ein sehr guter Duft. Um vieles besser, was heutzutage alles klebrig-süßes auf dem Markt kommt. Auch das EdP ist süß, doch nicht nervig zuckersüß. Ein üppiger Blumen-Honigwummser. Hier ist es eine schöne Honigsüße und die Süße des Blütennektars. Eine zarte Dosierung würde ich dennoch anraten..Mir ist jetzt nicht bekannt, ob Shocking jetzt noch in einer anderen Konzentration ausser dem EdP hergestellt wird.
Das Extrait habe ich nur als Pre 1979-Versionen. Ich habe mehrere 8 ml Minis aus den Sechziger/Siebzigerjahren und einen rechteckigen, halbvollen 14ml Flakon mit Glastop, die alle recht ähnlich duften. Hier fängt die Kopfnote recht würzig-kräuterig mit süß-herben Estragon an. Ich weiß nicht, ob diese Estragon-Note auch im EdT oder Parfum de Toilette-Version dieser Zeit vorhanden war, da ich sie noch nicht kennenlernen und finden konnte. Diese für heutige Geschmäcker etwas anstrengende Kopfnote wird bald weicher und wandelt sich in blumig-pudrig mit leichter Honignote. das Extrait hat eine traumhafte Basis mit viel Katze, ein wunderbarer Dreiklang aus Zibet, Moschus und Patchouli würde ich sagen. Hautnah doch bemerkbar, einfach wunderbar.
Ehrlich gesagt mag ich alle Versionen dieses Duftes, jede ist für sich gelungen und hat ihre Vorzüge. Doch das Extrait ist natürlich etwas besonderes. Einen Extrait-Flakon in Form der Büste aus den Vierzigern oder Fünzigerjahren habe ich noch, der noch nie geöffnet wurde. Ein bisschen vom Parfum ist schon verdunstet. Die Flüssigkeit ist inwischen so dunkelbraun gereift, fast schwarzbraun. Ich habe es noch nicht gewagt, den Flakon zu öffnen. Ich habe schon ein paar mal Flakons öffnen können die Jahrzehnte lang verschlossen waren, aber hier gestalltet es sich wegen der Blumenbrosche doch etwas schwieriger und komplizierter. Ich möchte nichts am Flakon kaputt machen und die Glasblumen sind filigran....Eines Tages werde ich es schon irgendwie schaffen, ich habe Geduld. Aber wenn ich am Verschluss schnuppere, kommt mir schon der schönste Patchouli entgegen, er dürfte also noch tragbar sein.
Mein Mann sagte kürzlich, als ich Shocking trug, dass ich so gut nach Honig rieche.
Ich bin auch DuftJunkies Meinung, dass es sich jedenfalls früher, um einen blumig-animalischen Chypre handelte, der im Laufe der Zeit zu einem blumig-orientalischen Duft umgewandelt wurde.
In meinen H&R-Duftatlas, zweite Ausgabe von 1991, habe ich eine etwas andere Duftpyramide gefunden, die von der Version von 1979 bis 1997 stammen dürfte:
Kopfnoten: Aldehyde, Bergamotte, Estragon, Himbeere
Herznoten: Honig, Jasmin, Orient-Rose, Narcisse, Nelke
Basisnoten: Ambra, Patchouli, Vetiver, Eichenmoos, Vanille, Moschus
Ich bin froh, dass Shocking zu mir gefunden hat. Ich liebe es diesen Duft zuhause an kuscheligen Wochenenden zu tragen. Und vielleicht findet auch noch der eine oder andere Flakon zu mir.
11 Antworten
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Serenissima

1058 Rezensionen
Serenissima
Serenissima
Top Rezension 25  
zwei große Rivalinnen ihrer Zeit
Sie konnten sich nicht leiden: Coco Chanel vs. Elsa Schiapparelli - der große Krieg der Modeschöpferinnen!
So würde heute die "Yellow Press" titeln.
Und doch stimmt es: beide Frauen - jede für sich eine erfolgreiche "Karrierefrau", waren sich nicht grün.
Bestimmt klingt es nett, wenn Coco Chanel die Konkurrentin Elsa Schiaparelli zum Abendessen einlud. Aber da vorher der Stuhl mit frischer weißer Farbe gestrichen wurde, die Elsas Abendrobe ruinierte, ist das nun wirklich weniger nett - eigentlich ein sehr gehässiger Streich!
Ich sage dazu nur: "Weiber!"

Beide lebten im Paris der 20er und 30er Jahre. Und man sollte meinen, die Stadt und die Klientel wäre groß genug gewesen, um beiden Erfolg und Auskommen zu sichern.
Gerade, weil ihre Kreationen schon vom Ursprung her nicht oder nur selten dem Geschmack der Kundinnen der anderen entsprachen.
Hier: Coco Chanel mit ihren eleganten, glamourösen und klassischen Entwürfen; oft recht gaminhaft, wie ihre eigene, fast knabenhafte Erscheinung.
Und dort: Elsa Schiapparelli, die einige Hollywoodstars einkleidete (z.B. Marlene Dietrich). Deren Mode dagegen war avangardistisch, oft übertrieben exzentrisch, ausgefallen und doch frisch.

Gegensätzlich auch die Herkunft:
Coco - Gabrielle Bonheur Chasnel - von unehelicher Geburt, wuchs in einem Waisenhaus auf.
Die Römerin Elsa Schiaparelli verbrachte dagegen ihre Kindheit in einem Renaissancepalais im Kreis eine Intellektuellenfamilien.
Sie heirate später einen Schweizer Grafen; die beiden trennten sich aber recht schnell wieder.

So war sie später gezwungen, sich mittels ihrer Pullovermodelle ihr Auskommen zu verdienen. Besonders der berühmte kleine schwarze mit einer großen weißen Schleife am Kragen (gestrickt auf die gleiche Art wie der restliche Pullover) stoßen auf großes Interesse.
Erstmals führte sie 1935 eine eigene Kollektion in ihrem neuen Salon gegenüber dem Pariser Ritz vor.
(In diesem Hotel war Coco Chanel Dauergast; anfangs, weil sie ihre Villa der Familie ihres damaligen Geliebten Igor Strawinsky, deren Unterhalt sie auch bestritt, kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.)
Schon damals sind ihre Kreationen Elsa Schiaparellis Explosionen von Phantasie und Farbe.
Nun, da sie mit Salvador Dalì und Jean Cocteau befreundet war, verwundert das nicht.
Noch heute sind ihre Modelle Schmuckstücke in jeder Ausstellung; meist in Kunstgewerbemuseen zu bewundern.

So kann es also auch nicht ausbleiben, dass 1937 auf dem Höhepunkt ihres Ruhms das Parfum "Shocking" die Frauen, nicht nur in Europa, beglückte. Dieser Duft war ein wahrer Globetrotter.
Elsa mag an sich schwere und andauernde Düfte, dass Spektakuläre stößt sie nicht ab - ganz im Gegenteil.
Deshalb hat auch der Flacon die Form einer nackten Büste; der Hals des Flacons ist von einem Zentimetermaß umschlungen und eine vergoldete Brosche mit rosa und weißen Blumen stellt dessen "Kopfbedeckung" dar: eben "Shocking"!

Meine Erinnerung an "Shocking" führt zum Beginn der 70er Jahre zurück: damals, etwas mehr als ein Teenager, begann ich mich für mehr als die üblichen jungmädchenhaften Duftwässerchen zu interessieren.
Meine Mutti hatte mich ja - mehr oder weniger zufällig - mit bekannten Düften überrascht; nun wollte ich selbst entdecken.
Und ich erinnere mich, dass mir an "Shocking" damals zuerst die Verpackung gefiel; bei Woolworth im "großen Einkaufszentrum", auf einem der entsprechenden Tische, für sage und schreibe damals 19,95 DM!
Dass ein fast elfenhaft zierliches junges Mädchen mit dieser Wucht an Duft völlig überfordert war, interessierte mich damals so gar nicht.
Wir sprachen zwar den Namen so aus, wie er geschrieben wird, aber "Shocking": das wussten und kannten wir und schockieren: das wollten wir!

"Shocking" ist nun wirklich weder für junge Mädchen noch für schüchterne Frauen kreiert!
Der Auftakt durch die strahlende Wucht der Aldehyde, gepaart mit Bergamotte und - erstaunlich, aber wirklich wahr! - Estragon, weckt schon einmal das Interesse.
Ein klassisch-blumiger Akkord von Rose, Jasmin, Narzisse (und ich glaube, auch Gardenie wahrzunehmen), schließt sich an und wird durch eine sämige Honignote und das immer wieder beglückende Leuchten von Ylang-Ylang vervollständigt.
Schon bis hierher ist es keine Duftkomposition für ehrbare "höhere Töchter"!
Die warmen und sinnlichen Noten von Amber, Zibet und Moschus bilden eine starke, leicht animalisch wahrnehmbare Basis.
Als Gegenpol steuern Patchouli und Vetiveröl Fruchtigkeit und ein gewisses Prickeln bei.
All das wird noch durch eine kräftige Nuance Gartennelke und ebenso aromatischem Sandelholz abgerundet.
In "Shocking" kommt wirklich alles zum Einsatz, was "Lieschen Müller" mit einem skandalösen Duft in Verbindung bringen würde.
Das macht diese Duftkomposition so einzigartig, geradezu pompös - einfach "shocking"!

Nach allem hier noch ein Wort über Sillage und Haltbarkeit zu verlieren, ist wirklich überflüssig.
Auch hier werden die höchsten Erwartungen erfüllt. Elsa Schiaparelli macht auch hier keine halben Sachen.
(Allerdings kann ich nur von der Vintage-Version sprechen, von der ich vor kurzem einige Tropfen bekam!)

Immer wieder gern schaue ich mir das erste Werbeplakat an: der Schriftzug "Shocking" de Schiaparelli - elegant und schwungvoll über das Blatt verteilt.
Hier tanzt ein Mädchen, nur mit einem roten Turban, einer ebenfalls roten Schleife um den Hals und einem natürlich auch roten Tuch um die Hüften bekleidet, einen wilden Reigen mit einem grinsenden Teufelchen.
(Und wie das Kerlchen grinst!) Auch der Lippenstift des Mädchens ist rot, ebenso wie das Band, das es mit dem Teufelchen verbindet!
Der "Shocking"-Flacon lugt dabei frech am Rücken aus dem Tuch, dort, wo es gebunden wird.
Dieses unterhaltsame und fröhliche Plakat würde sicher auch heute noch viel Aufmerksamkeit erwecken.
Auch wenn hier nicht irgendein halbnackter zu dünner "Stern des Tages" abgebildet ist.

Dass meine Erinnerung an "Shocking", natürlich aufgefrischt durch entsprechende Lektüre und diese paar Tröpfchen Duft, nach fast fünfzig Jahren immer noch so lebendig ist, spricht für den gewaltigen Eindruck, den diese Wucht von Duft doch bei mir jungen Frau hinterließ.
Ich wechselte übrigens dann bald zu einem "mehr altersgerechten" Duft (ich glaube, es war "Blue Grass" von Elizabeth Arden).
Wie ich mich erinnere, sehr zur Erleichterung meiner Mutti. Sie war schon damals der Meinung, dass ich zu viel Wirbel verursache.
Gut, dass sie mich heute nicht mehr erleben muss!
Dazu wäre wirklich nur noch zu sagen: "Shocking"!!!
11 Antworten
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
StellaOscura

83 Rezensionen
StellaOscura
StellaOscura
Top Rezension 20  
Whatever "Lola" wants ...
Es gibt wenig, was ich der Vielfalt der vorangegangenen Kommentare hinzufügen kann. Denn dieser Duft ist ohne Zweifel eine Erscheinung - und ich bin froh, noch 20ml von der Originalformulierung bekommen zu haben. Leider hatte ich von Anfang an eine relativ große Distanz zu "Shocking", denn ich wusste ja: Wenn er mir wirklich gefällt, stehe ich dumm da, weil ich dann für immer und ewig mit 20ml davon auskommen muss. Also habe ich schon fast versucht, ihn nicht zu mögen.

Ich mag diesen Duft auch gar nicht wirklich. "Mögen" ist wohl einfach das falsche Wort. Achten. Schätzen. Das passt schon besser. Dabei werde ich hier nicht in Schwärmereien ausbrechen, denn das entspricht weder meinem Eindruck noch dem, was dieser Duft verlangt.

Vor ein paar Jahren hätte ich "Shocking" nicht tragen mögen. Selbst heute wird er für mich ein Ausnahmeduft bleiben, obwohl ich ihn trotz der animalischen Note sehr tragbar finde. Er ist gut ausbalanciert, ohne zu rund zu sein. Für meine patchoulisensible Nase ist selbst dieser Einschlag genau richtig. Ein bisschen frischer Schweiß ist eher sexy als abstoßend. Man braucht Mut, das ist wahr. Den habe ich. Er haut allerdings niemanden um, das hat er gar nicht nötig. Er ist präsent - aber warum sollte er sich auch verstecken? Und genau so fühle ich mich auch, wenn ich ihn trage. Oder werde ich ihn nicht viel eher an genau diesen Tagen auftragen, an denen ich mich so fühle oder fühlen will?

Er entspricht mir, er tut mir gut. Ich bin kein Mädchen mehr, das sich nicht traut. Ich kaufe keine kalorienreduzierten Sachen mehr und rede mir ein, dass sie genauso schmecken wie die mit echtem Zucker und vollem Fettgehalt. Ich sehe im Spiegel kein Gesicht mit Makeln, sondern mein Gesicht. Ich bin keine bescheuerte Blumenwiese, die herumsteht und darauf wartet, dass jemand kommt, der sie befruchtet - ich bin die verdammte Bienenkönigin. Ich dufte nach Honig. Gewöhnt euch dran!

Ja, so etwas kann passieren ... Schockierend, wie es einen so mitreißt!

In diesem Sinne schließe ich mit einem Zitat: "Wenn man sich auch wünscht, tugendhaft zu bleiben, stellt man eines Tages fest, dass die wirklich glücklichen Augenblicke jene gewesen sind, die man der Sünde gewidmet hat."
8 Antworten
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Flakon
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Duft
AgnesEva

32 Rezensionen
AgnesEva
AgnesEva
Wenig hilfreiche Rezension 15  
Habe den Duft aus den 50ern, vor der Reformulierung :)
Ich war ja wirklich mega-stolz, dass ich die erste auf YouTube war, die eine Review zu dem Duft gemacht hat. Es ist mein absoluter Favorit in meiner Kollektion und ein Männer-Kompliment-Magnet. Sehr schmutzig-erotisch, sexy, verwegen, weiblich, sinnlich, ja, man kann auch verrucht sagen... Er lässt tatsächlich auch an damals denken, jedoch war der Duft seiner Zeit stark voraus, daher ist die Komposition absolut nicht altmodisch. Ich habe auch eine Abfüllung der reformulierten Version und muss sagen... LÄNGST nicht so gut... Es wurde der Sex herausgenommen und der 'Schmutz' war wohl für die Endsiebziger auch zu viel. Sehr schade. Will man einen richtigen Gentleman betören und verführen schafft man es mit Shocking in der alten Ausführung auf jeden Fall.
4 Antworten
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Statements

23 kurze Meinungen zum Parfum
AxiomaticAxiomatic vor 7 Monaten
9
Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
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So schön kaschiert der indolische Jasmin.
Ihr Lächeln maliziös bepudert.
Die wahren Blumen des Bösen.*
34 Antworten
Eggi37Eggi37 vor 7 Monaten
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
80er Vintage
Die opulente Dame von Kouros
Indolische Pheromone
Schmiert ihn Honig um den Mund
Chihuahua namens Zibet
hebt Bein
Das ist Tabu
48 Antworten
JonasP1JonasP1 vor 2 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Im dichten Honigwind
Wanken üppig Blüten
Verbreiten ihr dunkles Timbre
Tiefgoldene Strahlen
Fallen weich
In blühende Nachtwürze
39 Antworten
MourantMourant vor 1 Jahr
7.5
Duft
Animaldehyde auf Zypern
Pissnelkenpaukenschlag
Nasse Klamotten:
Erotik o. Waschmaschinenexplosion?
Egal, ausziehen & in Fruchtblüten wälzen!
21 Antworten
SusanSusan vor 3 Jahren
8.5
Duft
Zähfließender Blütenhonig, wächserne Aldehyde, wenig Tier....üppig, wollüstig, warm und umhüllend....schön :-)
7 Antworten
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