AndreasK

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11 - 15 von 41
AndreasK vor 6 Jahren 5 3
7
Flakon
7
Sillage
4
Haltbarkeit
5.5
Duft
Le Sprinteur
Laliques L’Insoumis erscheint zum Auftakt als das, was Mann sich unter einem Spätherbst- oder Winterduft erwartet: reich an Aromen und schwer. Er ist pikant und das Duftbouquet macht Lust, es auf sich wirken zu lassen, darin zu schwelgen. Die Duftstoffe haben eine hohe Wertigkeit. Nichts wirkt chemisch, flach oder billig. „Der Unbeugsame“ ist so betrachtet eine treffende Namensgebung. L’Insoumis offenbart im Weiteren aber zum Teil deutliche Schwachstellen.

Schwachstelle No. 1: geringe Haltbarkeit

Er legt zwar so gewaltig los, dass man meinen könnte, es mit einem neuen Juwel am Parfum-Himmel zu tun haben. Nur allzu bald stellt sich der starke Auftakt als Sprint und keinesfalls als Galopp heraus. Der Unbeugsame hat sich auf dem Teststreifen schon nach zweieinhalb, spätestens drei Stunden verflüchtigt. Er ist ein Löwe und kein Pferd. (Der Antritt eines Löwin ist brachial; nach 90 Metern ist er aber schon platt.) Der Ehrlichkeit halber sollte der Duft deshalb „L’Insoumis Lion“ oder „Le Sprinteur Insoumis“ heißen.

Schwachstelle No. 2: fehlende Duftentwicklung

Auch in einem weiteren Punkt kann ich mich der Kritik meiner Vorredner anschließen: Eine Duftentwicklung ist nicht festzustellen. Die knapp drei Stunden seiner kurzen Lebensdauer bleibt L’Insoumis so wie er begonnen hat. Einschränkend sei hier allerdings meine nicht allzu feine Nase erwähnt. Die mangelnde Duftentwicklung ist mir auch schon bei Encre Noire EdT und beim White aufgefallen. Es scheint eine Macke des Hauses Lalique zu sein.

Nennt man so etwas nicht auch neudeutsch „Ghosting“, das plötzliche Abtauchen bei zunächst starkem Werben um eine Person des anderen Geschlechts? – „Le Fantôme Insoumis“. Der Duft hat bei mir einen gewissen Eindruck gemacht und regt meine Phantasie zu Wortspielen an.

Kaufen würde ich ihn mir aber nicht. Mit 70 EUR für 50 ml bei den Türkisen ist der Duft in Anbetracht seiner schwachen Ausdauer überteuert. Hielte er fünf bis sechs Stunden, wäre er mir das Geld wert. Die Duftentwicklung ist mir nicht so wichtig. Einen starken Auftakt kann ein Duft von mir aus gerne auch linear fortsetzen.
3 Antworten
AndreasK vor 6 Jahren 16 5
8
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Kastration
1.
Ich habe nun, aufgeschreckt durch den unten stehenden Kommentar von Chevalier, die 2017er Formulierung getestet und schließe mich seinem Urteil an. Die 2012er Formulierung war eine Urgewalt, schwer, rauchig, opulent bis an die Grenze zu drückend. Die 2017er Formulierung hat zwar noch das selbe Grundthema, ist aber deutlich leichter geraten. Chevalier nannte das zutreffend die Konversion des Parfum zum EdT. Man könnte es auch als Kastration bezeichnen. Positiv zu erwähnen an der 2017er Formulierung ist allerdings ihre ebenfalls sehr lange Haltbarkeit, wenn auch auf dem erwähnt niedrigen Niveau an Sillage.

Dass die wahrgenommene Konversion von einem sehr schweren zu einem eher leichten Duft nicht auf Einbildung beruht, lässt sich aus dem Abstimmungsverhalten auf fragantica.com erkennen. Die englischsprachige Parfum-Gemeinde ordnete die 2012er Version bei 1.480 abgegebenen Stimmen ganz überwiegend den Jahreszeiten Herbst und Winter, bezüglich der Tageszeit der Nacht zu. Die 2017er Formulierung wird dort, bei allerdings erst 175 abgegebenen Stimmen, mehr Frühling und Sommer, als dem Winter zugeordnet; bezüglich der Tageszeiten eher dem Tag, als der Nacht.

2.
Der Vergleich beider Formulierungen lässt bei mir Skepsis bezüglich der auf parfumo.de gelisteten Zutaten aufkommen. Schenkt man dem Glauben, basiert die 2012er Version hauptsächlich auf somalischer Myrrhe, die 2017er Version jedoch hauptsächlich auf phillipinischem Elemiharz und Vetiver. Ich nehme das prägende Grundthema beider Düfte jedoch als identisch war (und kann deshalb der 2017er Version nicht gänzlich abgeneigt sein).

Fazit:
Dior hat unter Beibehaltung des Grundthemas eine grundlegende Aufhellung und vorgenommen. Es handelt sich nunmehr nicht mehr um einen schweren Winter-, sondern nur noch um einen Ganzjahresduft mit überdurchschnittlicher Haltbarkeit. Die Sillage ist deutlich reduziert.
Damit ist aber an sich nichts über die Qualität der 2017er Formulierung an sich gesagt, sondern nur die Abweichung von der Vorgängerversion beschrieben. Ich finde, es wäre besser gewesen, Dior hätte einen neuen Namen vergeben. So führt das für die Kenner der Vorversion nur zu Verwirrung.
5 Antworten
AndreasK vor 7 Jahren 4
6
Flakon
8
Sillage
3
Haltbarkeit
5
Duft
La Nuit de la Contrefaçon
Der neue Trussardi „Riflesso“ ist für mich von YSL La Nuit de l’Homme nicht zu unterscheiden. Es handelt sich um einen herzhaft-intensiv, mäßig süßen, würzigen Aromatiker. Ich nehme auch bei dem Trussardi hauptsächlich Kardamom als Duftkomponente wahr, obwohl das laut hiesiger Datenbank gar nicht enthalten ist. Feinere Nasen mögen Unterschiede feststellen, ich bin dazu aber (aus dem Gedächtnis heraus) durchaus nicht in der Lage. Parallel getestet habe ich nicht. Insofern passt also die Bezeichnung "Riflesso", denn laut meinem Online-Wörterbuch steht das auch für Wiederschein.

Einen Duftverlauf kann ich nicht wahrnehmen. Riflesso setzt sich im Zeitablauf so fort, wie er ab Kopfnote beginnt. Der Duft ist also linear. Die Sillage ist anfänglich intensiv, verflüchtigt sich aber binnen zweier Stunden deutlich, nach drei Stunden nahezu vollständig.

Der Preis des Klons liegt bei den Türkisen sogar geringfügig höher als das Original.

Tja, was sagt man zu einer solchen "Neu-" -Er-Scheinung?!

Von Trussardi ist mir die letzten Jahre keine positive Neuerscheinung erinnerlich. Mit Schaudern erinnere ich mich an den Uomo Red, der zu letztem Weihnachten (2016) lanciert wurde. Es verdichtet sich bei mir die Wahrnehmung, bei Trussardi handelt es sich um eine Problemmarke in der Parfumwelt.
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AndreasK vor 7 Jahren 9 4
8
Flakon
3
Sillage
3
Haltbarkeit
5
Duft
Colonia gedimmt
"Pura" bedeutet laut meinem Online-Wörterbuch "pur", "sauber", "ungetrübt", "gediegen".

Nun, gediegen und sauber finde ich AdP Colonias aus der gelben (zitrischen) Reihe alle. Der neue Flanker "Pura" ist aber alles andere als pur, sondern eine deutlich entschärfte Variante des schon seit Längerem erhältlichen Itensa-Flankers. Das Besondere an den gelben Colonias war bislang neben der hohen Wertigkeit der verwendeten Duftstoffe deren besondere Langlebigkeit.

Das ist ja bekanntermaßen ein Problem bei zitrischen Duftstoffen. Diors Klassiker Eau Sauvage EdT beispielsweise ist ebenfalls sehr hochwertig umgesetzt, hat aber ein Problem mit der Ausdauer. Die AdPs waren hochwertig und langlebig. Das war ihr Alleinstellungsmerkmal und rechtfertigt den hohen Preis.

Das schwächliche "Pura" nun hat schon zum Auftakt eine eher milde Sillage und lässt auch noch schnell nach. Es ist sozusagen der Gegenpol zum Colonia Essenza. Statt intensiviert ist das Thema hier weichgespült, herunter gedimmt.

Ich muss mich doch sehr wundern, welches Kundeninteresse AdP mit diesem Flanker ansprechen will. Ich kann mir sinnhaft kein Szenario denken, indem man nicht besser auf einen der existierenden Düfte der Reihe zurückgreifen kann. Wer Colonia sehr dezent tragen will, sprüht eben weniger auf. Dafür braucht es keine kastrierte Variante.

Eventuell zielt "Pura" auf den chinesischen Markt. In Fernost liebt man angeblich sehr dezente, luftige Düfte mit nur angedeutet wahrnehmbaren Aromen. In einer BBC-Doku zum Thema Parfum wurde das so dargestellt. Der chinesische Käufer tickt anders. Für uns ist der Pura-Flanker jedenfalls nichts.

PS:
Die Einstufung des Pura als männlich kann ich auch nicht nachvollziehen. Es ist klar unisex. Für Frauen könnte es aufgrund seiner Leichtigkeit sogar besser passen.
4 Antworten
AndreasK vor 7 Jahren 2
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Vibrant Fruits - Dry Leather
Der Duft startet fruchtig, frisch, pikant. Wollte man ihn nach seiner Kopfnote benennen, müsste er Vibrants Fruits heißen. Diese Auftaktphase hat es durchaus in sich. Sie hat mich mit vital-spritziger Frische sehr eingenommen.

Nach ca. 30 Minuten wird daraus aber ein trockener und sehr gedämpfter Duft. Von der Anfangsfrische ist nichts mehr vorhanden. Es mutet leicht würzig und etwas staubig an. Darin ist Vibrant Fruits Dunhill Icon sehr ähnlich. Nur ist es bei Dunhill Oud und nicht Leder, das die Herz- bzw. Basisnote dominiert. Ich muss mehrmals konzentriert am Papierstreifen riechen um die gedimmte trockene Würze bei Virbrant Fruits als Leder wahrzunehmen. Flüchtig daran gerochen habe ich auf irgend etwas Holziges getippt.

Vibran Fruits ist zum Auftakt frischer als Dunhill Icon und insofern interessanter. Später ist es nicht ganz so herb trocken. Leder ist eben geschmeidiger als Oud. Insgesamt sind die beiden Kompositionen aber Nächstverwandte.

Der Kopfnote nach zu schließen, wäre Vibrant Fruits etwas für die wärmere Jahrezeit. Da dem aber die späteren Phasen nicht folgen, ist der Duft doch eher in der Übergangszeit und in der dunklen Jahreszeit zu verorten. Ein Frucht-Feuerwerk nur in der Kopftnote macht noch keinen Sommer.
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