Apicius

Apicius

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16 - 20 von 1106
Apicius vor 9 Jahren 14 5
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Thema con variazioni
Die Düfte der Bvlgari Man Reihe sind immer einen Blick wert. Alle sind sie einem puristisch-holzigen Stil verpflichtet, wobei meist zurückhaltende aromatische Akzente davor bewahren, dass die knarztrockenen Holznoten langweilig werden.

Mit Man in Black legt Bvlgari eine Variante vor, die ein Stück weit in den Bereich der orientalischen Parfums hineinreicht. Eine verhaltene Süße erinnert mich an Düfte wie Guerlains L'Homme Idéal, wobei aber immer noch ein trocken-holziger Grundcharakter beibehalten wird. Auf diese Basis wurde ein nicht minder orientalischer Farbtupfer gesetzt, hier wohl bezeichnet als Kombination von Tabak und Rum.

Der Akkord ist ungewöhnlich und entsprechend schwer zu beschreiben. Diese Kopfnote möchte ich einmal als Nose-Catcher bezeichnen. Sie reicht hin, um im Parfumregal Aufmerksamkeit zu erzeugen. Charakterstark und eigenwillig, kann man gar nicht anders, als ihr einen Platz auf der eigenen Haut zu gestatten. Ich habe sie auf eine merkwürdige Weise als kühlend empfunden, obwohl doch Rum und Tabak eher für Wärme stehen sollten.

Diese Eigenwilligkeit wirkt von der Kopfnote her in die Entwicklung hinein und vermittelt sich so über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden. Dann freilich ist eine herkömmliche, trockene Holzbasis mit orientalischem Anklang erreicht, die dann nur noch Hintergrundrauschen ist. Sie empfiehlt diesen Duft für die kühlere Jahreszeit. Im Mainstream Bereich ist solche Schlichtheit bzw. Purismus für mich okay. Die Bvlgari Man Düfte sind solide Alltagsparfums, mehr sollte man auch hier nicht erwarten.

Den Duft gibt es in zwei Versionen, einmal mit der Bezeichnung Eau de Parfum, und dann als Eau de Parfum Intense, bei uns wohl geführt als Bvlgari Man In Black All Blacks Limited Edition. Letzteres scheint ganz minimal stärker konzentriert zu sein. Im früh einsetzenden Drydown dominierte in der EdP Version schnell die trockene Holzigkeit, während beim Intense ein orientalischer Anteil etwas länger erhalten blieb. Ich würde daher letzterer Version den Vorzug geben, nicht zuletzt auch wegen des individueller gestalteten Flakons.

Aber muss man das jetzt haben? Einerseits nein. Unterm Strich ist der Duft sehr brav. Die Individualität dieses schwarzen Mannes zeigt sich morgens im Badezimmer, nimmt sich zurück in der S-Bahn und ist verschwunden, wenn im Büro das erste Meeting ansteht. Andererseits ist dieses Büroparfum natürlich ein Segen für die Menschheit, verglichen mit diversen aquatischen Zumutungen, auch von Bvlgari. Betrachten wir es also als Beitrag zur Wiedergutmachung.
5 Antworten
Apicius vor 9 Jahren 13 4
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Prickelnd wie Prosecco
Nicht immer halten Parfumnamen das, was sie versprechen - in diesem Fall haben wir wohl mehr "Bourbon" als Vetiver.

Wie soll man "Bourbon" beschreiben: Spritzigkeit? Booziness? Schnapsigkeit? Das klingt natürlich schlimm, denn wer will schon Alkoholausdünstungen um sich haben. Und doch - zwischen dem unangenehmen Körpergeruch des Trinkers und der Entsprechung in der Parfumkunst gibt es eine Zäsur, die das eine hochspannend, das andere unangenehm erscheinen lässt.

Prickelnd wie Prosecco stellen sich einige Abschnitte dieses Duftes dar. Vetiver Bourbon ist ein leichtes Parfum, auch in der Eau de Parfum Concentrée Version. Mit einer von mir so empfundenen Krautigkeit schlage ich den Duft der großen Fougère-Familie zu. Düfte dieser Art sehe ich eher im Herrenbereich angesiedelt.

Mit den vorgegebenen Duftnoten kann man sich nur schwer an Vetiver Bourbon abarbeiten. Die Kopfnote finde ich eher chaotisch und verwirrend, auf meiner Haut fast einen sauren und bitteren Eindruck hinterlassend. Dem Duft muss man etwas Zeit zur Entwicklung geben, dann aber entfaltet sich ein ganz bezauberndes Bild: blumige Noten als Teil eines spritzigen Gesamteindrucks, der wohl auf eine Moschusvariante zurückzuführen ist. In diesem Akkord empfinde ich eher das kühle Maiglöckchen als die opulente Rose. Lange braucht es, bis im Bereich der Basis ein Hauch Vetiver wahrnehmbar wird. Nur ganz minimal begleitet ein pechschwarzer Akkord zwischem verkohltem Holz und Lakritze das Ganze und gibt ihm Würze. In dieser sehr geringen Konzentration ist das stimmig.

Vetiver Boubon hält eine gute Balance zwischen dem Eindruck intimer Körperlichkeit und dem von expressiver, überschäumender Leichtigkeit und Lebensfreude. Wer so duftet, dem möchte man näher kommen.

Erfreulich ist die Preisgestaltung: hier bekommt man Nischenqualität zum Mainstream-Preis. Leider ist die Marke Merchant of Venice noch nicht sehr verbreitet. Wer es ermöglichen kann, findet das Sortiment in München bei Oberpollinger.
4 Antworten
Apicius vor 9 Jahren 8
7
Duft
Wer hat's erfunden?
Nicht immer folgen Flanker der Regel, dass sie Varianten des Originaldufts sein müssen. Bei Nuit d'Issey Austral Expedition sieht nur der Flacon zum Verwechseln ähnlich aus, im Duft lassen sich kaum Gemeinsamkeiten finden.

Im Unterschied zum Original ist Nuit d'Issey Austral Expedition wieder ganz auf der frischen Seite. Es grüßt uns eine grüne Zitrusnote, wie wir sie schon vom Eau d'Issey pour Homme her kennen. Kombiniert wird diese mit einem alten Bekannten: die hier wohl als Amberholz bezeichnete Basisnote ist die gleiche wie in Terre d'Hermès Eau Très Fraîche.

Das ist eine herbe, leicht an Walnuss erinnernde Holznote. Mir persönlich gefällt die sehr gut. Im Unterschied zum Hermès-Duft ist die Basis bei Austral Expedition aber zurückhaltender, weniger präsent. Doch wenn nicht die Kopfnote eine andere wäre, könnte man beide Düfte leicht verwechseln.

Wer eher eine klassische Zitrusnote bevorzugt, greift also besser zum Hermès-Duft, Freunde der für Issey Miyake so typischen Yuzu oder Limettennoten sind hier vielleicht besser bedient.

Ein einfaches Parfum heraus zu bringen, kann ein genialer Wurf sein, wenn die Zutaten extrem gut harmonieren. Dies ist dem Hermès-Duft zuzubilligen. Ellena war in der Verwendung der Holznote mutiger als Loc Dong. Ich finde die von Ellena gewählte Zitrusnote passender und stimmiger, Loc Dong war vielleicht zu sehr an das Markenimage von Issey Miyake gebunden.
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Apicius vor 9 Jahren 23 4
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Ungewöhnliches für die Nacht
Was hat Issey Miyake mit einer Eisdiele gemeinsam? Beides gibt es nur im Sommer.

Mit dem strahlenden Yuzu-Erfolgsduft Eau d'Issey pour Homme ist diese Marke sehr festgelegt. Das Original und die vielen zitrischen Flanker, die es gegeben hat, prägen vielleicht nicht nur meine Erwartungshaltung: frische Sommerwässerchen, die man gerne mal trägt, wenn die Temperaturen steigen.

Nuit d'Issey Parfum hingegen ist einer der wenigen Düfte, bei dem Issey Miyake das Schema zumindest teilweise verlässt. Der dunkle Nachtduft ist etwas zu kühl für den Sommer.

Die Basis bildet ein sehr dezenter rauchiger Akkord, der eigentlich alles sein könnte - Leder, Amber, Holz. Er hat eine für mich recht undefinierte Herbheit und Rauchigkeit, die ein eher zurückhaltendes Grundgerüst bildet. Sehr interessant aber der Kopf, den man darauf gesetzt hat.

Auf die Gefahr, dass ich ganz daneben liege: ich rieche nicht so sehr Pfeffer und Grapefruit, sondern den Duft des so genannten Wintergreen Oils, im Deutschen schnöde als Methyl Salycilat bezeichnet. Das wäre eine Destillation aus den Blättern der Niederen Scheinbeere Gaultheria procumbens, näheres siehe Wikipedia. Dieser ausgeprochen angenehme Geruch erinnert an Minze, ist aber doch etwas anders. Er hat irgendwie einen cremigen Aspekt in sich: Minze trifft auf Vanille?

Wintergreen gehört nicht oder nicht mehr zu unserer gängigen Duft- und Geschmackswahrnehmung. Ich las einmal die Behauptung, es werde deshalb hierzulande nicht angeboten, weil uns das angeblich zu sehr an den Zahnarzt erinnere. So muss man etwa eine Packung "TicTac" dieser Sorte eigens im Import-Shop bestellen.

Wie dem auch sei, das ist mal etwas Besonderes. Da Issey Miyake ja global aufgestellt ist, hat man für Deutschland keine Ausnahme gemacht. Der interessante Akkord verbindet sich mit dem Rauch. Es tritt eine gewisse Süße hinzu, die dem Nuit eine für diese Marke schon grenzwertige Schwere verleiht. Irgendwo in der Mitte der Duftentwicklung glaubte ich ganz schwache Anklänge an Teer- und Asphaltnoten zu spüren - aber nur kurz. Über ein paar Stunden hinweg schafft es das Wintergreen, seine Schwingungen weiter zu geben.

Ein großer Duft ist das Nuit d'Issey Parfum vielleicht nicht, wir sind hier im Mainstream, aber dafür ist die Komposition schon fast verwegen. Der dezente Rauch mit süßlichem Teer-Anklang trifft das Thema Nacht gut, und der minzähnliche Akkord vermittelt einen guten Kontrast.

Ein kühler Nachtwind fällt von den Bergen ein, nimmt jedoch auch den Asphalt und den Straßenstaub auf seinem Weg durch die große Stadt in sich auf. Testempfehlung.
4 Antworten
Apicius vor 9 Jahren 30 6
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Duft für Deutschland
Alles ist immer so ernst bei uns, daher tragen die Menschen in Deutschland so gerne fruchtige Parfums. Diesen Standpunkt lernte ich unlängst in einem Vortrag des Unternehmensberaters Joachim Mensing kennen - und zumindest die Verkaufszahlen scheinen einen solchen Trend zu bestätigen. Ob dies durchgängig auch für den hochpreisigen Nischenbereich gilt, habe ich leider vergessen zu fragen.

Wie dem auch sei, in seiner neuen Collection Crozière greift Pierre Guillaume diesen Trend in geradezu unverschämter Weise auf. Der Name Mojito Chypre verbirgt natürlich das Wesentliche: Erdbeeraldehyd, das nicht nur als Riechstoff, sondern auch als Aroma in Lebensmitteln zulässig ist. Streng genommen riecht es nicht wirklich nach Erdbeeren, wohl aber nach jener herrlich künstlichen Fruchtnote, die uns als Erdbeere vorgegaukelt wird. Man findet das im Joghurt, vielleicht auch mal bei Haribo, vor allem aber in der bekannten Yogurette-Schokolade. Wer dafür nachts aufsteht, muss Mojito Chypre einfach lieben!

Mojito Chypre ist ein Schmeichler, der weiß zu gefallen und die Stimmung zu heben. Im Kopf paart sich das Erdbeer mit einem einfachen Pfefferminzaroma, wie wir es vom China- bzw. japanischen Heilpflanzenöl kennen. Doch anders als in diesen weniger edlen Produkten bietet Mojito Chypre eine sehr schöne Balance. Die Minze erfrischt, ohne aufdringlich oder scharf zu sein.

Ein Duft für kleine Prinzessinnen ist Mojito Chypre nicht, dafür sorgt ein unterschwelliger, etwas streng wirkender Hintergrund, der wohl mit der Bezeichnung als Chypre zum Ausdruck gebracht wird. Obwohl die bekannten Riechstoffe zitiert werden, ist dieser Hintergrund für mich eher im Stil als in der tatsächlichen Wahrnehmung eine Chypre-Basis. So wie Ô de Lancome oder Chanel Pour Monsieur riecht es eigentlich nicht. Mojito Chypre wirkt durch diesen Komplex aber sehr erwachsen.

Ich wundere mich etwas über mich selbst, dass mir Mojito Chypre so gut gefällt. Mal wieder zeigt sich: es gibt keine unangenehmen Duftnoten, nur gut oder schlecht gemachte Parfums. Mojito Chypre ist sehr gut, und dabei von genialer Einfachheit. Es sind ja eigentlich nur drei Akkorde, wovon einer (Mojito) sich auch noch schnell verflüchtigt. Doch Pierre Guillaume hat hier einen Rahmen gefunden, der die an sich knallige Erdbeernote zu jedem Zeitpunkt der Duftentwicklung angenehm aber stets spannend darstellt. Obwohl die so kräftig ist, bekommt man sie einfach nicht über.

So rieche ich in Mojito Chypre auch das solide Können des Parfümeurs, vielleicht darf man sogar von Genialität sprechen. Auf jeden Fall ist Pierre Guillaume zu beglückwünschen, dass er den Mut zu einem solch frechen Parfum hat. Vielleicht steh ich dafür sogar mal nachts auf!
6 Antworten
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