04.06.2020 - 04:49 Uhr
FvSpee
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23
Colonia statt Corona, No. 16: We in Europe...
Nun nach dem ersten spanischen also auch ein erstes englisches Cologne in dieser Reihe, und obwohl "Penhaligon's Eau de Cologne" eher zufällig ausgewählt worden ist (herzlichen Dank an Mörderbiene für die Probe!) könnte die Überleitung nicht besser sein. Denn dieser 1927 geschaffene Duft (ich stütze mich hier auf den Vorkommentar) ist kaum englisch und sehr gemeineuropäisch. Ich denke, er wollte nicht besonders originell und nicht very british indeed sein, sondern einfach die deutsch-französische Tradition der leichten Colognes aufgreifen und auf der Insel einwurzeln. So konnte der britische Gentleman, der auf seinen Bildungsreisen, oder womöglich als Offizier im Zuge des "Great War" das klassische 4711 in Köln oder Guerlains Eau de Cologne du Coq in Paris lieben gelernt hatte, das Dufterlebnis zuhause in seinem mindestens ebenso geliebten "Penhaligon's"-Shop reproduzieren und musste nicht auf Importware zurückgreifen; zumal sich gerade in der Zwischenkriegszeit allerorten die Zollschranken senkten.
Der cologne-angemessen sehr flüchtige Duft weist den vollständigen klassischen 4711-Akkord aus Zitrone, Bergamotte, Neroli und Rosmarin auf, kommt allerdings (was nicht sehr schwer ist) im Vergleich zum Original etwas weicher, runder und zitroniger daher (und erinnert insoweit an Maravillas "Feines Kölnisch Wasser"). Möglicherweise trägt dazu auch der angegebene Orangenanteil bei. Ich bin mir ziemlich sicher, hier auch einen leichten Lavendelbeiklang zu hören, wenngleich wesentlich zarter als in den letzten im Rahmen dieser Reihe getesteten Colognes, und möglicherweise auch noch Spuren anderer grüner Kräuter als Rosmarin.
Nicht direkt unverwechselbar, aber doch ein ganz klein wenig besonders macht dieses Cologne eine nach einigen Minuten spürbare dunklere, holzige oder vielleicht sogar ledrige Note, die mich entfernt an das diffus animalische Element im "Coq" oder noch entfernter an den brodelnden Untergrund von Habit Rouge denken lässt, aber das sind wirklich nur zarteste Anklänge.
Damit befinde ich mich ganz auf der Linie der beiden geschätzten Vorkommentatoren, die diesen Duft als solides, gelungenes und mithin auch empfehlenswertes Kölnischwasser einordnen, das jedoch weder einen Gipfelpunkt seiner Gattung darstellt, noch dieser wesentliche neue Nuancen hinzufügt.
Dass Penhaligon's diesen Duft nunmehr schon zum zweiten Male eingestellt hat, stellt damit zwar einen weiteren Abschied Englands vom Kontinent dar, er ist aber weniger epochal und leichter zu verschmerzen als der Rückzug der römischen Legionen 440 n.Chr. (wegen des Stresses zuhause und der nervenden Einfälle der Angeln und Sachsen), der Abfall der englischen Kirche von Rom 1531 (wegen der henrizianischen Eheprobleme) und der Austritt aus der Europäischen Union 2020 (wegen... ja, weswegen eigentlich...).
Der cologne-angemessen sehr flüchtige Duft weist den vollständigen klassischen 4711-Akkord aus Zitrone, Bergamotte, Neroli und Rosmarin auf, kommt allerdings (was nicht sehr schwer ist) im Vergleich zum Original etwas weicher, runder und zitroniger daher (und erinnert insoweit an Maravillas "Feines Kölnisch Wasser"). Möglicherweise trägt dazu auch der angegebene Orangenanteil bei. Ich bin mir ziemlich sicher, hier auch einen leichten Lavendelbeiklang zu hören, wenngleich wesentlich zarter als in den letzten im Rahmen dieser Reihe getesteten Colognes, und möglicherweise auch noch Spuren anderer grüner Kräuter als Rosmarin.
Nicht direkt unverwechselbar, aber doch ein ganz klein wenig besonders macht dieses Cologne eine nach einigen Minuten spürbare dunklere, holzige oder vielleicht sogar ledrige Note, die mich entfernt an das diffus animalische Element im "Coq" oder noch entfernter an den brodelnden Untergrund von Habit Rouge denken lässt, aber das sind wirklich nur zarteste Anklänge.
Damit befinde ich mich ganz auf der Linie der beiden geschätzten Vorkommentatoren, die diesen Duft als solides, gelungenes und mithin auch empfehlenswertes Kölnischwasser einordnen, das jedoch weder einen Gipfelpunkt seiner Gattung darstellt, noch dieser wesentliche neue Nuancen hinzufügt.
Dass Penhaligon's diesen Duft nunmehr schon zum zweiten Male eingestellt hat, stellt damit zwar einen weiteren Abschied Englands vom Kontinent dar, er ist aber weniger epochal und leichter zu verschmerzen als der Rückzug der römischen Legionen 440 n.Chr. (wegen des Stresses zuhause und der nervenden Einfälle der Angeln und Sachsen), der Abfall der englischen Kirche von Rom 1531 (wegen der henrizianischen Eheprobleme) und der Austritt aus der Europäischen Union 2020 (wegen... ja, weswegen eigentlich...).
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