Augenweide

Der Titel deutet es bereits an:
Dieser Flanker lässt meines Erachtens keine Ähnlichkeit mit Alien (nebst den Flankern, die mir bekannt sind) erkennen. Das ist nicht weiter schlimm, allenfalls etwas verwirrend, da man ja doch versucht ist, eine Duftverwandschaft zu Alien auszumachen...
Tatsächlich erinnert der Duftbeginn des neuen Alien-Flankers mich s e h r an AURA!
Mirage ist jedoch transparenter als die grüne Cousine. Damit meine ich, er ist durchgehend weniger dicht als Aura, welcher sich mir stets sogleich allüberall auf meine Haut legt, um dort zu verweilen...

Die Sillage des Mirage ist von ganz anderer Art:
Es ist eher so, als schwebe der Duft um mich herum... man kann sich die Wahrnehmung etwa so vorstellen, wie wenn man in Küstennähe an einem Garten oder einer Wildrosenhecke vorbeiläuft und plötzlich unbewusst den Kopf hebt (merkwürdigerweise machen wir das ja immer, wenn wir einen Duft besonders gut aufnehmen wollen - muss irgendetwas archaisches sein... :) ), weil man denkt "Aaaah, was riecht denn da so besonders...".
Dieses Bild passt auch deshalb, weil der Duft wie von Küstenluft getragen wirkt, als sei die rauh-würzige Meeresbrise die Grundlage, auf der die Ingredienzien herumgereicht werden. Auch die Farbe des Flakons - dieses zarte Rauchblau - passt hervorragend dazu.

Der erste Dufteindruck ist also ein untrennbares Gewebe aus Meeresbrise, Pfeifenstrauch und Lotus.
Nach einigen Minuten ist der Pfeffer wahrnehmbar und gibt dem Gewebe eine mild-überraschende, freundlich-prickelnde Wende. Hier wird Mirage nun insgesamt etwas blumiger - alles immer noch transparent - und wandelt sich im Laufe der folgenden Stunden in einen warm-holzigen Duft, der mich freundlich und zart nach einem langen Watt- oder Küstenspaziergang nach Hause begleitet.

Die Haltbarkeit ist mit 4-6 Stunden okay - ist schließlich ein EdT; und noch immer bin ich ganz verwundert, hier keine der bei Mugler üblichen Wuchtbrummen vorzufinden.
Alien Mirage ist nicht im eigentlichen Sinne lieblich, doch ist es ein zarter Duft mit Charakter, der vermutlich vor allem im Sommer immer wieder zur Hand genommen wird. Bei hohen Temperaturen ist er sicher belebend, energetisierend und erfrischend - und kommt dabei ohne Zitrone, Bergamotte oder ähnliches aus.
Der Duft ist aus meiner Sicht ganz klar all-gender! Jede/r, der/dem er gefällt, kann ihn tragen.

Also, wie gesagt: Alien-Fans sollten auf jeden Fall vor dem Kauf testen, wenn sie hier eine Verwandschaft erwarten...
Aura-Fans können den Duft leicht mögen (vor allem im Sommer) - ich würde ihn "Aura L´air" oder "Aura Marine" nennen :).

AURA… oh, AURA….
wird für mich immer etwas Besonderes sein.

Ich habe Aura zum ersten mal kurz nach seinem Erscheinen getragen.
Ende 2017 hatte ich mich zu einem Kinoabend verabredet. Ein nasskalter Abend, wir hatten noch ein bisschen Zeit und sind noch eben in die kleine Parfümerie um die Ecke gehopst.
Was mich geritten hat, einen d e r a r t i g e n Duft unbekannterweise, und noch dazu vor einem Kinoabend aufzusprühen, kann ich beim besten Willen nicht sagen… der wollte einfach zu mir :).
Und dann gingen wir also ins Lichtspielhaus, mein Kind (20) und ich hatten einen hinreißenden, bewegenden, aufwühlenden, spannenden und nachgerade befriedigenden Abend, an dem wir lachten, weinten, erschraken, uns an den Händen fassten, die Luft anhielten, jubilierten, rangen und kämpften und lernten und schauten - und allenthalben schlich mir derweil Aura in die Nase, mit seinen grünen, klaren, selbstbewussten Noten,
nicht um Gefallen bemüht, von eigenwilliger Präsenz und mit Rückgrat!
Einem Rückgrat mit Klarheit und Herz, und ohne Härte. Ja, er strahlt für mich Wahrhaftigkeit, Präsenz und Sensibilität aus und ist bar jeder Koketterie. Das schätze ich sehr.

Ich werde den Duft vermutlich den Rest meines Lebens mit diesem besonderen Abend, sowie mit der Protagonistin des Films bzw ihren Fähigkeiten verbinden:

zu tun, was getan werden muss
die eigene Geschichte zu leben und zu integrieren
zu trauern, ohne in Selbstmitleid zu zerfließen oder zu verhärten
zu sehen, zu verstehen und berührbar zu bleiben
ohne großes Tamtam und Inszenierung man selbst sein können - und andere sein zu lassen, wie sie sind
Und bei alldem sich der Verbundenheit alles Seienden gewärtig sein…

Ganz besonders, wenn ich AURA trage, wird mir bewusst, dass ich Düfte für MICH trage; dass mein wesentlicher Impuls dabei ist, bestimmte Facetten meiner selbst damit zu betonen, zu stärken oder zu schützen… Will sagen, die Absicht, mit einem Duft eine bestimmte Wirkung auf andere zu erzielen, ist mir fremd.
Weder bei meinen Düften noch bei meiner Kleidung zerbreche ich mir den Kopf anderer Menschen und trage, wonach mir ist; schlicht und einfach deshalb, weil mir danach ist.
Und da AURA nach meinem Dafürhalten keinerlei offensichtliche „Gefälligkeit“ aufweist, wird mir das bei diesem Duft immer besonders klar.

Auch ohne hier im Einzelnen auf Duftnoten einzugehen oder deren Entwicklung zu beschreiben - was andere ja hier auch bereits mit Könnerschaft vermochten :) - hoffe ich, Euch hiermit einen Eindruck davon zu vermitteln, welche Emotionen und Haltungen dieser Duft meines Erachtens zu transportieren imstande ist.

Und ggf wäre ich im persönlichen Gespräch auch bereit, den Titel des beeindruckenden Films preiszugeben :).

PS:
Wer als erste/r den Titel des Films errät, bekommt ein nettes kleines Duftpäckchen geschenkt! (beiseit´: "Den Spaß gönne ich mir!")

PPS:
Es gibt eine Szene im Film, in dem die Protagonistin in den Spiegel schaut... und hier kommt der Titel dieses Kommentares bildhaft zum Ausdruck... (mehr Tipps gibt´s aber nich!)

Ich bin keine Freundin der Bussi-Kultur - also „Küsschen links - Küsschen rechts“- Begrüßung* und dergleichen...
Es liegt mir einfach nicht.
Ein rechtes Greuel ist mir dies jedoch, wenn ich solcherart das unfreiwillige Opfer tollkühn aromatisierter Herren (seltener Damen) werde - und hernach den Rest des Tages/Abends deren olfaktorische Hinterlassenschaften mit mir herumtrage...
Bei jeder Bewegung nehme ich wahr, was man mir unerwünscht auf der Haut hinterließ. Manchmal nervt mich das nur, schlimmstenfalls jedoch verursacht es Verstimmung und/oder Kopfschmerz.
Befinde ich mich außerdem noch in einem sozialen Ereignis, von dem ich mich nicht so ohne weiteres entfernen kann, nimmt meine Pein (für andere womöglich schwer nachvollziehbare) astronomische Ausmaße an…

Warum erzähle ich das? So in etwa geht es mir mit „Rumeur“.
Die Duftpyramide dieses Stoffes ließ mich frohlocken und ein Gebinde herbeisehnen. Doch endlich auf meiner Haut (dank herzensguter Spende einer lieben Parfuma; tausend Dank!): nehme ich tatsächlich ausschließlich eine Art Rasierwasser wahr. Rasierwasser, Rasierwasser, Rasierwasser… böööh.
"Blumig-Pudrig“? Mitnichten. An mir entfaltet sich eine nachgerade passiv-aggressive Aftershave-Note, die weder wankt noch weicht. In einer Art Faszination des Grauens (ich will es einfach nicht glauben!) wandert meine Nase über Stunden immer wieder an den benetzten („beduftet" mag ich hier nicht sagen) Arm - und immer noch und immer wieder gibt´s Rasierwasser, Rasierwasser, Rasierwasser. Eine Duftentwicklung erkenne ich nicht, und einzig den Patchouli kann ich einigermaßen identifizieren…
Ich fürchte (bitte nicht hauen!), wenn diese Kreation in einer beliebigen Flasche im untersten Drogeriemarktregal für zweifummsich angeboten würde - es nähme mich nicht wunder.

Sehr gern spräche ich in blumer Rede von der Reise, auf die mich Rumeur mitgenommen und von allem, was ich dann erlebt…
Allein, ich habe nur den Wunsch, er möge gehen, wohin alle Gerüchte gehören:
Ins Pfefferland.



*btw, ich spreche von mehr oder weniger nahen Bekannten - nicht von Freunden, die von mir durchaus die ein oder andere Herzung (samt Duftmarkierung) erhalten :)

Ich habe mich - von Kommentaren und Statements beeindruckt - dazu hinreißen lassen, diesen Duft blind zu kaufen. So ist das ja manchmal, wenn man nach dem Studium von Duftpyramide, Reviews und Lobgesängen zu wissen vermeint, wie "das" riechen muss... :). (Know what I mean...?)
Und egal, welche Düfte ich bereits getestet habe oder mein Eigen nenne, immer verbleibt in irgendeinem versteckten Winkel meines Seins die Sehnsucht nach dem heiligen "Duft"-Gral...

ONE LOVE kam, und kaum auf meiner Haut, dachte ich "Aaaaaah" und "Ooooooh" und hingebungsvoll "Jaaaah"...
doch, was soll ich Euch sagen... auf die verheißungsvolle Blütenfreude, die mir unmittelbar ein lächelndes Strahlen entlockte, folgte klamme Traurigkeit ob trostlos-grüner Kühle. Nicht schön, gar nicht schön...
Es sei angemerkt, dass ich grüne Düfte durchaus lieben kann - doch hier zeigt sich im Verlauf eine grün-herbe Feuchte, die mich nachgerade deprimiert. Und damit nicht genug, gesellt sich im Drydown gar eine abweisende Spröde dazu.
Eine Spröde, die nicht von der sympathisch-charmanten Eigenwilligkeit ist, die ich mag... Nein, eine Spröde die mit Sperrigkeit und einem nervigen "wäwäwäwäwääääh" (fallende Intonation - ihr kennt das) daherkommt - um mich dann allein in einer muffig-klammen Kellerecke zurückzulassen (und meine Kerze mitnimmt!)
Noch weniger schön...

ONE LOVE ist also für mich - auch nach mehreren Versuchen - ein Trauerspiel in drei Akten:
1. Akt (verheißungsvoll + selbstsicher): "Aaaaaaah...!"
2. Akt (traurig + deutlich leiser, ggf zitternde Unterlippe): "oooooh, bitte nein..."
3. Akt (genervt, aber zu höflich, um wirklich grob zu werden): "Menno! Geh´weg! Und gib gefälligst die Kerze her, damit ich so schnell wie möglich wieder hinausfinde!

ONE LOVE ist aufgrund seines Verlaufs für mich ein No Go. Die Haltbarkeit ist an mir - gottlob - weniger als mittelmäßig. Es entsteht also kein großer Schaden; bin "nur" um eine Dufterfahrung reicher geworden; eine, die ich nicht wiederholen muss :).

Den Duftgral - dessen bin ich mir schon länger ziemlich sicher - gibt es nicht und kann es nicht geben; denn erstens bin und bleibe ich selbst nicht immer und überall die Gleiche (und kann und will somit auch nicht immer so duften oder wahrgenommen werden), und zweitens macht es einfach immer wieder zu viel Freude, auszuloten, ob ich nicht DOCH dereinst DEN EINEN finde (Duft selbstverständlich :)):
Den Immergeher, den Seelentröster, das Schutzschild, die Aura, das Herz, das erhobene Haupt, den sicheren Schritt, die Leichtherzigkeit, das Strahlen, die Wärme, das Wohlwollen und die Offenheit - einen Duft, der nicht mehr und nicht weniger als tiefempfundenes Menschsein ausdrückt...
Na, das ist aber auch wirklich ein bisschen viel verlangt!
Und ich hoffe selbstredend, auch ohne Duft Mensch zu sein.... MIT macht es aber oft mehr Vergnügen, ist bisweilen ein wenig einfacher, freundlicher, sonniger...

Gern schaue ich mich weiter um. Es gibt ja noch sooo viele schöne Theaterstücke :)

... und genau richtig nach eines langen Tages Mühe, an dem mich Ermattung und (zugegebenermaßen willkommene) Hitze nurmehr müde auf dem Sofa liegen und mich der gnadenlosen Selbstbeduftung anheimfallen lassen.

Was bisher geschah :-) :
Aufgrund der Kommentare zu diesem essence-Duft, testete ich vor einigen Tagen den nämlichen und staunte: Eines der seltenen, schnellen Wunder; ein Duft, der mir nicht nur spontan gefällt, sondern dessen primäre Verheißung im weiteren Verlauf nicht in schnöde Langeweile, halbwegs neutrale Befremdung oder gar Kopfschmerz mündet.
"Like a walk..." ist sicher nicht von bemühter Komplexität, und ich möchte ihn auch nicht gerade tiefgründig nennen - aber an Tagen wie dem heutigen (39°) ist ein sehr anspruchsvoller Duft auch kaum zu (er)tragen. Ich jedenfalls bringe dann weder das Stehvermögen noch die Contenance für ein schweres Duftgeschütz auf.
Heute darf es die blumigzarte, regenfrische Leichtigkeit, diese Ahnung von frischem Gras, dieser Hauch von Freesie und der ganz zarte, leichte Moschus-Schleier sein, der dem fragilen Gebilde hintergründige Stabilität schenkt, auf dass es nicht verwehe...
Insgesamt ein Gewebe von augenzwinkernder, gleichwohl herzerwärmender Freundlichkeit, erwachsener Frische ohne allzu tugendhafte Reinlichkeit, geerdeter Leichtherzigkeit ohne rosarote Brille, taufeuchtem Moos ohne dumpfige Schwere, blumiger Lieblichkeit ohne Mädchengekicher. Mmmh, das klingt inzwischen doch ganz schön komplex :-). Mir scheint, um diese gekonnte Leichtigkeit ohne Eindimensionalität hinzubekommen, bedarf es schon gewissen Könnens.

Weder die Wassermelone noch die Zitrusfrüchte sind für mich als Noten erkennbar - und ich bin dessen froh, denn Fruchtdüfte liegen mir nicht besonders (eine schamlose Untertreibung). Auch kann ich keine "erdigen" Noten ausmachen, an mir entwickelt der Duft sich als Komposition ziemlich so, wie oben etwas poetisch anmutend beschrieben, ohne sich dann weiters wirklich deutlich zu verändern.
Er ist an mir sehr hautnah und verwebt sich mit meiner Chemie... das kenne ich doch... ist mir wie eine zweite Haut...
Und dann, endlich, komme ich drauf:
Dieser Duft riecht für mich und ist an mir sehr ähnlich wie INEKE´s "Balmy Days", ein Herzenskind, das ich gern und regelmäßig trage, eine meiner Signaturen, an mir so selbstverständlich erlebt, dass viele nicht bemerken, dass ich überhaupt einen Duft trage.
Beide Werke - und hier schließt sich der Kreis zum Titel in der Kopfzeile - umgeben mich wie etwas, was dort einfach hingehört, und meist möchte ich genau DAS von einem guten Parfum:
Ein unsichtbarer Schleier soll es sein, der sowohl meine Stimmung wie meine Persönlichkeit transportiert... drücke ich mich noch verständlich aus? Macht die Hitze mich sonderbar reden?
Nun, ich schließe hier mit der Bekundung, dass ich "Balmy Days..." nahezu genauso beschreiben würde wie "Like a Walk...". Einzig im Dry Down erscheint mir der essence-Duft eine Spur lieblicher; ich nehme an, dafür zeichnet das Maiglöckchen verantwortlich.

Mein Dank an die Tester vor mir; ich hätte diesen Duft ohne PARFUMO nie entdeckt