BBirnbaum

BBirnbaum

Rezensionen
BBirnbaum vor 11 Monaten 5 3
7
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Tränende Augen in der Gemüseabteilung
Der Start ist minzig frisch, fast kalt. Leicht tränen mir die Augen und ich bin hellwach und aus jeglicher Träumerei gerissen.

Die Minze wirkt dabei nicht wie das Minzblatt, sondern leicht medizinisch, eher weiß als grün und reduziert auf die Frische. Und das finde ich erstaunlich, da parallel dazu bereits sehr viel grünes Blattwerk am werkeln ist. Die beiden Akkorde verbinden sich aber in meiner Nase nicht zu einer Pfefferminzstaude sondern laufen unabhängig voneinander. Die Minznote ist auf der Haut innerhalb einer viertel Stunde nur noch sehr leise, hält aber auf der Kleidung viel länger, was den Duftverlauf deutlich verändert. Weiter gehts hier auf der Haut...

Die sich parallel entwickelnden grünen Noten sind so natürlich, dass sie auf mich etwas gemüsig wirken. Ein bisschen wie die Gemüseabteilung im Supermarkt in der in einer kleinen Ecke ein paar Blumensträuße angeboten werden. Bei den Blumen sind es mehr die Stängel und wenn Blüte, dann nur eine völlig unsüße und wässrig ätherische. Das würde zur angegebenen Rosengeranie passen. Den Eindruck eines ausgewachsenen Rosenduftes bekommt man zu keiner Zeit.

Nach etwa einer Stunde wird das gemüsige etwas weniger und es kommt das erste Mal eine Ahnung auf, dass es sich doch um ein Parfüm handelt. Die grünen Noten wirken nun auf mich, als hätte man diese traumhafte grasige und luftige Frische aus meinem Sommerliebling Eau d'Orange verte isoliert und in etwas trockenerer aber noch natürlicherer Form in diesen grünen Traum übertragen. Das Minzige geht dabei nie ganz verloren, ist im Verlauf aber eher eine Ahnung im Hintergrund.

Zum Glück wird hier das saftige Grün im weiteren Fortschreiten weder wegambriert noch süß-geholzt oder gar überpudert. Der Duft wird nur sanfter und runder, bleibt grün, vielleicht etwas dunkler und ein bisschen trockenholzig und leicht erdig. Wenn man es darauf anlegt kann man immer mal wieder eine kleine Blüte durchriechen.

Was etwas fordernd und leicht desintegriert startete, klingt nun wundervoll harmonisch aus.
3 Antworten
BBirnbaum vor 13 Jahren 8 3
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Harmoniebedürftige Perfektion
Im Prinzip wurde so ziemlich alles Gesagt zu diesem Duft und ich kann fast alle Kommentare nachvollziehen. Hinzufügen möchte ich, dass ich for men geschenkt bekam, erst etwas langweilig aber gut fand und nun aus unerfindlichen Gründen süchtig bin.
Es gibt keine Situation, keinen Anlass, keine Jahres- oder Tageszeit in der ich mich mit diesem harmoniebedürftigen Duft falsch beraten fühle. Immr wenn ich nicht genaus weiss was ich benutzen soll oder auch oft fürs Büro greife ich zu Tom Ford for men. Ich finde den Duft sehr ausgewogen und perfekt komponiert. Das Hauptproblem für mich ist die Erwartungshaltung bei einem Tom Ford zudem noch mit einer derart exzentrischen Werbung. Und dann kommt diese harmoniebedürftige Perfektion ohne Ecken und Kanten. Diese Gleichzeitigkeit von warmen Zitrusnoten mit leuchtenden Kräutern und der hellen Rauchigkeit ergibt für mich ein süchtig machendes Ganzes. Am Anfang habe ich mir auch gewünscht, dass eine der Noten, z.b. Der Tabak etwas heraussticht, aber nun denke ich, dass dann die Allroundqualitäten verloren gingen. Ich kann auch verstehen, dass erfahrene Duftjunkies diesen Duft als wenig herausfordernd beurteilen. Genau kann ich es mir auch nicht erklären, aber ich kann mir eine Sammlung nicht mehr ohne vorstellen. So hab nun schon 50 ml seit Weihnachten geleert und nun ne Große gekauft. Besonders der lange, wenn auch sehr leise Drydown hat es mir angetan. Die Haltbarkeit finde ich recht gut, auch wenn ich mehr aufsprühe, als bei vielen anderen Düften. Nur zieht sich der Duft ein bisschen zu schnell direkt auf die Haut zurück. Man kann hier wirklich kaum überdosieren.
Im Zuge meines Parfumtestens merke ich langsam, dass es oft die eher geradlinigen und leicht tragbaren Düfte sind, an denen ich hängenbleibe, wie auch zuletzt an Lalique White. Auch wenn das Testen der schwierigeren komplexeren Düfte mit ausgefeiltem Duftverlauf und fordernden Einzelnoten manchmal mehr Spaß macht, lege ich für meine persönliche Tragbarkeit oft andere Maßstäbe an.
3 Antworten
BBirnbaum vor 13 Jahren 4
9
Flakon
7
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Weiß bleibt weiß
In Lalique White habe ich einen Duft für alle Jahreszeiten gefunden, der mich nicht trotz sondern wegen seiner schlichten und direkten Art überzeugt.
Von Beginn an bekommt man eine zitrische Frische, die für mein Empfinden komplett entsättigt wurde und somit kaum noch als etwas fruchtiges wargenommen werden kann. Eher ist so eine fast aquatische Frische entstanden, die aber nicht künstlich wirkt, sondern sich aus den entsättigten Zitrusnoten ergibt. Weder gelbe noch grüne Noten nehme ich war. Das passt hervorragend zum Thema "white".
Da es nur wenig Duftverlauf gibt, sind die angegeben Kopfnoten von Anfang an nicht allein. Sofort sind die Gerwürze, allem voran der weiße Pfeffer wahrnehmbar. Der Pfeffer erinnert an die Note bei Marc Jacobs Bang ist aber ebenso komplett entsättigt und nicht grün. Auch sticht diese Note nicht so heraus sondern vermischt sich mit den anderen hellen Noten zu einem eigenständigen Accord mit zu mindest für meine Nase geringer Trennschärfe. Um den weißen Eindruck zu verstärken, mischt sich schon relativ früh im Duftverlauf etwas Cremiges dazu, was den Duft weich und nicht transparent macht. Hierfür sind wahrscheinlich besonders Moschus und Zeder in der Basis verantwortlich. Vielleicht aber auch das Veilchen, wie Dannyboy vermutete. Da ich momentan nicht im Kopf rekonstruieren kann, wie Veilchen riecht, fällt mir nur auf, dass der bereits beschriebene Weichzeichnereffekt sehr treffend ist und wirklich nichts an diesem Duft an Blüten erinnert.
Durch die weiße Frische und den Weichzeichner bekommt man direkt das Verlangen ein weißes, frisch gebügeltes Hemd anzuziehen, um den Duft zu unterstützen.
Die Halbarkeit könnte bei mir etwas besser sein und ebenso die Projektion. Aber vielleicht gewöhne ich mich auch nur so schnell an den Duft, da er wenig Duftverlauf hat. Dicht auf der Haut bleibt er in jedem Fall. Den mangelnden Duftverlauf unterstelle ich als Absicht, um die Assoziationen von Anfang bis Ende weiß zu lassen.
Endlich mal ein frisch gebügelter Reinling der nichts mit Weichspühler oder Waschmittel zu tun hat. Ich habe für diese Saison meinen Alltagsduft für Frühling und Sommer gefunden.

Edit: nachdem ich heute schon zweimal auf das Parfum angesprochen wurde, ca. 8 Stunden nach dem aufsprühen, obwohl ich selbst es kaum noch wahrgenommen hatte, erhöhe ich die Haltbarkeit auf 75%.
0 Antworten
BBirnbaum vor 13 Jahren 5 6
8
Duft
Ich bin erstaunt...
dass dieser Duft hier so verrissen wird. Aber ich freue mich gleichzeitig ob der Vielfalt der Geschmäcker. Ich empfinde den Duft als sehr frisch und energetisierend. Er macht mich regelrecht fit und klar. Dieser Effekt ist besonder bei kaltem Wetter sehr ausgeprägt. Im Gegensatz zu den meisten frischen Düften passt dieser auf meiner Haut nicht zu sehr hohen Temperaturen.
Besonders schätze ich neben der hervorragenden Projektion, dass die Frische nicht wie so oft mit der Kopfnote verfliegt sonder lange hält.
Unabhängig davon, dass mir dieser Duft sehr gefällt, schätze ich die Umsetzung des Metallthemas. Hier ist die Frische kalt und irgendwie hart ohne dabei sonderlich aquatisch oder zitrisch zu sein. Das Kraut ist würzig ohne die typischen grünen Assoziationen bei mir hervorzurufen. Kräuter und edles Metall und dabei doch was ganz eigenes. Die vorhergenannte professionelle Kälte kann ich nachvollziehen aber ich mag sie offenbar.

Einzig negativer Punkt aus meiner Sicht:
Der Duft wird schnell schlecht. Wenn er umkippt, dann nicht nur die Kopfnote. Mehr als 2-3 Jahre waren bei mir nie drin.
6 Antworten
BBirnbaum vor 13 Jahren 7 5
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Gepimpte Rasierseife
Dieser Duft könnte polarisieren. Nach dem ersten Spritzer musste ich sofort an traditionelle Rasierseife Denken. Auch beim längeren Schnuppern bleibt dieser Eindruck zwar erhalten, allerdings ist die Rasierseife hier extrem getuned.
Gepimt mit einer aquatischen Kälte und Frische ergibt sich somit ein ganz anderes Duftbild, welches sich von klassischen Düften entfernt. Ich hatte mal ein Stück klassische Rasierseife mit Tonerde. An dieses Stück mit einem Spritzer Polo Sport garniert musste ich beim testen denken. Eventuell ist es eine deutlich wahrnehmbare Estragonnote welche an Polo Sport denken lässt. Das hört sich vielleicht grausam für manche an aber ich glaube ich mag den Duft. Ich könnte allerdings sehr gut verstehen wenn jemand befindet, dass diese zwei Duftwelten nichts beieinander verloren haben. Für mich aber könnte es einer der wenigen Düfte mit aquatischer Note sein, die ich mag.
Ich könnte mir diesen Duft fürs Büro vorstellen.

Die Halbarkeit ist unglaublich. Jedenfalls riecht das Lederarmband meiner Uhr nach ca zwei Tagen immernoch leicht danach. Deutlich wahrnehmbar auf meiner Haut war es ca. 10 Stunden. Die Projektion ist gut aber kein Monster.

Ich bin gespannt auf andere Kommentare, da der Duft wahrscheinlich sehr unterschiedlich empfunden werden kann und ich mir auch noch nicht wirklich sicher in meinem Urteil bin. Werde noch des öfteren testen müssen um eine eindeutige Meinung zu entwickeln. Dabei ist es nicht ein abwechslungsreicher Duftverlauf für den ich mehr Zeit bräuchte sondern direkt diese Gleichzeitigkeit der Duftwelten die mich etwas verwirrt.

EDIT: Ich habe den Duft nun etwas länger getestet und muss leider etwas korrigieren. Die Noten rieche ich zwar wie geschrieben, jedoch ist die synthetische Note sehr anstrengend und ich habe teilweise Kopfschmerzen bekommen. Ich werde es wieder versuchen aber irgendwie vertrage ich den Duft nicht an mir. Die Bürotauglichkeit hat sich damit für mich auch erledigt. Schade, da ich anfänglich eigentlich recht angetan war! Lange hat sich meine Wahrnehmung eines Duftes nicht mehr so geändert.
5 Antworten