Skylab
Hilfreiche Rezension
6
Edle Rasierseife / Die Halston Story
Die Marke Halston war für mich, wie für viele andere Leute bestimmt auch, bisher ein unbeschriebenes Blatt. Ich wusste zwar, dass es sich um ein Modelabel handelt, dennoch schenkte ich diesem keinerlei Beachtung. Zumal die Parfums in meinen ländlichen Gefilden absolut gar nicht zu bekommen sind.
Um es kurz und knapp anzustreifen: Die Marke wurde Ende der 1960er Jahre vom amerikanischen Hutmacher Roy Halston Frowick gegründet, welcher sich dafür auf seinen zweiten Vornamen beschränkte. Große Bekanntheit erlangte er allerdings schon 1961. Er entwarf für Jacky Kennedy den sog. „Pillbox Hat, welche diesen bei der Amtseinführung ihres Mannes trug.
Daraufhin startete er ein kometenhafter Aufstieg. Halston entwarf einfache, komfortable Jersey-Kleider und gab sportiven Silhouetten eine extravagante Abendnote durch erlesene Stoffe. Er machte Tuniken aus Waschleder salonfähig und kreierte Abendpyjamas – sog. Loungesuites.
Luxuriöse Einfachheit war sein Markenzeichen und der Jetset liebte ihn dafür. Seine „Halstonettes“ wie man sein Gefolge nannte – allen voran Bianca Jagger, Liza Minelli und Elisabeth Taylor schätzten seine bevorzugten, teuren Kaschmir-Stoffe in Beige, Weiß, Rot und Braun. Aber es war nicht immer alles toll!
Großen Streit gab es unter anderem um die Gestaltung des Flakons für sein erstes Parfum. Halston setzte als Designerin seine Freundin Elsa Peretti durch und bestand darauf, die Flasche ohne Etikett herauszubringen und ledeglich den Markennamen auf den minimalistisch, strengen Verpackungen anzubringen. Der Erfolg gab ihm Recht und katapultierte das Parfum bereits im ersten Jahr unter die meistverkauften Parfums. Vertrieben werden die Düfte unter Elisabeth Arden
Aber wo Erfolg ist, liegt auch Misserfolg dicht beieinander. Mit dem Verkauf der Marke an Norton Simon Industries zogen graue Wolken auf. Im Verlauf der späten 1980er Jahre ließ der Halston Hype – zumindest in Europa mehr oder weniger ab. Zumal bemühte sich Roy Halston bis an sein Lebensende vergebens, das Recht an seinem Namen zurückzuwerben. Der homosexuelle Designer, mit dem typischen, schwarzen Rollkragen Pullover, starb 1990 an den Folgen von AIDS.
Die Marke Halston ist nach, wie vor präsent(aktuell entwirft ein Designer Team die Mode) – in den Vereinigten Staaten am besten etabliert.
Die Düfte hingegen sind nur eingeschränkt verfügbar. Der Türkise hierzulande führt jedeglich Halston Man und Woman.
„Halston Man“´s Glasarchitektur orientiert sich an den klassischen Herren Flakons aus den 1970er Jahren. Die Flasche in Silberlackierung liegt geschmeidig in der Hand, allerdings ist die Optik des Zerstäuberkopfes eine Beleidigung – er wirkt wie die, der billigen Duftwässerchen auf Wochenmärkten. Dazu kommt die ernüchternde Haptik und Funktion. Der Name "Zerstäuber" ist hierbei fehl am Platz! Was da raus kommt gleicht einem Strahl. Zwar konnte ich 125ml für beinahe lächerliche 30.- Euro erstehen, dennoch trübt diese Sprüh-Misere meine Freude ein wenig.
Der Geruch zaubert mir jedoch alsbald wieder in Lächeln auf meine Lippen und liebkosen meine Nase. Erst auf den zweiten Riecher habe ich mich in Halston Man verliebt. Ein erster, kurzer Test via Papierstreifen ließen die Phiole wieder alsbald in den dunklen Schrank wandern. Nachdem mein Duftvorbild und Parfumo User „Rivegauche“ Halston Man eines Tages trug, stieß ich wieder auf Interesse…zumal komponierte der große Carlos Benaïm das Parfum, welcher auch mein geliebtes Eternity For Men kreierte.
Halston Man startet zurückhaltend und doch sehr ansprechend. Es duftet nach zitrischem Puderzucker. Passionsfrucht mag ich hier nicht erkennen – wüsste jetzt auch nicht bewusst, wie diese riechen sollte. Ich vermag eine leichte, animalische Note zu erkennen, einen gewissen Grauschleier, der sich über diese anfängliche Unschuld legt. Vermutlich liegt das am Estragon, der auch einen gewissen, mediterranen Flair beisteuert.
Eine frische Würzigkeit hüllt den Duft in ein reines Image. Bereits besagtes Seifenaroma ist nicht zu verleugnen, doch ist es keine beißende oder stechende Seife, vielmehr eine saubere Barbershop Frische.
Fans von Prada Herrenkompositionen sollten Halston Man auf jeden Fall einmal testen! Minze lässt den Duft strahlen und glänzen – wie die Optik des Flakons.
Der weitere, recht lineare Drydown hüllt das Kleid in ein zartes und weiches – fast pudrig, samtes Aroma. Bis zum Schluss hält sich erwähnte Seifigkeit, wird sie aber durch süße Akzente geschwächt...
Die Haltbarkeit ist recht gut – 7 Stunden – absolut zufriedenstellend…!
Auch bei sommerlichen Temperaturen lässt sich Halston Man sehr gut tragen - ich habe diese Tage recht viel Spass daran! In diesem Sinne - einen schönen Sommer! ;)