Halston 1974 Eau de Toilette

Halston (Eau de Toilette) von Halston
Flakondesign Elsa Peretti
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7.8 / 10 161 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Halston für Damen, erschienen im Jahr 1974. Der Duft ist würzig-chypreartig. Die Produktion wurde offenbar eingestellt.
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Duftrichtung

Würzig
Chypre
Holzig
Blumig
Orientalisch

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte HonigmeloneHonigmelone PfirsichPfirsich
Herznote Herznote
GartennelkeGartennelke IriswurzelIriswurzel RoseRose Ylang-YlangYlang-Ylang ZederZeder JasminJasmin
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos PatchouliPatchouli SandelholzSandelholz VetiverVetiver AmberAmber WeihrauchWeihrauch

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8161 Bewertungen
Haltbarkeit
7.7128 Bewertungen
Sillage
7.4123 Bewertungen
Flakon
7.1127 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
9.223 Bewertungen
Eingetragen von Evita, letzte Aktualisierung am 17.04.2024.

Rezensionen

14 ausführliche Duftbeschreibungen
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Palonera

467 Rezensionen
Palonera
Palonera
Top Rezension 40  
ein Chypre, wie er im Buche steht
1975 war das Jahr, in dem mein Leben seinen ultimativen Wendepunkt erreichte.
Das Jahr, in dem aus einem bis dahin ziemlich normalen, hörenden kleinen Mädchen das Täubchen wurde.
Als ein Sinn verschwand und die verbleibenden sich umso mehr zu schärfen begannen.
Sieben Jahre alt war ich und hatte mit Parfums noch nicht allzu viel am Hut, so daß die in diesem Jahr erfolgte Lancierung von "Halston Cologne" nicht nur in 1975, sondern noch viele folgende Jahre lang unbeachtet blieb.

Als ich "Halston" irgendwann in meinen Zwanzigern entdeckte, war mein Näschen zwar bereits sensibilisiert und geschult, ich konnte mit dem Duft aber dennoch erst einmal nichts anfangen.
Er wirkte auf mich zu altmodisch, zu madamig – nichts für jemanden, der "Roma", "Moschino", "Senso" und manchen anderen Zeitgeist-Düften den Vorzug gab.
Ganz gewiß aber ließ er mich nicht an die Siebziger denken und an das kleine Mädchen, das plötzlich mehr und mehr zum Nasenmenschen wurde.
Kein Gedanke an "Saturday Night Fever", an Schlaghosen, psychedelische Muster und Farbkombinationen, die den Verdacht der Farbenblindheit nahelegten.
Dort hätte ich "Halston" niemals angesiedelt, hätte ich nicht hier das Erscheinungsjahr erfahren.

Auch an "Halston" mußte ich heranwachsen und –reifen, mußte den Duft peu à peu kennen und verstehen lernen – und bin mir doch längst nicht sicher, ihn nun wirklich verstanden zu haben.
Wüßte ich es nicht besser, würde ich sein Entstehungsjahr ein paar Jahrzehnte vor meiner eigenen Geburt vermuten.
"Halston" könnte aus den dreißiger Jahren stammen, aus einer Zeit, als kühne und doch kühle, opulente und zugleich sehr edle Klassiker entstanden.
Für meine Nase und mich ist "Halston" ein Chypre, wie er im Buche steht – bereits der Auftakt wirkt aldehydig und überhaupt nicht fruchtig auf meiner Haut, seifig und leicht würzig im Unterton.
Unmöglich, einzelne Blumennoten herauszuriechen – rasant verweben sich die verschiedensten Nuancen auf meiner Haut zu einem farbenprächtigen Duftteppich, in dessen Mittelpunkt schon sehr bald Eichenmoos und Patchouli die Herrschaft übernehmen.
Zugegeben: Bis zu diesem Stadium kann man "Halston" als ein wenig vorlaut bezeichnen – Dezenz ist ein Fremdwort, unbeachtet bleibt man mit diesem Duft auf keinen Fall, doch einen aufdringlichen Wumser hat man nicht vor und an sich.
Nach längstens einer Stunde entfaltet sich bei mir ein dunkelgrüner, samtiger, zartherber und sehr in die Tiefe gehender Akkord mit viel Persönlichkeit und Klasse, der mich immer wieder neu dazu bringt, mich in "Halston" zu verlieben.
Dabei würde ich mich gar nicht unbedingt als "Chypre-Tante" bezeichnen, auch heute nicht.
"Halston" ist nach meinem Empfinden ein Duft, der wunderbar von Männern getragen werden kann – er hat keine Süße, seine Wärme korrespondiert wunderbar mit herb-grünen Noten und einer trockenen Pudrigkeit.
Er braucht Reife, dieser Duft, bei Männern wie bei Frauen – wer "Angel", "One Million" und ähnliche Düfte bevorzugt, dürfte mit "Halston" eher nicht zurechtkommen.
20 Antworten
9
Preis
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Tofuwachtel

36 Rezensionen
Tofuwachtel
Tofuwachtel
Top Rezension 39  
Mobile Woman
Krck … Krck … Krck … Wromm … Glog … Glog … Glog … Glog

Beim dritten Mal hatte sie die alte Indian antreten können. Jetzt blubberte der Motor vor sich hin, während sie sich den geflochtenen langen Zopf ihres in der Sonne fast hellbraun glänzenden Haares auf den Rücken warf und den Helm aufsetzte.

Alles, was sie heute Abend brauchen würde, war in den Packtaschen verstaut. Noch einmal kurz an der Selbstgedrehten gezogen und den Hahn aufgerissen. Abflug.

Es war einer der ersten wärmeren Tage und die würzige Luft flirrte schon ein wenig, als sie durch den Vorort fuhr.

Vorbei an den blühenden Vorgärten in denen sie die Nelken immer so liebte. Besonders, wenn es sich nicht um akkurat abgezirkelte Rabatten handelte. Ihr war es lieber, wenn die Blüten sich zu einem Gesamtbild fügten und ineinander verschmolzen.

Mist, Stau. Und keine Möglichkeit durchzukommen.

Entschlossen verließ sie die Straße und bog in den kleinen Weg ein. Cruiste langsam durch die grüne Landschaft. Eng war der Weg. Links und rechts stand Kraut und ab und zu musste sie aufpassen, nicht über Äste zu fahren deren Holz wie Seide im Sonnenlicht schimmerte.

Dann wieder warfen alte Bäume große Schatten und es war ihr, als wenn sich im Unterholz etwas bewegte.
In einer Kurve wäre ihr das alte Mädchen auf leicht feuchter Erde fast weggerutscht. Sie hielt an und sammelte sich. Lehnte sich eine ganze Weile an einen uralten, dicken Holzstamm, sog die Würze, die sie umgab tief ein.

Nach ein paar Stunden war das Ziel erreicht. Schnell holte sie ihre Sachen aus den Taschen, pellte sich aus den Klamotten, puderte ihr Gesicht etwas ab, zog einen Kajal Strich unter ihre Augen, löste ihren Zopf und kämmte ihre lange, braune Mähne in der sich auch ein paar silberne Strähnchen befanden.

Der moosgrün große Bernsteinschmuck passte perfekt zu dem elegant, lässig braunen Samtkleid, das sie weich umfiel und dabei ihre Rundungen perfekt in Szene setzte.

Die kirchliche Trauung hatte sie verpasst. Die Party war schon in vollem Gange und als sie den Saal betrat wurde „Tubular Bells“ gespielt.
26 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Precious

41 Rezensionen
Precious
Precious
Top Rezension 31  
Zurück in die Vergangenheit?
Aus purer Neugier und Nostalgie habe ich mich kürzlich nochmal auf Halston eingelassen u. ihn wieder in meine Sammlung geholt. Eine gewisse Romantik u. Verklärung alter Zeiten ließ mich so handeln und auch das Gefühl, dass dieser Duft vielleicht bald eingestellt werden könnte, da er nun so ganz und gar nicht gefällig ist und in die heutigen Duftvorlieben passt. Damals, kaum dass der Duft das Licht der Welt erblickt hatte, ließ ich ihn mir von einem Freund aus USA mitbringen. Dieser sonderbare tropfenförmige Flakon hatte mich auf rätselhafte Weise in seinen Bann gezogen und ich wollte diesen Duft einfach gern besitzen.

Ich wartete voller Freude auf die Rückkehr des Freundes und als ich dann endlich diesen Flakon mit seiner cognacfarbenen Flüssigkeit in den Händen hielt, fühlte ich mich glücklich und sehr luxuriös. Der 100 ml Flakon erwies sich zudem als ein wunderbarer Handschmeichler, so angenehm und rund lag er in meiner Hand. Und dann der erste Sprüher... hmm... was für ein Duft! So völlig anders, bar jeder Lieblichkeit, dafür streng, edel, selbstsicher und sophisticated. Das war kein Duft für junge Mädchen, das war ein Duft für Frauen, die nicht niedlich oder zum Anbeißen sein wollten, sondern ernst genommen werden wollten. Er gefiel mir, und ich fand ihn damals wunderbar passend für mich.

Es war keine heiße, leidenschaftliche Duftliebe, aber ich mochte ihn sehr gern im Berufsleben tragen, weil ich mich mit diesem ausgefallenen Halston Duft sehr gut identifizieren konnte. Schick, herb, ein wenig maskulin, würzig und trotzdem ein bisschen cool, ohne dabei unterkühlt zu sein. Ein toller Duft.

Einmal kam mein Chef unverhofft in mein Büro, als ich mich gerade großzügig frisch eingenebelt hatte und mir war das total peinlich u. unangenehm. Aber zu meinem großen Erstaunen, war er total begeistert von dem frisch gesprühten Duft und wollte sehr gern wissen, um welches Parfum es sich handelte. Er war kein Mann vieler Worte und auch sehr schwierig, aber der schöne Duft von Halston muss ihn wirklich erfreut haben. Er versuchte sogar, seinen Eindruck in schöne Worte zu fassen, aber leider kann ich mich an diese nicht mehr erinnern. Sie waren passend und wohl überlegt und ich erlebte meinen Chef von einer mir bisher unbekannten Seite.

Nun duftet mein neu erworbenes und sicher auch mehrfach reformuliertes Halston auf meinem Handrücken angenehm vor sich hin und ich wünschte, es würde mir für einen kurzen Augenblick das Lebensgefühl von damals zurückbringen, aber bis auf diese kleine Erinnerung an meinen Chef, der leider nicht mehr lebt, will mir nichts einfallen. Die Reise in die Vergangenheit bleibt mir verwehrt; ich fühle mich nicht wie diese junge Frau, die ich damals war. Ich kann mich natürlich erinnern, aber der Duft löst nichts in mir aus. Man kann nichts erzwingen, solche kleinen Zeitreisen sind eben nur manchmal möglich. Wenn sie passieren, ist das ein magischer kurzer Moment, der so flüchtig ist wie ein zartes Glücksgefühl, das uns manchmal ins Herz schießt, wenn alles auf einmal so perfekt und wunderbar erscheint.

Halston zu beschreiben erspare ich mir und euch. Der Duft ist für mich unbeschreiblich und eine perfekte Einheit und Harmonie unterschiedlichster Ingredienzien. Allerdings nehme ich eine leichte Rauchigkeit wahr, die ich früher nicht gerochen habe. Wahrscheinlich ist es der Weihrauch und das Sandelholz, das in der Pyramide genannt wird. Auf jeden Fall bleibt es ein sehr schöner, feiner und eleganter Duft und ich freue mich darüber, dass er es bis ins Jahr 2016 geschafft hat. Er scheint noch vielen Frauen gut zu gefallen und wer ihn nicht kennt, sollte ihn mal probieren.

Halston Women ist alles andere als gewöhnlich und gefällt vielleicht auch Männern, da er nicht als ausgesprochen feminin zu bezeichnen ist.
16 Antworten
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Helena1411

104 Rezensionen
Helena1411
Helena1411
Top Rezension 21  
(K)Eine schwierige Entscheidung
Wie bewertet man einen Duft, bei dem man selber völlig hin- und hergerissen ist?!

Aber ich fange von Vorne an:
Im Rahmen eines Probentauschs mit einer lieben Parfuma (an dieser Stelle ganz liebe Grüße an Pomeranze) kamen wir aufgrund des Halston Silver auch auf den Halston als die Ur-Version zu sprechen. Zu seinem Erscheinungsjahr war ich zwar noch nicht geboren oder, wie wir Ostwestfalen sagen, Quark im Schaufenster, aber in den 80ern war das eine Zeitlang der Signaturduft meiner Mutter. Und ich erinnere mich, dass ich schon damals als kleines Mädchen im Hinblick auf diesen Duft zwiegespalten war. So war er zum einen fest in meinem Kopf verknüpft mit meiner Mutter und somit alleine schon dadurch durchaus positiv konnotiert, auch gefiel mir, soweit reicht meine Erinnerung noch, diese Duftgewaltigkeit, die dem Halston inne wohnt. Jedoch erzeugte er zuweilen bei mir Kopfschmerzen, vor allem, wenn meine Mutter den Duft vor einer sonntäglichen Fahrt zum Kaffeetrinken in die Nachbarstadt frisch aufgelegt hatte und den Autoinnenraum geradezu duftüberflutete. Mich würde es nicht wundern, wenn der Käufer des väterlichen Automobils noch Monate später einen Hauch von Halston im Interieur erahnen hätte können.

Aber, um der Abschweifung nicht anheim zu fallen, der Duft hinterließ somit kontroverse Empfindungen, bis er irgendwann von einem neuen Duft als Signaturduft abgelöst wurde.
In dem Gespräch mit der o.g. Parfuma weckte, wie sooft bei dem Blick in vergangene (Duft-)Zeiten, die Erwähnung dieses Parfums vorrangig positive Erinnerungen und die Begehrlichkeit, den Duft noch einmal riechen zu dürfen. Und somit ließ mir die liebe Parfuma eine Probe, übrigens von der Vintage-Version und somit dem wirklichen und echten Ur-Halston, auch davon zukommen, vielen lieben Dank dafür!

Für den Test nahm ich mir Zeit, ahnte ich doch vorab, dass es kein einfaches Dufterlebnis sein würde, wenn man bedenkt, dass ich mittlerweile doch arge Schwierigkeiten mit den Duftgranaten der 70er und 80er habe, da es mir jedes Mal so erscheint, als sprengten sie mir meine Geruchsnerven weg. Ich denke da nur an meine Testversuche mit Onofris „Solo Tu“ oder Aigners „Explosive“. Innerlich war ich somit gewappnet.
Und tatsächlich raubten mir die ersten zwei Minuten schier den Atem. Und wie bei den o.g. beiden Düften fällt es mir auch hier unglaublich schwer, die einzelnen Duftbestandteile auszumachen. Vielmehr fühlt es sich an, als würden die Geruchssensoren kollabieren und ob der Duftgewaltigkeit alle Viere von sich strecken. Mein lieber Herr Gesangsverein! Mir wurde schlagartig wieder bewusst, warum sich im Autoinneren die Kopfschmerzen einstellten, wenn meine Mutter in demselben mit drei Sprühstößen Platz nahm. Das haben wir alle tatsächlich eine 30-minütige Autofahrt ausgehalten?! Kaum vorstellbar.

Somit muss ich dann auch leider kapitulieren, was die Kopfnote angeht, ich kann beim besten Willen nichts für sich herausriechen, die Bestandteile fügen sich vermutlich in diese Anfangsexplosion ein, ohne jedoch einzeln hervorzustechen.
Was ich jedoch von Anfang an wahrnehme, sind Gartennelke, eher jedoch noch eine Gewürznelkennote, eine sehr erdig-wurzelige Iris, etwas Harzig-Holziges (vermutlicher Zeder) und relativ schnell auch das grün-herb-bittere Eichenmoos. Kurzfristig hätte ich schwören können, dass auch Zibet Bestandteil der Duftpyramide ist, was aber mit einem Blick auf dieselbige verneint werden konnte. Möglicherweise ein Zusammenspiel von Jasmin und Gartennelke, aber festlegen möchte ich mich darauf keineswegs.
Und diese vielfältigen Bestandteile des Duftes kosten mich enorm genaues Riechen, um sie einzeln benennen zu können, da sie derart gekonnt miteinander verwoben worden sind, dass man schon von einem Duftkunstwerk sprechen kann. Denn auch wenn ich mit dieser Art von Düften mich jedes Mal von Neuem heillos überfordert fühle, so bleiben sie doch kleine duftende Meisterwerke, Monumente ihrer Zeit, die als Klassiker in die Gegenwart hineinreichen.

Und wenn die ersten wirklich sehr lauten, explosiven 30 Minuten vergangen sind, in denen der Eindruck entsteht, alle Duftbestandteile haben sich mit Anlauf aus dem Flakon an das jeweilige Handgelenk regelrecht geworfen, um ja der erste zu sein, wobei dann in der Tat alle zeitgleich die ersten sind, dann, ja dann wird Halston etwas ruhiger (nicht zu verwechseln mit leise), würzig-warm, moosig-weich.
Und an dieser Stelle überkommt mich ein Gefühl der behaglichen Retrospektive, die Erinnerung an die duftende Hand meiner Mutter an meiner Kinderwange, eine geborgene Wohligkeit aus Kindheitstagen.

Es wird nicht mein Duft werden, aber das muss er auch nicht, denn er ist der Duft einer Vergangenheit, die ich nicht missen möchte. Er ist sehr gewaltig, sehr laut, sehr überbordend und dadurch sehr schwierig für mich; zeitgleich ist er aber auch erstaunlich warmherzig, moosigweichbettend.

Und somit schließt sich der Kreis und ich komme auf meine Eingangsfrage zurück:
Wie bewertet man einen Duft, bei dem man selber völlig hin- und hergerissen ist?
Ich habe mich entschieden.
14 Antworten
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Serenissima

1053 Rezensionen
Serenissima
Serenissima
Top Rezension 28  
Padam ... Padam ... Padam ...
Der Herzschlag einer anderen Zeit bestimmt den Duft-Rhythmus des klassischen „Halston“ Eau de Toilette.
Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich als junge Frau diese Komposition, eine Duftmelodie aus dem Schlag des Herzens erwachsend, nicht verstand.
Denn als „Halston“ 1974 lanciert wurde, war ich mit Anfang Zwanzig eine Frau, die so ganz Weibchen war; ich lebte in dieser Zeit meine Zeit: Erlebte den Zauber meines eigenen Rosengartens!
Die Gruppendynamik der Hippies war mir, schon damals ein ruhiger Einzelgänger, fremd und die sich abzeichnende Selbstständigkeit der Frau, in der Duftwelt 1977 durch „J’ai Osé“ von Guy Laroche angestoßen und später durch Jil Sander verfeinert, machte mir ein bisschen Angst.
Ich ließ diesen Trend draußen vor meiner Tür und deshalb verstand ich also damals „Halston“ als Eau de Toilette nicht so recht; ein Duft, der sich zwar als interessantes Kostüm trug, mir aber fremd blieb.

So war ich sehr erstaunt, ja sogar verwirrt, über meine Gefühle bei der Wiederbegegnung mit diesem Duft nach fast fünfzig Jahren.
Inzwischen kann ich diese Empfindung gut durch die gesungenen Worte von Piaf Piaf ausdrücken:
„Cet air qui m’obsède jour et nuit.
Cet air n’est pas né d’aujourd‘hui …“
Im übertragenen Sinn: „Diese Melodie, die mich Tag und Nacht beschäftigt, diese Melodie ist nicht von heute.“

„Padam … Padam … Padam ...“
Hört Ihr die Trommeln, mit denen dieser Duft vom Herzschlag seiner Zeit beeinflusst wurde, der ihn bewegt, merklich pulsieren lässt?
Nein, hier – und auch bei Guy Laroche – wurde keine Duft-Revolution angezettelt; aber etwas änderte sich!
Beim „Halston“ entspricht der Grundton noch einem klassischen Chypreduft mit Würzcharakter;
drei Jahre später war „J’ai Osé“ schon etwas weniger weiblich, weniger abgerundeter: holzige Würze mit kleinen Widerhaken überwog: Eine Tür wurde geöffnet …

„Halston“ begrüßt mich mit dem bekannten Strahlen der Bergamotte und einer fruchtigen Obstnote und zeigt somit sogleich seine Zugehörigkeit zur Chypreduft-Familie.
In der Pyramide und auch in der wohl reformulierten Abfüllung fehlen mir die Aldehyde, die damals ein „Must“ waren und auch hier für einen wahren Sternenschauer zum Auftakt führten.
„Halston“ entwickelt sich jetzt in Form kühler glänzender Duftsterne, die sich wunderbar ausbreiten, aber nicht die Kraft haben das alte, vertraute Feuerwerk zu zünden.
In der Herznote finden wir sie noch: die uns so bekannte charmante Frau in ihrem ummauerten Blumengarten mit dem geschlossenen feingeschmiedeten Tor!
Dort wird sie umgeben vom so lieblich-würzigen Duft der Gartennelken, dem sinnlich-lockenden Jasmin mit seinen großen weißen Dolden und natürlich der Herrlichkeit der edlen Duftrosen in großer Vielfalt.
Weich und absolut weiblich ist es hier, dieses Duftwesen, von samtiger Pudrigkeit durchwoben.
Allein die schon holzige, wenn auch wie immer sehr silbrig-seidige Nuance der Zeder kündet uns die ersten Einflüsse einer Chyprebasis vom Feinsten an.
Eichenmoos in voller Kraft und Würze, wie kann es anders sein, und natürlich die „üblichen drei Typen“, die drei klassischen Basisnoten, die ständig dabei sind: Patchouli in erdig-feuchtem Goldbraun, Vetiver und Sandelholz mit diesem bekannten maskulinen und erotischen Touch.
Und natürlich die herrlich aromatischen Duftstoffe Weihrauch, auch ein bisschen goldbraun, Ambra und Moschus.
So schließt sich diese Duftschöpfung zu einem rundherum strahlenden und stilvollen Ganzen.

„Halston“ wurde schon noch als klassischer Damenduft geschaffen und doch öffnet er, zusammen mit „J’ai Osé“ – Ich habe es gewagt! – die Tür zu den erst später als solche geborenen Unisex-Düften:
Die Zeit änderte sich, Grenzen und Barrikaden wurden durchlässiger.
Zurückblickend ist es also kein Wunder, dass die junge Frau von Anfang Zwanzig in ihrem Blumengarten und kurz vor der Entdeckung der Christian Dior-Duftwelt in der Mitte der siebziger Jahre stehend, mit dem kräftigen Duft-Herzschlag dieser Kreation nicht zurechtkam:
Sie war zu jung, zu unerfahren!

Hat mich doch fast fünfzig Jahre später dieses „Padam … Padam …“, der Herzschlag dieser Duftprobe tiefer beunruhigt, als mir lieb war, bis ich deren Botschaft von damals endlich verstand.

Diese in Duft gefasste Melodie, dieser Herzschlag in Duftform durfte weiterreisen und ich bin sicher, dass er am Ziel auf eine weniger naive Frau trifft, die ihren ummauerten Blumengarten bereits verlassen hat und somit „Halston“ von Anfang an verstehen und schätzen kann.

Denn seien wir ehrlich: Fast fünfzig Jahre bis zum Verstehen einer Duftkomposition:
Das nenne ich schon „ein lange Leitung“!
17 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

32 kurze Meinungen zum Parfum
GandixGandix vor 4 Monaten
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
JaaAasmin ist im Auftakt schon ein wenig garstig.
Vintageallüren.
Grün-balsamisch-warm-würziges Moos,
Blümchenbesprenkelt
36 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 4 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Feingewürzte Blütenpracht mit schöner Nelke. Kühlmoosiger Untergrund. Wunderbar abgestimmte klassische Eleganz mit androgynem Touch.
20 Antworten
FrauKirscheFrauKirsche vor 1 Jahr
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Samtpfirsich
Zitrustropfen
Blütenblättersturm
Nelkendämmerung
grünwürzig
moosbedeckt
hell-dunkel Kaleidoskop...
26 Antworten
DuftgroupieDuftgroupie vor 12 Tagen
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Chypre-Traum
Grünholzig & Blumig
Rose umgarnt Honigmelone im Waldtraum
Ledrig
25 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 3 Jahren
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Die Vintage-Version war grandios, die letzte Version immer noch gut, hat aber etwas an Wiedererkennungswert eingebüßt. Chypre in Vollendung.
9 Antworten
Weitere Statements

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Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
SirrpaSirrpa vor 10 Jahren
Damen-Parfum
Halston Cologne
Ich liebe den auch, meine Mutter hat ihn regelmäßig benutzt. Schön warm-frisch-würzig ausgewogen. Weiß nicht ob sie noch davon hat, hatte ihn so lange nicht mehr in der Nase... :)

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