
2022, welch duftende Resignation - Vorhaben 2023
In den letzten Jahren habe ich immer mal wieder einen Überblick darüber gegeben, wie sich meine Duftreise so entwickelt. Meist zum Parfumo-Geburtstag gab es eine persönliche Rezension, was ich so alles erlebt und für mich entdeckt hatte. In diesem Jahr beziehungsweise das Resümee für 2022 sollte anders werden. Es soll nicht nur einen neuen Abschnitt für mich einleiten, sondern auch etwas abschließen, was mich im Laufe des Jahres zunehmend störte und mir mehr und mehr die Augen öffnete.
2022 war für mich eher ein enttäuschendes Jahr für meine Duftentdeckungen, wenn ich dann mal so drüber nachdenke. Lasse ich meine Düfte mal außen vor, die es nach einer Weile wieder in meine Sammlung schafften, dann kam wenig Neues rum, was wirklich überzeugend daherkam und meinen Geschmack in unbekannte Gefilde holte.
Die Neugier, die Überraschungen wurden einfach weniger, einfach aus dem Grund, dass sich die Mainstream-Nische keinen Schritt mehr vorwärts bewegt.
Es gibt Aufgüsse alter Klassiker, Flanker von Düften, die ein halbes Jahr alt waren oder Parfümeure, die ihre eigenen Kreationen nur in leicht abgewandelter Form von einem Dufthaus zum nächsten mitschleppen. Das ist keine Entwicklung, das ist Langeweile, Stillstand und Resignation in Reinform.
Ist es wirklich notwendig den Konsumenten immer wieder mit aufgewärmten Sachen begeistern zu wollen um der gewünschten Zielgruppe nicht vor den Kopf zu stoßen oder seine kapitalistischen Gedanken davonschwimmen zu sehen ?
Ist es gewollt, dass man Leuten keinerlei persönliche Entwicklung mehr zutraut ?
Momentan ist es zum Mäusemelken, wie sehr man Kreativität einschränkt, indem man den gleichen Parfümeur durch so viele Häuser schleift und nichts Neues dabei rauskommt. Entschuldigung, wir haben 2023. Christian Carbonnel wurde nun lange genug durchgenudelt und schafft es auch nicht mehr zu begeistern. Das hat ja schon Züge von Alberto Morillas in Hochzeiten. Es ist legitim, dass sich gerade neue Brands auf jemanden verlassen, der gefällige Düfte kreieren kann, aber so entsteht doch der langweiligste Einheitsbrei, den man sich vorstellen kann.
Die einzigen Überraschungen, die ich 2022 kennenlernen durfte und direkt überzeugten waren Blackmail,
Triumph of Bacchus Eau de Parfum,
Majestic Aoud und
FM The Perfume. Alles andere wirkte in meiner Nase recht bieder, uninspiriert oder schlichtweg abgekupfert. Sicherlich ist auch der genannte Argos kein Innovationsträger, jedoch qualitativ sehr überzeugend.
Was ändert sich nun 2023 ?
Zum einen habe ich einen deutlich kritischeren Blick auf Empfehlungen, die öffentlichkeitswirksam gebracht werden. Viele können sich denken was ich damit meine. Meist stehen hinter den Düften die üblichen Verdächtigen, sodass man wenig Neues erwarten kann, auch wenn ich mich gerne eines Besseren überzeugen lasse.
Zum anderen verfolge ich nun den Anspruch deutlich tiefere und natürlichere Nische kennenzulernen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Das heißt vor allem das Augenmerk auf Indies und Häuser abseits der großen Marken oder Mainstream-Parfümeuren. Man will sich ja entwickeln.
In dem Zuge suche ich auch aktiv Kontakt zu den Parfumo-Mitgliedern, die sich in dem Bereich intensiv umhertreiben und habe schon viele spannende und interessante Konversationen geführt + schöne Proben erstanden/ertauscht.
Das ist fast wie Weihnachten, wenn einem so eine neue Welt von Aromen und Akkorden eröffnet wird.
Ich werde zwar hier und da auch mal in den bekannten Gefilden testen, jedoch soll der Hauptteil abwechslungsreicher und natürlicher werden.
Ich bin gespannt, was mich 2023 alles erwartet, der Start war schon mal intensiv und ungewohnt.
Bin selbst auch sehr schnell gesprungen im Grunde, sodass ich nun doch manches eigentlich eher noch nachholen will, was ich übersprungen habe. Doch auf jeden Fall finde ich in verschiedensten Bereichen passende Düfte für mich und genug andere, die ich nicht unbedingt brauche, aber nett war kennenzulernen. Letztes Jahr hatte ich sogar eine längere Pause von mehreren Monaten gehabt, weil ich nicht genau wusste, wo ich nun hin wollte. Dieses Jahr steht für mich das große Testen im Mittelpunkt auch mehr.