DerDefcon

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Rezensionen
16 - 20 von 132
Nasenstreiche
Wer Düfte aus dem Hause Xerjoff testet, stößt oft auf Kreationen, die sich buchstäblich in der Haut festbeißen und zusätzlich ganze Gebäudekomplexe zu kontaminieren wissen. Dieses Kontaminieren läuft allerdings auf eine gar nicht mal so unangenehme Art und Weise ab, was der häufig luftigen Sillage zu verdanken ist, welche ich bereits bei "Naxos" oder auch "Fars" aus der Oud Stars-Kollektion feststellen konnte. Die Düfte sind wahrnehmar, aber kaum störend, solange man es beim morgentlichen Sprühen nicht komplett übertreibt.
Bei "Accento", dem Fruchtduft im mehr als wohl auffälligen Plüsch- beziehungsweise Samtflakon, ist das nicht großartig anders - eine Sillage bis zum Herkunftsland der hier verwendeten Früchte, dabei aber unglaublich transparent. Die eigene Nase jedoch blendet diesen eigentlich sehr angenehmen Fruchtling sehr schnell aus und das auch bei vorsichtigem Sprühen. Normalerweise setzt der Adaptionsprozess immer dann ein, wenn gefühlt der halbe Flakoninhalt auf der Haut oder der Kleidung landet. Hier reichen schon drei vorsichtige Sprüher aus dem Minizerstäuber, welcher bekanntermaßen auch nur kleine Mengen pro Sprüheinheit hergibt, um den Duft sehr schnell nur noch sehr schwach wahrzunehmen. Diese Duftblindheit ist etwas bedauerlich, handelt es sich bei "Accento" um ein wirklich alltagstaugliches, für den Frühling und den Sommer an sich prädestiniertes Parfüm.
Der Auftakt ist fruchtig-zitrisch. Eine prominente Ananasnote wie in Creeds Bestseller kommt hierbei, anders als es die Duftpyramide vermuten ließe, weniger zum Vorschein. Ihr Dasein ist aber zu erahnen, jedoch durch das Zugegensein anderer Fruchtsorten nicht wirklich herausriechbar. Generell gefällt mir, dass dieser Früchte-Cocktail nicht diese für Fruchtdüfte oft typische Kratzigkeit mitbringt, bei der ich mich sofort an billiges Duschbad erinnert fühle. Hier ist alles relativ weich, für wenige Augenblicke auch sehr luftig, fast schon aquatisch.
Mit Einsetzen einer überhaupt nicht nach Lippenstift duftenden Iris prickelt es kurz darauf angenehm in der Nase und die Komposition bekommt ein paar Ecken und Kanten, um sich von anderen 'gewöhnlichen' Fruchtdüften abzuheben. Damit wäre der Duftverlauf eigentlich auch beschrieben.

Fazit:

"Accento" ist für mich, um es zusammenzufassen, ein angenehmer Duft, bei dem ich verstehen kann, dass er seine Liebhaberinnen und Liebhaber findet. Den bereits in meiner Sammlung stehenden Fruchtduft könnte er aber nie ersetzen. Da fehlt ihm dann nämlich das eine oder ander Quäntchen Raffinesse, so zumindest meine persönliche Meinung. Die schnell einsetzende Duftblindheit erwähnte ich außerdem bereits.
9 Antworten
Leder muss nicht immer mit Obstsalat "geschönt" und gefällig gemacht werden!
Ich versuche, es kurz zu machen: Wer Lederdüfte prinzipiell mag, jedoch Angst hat, diese im Alltag zu tragen, da sie doch häufig sehr polarisierend und laut daherkommen, sollte "Oro 1920" unbedingt mal unter die Nase nehmen. Es handelt sich hier für mich um einen der besten Lederdüfte, die ich bis jetzt riechen durfte. Preislich ist er happig, da brauchen wir gar nicht drum herum reden. Über 300,- Euro für 100ml ... autsch! Wer dann auf den "Duftzwillinge"-Button klickt, um günstigere Alternativen zu finden, wird sofort auf "Tuscan Leather" von Tom Ford stoßen. Diesen kenne ich bereits und ja ... beide Düfte riechen wirklich sehr ähnlich, sind außerdem recht laut und sollten daher unbedingt mit Vorsicht dosiert werden.

Auch wenn der Preis des "Tuscan Leather" bedeutend niedriger ist als der des "Oro 1920", würde ich ohne zu zögern, natürlich nur dann, wenn Geld keine spielen würde (*schnief), zu Letzterem greifen, da es sich hier um den deutlich erwachseneren Lederduft handelt. Gewagt und speziell sind beide, doch weiß "Oro 1920" mit einer etwas rauchigeren Note, wohl dem Tannenbalsam geschuldet, zu beeindrucken, in welche sich dann eine deutlich dezentere und so für mich angenehmere Himbeere mischt. Das Leder spielt hier natürlich trotzdem die erste Geige, ist dabei wunderbar dunkel, ohne allerdings in die Untragbarkeit, ins "Ledrig-Muffige" eines abgeranzten Sessels abzudriften.
Bei "Tuscan Leather" wiederum haben wir es mit einem Kandidaten zu tun, der auf der einen Seite mehr wagen, mehr anecken möchte, indem er mit noch mehr Leder spielt als es zum Beispiel bei "Ombre Leather" der Fall ist. Gleichzeitig will er diese Kantigkeit aber auch für all jene erträglich machen, die mit einer solchen für gewöhnlich nicht zurechtkommen. Dieses Erträglichmachen wird mit einer viel zu lauten Himbeere versucht zu ermöglichen, da Fruchtig-Süßes für viele etwas Angenehmes ist. Ich möchte das auch keineswegs verurteilen, jedoch ist mir dieser Himbeer-Overload zu viel. "Tuscan Leather" versucht einen Mittelweg Kantigkeit und Gefälligkeit zu finden, der einfach nicht gelingt. Der erwachsenere, mit der Himbeere besser haushaltende "Oro 1920" macht am Ende alles richtig - das Finanzielle jetzt mal ausgenommen.
5 Antworten
Schwere Leichtigkeit
"Uden" aus der Shooting Stars-Kollektion war so ein Xerjoff-Duft, auf den ich besonders gespannt war. Sowohl hier im Forum als auch in den Weiten des World Wide Web (sagt das überhaupt noch jemand so) wird er als ein sehr gefälliger, unkompliziert zu tragender sowie hochqualitativer Duft beschrieben - nein - sogar gefeiert. Durch einen Tausch gelangte ich an eine Probe, welche ich am Tag ihrer Ankunft sofort testete. So wurde mir auch klar, was mit Alltagstauglichkeit und Unkompliziertheit gemeint ist.

"Uden" startet mit einer zitrischen Frische, ohne dabei irgendwelche Toilettenreinigerassoziationen - welch ein Wort - hervorzurufen. Die zügig einsetzende Vanille, untermalt mit nicht zu wenig Cremigkeit, weiß dies gekonnt zu verhindern. Ob das Cremige dem Amber, dem Kaffee oder gar dem Sandelholz geschuldet ist, kann ich nicht sagen, da ich keine der einzelnen, soeben genannten Duftnoten separat herausrieche. Dass manche hier den Kaffee als besonders prominent auftretende Komponente wahrnehmen, macht mich ein wenig neidisch, da dies dem Duft wahrlich eine ordentliche Portion Einzigartigkeit verpassen dürfte. So wie "Uden" sich aber auf meiner Haut präsentiert, erinnert es mich doch arg an "Allure Homme Édition Blanche". Das ist auch nichts Schlechtes, handelt es sich bei dem Chanel ebenso um ein tolles Wässerchen, das jedoch - und ich komme einfach nicht drumherum, es deutlich zu sagen - um einiges günstiger ist. Ich würde zwar nicht behaupten, dass beide absolut identisch sind, da der Xerjoff am Ende doch nochmal etwas mehr Tiefe besitzt, während wir bei dem Chanel-Duft etwas mehr zitronige Frische und dafür weniger Cremigkeit über den gesamten Duftverlauf vorfinden. Die Parallelen sind allerdings deutlich erriechbar.
Wir können daher festhalten, dass es sich bei "Uden" aus der Shooting Stars-Kollektion um einen wirklich tollen Duft handelt. Dieser hält lange auf der Haut, ohne aber - für Xerjoff nahezu untypisch - mal nicht das gesamte Umfeld zu kontaminieren. Das gekonnte Spiel zwischen zitroniger Leichtigkeit und vanillig-cremiger Schwere weiß zu gefallen und erinnert in seinem Konzept sehr stark an "Naxos", bei dem allerdings mit Honig und Tabak gearbeitet wurde. Wer also einen Alltagsduft sucht und bereit ist, sich nicht die finanzielle Frage zu stellen, kann hier sogar blind zugreifen. Anecken wird man mit diesem Wässerchen wahrlich nicht. Ich empfehle trotzdem, auch mal "Allure Homme Édition Blanche" zu schnuppern, der übrigens, anders als der dichtere "Uden", auch hochsommertauglich ist. Den Xerjoff sehe ich vorzugsweise im Frühling und vielleicht noch an milden Sommertagen, nicht aber bei über 30 Grad.
11 Antworten
Verbund aus Orangenblüte und toller, unüberriechbarer Le Male-DNA
Es ist spät und ich schreibe trotzdem diesen Kommentar - trotz Müdigkeit, trotz nervenreibender Arbeit von Daheim und trotz diverser anderer Sachen, die es eigentlich nebenbei zu erledigen gilt. Warum ich das mache? Weil ich gute Laune habe. Ganz einfach!

Diese gute Laune ist das Resultat eines Duftes, der allein schon aufgrund seines belebenden Charakters für gute Laune sorgen muss und eigentlich auch gar nicht anders kann, wäre er nicht ... ja wäre er nicht eingestellt worden. Dieser wundervolle Verbund aus Orangenblüte und der klassischen Le Male-DNA dürfte bei manchen Konsumenten wohl für zu viel "gute Laune" gesorgt haben. Stark florale Düfte scheinen für viele Herren nämlich noch immer ein großes Problem zu sein. Verstehen kann ich das nicht, denn übersüßte Vanille und klebrige Tonkabohnenbrühen gehen weg wie warme Semmeln. Aber florale Noten sind ein Problem? Tja, scheint es tatsächlich zu sein, wenn sich dieser Duft nicht häufig genug verkauft hat. Und was bedeuten schlechte Verkaufszahlen für ein Produkt?

Ihr wisst es.

Weshalb ich mich in "Fleur du Male" auf Anhieb verliebte, ist insofern zu erklären, als dass ich ein "APOM Homme"-Liebhaber bin, ein übrigens ebenfalls seit Kurzem eingestellter Duft. Wenn ich daran denke, weiß ich nicht, ob meine gute Laune nicht doch noch gleich umschlägt. Aber machen wir mal weiter.

Die nicht zu glattgebügelte Orangenblüte hat in diesem groteskerweise reinweißen Flakon ihren großen Auftritt und das mit einer ebenso brachialen Haltbarkeit und nicht minder dezenten Sillage wie in Kurkdjans zwei Jahre später erschienenen Nischen-Orangenblüten-Version im eckigen Flakon. Vorsichtiges Dosieren ist hier also die Devise, möchte man seine Mitmenschen im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, also jahreszeitenübergreifend, nicht vergraulen. Das jahreszeitenübergreifende Tragen ist übrigens die große Stärke von "Fleur du Male", denn während ich "APOM Homme" nur im Frühling und Sommer meine Haut benetzen lasse, da der Duft sich erst bei Wärme aufs Schönste zu entfalten weiß, kann "Fleur du Male" auch problemlos im tiefsten Winter, so vor zwei Tagen getestet, getragen werden, ohne dabei Einbußen hinsichtlich des Duftverlaufs hinnehmen zu müssen.

Nun las es sich bis eben so, als seien "APOM Homme" und "Fleur du Male" reine Duftzwillinge. Dem ist nicht so. Wahrlich sind sie sich sehr ähnlich, jedoch wird die Orangenblüte in Ersterem von pudrigem Amber und trockener Zeder getragen und ist so etwas staubiger, während wir in "Fleur du Male" eine Kombination aus einer ähnlichen, jedoch nicht ganz so staubigen Orangenblüte und der Le Male-DNA erriechen. Diese DNA hat meiner Nase nach einen tollen Lavendel-Minze-Verbund im Herzen. Dieser mag in der Duftpyramide vielleicht nicht gelistet sein, jedoch erkenne ich ihn auf den ersten Riecher, trägt mein Vater den klassischen Le Male doch bereits seit 1995. Ich bin mit diesem Duft also aufgewachsen, weiß seine DNA noch heute zu schätzen - vor allem da mein Vater glücklicherweise zu denen gehörte und noch heute gehört, die vorsichtig dosieren und damit nicht der Fraktion zuzuschreiben sind, die es durch Kampf- und Vielsprüherei schaffen, an sich tolle Düfte für die Allgemeinheit ins Unausstehliche abdriften zu lassen.

Naja ... bevor das hier wieder eine Rundumschelte wird und in die Schwafelei hineinrutscht, setze ich mal einen Punkt. Hier also das Fazit:

Dem Herrn Kurkdjian ist hier ein wirklich wundervoller Duft gelungen. Dass er eingestellt wurde, ist ein Jammer - wohl auch für den Parfümeur selbst. Mehr bleibt nicht zu sagen.
6 Antworten
Keine Rose, dafür viel Amber, viel Süße ... zu viel Süße.
Auf den vielfach gelobten "Alexandria II" war ich sehr gespannt, liest man hier auf parfumo.de doch so viel von ihm und weist er zudem noch Noten auf, welche mir in diversen anderen Düften auch zusagen. Vor allem aber war ich neugierig auf den Oud-Lavendel-Verbund, welcher mich bereits in "Fars" nachhaltig begeisterte. Diese trockene Holzigkeit mit dezenten Fougère-Anklängen hatte olfaktorisch seinen ganz besonderen Reiz und beschert dem Duft eine unglaubliche Alltagstauglichkeit. Umso gespannter war ich, wie die Kombination jener zweier Duftnoten in "Alexandria II" zutage tritt - ein Xerjoff-Kandidat, der hier nochmal deutlich mehr Aufmerksamkeit zu bekommen scheint.

Der Auftakt besticht durch eine deutlich wahrnehmbare Lavendelnote, welche auf einem cremig-ambrierten Fundament angesiedelt wird. Das Oud tritt zeitgleich in Erscheinung, ohne medizinisch, fäkal oder animalisch daherzukommen. Es ist einfach Holz - weiter nichts.
Parallelen zu "Fars" sind durch die Lavendel-Oud-Kombination natürlich zu erahnen. Allerdings spielt der cremige Amber eine gewichtige Rolle in dieser Komposition, lässt er jene nicht so trocken-holzig wie den "Fars" duften. Die zusätzliche Cremigkeit ist durchaus interessant und lässt "Alexandria II" in einer gewissen Weise feierlicher wirken, ähnlich wie es der Amber in "Grand Soir" aus dem Hause Kurkdjian schon zu schaffen vermochte. Jedoch bringt die von mir eigentlich gemochte Note, so vermute ich, eine etwas seltsame Süße in diesen Xerjoff-Bestseller, mit der ich nicht so gut zurechtkomme. Für manche riecht es, so konnte ich es lesen, nach Schuhcreme, für andere nach Medizin. Ich kann nicht genau sagen, wonach es duftet oder worin der Grund für mein Naserümpfen liegt. Wahrscheinlich bin ich für cremig-süßes Lavendelholz (Oud-Lavendel-Kombination) nicht gemacht und bevorzuge den deutlich unkomplizierteren "Fars". "Alexandria II" ist mir zu schwülstig und einfach nicht ganz mein Fall. Rose rieche ich hier übrigens überhaupt nicht heraus. Die Haltbarkeit und Sillage sind für Xerjoff typisch natürlich phänomenal.
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