Esther19

Esther19

Rezensionen
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11 - 15 von 151
Esther19 vor 8 Jahren 9
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Subtiler Mattglanz - und die Schwierigkeit, den Duft zu beschreiben
Wenn ich sage, ich liebe - auch- altmodisch" komponierte Parfums, dann meine ich neben "Bal a Versaille" auch dieses göttliche Wässerchen! Mona di Oro soll es Serge Lutens in Verehrung gewidmet haben, hieß eine der gestreuten Werbeansagen bei der Einführung. Ich beziehe mich auf die erste Version, die nach dem Tod von Mona di Orio erschienene soll ja deutlich schwächer sein, ich kenne sie nicht.
Werbung ist nicht nötig! Dies ist ein fein ziseliertes Parfum mit Präsenz, durchaus ein Duft, der dem Abend alle Ehre macht, aber Serge-Angsthasen müssen nicht in Panik geraten. Und wer dennoch seine Vorurteile kultivieren zu müssen glaubt, bringt sich möglicherweise um ein Erlebnis.
Er beginnt mit Ingwer - ein bisschen erinnert er mich an den schönen "Nu" von YSL- und Kardamom, eine atemberaubende Mischung. Und danach beginnt für mich die Schwierigkeit, die Duftnoten zu erkennen. Für mich ist es nämlich vor allem ein YlangYlang - Duft, auch wenn die Blüte nicht gelistet ist. Und zwar durch und durch. Hier überlistet mich die Ingredenzienliste. Jasmin spielt mit, Nelke lugt auch kurz hervor, später Amber - ich komme mir ein bisschen vor wie ein Anfänger in einem Sinfoniekonzert, der die Instrumente nicht zuordnen kann. Dabei ist die Duftmusik so schön, harmonisch und doch sehr eigen. Es gibt Verflechtungen und Zwischentöne, Marmorierungen und Ineinanderfließen. Und zweifellos Ambrierung, die eine sehr sinnliche Ausrichtung verantwortet. Sie ist nicht so schmutzig wie in "Ambra Aurea", sozusagen noch im Locken und noch nicht beim Vorspiel.
Eine eigensinnige, fast querulantische Eleganz, damit würde ich den exquisiten Duft etikettieren wollen. Für mich nicht das glitzernde Ballkleid, sondern eher subtilere Wertigkeit wie Melangecashmere oder Crinkelseide, denn er hat etwas Behauchtes. Einer der schönsten meiner Sammlung.
9 Antworten
Esther19 vor 9 Jahren 6
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Palazzo - überrestauriert
Ich gestehe: Den Flakon habe ich vor allem um seinetwillen erstanden , als Schnäppchen. Diese Mischung aus Moderne und etwas Kitsch zog mich an. ich kenne nur die Palazzi in Venedig mit ihrem sehr morbiden Charme. Wie es um den Palazzo des Hauses Fendi in Rom bestellt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Meine Wege führten mich leider noch nicht nach Rom.
Was mich am Anfang irritiert: Eine doch recht chemiewolkige Orangenblüte, die ich in dieser Form nicht mag. Diese Blüte kann so wirklich beeindruckend sein wie in Hermès 24, Faubourg - oder eben schmierölig, wie ich sie schon in einem Ambraduft von Michel Klein und in Carons "Narcisse noir" in einer neueren Version erlebt habe. Und ich weiß auch, dass mich in "Prada Ambre" ein ähnlicher Ton gestört hat, allerdings war er dort niedrigschwelliger.
Diese Blüten, vielleicht auch in Kombination mit den Rosen, und ein Hauch von Birne entspannen sich dann deutlich,
keine der in der Kopfnote genannten Bestandteile erschließen sich mir. Nachdem sich der frische Farbgeruch verzogen hat, wird "Palazzo" sehr viel ansprechender, besonders, wenn sich der Jasminstrauch aufbauscht. Allerdings scheint dieser beim Restaurieren auch etwas abbekommen zu haben, denn er verzieht sich kränkelnd - wohl vom Patchouli verdrängt. Ich weiß nicht, ob noch Orangenblüte oder schon der Patchouli eine Spur insistiert, gar nicht als verruchtes kellermäßiges Monster, eher staubig, dann erscheint er wieder elegant und holzig unterlegt, mit wenig Süße und mittlererer Sillage.
Wie auch immer: Der Duft zerfällt mir zu sehr in Phasen, welche, die ich mag, und welche, über denen eben der Hauch des
etwas Künstlichen hängt. Der Palazzo ist ein bisschen zu stark renoviert worden, man muss die Fenster aufreißen, um den neuen Farbgeruch zu entfernen. Schade - ohne die zeitweiligen Wölkchen wäre er nämlich fein. Aus dem Flakon kann ich sie freilich nicht heraus scheuchen.
6 Antworten
Esther19 vor 9 Jahren 5
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Damenstiefel
Ich liebe Handtaschen aus feinem Leder, auch wenn ich beim Kauf deutlich besser widerstehen kann als bei Parfums. Ich besitze nur zwei gute Taschen und halte diese Ausstattung auch für ausreichend. Lederwarenläden aber besuche ich nur zu gern, natürlich auch wegen des Geruchs. Und ich erinnere mich immer eines Paars brauner Lederstiefel aus meiner Teeniezeit, den Eltern abgebetttelt, zu DDR-Zeiten - ein "Importmodell" aus wunderbar weichem braunen Leder. Ich habe sie gern und lange getragen und früh gelernt: Qualität lohnt sich.
Ziemlich lange hatte ich vor Jahren gezögert, ob ich mir den CM bestelle oder nicht. Da nagte dann wieder der Parfumwurm. Klar hab ich! Und der Assistent sagt mir, dass das einer meiner am häufigsten getragener Duft ist, danach folgt "Douce amere" und neuerdings holt "De profundis" auf.
An Lederdüfte habe ich mich erst herangearbeitet, obwohl ich schon früher welche Hatte, ohne mir dessen bewusst zu sein. Lange vor Parfumo erstand ich "Donna Karan", ihren Signaturduft in der umstrittenen Flasche, von der böse Zungen behaupten, sie habe ein WC-Enten-Design. Schande über sie. Ein spontaner, begeisterter Draufstürzkauf- und nie bereut! Aber damals war ich mir der Ledernote dennoch nicht bewusst. Ich besitze auch "Daim blond", den Wildlederduft, der schön, aber etwas weniger spannend ist aufgrund des Verlaufs.
Wenn ich beide Düfte, "Donna Karan" und "Ciur mauresque" gegenteste, stelle ich zu Beginn eine verblüffende Ähnlichkeit fest. Feinstes Nappalder, der DK einen Hauch zitrischer, der CM leicht gewachst. Damit meine ich keine dicke, breiige Schicht, sondern eben so viel, um das feine Leder wie ein Film zu benetzen, und es ist auch kein süßliches Honigwachs, sondern herber, mit einer gewissen angenehmen Strenge. Ich assoziiere schon schwarzes Leder, keine Farbspielereien. Doch der "CM" ist balsamischer, anfangs vielleicht die Myrrhe und ein leicht trockener Weihrauchur bekommt das Leder eine leicht distanzierte Richtung. Und natürlich finde ich auch hier wieder etwas, was ich als SL-typisches Gewürzgemauschel bezeichnen würde. Ich spreche von Zimt und Nelke, die aber nicht dominieren wollen, sondern durchaus auch mal kooperative Abrunder sind. Lederduft dominiert - und jetzt zu meinem Damenstiefel. Ich halte diesen Duft ausdrücklich für einen Unisexduft. Aber: Er dürfte eben auch Frauen gefallen, die einen betonten Lederduft mögen, der aber nicht krachledern wirkt. Er hat eben sowohl warme, facettenreiche würzige Geschmeidigkeit wie auch eine gewisse kühle Note - und das macht ihn sehr alltagstauglich. Ich trage ihn sehr gern auch dienstlich - eben wegen der Wertigkeit und Unverspieltheit.
Ob der "Cuir Mauresque" nun wirklich marokkanisch ist, vermag ich nicht zu beurteilen, obwohl ich mehrmals dort war. ich bin weder Leder- noch Lederduftspezialistin. Serge Lutens spielt ja auch gern mit denNamen seiner Düfte. Aber wie auch immer: CM ist ein feiner orientalischer Duft und einer der tragbarsten, aber keinesfalls beliebigen!
5 Antworten
Esther19 vor 9 Jahren 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Halbschwester
"Aqaba" - der Name allein klang so verheißungsvoll, dass ich diesen Duft haben wollte. Manche Orte lassen ein Kopfkino abspielen: Orient, Wärme, Rotes Meer, Üppigkeit. Dass eine Hafenstadt durchaus ihre sehr prosaischen und olfaktorisch wenig Freude bereitenden Seiten haben kann, bleibt davon unberührt.
Doch tatsächlich - er passt zum Orient. Hier stelle ich mir prachtvolle Stoffe vor, schwarz blitzende, schön geschminkte Augen, Geraschel, hastig zugeworfene, bedeutungsvolle Blicke oder eine Geheimsprache, die nur Eingeweihte verstehen. !Aqaba" hat es in sich: Wirklich satte Rosen spielen die Hauptrolle, solche, die ich mag, triefend - nicht vor Öl und Schmierigkeit, sondern von Gewürzen. Zimt und vor allem Nelke, sehr viel Nelke, auch ein Quentchen Frucht der edlen Sorte, ob es Pfirsich ist, weiß ich nicht - jedenfalls vollmundig und überhaupt nicht chemiestichlig aus der Abfülltonne der Beliebigkeit. Die berühmte alte Weihrauchstraße liegt ein bisschen entfernt, ich rieche das Stöffchen nur zu Beginn, nicht sehr viel davon, denn die Rosen und Gewürze dulden kaum Mitspieler. Süße ist vorhanden, und dennoch ist er kein eigentlich süßer Vertreter. Was ich hier erst am Ende erkenne: Ziemlich unterdrückten Jasmin. Der Duft mattet allmählich ins Holzige ab, aber noch immer wirbeln vor allem die Gewürze. Sehr zu Recht wurde hier bereits die Verwandtschaft zum unreformulierten "Opium" genannt! Das ist zwar deutlich fruchtiger, aber eigentlich auch kaum stärker. Ein Sprüher aus der Flasche am Morgen reicht bis zum späten Abend. Ja, er hat eine deutliche Sillage und ist eher für den Abend als fürs Büro geeignet. "Aqaba" könnte man durchaus als abendliche Halbschwester des nächtlichen "Opium" bezeichnen. Es ist etwas geschmeidiger, weicher, "breiter", wo letzterer eher sehr dringlich und spitz ist. Ich liebe beide Schwestern, nicht nur halb.
5 Antworten
Esther19 vor 9 Jahren 17
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Kunststoffgöttin
Olympèa - wer mit einer Göttin wirbt, setzt die Erwartungslatte ziemlich hoch. Der Flakon verhieß erst einmal nichts Gutes: Erinnert er doch an "Baiser du Dracon" von Cartier - nur eben leicht verkitscht, falls mir da Ironie entgangen sein sollte.
Die Kopfnote hat meiner Meinung nach nicht viel mit Mandarinen zu tun - die übliche Rote-Grütze-Pulver-Anrührung der billigsten Sorte, dafür mit vielen bedenklichen Farbstoffen versetzt - das Bedauern über den unüberlegten Hauttest war groß. Allein, ich entschied mich für den Opfergang - das gab es ja auch schon in der Mythologie. Tatsächlich kommt dann eine leicht salzig wirkende Note , nicht sehr süß - und aquatische Noten. Der Duft wirkt eine Spur angenehmer, aber eben nur relativ. Immer noch prickelt das künstlich-fruchtige Irgendetwas - es kommt keine Freude auf. Die Basis wird dann ruhiger, unauffälliger, aber ohne wirklich einen eigenen Ton zu finden. Ambriert? Na, wer weiß, welcher aufblasbare Wal da etwas ausgeschieden hat. Ambra war es nicht! Auch kein gelungener Ersatz. Göttlich fühle ich mich mit diesem Duft wahrlich nicht - und eine in Massenproduktion hergestellte Plastikgöttin mit Kratzspuren vom Krabbeltisch mag ich auch nicht sein. Anspruch verfehlt. Ende.
17 Antworten
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