Heidi
Heidis Blog
vor 4 Jahren - 01.01.2020
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Mein Weihnachtsduft

Coromandel von Chanel – ein ganz besonderer Duft, der den besonderen Moment für seine Entfaltung braucht.

Der Duft gefiel mir sehr gut und ich wollte, dass er mich über den Tag begleitet. Morgens um halb sieben aufgesprüht, empfand ich ihn aber als viel zu aufdringlich und fühlte mich auf der Arbeit mit diesem üppigen Duft nicht besonders wohl.

Das nächste Mal sprühte ich am späten Nachmittag. Abends beim Sport hoffte ich dann, dass mich Niemand anspricht – ich hatte das Gefühl, die Mittrainierenden fühlten sich belästigt. Abwaschen ging nicht und…. fast hätte ich diesen wunderschönen Duft (es handelte sich um eine Probe) verschenkt.

Dann kam Weihnachten. Jedes Jahr – am 25.12. – versammelt sich die ganze Familie in der kleinen Küche meiner 86jährigen Mutter, die es sich nicht nehmen lässt, ihre Kinder, Enkelkinder und Urenkel mit Partner einzuladen. Schon Tage vorher hat sie in Etappen den Gulasch gebraten und Plätzchen zum Kaffee gebacken. Jedes Mal wundere ich mich, dass 37 Menschen in ihre Küche passen. Dort trifft man sich, bevor es ins Weihnachtszimmer geht. Jeder wird umarmt, man wünscht sich fröhliche Weihnachten und alle sind glücklich, dass wir wieder mal zusammen sind.

Um punkt 15 Uhr klingelt das Glöckchen und die ganze Schar geht langsam ins abgedunkelte Wohnzimmer, wo der Baum leuchtet, die Weihnachtsmusik erklingt und alles ist so schön und festlich . Jedes Mal bekomme ich vor lauter Glück Gänsehaut – meine Familie – welch ein großer Schatz sie doch ist.

Meine Schwester hat sich wieder viel Mühe mit den Liedertexten gemacht, die jeder ausgehändigt bekommt. So kann jeder mitsingen und die Kinder, die noch nicht lesen können, die probieren es trotzdem. „In der Weihnachtsbäckerei“ geht schließlich auch ohne Text – den hat man ja gefühlt schon 100 x in der Vorweihnachtszeit gehört.

Und wie jedes Jahr hat sich der ein- oder andere was ausgedacht. Man spricht sich nicht ab, wer zum Weihnachtsfest etwas beiträgt. Aber immer sind einige dabei, die im Laufe des Jahres eine lustige, traurige oder besinnliche Geschichte gehört haben und sich dachten: ja, diese Geschichte werde ich am ersten Weihnachtstag bei Oma Lotte vorlesen.

In diesem Jahr hat sich mein Sohn eine lustige Geschichte einfallen lassen – in der Geschichte wird berichtet, was passiert, wenn der Gulasch angebrannt wäre und wie Oma dieses Problem gelöst hätte . Meine Nichte hat für jedes Familienmitglied ein Holzengelchen besorgt und während jeder „sein“ Engelchen im Weihnachtsbaum aufhängt, wurde die Person von meiner Schwester mit einem Satz beschrieben – alles mit ganz viel Liebe und mit dem Hinweis, dass von jeder Person ein Engelchen zurückbleibt, auch wenn wir selbst wieder auf dem Weg nach Hause sind.

Manch einer von den Kleinen hat ein Gedicht auswendig gelernt. Wer mag, darf das jetzt aufsagen. Wer ein Gedicht auswendig gelernt hat, aber jetzt doch nichts aufsagen möchte, bei dem klappt es bestimmt im nächsten Jahr. Alles ist gut, so wie es ist.

Danach werden kleine Päckchen verteilt, es gibt Kaffee und Plätzchen und während alle erzählen und viel gelacht wird, werde ich oft ganz leise, horche einfach dem Klang der Familie zu und mir wird ganz warm ums Herz. Es gibt keinen Platz auf der Erde, wo ich jetzt lieber sein möchte. Man könnte mir eine Reise nach Neuseeland (eines meiner Traumziele) schenken – sollte diese Reise über Weihnachten sein – ich würde sie nicht annehmen. Nirgendwo kann es schöner sein wie hier – in der Wohnung meiner Mutter, mit all den lieben Menschen, die meine Familie sind.

Und der Duft Coromandel passt genau heute – ein feierlicher Duft, ein ganz besonderer Duft – so besonders, wie dieser Tag und diese Menschen es sind.

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