Heidi
Heidis Blog
vor 6 Jahren - 19.08.2018
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Verzaubert im Heidiland

Ein warmer Sommertag in Zürich – die Sonne scheint, die Menschen schlendern durch die Stadt, sitzen im Cafe, essen Eis und ich bin mittendrin. Mein Mann hatte beruflich in Zürich und Chur zu tun und ich nahm mir spontan ein paar Tage frei und fuhr mit.

Zürich ist eine lebendige Stadt. Sie liegt am Zürichsee und im Hintergrund sieht man schon die Berge, das macht die Stadt sehr attraktiv. Es gibt viele Parks , Grünflächen und tolle Geschäfte (wenn auch sehr teure) und mir fiel auf, dass alle Menschen sehr gut gekleidet waren. Alle – nur ich war es nicht ...

Aufgrund der langen Autofahrt hatte ich mich für lockere Schlabberkleidung entschieden und bequeme Sneakers machten mein Outfit für die Fahrt perfekt. Meine Frisur sah auch leicht zerzaust aus, doch es war mir vorerst egal – dort kannte mich ja Niemand.

Bis ich dann vor dem „Spitzenhaus“ stand – eine exklusive Parfümerie in einem prachtvollen Gebäude. Wie gerne würde ich jetzt in dieses Geschäft gehen. Aber in dem Outfit?????

Ich dachte an eine Begebenheit in Hamburg. Damals sollte ich für eine Bekannte den Duft Aqua Universalis mitbringen und ging – eher outdoormäßig angezogen – in eine Parfümerie. Dort ignorierte man mich völlig. Auf die Frage, ob ich hier den Duft erwerben könne, antwortete die Verkäuferin zwar mit ja, unterhielt sich dann aber weiter sehr angeregt mit ihrer Kollegin. Wahrscheinlich dachte sie nicht im Traum daran, dass ich den Duft tatsächlich kaufen wollte. Sicher war sie der Meinung, dass Menschen in Outdoorkleidung den Geruch nach menschlichem Schweiß bevorzugen - dabei wollte ich nur Geld loswerden und den Auftrag meiner Bekannten erledigen. Als eine sehr vornehm gekleidete Dame eintrat, fragte die Verkäuferin gleich nach ihren Wünschen. Daraufhin wollte ich dort nichts mehr kaufen und ging ins Alsterhaus, wo ich sehr nett bedient wurde und nicht nur den gewünschten Duft erhielt, sondern noch viele schöne Pröbchen zum Testen.

Hier, in Zürich vor dem Spitzenhaus, dachte ich wieder an die Episode in Hamburg, fühlte mich völlig underdressed, ging dann aber trotzdem frohen Mutes hinein. Ein sehr freundlicher Herr begrüßte mich und nachdem ich ihm signalisierte, dass ich mich nur umschauen wollte – ohne die Absicht, etwas zu kaufen - lud er mich dazu ein. Er erwähnte aber noch, dass er mir gerne einige Düfte vorstellen wollte, wenn dies für mich in Ordnung wäre.

Da ich bei der großen Auswahl gar nicht wusste, wo ich zuerst schauen sollte, wandte ich mich an den netten Verkäufer und fragte, welche Düfte er mir denn zeigen möchte. Daraufhin wollte er wissen, welche Duftrichtung mir gefällt (cremig, pudrig und ein bisschen vanillig) und welchen Duft ich meinen Lieblingsduft nenne (Poudre Désir von Elisire).

Er holte dann zielsicher 4 Düfte aus den Regalen und ich muss sagen – er traf 4 x ins Schwarze! Nicht ein Duft war dabei, der mir nicht gefiel. Cotton Musk (Ramòn Monegal) und adr_ett (Nomenclature) landeten dann allerdings auf Platz 3 und 4 – sehr wohlriechende Düfte, aber nicht so sensationell wie die nächsten Beiden. Dabei handelte es sich zum Einen um den Duft Poudre d’Or von Mizensir und One Hundret Silent Ways von Nishane. Diese beiden Düfte sprühte der Herr auf meine Handgelenke – einer links, einer rechts, damit ich riechen kann, wie die Düfte sich mit der Zeit entwickeln. Zusätzlich sprühte er den Duft noch auf zwei Teststreifen und beschriftete diese mit dem jeweiligen Parfumnamen. Er meinte, dann wüsste ich wenigsten, um welche Düfte es sich handelt, falls ich mich doch eines Tages zum Kauf entschließen würde. Das war wirklich aufmerksam. Ich bedankte mich sehr für die freundliche und kompetente Beratung und er wünschte mir noch eine schöne Zeit in Zürich und sagte, dass es auch ihm eine Freude war, meinen Geschmack getroffen zu haben.

Als ich wieder auf die Straße trat, fühlte ich mich plötzlich nicht mehr unwohl in meiner Kleidung. Ich war umgeben von den wunderschönen Düften – einer schöner wie der andere! Die Weiterfahrt nach Chur war sehr kurzweilig. Immer schnupperte ich mal am linken, dann am rechten Handgelenk – beide Düfte entwickelten sich so wunderschön, und es fiel mir schwer, zu entscheiden, welcher Duft am schönsten ist.

Ich denke, ich würde mich für den Poudre d’Or entscheiden, wenn ich irgendwann einmal bereit bin, so viel Geld für einen Duft auszugeben. Der Duft von Nishane ist auch ganz besonders, doch auf Dauer könnte er für mich ein wenig zu süß sein. Doch ich weiß genau, dass ich diesen Duft dann im Spitzenhaus in Zürich bestellen werde – dort wurde mir so viel Freundlichkeit entgegengebracht von einem Verkäufer, der sein Handwerk versteht. Ich möchte keine Schleichwerbung für eine Schweizer Parfümerie machen, aber ich möchte euch einfach diese kleine Geschichte erzählen, von einem Erlebnis, das mir den Tag verschönerte.

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