Hrabanus

Hrabanus

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1 - 5 von 6
Hrabanus vor 11 Monaten 1
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Faszinierender Holzhammer für interessante Menschen
Da muss man schon wissen, was man sich antut! Aber der schwarze Flakon agiert schon irgendwie als Warnung. "Opus XIII - Silver Oud | Amouage" kam jedoch als Probe zu mir und so war ich einfach nur neugierig, was Cécile Zarokian sich da ausgedacht hat. Oud mag ich an sich ganz gern, muss es aber nicht in jeder Kombination haben.

Einmal aufgesprüht musste ich nach dem ersten Riechen doch einmal tief Luft holen: Stechende Würze, ein bisschen wie Schwedenbitter, wo man nicht genau weiß, ob das jetzt nicht doch irgendwie lecker ist. Heftiger Rauch, wie ein etwas frischerer Single Malt von der Whisky-Insel Islay. Aber das ist nur der Auftakt, denn gleich wird es richtig holzig. Bald schon schiebt sich das Oud in den Vordergrund, aber trocken, irgendwie schlank und sehr griffig. Da ist nichts in liebliche Noten eingebettet, keine Blumen, keine Gräser, nicht einmal Weihrauch weicht die strengen Holznoten auf. Patchouli ist da, ja, aber wirkt in dieser Komposition ganz eigenartig.

Was ist diese trockene Schwedenbitter-Würzigkeit, die hier so bestimmend ist? Vielleicht ist es das Cypriol (auch in Verbindung mit Patchouli), das hier das Holz weniger kontrastiert als ihm streng zur Seite steht. Riecht das gut? Jedenfalls richtig, richtig interessant!

Nach ca. 20 Minuten dann mehrere Holznoten, jetzt geht es in die Richtung Möbelpolitur, nur nicht mehr so scharf. Süß wird für mich da noch nichts, erst Stunden später tritt eine leicht vanillige Note hervor, die den Duft aber nie aufweicht.
Nachdem sich die Holznoten etwas setzen, verleiht Castoreum dem Duft eine laaange, nicht elegante, aber aufregende Charakteristik. Hier erhält das Oud seinen zähmenden Mantel, der selbst aber nicht weniger aufdringlich ist. Es finden sich da ein paar hellere Elemente, die ich schwer auseinanderhalten kann, die aber den dünkleren Holznoten schön entgegen stehen. Vielleicht heißt der Duft deshalb "Silver Oud", auch wenn ich da nichts Metallisches erkennen kann, aber doch was Glänzendes.
Fast 24 Stunden später rieche ich ihn am Handgelenk immer noch. Puh, was war das für eine Vorstellung!

Mit "Opus XIII - Silver Oud | Amouage" ist es wie mit einer Achterbahnfahrt. Teils ist man überfordert, Spaß macht es zwischendrin zwar schon, das Adrenalin wirkt auch noch eine Zeit nach, irgendwie hat man sich gefürchtet, dass was passiert... Und gerade als man froh ist, dass es vorbei ist, schleicht der Wunsch daher, es nochmal zu machen.

ich würde mir "Opus XIII - Silver Oud | Amouage" wohl nicht kaufen, weil mir das Parfum einfach zu steil, zu außergewöhnlich ist. Oder es ist so: Ich fühle mich selbst nicht interessant genug dafür :-)
Andererseits ist es einer der faszinierendsten und spannendsten Düfte, die ich in letzter Zeit gerochen habe. Ich kann mir vorstellen, dass, wenn Hautchemie und Typ richtig zusammenspielen, diese Amouage-Kreation richtig geil an einem Mann (oder einer Frau?) riechen kann. Für einen Blind Buy ist das Ding sowieso zu teuer, aber wenn man die Möglichkeit hat, es mal aufzusprühen und ein paar Stunden zu verfolgen, würde ich dazu sicherlich raten!
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Hrabanus vor 11 Monaten
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein wahrer Held der Dunkelheit
Na was für ein Statement macht "Dior Homme Intense (2011) | Dior" gleich beim Auftakt! Du willst ein Männerduft sein und riechst so nach Makeup? Na warte, dich entlarve ich schon noch als großen Blender, als schöngeistigen Aufschneider, als Hochstapler gar. Du bist doch so ein süß-liebliches Designerwässerchen mit hübschem Gesicht als Werbeäffchen. Du schmückst dich mit dem Namen eines großen Hauses und einer Nase, deren Namen man kennt - wohl auch deinetwegen. Aber pah, du bist doch nicht mehr als ein schwülstig-französisches Ausgehdüftchen!

Naja, und Stunden später sitze ich immer noch da, kann mich nicht sattriechen an Iris, Vanille, Holz und was da sonst noch alles auf meiner Haut sich tummelt. Mein Gott, was für ein Schmeichler, was für ein Verführer dieser Duft doch ist. Er lässt sich auf nichts ein, bleibt geheimnisvoll und wie ein Schleier des Ungewissen legt er sich über die Haut. Mal Makeuptäschchen, mal samtiger Holzlack einer schon lang in irgendeinem Schränkchen verschollenen Schatulle. Darin alter Schmuck, selten getragen - eigentlich nur noch zum Anschauen. Aus der Zeit gefallen? Vielleicht; aber in Wahrheit zu kostbar um einfach mal so ausgetragen zu werden. Ähnlich der Duft, obwohl es ihm nichts ausmacht, wenn man ihn täglich ausführt, er hält das aus. Aber lieber behält man sich vor, ihn zu besonderen Anlässen zu tragen, wenn man ein bisschen mit seinem Zauber hausieren gehen möchte.

"Dior Homme Intense (2011) | Dior" ist ein Duft für Romantiker, nicht für Aufschneider. Er hat eine überaus geerdete Sensibilität. Nicht ein schüchterner Poet ist er, sondern eher der Rächer mit Mantel und Degen, der nur in der Nacht hervorkommt. Einer mit grundsolidem moralischen Kompass und dem sechsten Sinn dafür, wann es genug ist.
Ein Klassiker, zeitlos elegant, von der Mode unbeeindruckt und transkulturell, ja ich könnte ihn mir auch gut als unisex-Parfum vorstellen. Eine Frau, die den leicht narzisstischen Charakter, den er schon auch hat, mit Nonchalance trägt: oh, das wäre eine betörende Kombination!

Seine Haltbarkeit reicht locker, wenn der Abend mal länger wird und selbst am nächsten Morgen stellen die Reste die Erinnerungen an den gestrigen Tag noch sehr lebhaft dar. Sillage ist genug, um Passanten kurz innehalten oder Damen im Fahrstuhl näher heranrücken zu lassen.

Ich liebe diesen Duft, gibt er doch immer ein Versprechen ab, dass das Leben jederzeit sinnliche Abenteuer bereitzuhalten vermag!
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Hrabanus vor 11 Monaten 2 1
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Zahmer Gewürz-Freshie mit 90er-Flair
Obwohl zwei Jahre später erschienen, ist "CK Be | Calvin Klein" für mich der "große Bruder" des Unisex-Bestsellers "CK One (Eau de Toilette) | Calvin Klein". Auch "CK Be | Calvin Klein" wurde und wird für beide Geschlechter vermarktet und kommt als die würzigere, holzigere, etwas erwachsenere Variante des Freshies daher. Die beiden sind eine gute Kombination: CK one für wärmere Tage, CK be für kältere Tage oder den Abend.

"CK Be | Calvin Klein" mag heutzutage irgendwie belanglos wirken, bleibt aber ein clever gemachter Duft, der weder zu schwer noch zu leicht, ein echter Allrounder bleibt. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut und mittlerweile sind so viele Jahre ins Land gezogen, dass die beiden 90er-Haudegen nicht mehr outdated wirken, sondern ihren Ruf als echte Klassiker der ihrer Generation behaupten können.

Der interessanteste Aspekt an "CK Be | Calvin Klein" ist die Pfirsichnote, die in die ganzen Gewürze eingebettet ist und so diese gewisse Grundspannung erzeugt. Der Auftakt ist frisch-würzig, getragen von Wacholder und peffrig-minzigen Nuancen. Die Pfirsichnote kommt nach ein paar Minuten so richtig zum Vorschein und gibt "CK Be | Calvin Klein" seine Signatur, die lang bestehen bleibt. So kippt der Duft nie ins rein Holzige, auch wenn er nach ein paar Stunden natürlich von seiner Fruchtigkeit einiges eingebüßt hat und vom Pfirsich nur noch die Süße übrig bleibt.

Mir macht "CK Be | Calvin Klein" immer noch Spaß und wie auch für "CK One (Eau de Toilette) | Calvin Klein" gilt für mich: Als Kind der 90er möchte ich beide Düfte immer in meiner Sammlung haben, weil jeder Sprühstoß Flashback-Charakter hat. Zudem ist der Preis ein guter und beide Düfte eignen sich für harmlose Alltagsszenarien, wenn einem gerade nichts Besseres einfällt.

Für wen ist "CK Be | Calvin Klein"? Wie gesagt, er wirkt ein bisschen erwachsener als "CK One (Eau de Toilette) | Calvin Klein", hat aber ein sehr breites Einsatzspektrum "for a man or a woman of every age", wie ich meine. Seine Durchschnittlichkeit kommt ihm da zugute. Wer auf Gewürznoten steht, wird vielleicht eher unbeeindruckt bleiben, für Einsteiger aber ist "CK Be | Calvin Klein" auch diesbezüglich einen Versuch wert. Ich kann mich nämlich noch erinnern, dass uns damals, als 14-Jährige, "CK Be | Calvin Klein" doch recht würzig vorkam. :-)

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Hrabanus vor 12 Monaten 3
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Sommerduft für herbe Seelen
Nach vielen Jahren des Wartens, fühlte ich mich endlich alt genug für "Terre d'Hermès", einem Duft, den ich immer schon gerne gerochen habe, den ich aber nie tragen wollte. Nun, da ich bald vierzig bin, trage ich ihn gut und gern. Die sommerliche Variante in Form von Eau Givrée kann ich aber auch jüngeren Semestern ans Herz legen. Wer die pfeffrige Schärfe von "Terre" schätzt, findet sie hier in einem äußerst attraktiven, frischen Zitrusverbund mit einer wahrhaftigen Zitrone und dem Nepalesischen Szechuanpfeffer, dessen Aroma selbst an Bergamotte erinnert. Eine herrliche Note, die im Kontext vom Terre-typischen Holz und grasigen Vetiver-Anklängen den Spagat zwischen leicht-sommerlich und würzig-erdig mit Leichtigkeit schafft.

Sillage und Haltbarkeit sind zwar aufgrund der dominanten Zitrusnote eher mittelmäßig, die Holzigkeit, der Vetiver (den ich hier aufgrund der Terre-Basis einfach immer mitrieche) und die Schärfe des Pfeffers bleiben aber ordentlich erhalten. Etwas weniger als beim Original, aber unterm Strich für einen Sommerduft sehr okay.

Eau Givrée weckt mehr Assoziationen der Abkühlung und ist kein Beach-Duft. Hier gibt es keine Sonnencreme und keinen Kokosnusscocktail. Eher sitzt man im spärlichen Schatten schöner Pinien und nippt an einem kalten Sprizz, während man eine Zigarillo genießt. Oder man kühlt sich im Pool ab und lässt sich dann langsam von der Sonne wieder aufwärmen. Eau Givrée verheißt einen entspannten Sommertag abseits von Trubel und Entertainment.

Für den Abend einfach neu auftragen oder zu "Terre" wechseln - die Kombi macht sich gut. Wer weniger Zitrus und mehr Vetiver möchte, der hat mit dem anderen Flanker "Terre d'Hermès Eau Intense Vetiver" eine gangbare Alternative. Ich favorisiere Eau Givrée, weil es frischer und weniger aufdringlich ist.

Der Flakon ist ähnlich dem des normalen "Terre", trifft jedoch mit dem trüben Glas das Thema des gefrorenen Wassers, das im Namen anklingt, sehr gut. Somit gibt es keine Verwechslungsgefahr für jene wie ich, die beide im Schrank stehen haben!

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Hrabanus vor 12 Monaten 5 9
9
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
5.5
Duft
Wegweisender Unisex-Klassiker mit Nostalgiefaktor
Gestern durchwühlte ich mal wieder das Parfumschränkchen und da fiel mit eine großer Flakon aus trübem Glas in die Hände: Darauf prangten zwei große Buchstaben in Serifenschrift, ein C und ein K, darunter ein kleines, serifenloses "one". Dreimal auf den allzu vertrauten Sprühknopf gedrückt und bam - es schleudert mich dreißig Jahre in die Verangenheit:

Es ist 1994 und ein großartiges Jahr für neue Parfums. Ich war viel in der Parfümerie meines Vaters, einer dieser Läden, die einmal eine Drogerie und Reformhaus waren, und in der noch immer Weizenkleie neben Rasierpinseln aus Dachshaar, Tempotaschentüchern, Zahnpasta und eben immer mehr Herren- und Damenparfums verkauft werden. Dort roch es immer halb nach blumigen Damenparfums, halb nach Medizin, Tees und ein bisschen staubig-trocken nach Makeup. Dann aber roch es vor allem nach CK one.
Ich kann mich noch erinnern, als der Calvin-Klein-Vertreter den Duft präsentierte. Es ist vielleicht heute schwer nachzuvollziehen, wie revolutionär das damals war. Die Duftnote war ganz anders als alles, was für Herren (und Damen) damals populär war. In den Regalen fand man vor allem holzige, würzige Moschusbomben oder Fougeres, die fast ohne Ausnahme nach Opa rochen. CK one war frisch, jung, saucool und - what? - "for a man or a woman". Dieses Unisex-Ding, das heutzutage irgendwie selbstverständlich scheint, das war damals ganz neu. Und dieser Ansatz, zusammen mit der schwarz-weiß-Werbung, dem coolen Design und der umfangreichen Produktlinie (ich kann mich erinnern, es gab sogar ein Haargel von CK one!) katapultierte den Duft direkt in die Klassenzimmer der Nation.
Ich war in der 5. Schulstufe, ein Alter, in dem man sich noch nicht für Parfums interessieren sollte, aber CK one war irgendwie dafür verantwortlich, dass ma es trotzdem tat. Zur Erinnerung: 1994 war auch das Jahr, in dem Tommy und Polo Sport auf den Markt kamen. So roch es dann auch in der 5b. Und auf dem Pausenhof. Und im Schulbus (allerdings nur am Morgen wegen der überschaubaren Haltbarkeit). Ich verkaufte CK one im Laden meines Vaters, verteilte Proben unter den Schülern, nicht, weil ich Werbung dafür machen musste, sondern weil es irgendwie jede/r haben wollte. Wir rochen alle gleich und es gefiel uns. Denn wir rochen alle anders als Mama oder Papa. CK one war der Duft einer Generation.

Ich hatte alles: Duschgel, Bodylotion, Deo-Stick, das schon erwähnte Haargel. Ich fand CK one so geil, es war das erste (und natürlich einzige) Parfum, das ich sogar kostete. Wen's interessiert: Es schmeckt nicht besonders gut. In der Parfümerie wurde immer ein Tester extra bestellt - für mich. Und mein 200ml-Flakon war zuverlässig leer, wenn die neue Lieferung kam.

Irgendwann hatte ich den Hype etwas satt und als dann mit einer einmal 3,5-Zoll-Computerdisketten geliefert wurden, mit einer Probe und einem CK one-Bildschirmschoner (für Windows 95) drauf, fand ich es auch übertrieben. Wie lang der Hype gehalten hat, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass 1996 "CK be" kam und "Aqua di Gió" und dann alles anders war. Ich hatte mich vorher schon von CK one etwas sattgerochen und versuchte, mit älteren Calvin-Klein-Parfums aus der Reihe zu tanzen: Eternity war mir zu erwachsen, obwohl ich es gern trug, Obsession fand ich zwar sehr lecker, aber noch untragbarer, also fand ich in Escape for men meine Erlösung. Der wurde für eine Zeit lang mein Signature-Duft, Contradiction for men hat mich dann noch eine Zeitlang fasziniert, war aber zu seriös für mich und an die Präsentation von "Crave" kann ich mich noch erinnern - an den Duft nicht mehr.

Die zitronige Frische, gepaart mit einer blumigen Süße und einem papiernen-metallischen Hintergrund: das war der Zauber von CK one. Ein unverbindliches, offenes Parfum, das tatsächlich gut zur Zeit passt, in der es entstanden ist. Die Tore, die es in der Branche geöffnet hat, kann man sich gar nicht groß genug vorstellen, denke ich. Die Präsentation des Flakons mit dem metallenen Schraubverschluss, den man dann selbst durch den Sprüher austauschte, war genial. Die schlichte Pappschachtel, in der das Ding steckte, ihrer Zeit weit voraus. Die Schriftart, die man irgendwann durch eine straightere, serifenlose ersetzt hat, war durchaus dem Zeitgeist entnommen: Schließlich war damals "Times New Roman" überall zu sehen, das galt damals als cool bzw modern. ("Aqua di Gió pour homme" verwendete auch eine solche, ebenso "Tommy"). Die mysteriösen, irgendwie amerikanisch-coolen Werbevideos, die dauernd überall zu sehen waren: das war alles aus einem Guss.

Jetzt, dreißig Jahre später, würde ich CK one nicht mehr regelmäßig tragen wollen. Zu undefiniert, zu schmalbrüstig, zu unverbindlich ist es mir. Aber wen wunderts - schließlich hat sich nicht nur der Zeitgeist verändert, sondern auch ich. Aber ich möchte immer eine Flasche CK one zu Hause haben, um diesen unglaublichen Flashback erleben zu können, den ich gestern hatte, als ich dieses Zauberwässerchen meiner frühen Jugend wieder aus der Flasche ließ.

Für mich ein Stück Nostalgie, ein absoluter Klassiker der Parfumgeschichte und ein Lehrstück in Sachen Marketing: CK one ist ein Teil von mir. Ich liebe es allein für die Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit!
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