Duft: ja - aber als Parfum: nein!
Dieses Phänomen ist doch sicherlich jedem bekannt: es gibt Düfte oder Gerüche da draussen, die uns im Alltag begegnen, welche wirklich toll riechen. Man könnte ewigs daran schnuppern und sich daran erfreuen.
Beispielsweise Benzin. Wer stand nicht als Kind immer neben dem Zapfhahn an der Tanke, während Papa den Sprit ins Auto laufen liess, und fand den Geruch ganz wunderbar!
Das gleiche für mich, als absolutes Landei und Dorfkind, wenn ich auf Bauerhöfen bin und in einen Stall komme mit Pferden und Kühen. Einige empfinden es als Gestank - ich hingegen mag den Geruch in diesem Ambiente. Frisch gemähtes Gras oder Heuballen - auch einfach nur herrlich! Genauso wie die Natur nach einem Sommerregen duftet - der Geruch von Petrichor, so beruhigend!

Auch sitze ich nun hier und schaue direkt auf mein Hochbeet auf der Terrasse und denke mir: wie geil riecht denn bitte so ein Tomatenstrauch oder das Basilikum! Einfach nur fantastisch!
Und wenn wir schon beim Essen sind: alles was mit Knoblauch oder Zwiebeln zubereitet wird - bestenfalls mit Käse überbacken ('when in doubt - add more cheese!'). Boah wie lecker dies duftet! Kriegt man dann zwar 2 Tage nicht aus der Wohnung raus, aber wie sagt man hierzulande so schön: 'chli stinke muess es!'
Alles geil, alles toll! Da gibt es noch unzählige Beispiele. Worauf ich aber hinaus will: wer will denn so riechen? Mal ganz im ernst: ich will nicht nach Bleifrei 98 duften. Auch nicht nach Gemüsegarten oder als ob ich gerade in einen Kuhfladen gesprungen bin.

Und doch gibt es viele Parfums, welche sehr authentisch nach etwas riechen, das man im Alltag vor die Nase kriegt. Für meine Nase oft auch zu authentisch und darum auch für mich als Parfum nicht tragbar. Einige Beispiele gefällig? Bitte sehr:
Bo - ein Duft, wie frische Sägespäne. Ich liebe den Geruch von frisch geschnittenem, gesägtem oder gehobeltem Holz. Immer wieder erwische ich mich, wie ich meine Nase die Abfüllung halte und voller Entzücken daran schnuppere. Trotzdem möchte ich nicht riechen wie ein Sägewerk.
Awake - was gibt es besseres als den Geruch von frisch gebrühtem Kaffee oder gerösteten Kaffeebohnen? Da fühlt man sich doch gleich heimelig. Ich hatte bisher noch keinen authentischeren Kaffeeduft unter der Nase. Doch, man soll auch nicht denken, dass ich in einer Kaffeerösterei übernachtet hätte.
Mamluk ,
Oud Ispahan Eau de Parfum und Konsorten - ja, ich bin Dorfkind. Ja, ich liebe Bauernhöfe. Nein, ich werde niemals verstehen, warum sich jemand freiwillig, nachdem man frisch geduscht hat, mit einem Kuhfladen einreiben will. Denn genau diese Assoziation habe ich bei solchen Oud-Brechern. Ich rieche leider nichts anderes als Ausscheidungen von Rindviechern - auch wenn es mit Honig und Blümeleien drappiert ist - bei allem Respekt, es stinkt einfach. Pardon, mais non!
Velvet Chocolate - heisser Schokoladenkuchen, frisch aus dem Ofen! Willy Wonka wäre hin und weg von dem Duft. Bin ich Besitzerin einer Schokoladenfabrik? (leider) nein! Warum sollte ich danach riechen? Keine Ahnung. Der Duft ist grandios, aber ich will Heisshungerattacken vermeiden!
Ethos of Cities - Taipei - Reis! Haufenweise Reis! Der Reis ist heiss! und er dampft! Komplett einhüllend. Das war mir echt zu viel des Guten!
Wazamba und
Cardinal - Halleluja! Kirchenweihrauch voll auf die 12! Ich gehe ja regelmässig in die Kirche und ich liebe es, wenn das Weihrauchfass geschwenkt wird. Doch lassen wir die Kirche mal Dorf, ich will nicht wie eine Wanderpredigerin riechen.
"What about Pop | The House of Oud" - Team salziges Popcorn! Always and forever! Ausser in Düften. Da möchte ich tatsächlich nicht nach einem geplatzten Maiskorn mit Salzkruste riechen.
By the Fireplace - romantisch am Lagerfeuer sitzend, während der ganze Rauch sich einem in die Klamotten und Haare einbrennt. Ich bin erstaunt, wie realistisch Maison Margiela dieses Ambiente in einem Duft festhalten konnte. Ja, irgendwann kommt dann eine Vanillenote dazu. Bis dahin bin ich aber bereits einer Rauchvergiftung erlegen.

Da gibt es sicher noch einige weitere Beispiele. Doch wie seht ihr das: gibt es Düfte und Gerüche, die ihre gerne in freier Wildbahn schnuppert, aber nicht wirklich selbst danach riechen möchtet?
Habt vielen Dank für's Lesen!
Ich finde Duftkunst und Konzeptdüfte extrem spannend und teste diese gerne. Mag außerdem den Geruch von Braunkohle oder alten Holzschuppen (schlesische Dorfkindheit), Chlor und Schwimmbad (Badenixe, traumhafte Jugendsommer), menschlicher Intimität (wir sind ja schon groß:-)
Als Parfüm möchte ich sowas in Reinform dennoch nicht tragen. - Frage mich aber durchaus, welche Persönlichkeiten sich hinter den Benutzern solcher teils auch markanten und provokativen Düfte verbergen.
Einzig Orangenblüte, reife (!) Mandarine und Ingwer, von mir als Nahrung und/oder RealLife-Duft sehr geliebt, rufen keine größeren Parfümbegeisterungsanfälle in mir hervor. Wenn ich sonst einen geliebten Duft im Parfüm n i c h t mag, liegt das meistens am Parfüm, und nicht an der Tatsache, dass der Geruch in selbigem verbaut und / oder dargestellt wird - so hab ich etwa noch keinen Duft gefunden, der meinen geliebten Ginster cool abbildet.
XD XD
Ich liebe es an den meisten Blumen zu schnuppern (allen voran Jasmin, Flieder oder Pfingstrosen). Trotzdem bin ich nicht diejenige, die gerne blumige Düfte trägt :-)
aber jeder wie er mag :-)
Schöner Blog!
Ich liebe zb auch den Geruch im Dönerladen, wenn dir das Wasser schon im Mund zusammenläuft und du sehnsüchtig den Dönerspieß anschmachtest. So riechen will ich trotzdem nicht :D
und jetzt habe ich Lust auf Döner :-D
Aber nach Knoblauch und Zwiebeln dann doch eher nicht…
Schön geschrieben!
Schöner Blog-Beitag! 👍😊