Josefka

Ich finde, Hot Cologne bekommt hier etwas zuwenig Anerkennung. Verglichen mit seinem Bruder, dem Cologne von Mugler, hat er nämlich meiner Meinung nach mehr zu bieten. Beide sind in meiner Sammlung, aber ich mag Hot Cologne schon um einiges mehr. Hauptgrund dafür ist die Kaffeenote (grün!), die gar nicht heftig ist, aber trotzdem den Duftverlauf zusammen mit dem Ingwer eindeutig bestimmt und dem Duft so einfach das kleine bisschen mehr "Umpf" verleiht. Am Anfang ist die Verwandtschaft zum Cologne sehr deutlich, mit etwas mehr Würze, aber im Laufe des Tages verlagert sich der Schwerpunkt, und Ingwer, Kardamom und Kaffee lassen immer mal wieder ein fast rauchiges Lüftchen rüberwehen. Die Sillage ist nicht enorm, ich bezweifle, dass Andere ihn überhaupt groß wahrnehmen, aber die Trägerin selbst hat immer mal wieder was davon in der Nase. Bei mir hat er heute einen ganzen Arbeitstag durchgestanden, und noch jetzt nehme ich ihn deutlich auf der Haut wahr.
Aus der "Exceptions"-Reihe sind Hot Cologne und das elegante Chyprissime meine Favoriten. Überhaupt ist diese Reihe hochinteressant, denn sie verleiht klassischen Duftrichtungen einen Extradreh. Meiner Meinung nach hat Mugler da ein feines Händchen bewiesen, Chapeau.

Hat den (s. Überschrift) schon einer gemacht? Hahaha, Brüller!

Aber von vorne: Heute ist der 1. Mai, ich sitze an der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln, über mir kreisen die Hubschrauber, und ich kann mir einbilden, es ist deshalb, weil ich so verboten gut rieche!

Aber noch weiter von vorne: Es ist der Morgen des 1. Mai, und ich fühle ich stark genug, um zum ersten Mal zwei (!) Sprüher dieses Zeugs auf meine Haut zu lassen. Und ja, tatsächlich: zu Beginn ist da ganz eindeutig eine Urinnote. Ich nehme an, es ist der Rosenhonig, der diesen Eindruck erweckt. Nicht wirklich abstoßend, aber schon merklich sonderbar, sodass ich gerne 20 bis 30 Minuten verstreichen lasse, bis ich mich auf die Straße traue. Immerhin möchte ich ja liebe Leute zum Frühstück treffen!
Nach besagter Zeit wird diese Pissnote deutlich schwächer und gibt Raum für seeeehr viel Weihrauch (den ich liebe), Honig und eine amberartigen Note. Das alles ist sehr fein miteinander verwoben und hat genug Ausdauer, um mich in den nächsten Stunden immer mal wieder von der Seite zu erwischen, wenn ich mich bewege. Warm, weich, geheimnisvoll und sehr, sehr edel. Obwohl ich noch ein wenig gehemmt bin - vielleicht merke ich ja selber nicht, dass ich stinke? - gibt es keine Kommentare von den anderen Leuten am Tisch, und als der obligatorische Straßenverkäufer seine Obdachlosenzeitung loswerden will, riecht der doch deutlich stärker als ich.

Später dann geht es noch mit dem Fahrrad etwas weiter raus, der Duft weht mir bei starkem Wind immer mal wieder angenehm um die Nase. Nach ungefähr 3,5 Stunden folgt dieses Gespräch mit meiner Freundin, während wir auf einer Bank sitzen:

- Sie: Hast Du heute Tom Ford drauf?
- Ich (fragend): Nein? Ist MFK.
- Sie (schweigt).
- Ich (nach kurzem Nachdenken, vorsichtig): Aber wenn Du das mit Tom Ford vergleichst, nehme ich an, Du riechst Amber?? (Zwei Tage davor hatte ich Amber Absolute getragen.)
- Sie: Nein, Rose.
- Ich (aufatmend): Aaaaah, sehr gut, das freut mich!

(Es freute mich wirklich!)

Jetzt ist es fast 20 Uhr und APLS sitzt noch immer auf meiner Haut. Ob er noch projiziert wage ich nicht zu sagen, aber meine Nase wandert wie automatisch immer wieder an meinen Arm und ist begeistert. Feine Blüten und ihr Honig sind noch deutlich zu erkennen.

Zusammenfassend kann man sagen: Sicher ist Absolue pour le Soir nicht gemacht für jede Haut und für jeden Tag. Aber wenn beides passt und man etwas Geduld mitbringt, duftet man garantiert nicht wie der dahergelaufene Revolutionär von der Straße. (Geschweige denn seine verzogenen, bourgoisen Nachkommen.) Sondern einfach verboten gut!

True story: "By the Fireplace" trug ich gestern Abend als gemütlichen Kuschelduft auf und ging später damit auch ins Bett. Während der Nacht muss sich einer meiner Kater so an meinen Hals geschmiegt haben, dass er heute Morgen ebenfalls nach dieser Köstlichkeit roch. Mittlerweile ist es Abend, und ich kann immer noch nicht meine Nase von seinm Fell lassen. Soviel vorweg zur Haltbarkeit.
Doch von vorne: Die Replicas sind ja dafür bekannt, dass sie einen Moment zum Anlass nehmen und versuchen, diesen als Geruch wiederzubeleben. "By the Fireplace" repliziert demnach eine Situation des Jahres 1971 in einer Skihütte in den französischen Alpen am Fuß des Montblanc. Glücklicherweise aber ohne nasse Käsefüße. Nein, das Kaminfeuer brennt, und man macht es sich vor der Feuerstelle mit ein paar Esskastanien gemütlich. Und tatsächlich exakt so riecht dieses Parfüm auch. Von Beginn bis zum Ende - viel Entwicklung gibt es hier nicht - ist da diese wunderbare Mischung aus Rauch und Süße, aber nicht zuckersüß, sondern wie auf dem Weihnachtsmarkt, wenn man an einem Stand mit Zuckerwatte vorbeigeht hin zu der Italienerin, die ihre Esskastanien auf ihrem Holzfeuer zubereitet.
Die Haltbarkeit ist wie schon gesagt beachtlich. Und Leute: Ich habe noch keinen Duft erlebt, der soooo wunderbar riecht, wenn man ihn auf Textil (z. B. Schal) appliziert und am nächsten Tag daran schnuppert. Gleichzeitig bodenständig und edel. Er ist wie der authentische Hautgeruch einer Person, die einen Abend lang an einem Lagerfeuer saß und Marshmellows geröstet hat. Die Klamotten sind mittlerweile in der Wäsche, aber die Haut hat den Geruch aufgenommen und ihn geadelt.
Die Sillage würde ich als mittelmäßig beurteilen, ich denke nicht, dass man damit Räume füllt. Aber wer immer sich auf zwei Meter nähert, wird diesen Duft wahrnehmen.
Himmlisch. Ich habe schon einige Replicas getestet, aber keiner hat mich bisher so 100%ig überzeugen können wie dieser hier. Und er funktioniert auch im beginennden Frühling ganz wunderbar. Sagt auch mein Kater!

PS: "By the Fireplace" war einer meiner Blindkäufe, und ich habe es nicht bereut.

als kind verbrachte ich viele sommer bei meinen verwandten in kiel. der beste augenblick des ganzen urlaubs war der, wenn es zum ersten mal an den strand ging. über den winter hatte ich vergessen, wie toll das war. aber dann standen wir da wieder, mitten im juli oder august auf dem parkplatz an den dünen, es war warm und es roch nach sand, wasser, gischt, vögeln, muscheln und algen. man hörte das rauschen des meeres, aber man sah noch nichts. also mit kühltasche und aufblasbarem wassertier durch den sand und über die dünen - und da war er, dieser augenblick, wenn das meer plötzlich unendlich vor dir liegt. jedes jahr war es wieder von neuem eine offenbarung.

„sel marin“ erinnert mich an genau diesen augenblick, und das allein ist schon grund genug für mich, es in meiner sammlung zu haben. den fischigen geruch, den hier manche bemängeln, nehme ich glücklicherweise gar nicht wahr, kann mir aber vorstellen, wo er herkommt. auf meiner haut wird diese note eher zu einer gewürzteignote, der mich wiederum an die weihnachtsbäckerei mit meiner mutter erinnert. weihnachten am meer, quasi.

„sel marin“ hat ähnlichkeiten mit „épice marine“ von hermès, jedoch eine sehr viel bessere haltbarkeit. außerdem habe ich beim hermès (den ich auch sehr mag) nach ca. einer stunde so einen schweißigen geruch auf der haut (ich nehme an, das ist das dort, neben all den anderen épices, enthaltene kumin). in „sel marin“ sind zwar auch jede menge gewürze enthalten (nicht alle aufgelistet), aber schwitzig wird es hier zu keiner zeit. eher kühlt der duft an einem heißen tag die haut schön herunter.

ein große entwicklung durchläuft „sel marin“ nicht. dafür genießt man über ca. 6-8 stunden lang einen wunderbaren hautduft mit einer einzigartigen meeresnote; keine braungebrannten schönlinge, keine sonnencreme, sondern 100 % kernige segeltour vor laboe.

ich liebe es, wenn düfte solche emotionen (wieder)erwecken können. und deshalb trage ich „sel marin“ einfach ganz allein für mich, wenn ich im sommer einer gewissen gelassenheit und eines gewissen trostes bedarf. und im winter, als erinnerung an den sommer.

mein erster blindkauf. und eine weile dachte ich, ich hätte mich VERkauft. doch dann kam dieser sommerabend, an dem ich midnight in paris auf die sehr warme haut auftrug, und direkt umgehauen wurde - boah, diese frische kopfnote, sofort gefolgt von gar nicht dreckigem leder und einer süße, die glücklich machte, ohne zu beschweren. plötzlich wusste ich, wovon die begeisterten alle immer sprachen. ja, jetzt hab ich es eingesehen, dieser duft ist ein moderner klassiker, und natürlich komplett unisex.
noch am nächsten morgen war die basis mit amber und tonkabohne (und ganz leichtem leder) deutlich wahrnehmbar, er HÄLT also auch noch wie verrückt, einen arbeitstag übersteht er auch locker.

ich glaube, ich bestell mir gleich noch ein fläschchen, bevor es den irgendwann nirgendwo mehr zu kaufen gibt.