Lilitu

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1 - 5 von 26
Lilitu vor 1 Jahr 14 2
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Haltbarkeit
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Duft
J'ai retrouvé mon amour perdu
Trouvé - amoureux - perdu - recherché et recherché et recherché....

Diesen Duft suchte ich seit mehreren Jahren. Vor fast 10 Jahren habe ich "Santal Blush", wenn ich mich recht erinnere, zum aller ersten Mal in einem Duty Free Shop gerochen. Was sage ich? Erschnuppern dürfen!

Wie ich in anderen Rezessionen erzählt habe, liebe ich es vor der Abreise am Flughafen, mich in der Parfümerie-Abteilung auszutoben. Und "auszutoben" ist noch vorsichtig ausgedrückt. Ich probiere alles aus, was sich irgendwie auf meine Arme und Handgelenke sprühen lässt. Manchmal völlig wahllos, manchmal habe ich schon ein oder zwei Düfte im Visier. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, oder besser gesagt, will ich es gar nicht wissen, was meine armen Sitznachbarn im Flugzeug von mir halten, wenn sie mit der überreichen völlig durcheinander gewürfelten Sillagewolke meiner Testerei klarkommen müssen. Mein Mann ist das ja schon gewöhnt. Der Arme. Naja, da muss er eben durch. Hihi.

"Santal Blush" testete ich ungeplant. Es gab ein Regal mit super vielen Düften von Tom Ford - eine mir bis dato vollkommen unbekannte Marke. Also steuerte ich einfach mal unbedarft darauf zu. Nach einem Blick auf die Preisschilder, wohlwissend, dass ich mir keinen dieser Düfte kaufen würde. Aber mal schnuppern - das geht. Immer.

Ich weiß nicht mehr wie viele und welche Parfüms ich mir näher angesehen habe. Doch plötzlich lag er in der Luft - dieser einzigartige warme kuschlige Sandelholzduft. Ich schnupperte vorsichtig am Teststreifen. Ein goldener, holziger leicht süßlich-würziger Duft wehte mir entgegen.

Damals hatte ich noch nicht viel Ahnung von den einzelnen Duftnoten. Naja, heute auch nicht. Aber ich arbeite daran. Doch dieser Duft war anders als alle anderen Düfte, die ich bisher gerochen hatte. Er schlug ein wie eine Bombe. WOW und zerbarst mein Herz. Dieser Duft so wunderschön - war für mich unerschwinglich. Der Preis hat mich damals schon total entsetzt. Doch die Saat war gesät und die Zeit zu knapp. Gewaltsam musste ich mich losreißen, um zum Boarding nicht zu spät zu kommen. Also habe ich meine neue Liebe schweren Herzens vorsichtig trotz zitternder Händen wieder ins Regal gestellt. Schnief. Eine Tragödie.

Tom Ford Düfte waren mir damals viel zu teuer. Heute übrigens auch. Also habe ich mich mit ihnen nicht weiter beschäftigt. Dummerweise vergaß ich sogar irgendwann im Laufe der Zeit den Namen des Dufts und Marke. Oder verdrängte ich sie? Hm. Wahrscheinlich verdrängt.

Bis ich eines schönen Tages mal wieder bei der türkisfarbenen Drogerie vorbeischaute und ....

Ja, dieser eine Duft blieb mir einfach in der Nase hängen. Sandelholz, schön würzig wie ein goldener Herbsttag. Samtig-warm und weich wie goldene Sonnenstrahlen, die durch die Äste blitzen, um die volle Pracht der Blätter an den Bäumen in all ihren gelb-rot-braunen Erdschattierungen angemessen zu präsentieren.

Ein paar Jahre später war ich noch immer auf der Suche nach diesem einen perfekten Sandelholzduft - allerdings zu einem erschwinglichen Preis. Ich verirrte mich mal wieder in einen neu-eröffneten türkisen Laden, der mittlerweile mehr einem Tempel glich, verteilt auf mehrere Etagen, bewacht von zwei stark gebauten Männern in dunklen Anzügen und bevölkert von schön geschminkten Ladies, die sich gut gekleidet an die ebenfalls schön gestylten Verkäuferinnen wandten. Und ich mitten drin. Ein Fremdkörper.

Und wieder war da ein Regal voller Tom Ford Düfte aufgebaut. Verführerisch nur zu einem Zweck präsentiert. Irgendwie kam es mir bekannt vor - der Stil der Präsentation, die Verpackung und vor allem der Preis. Meine Synapsen im Gehirn fingen aufgeregt an, Impulse hin und her zu werfen. Ping-ping-ping. Langsam kam die Erinnerung zurück. Es muss ein Tom Ford Duft gewesen sein.

Also testete ich mich wieder einmal durch alle möglichen Tom Ford Kreationen, die ich durchaus als ansprechend empfand. Doch den einen fand ich nicht. Er war nicht dabei. Keine Ahnung. Vielleicht war er zu dem Zeitpunkt gerade ausverkauft? Er war nicht da.

Da ich ihn nicht finden konnte, fragte ich eine nette Verkäuferin nach einem schönen Sandelholzduft. Sie zeigte mir ein paar günstigere Parfüms, deren Namen ich ebenfalls vergessen habe, aber aus anderen Gründen, und auch einen teureren Duft von Etro. Er gefiel mir. Für meinen Geschmack zwar etwas zu maskulin angehaucht, obwohl er als unisex angepriesen war. Aber doch schön. Also kaufte ich mir "Sandalo" von Etro für einen stolzen Preis. Nicht so teuer wie ein Tom Ford, doch teuer genug für meine bescheidenen Verhältnisse. Zuerst war ich ganz happy mit "Sandalo", auch wenn er irgendwie einfach nicht annähernd wie "Santal Blush" duftete.

Per Zufall kam ich irgendwann Jahre später zu einem Pröbchen von einem renommierten Duftzwillings-Hersteller. Ich stehe dazu. Ich mag Duftzwillinge. Na los, fallt schon über mich her. ... Ich wusste jedenfalls die drei Pröbchen, die dieses Duftzwillingshaus zu meiner Bestellung beifügte, sehr zu schätzen. Wie immer freute ich mich auf die Proben wie ein kleiner Schneekönig bzw. Schneekönigin und schnupperte an den unbekannten Duft. Hm lecker, der Teststreifen gefiel. Also sprühte ich mir den unbekannten Duftzwilling auf meine Haut und dann WOW.

Da war er wieder, der Duft von vor langer, langer Zeit. Oder zumindest seine DNA. Die Erinnerung erwachte - die Synapsen und Impulse in meinem Gehirn reagierten äußerst aktiv. Natürlich war dieser Duftzwilling nicht zu 100% identisch. Aber nah genug dran, dass ich meinen verlorenen geliebten Duft darin erkennen konnte. Es war nicht schwer den originalen Duft dazu zu finden. Dank den Duftnoten und einer bekannten Suchmaschine fand ich "Santal Blush".

Die Freude wich dem Schock, als ich im Internet die Preise gesehen habe. Eins kann ich definitiv sagen, günstiger ist er nicht geworden. Verflucht noch eins!

Erst probierte ich es hier auf Profumo. Aber SB-Flakons wurden recht selten angeboten und auch hier zu horrenden Preisen. Dazu kam, dass ich leider nicht schnell genug war. Denn ich hänge nicht jede Stunde im Internet herum oder checke permanent meine E-Mails wie manch einer denken mag. Aus Frust kaufte ich mir noch ein paar andere Duftzwillinge. Alle recht gut - aber.... eben nicht der Wahre.

Damit blieb nur eins: Die Zähne zusammen zu beißen und die kleinste Größe online in einer Rabatt-Aktion zu kaufen. Voilà.

Diese einzigartige Komposition aus Gewürzen, wie Kümmel, Zimt, Bockshornklee und Karottensamen mildern die floralen Herznoten von Ylang-Ylang, Jasmin und Rose ab. Mehr als die Blüten kommt diese Würze im Auftakt durch. Davon vermag ich auch nur den Kümmel und das Zimt wirklich herauszuriechen. Ich nehme an, dass der süßliche Geruch von den Karottensamen verbreitet wird.
Die florale Herznote nehme ich kaum wahr - geschweige denn einzelne Noten davon. Schnell breitet sich dafür die Basisnote aus.
Dieses wunderbar cremig-golden duftende Sandelholz eingebettet in die schmelzend-weiche balsamische Benzoeharz-Note dominiert die Melange. Die Virginiazeder und das Agarholz unterstützen nur das dominierende Sandelholz. Für mich überstrahlt das Sandelholz einfach alles. Und der Moschus verleiht der ganzen Mischung als besonderen Kick eine süße klare Reinheit.

"Santal Blush" wie goldene Sonnenstrahlen die sich in der kalten Herbstluft warm entfalten und die Schönheit des bunten Herbstlaubes leuchten lassen. Ich habe Dich wiedergefunden - meine verloren geglaubte Liebe. Endlich.

Je t'ai retrouvé mon amour perdu. Efin.
2 Antworten
Lilitu vor 2 Jahren 13 3
9
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Geständnis einer Süchtigen - I am addicted to you
Ich bin ein großer Fan von "Musc Noir for her". Nicht umsonst hat dieser Duft sich einen Platz in meiner Favoritenliste erobert. Da war es selbstverständlich, dass ich auch unbedingt "Musc Noir Rose" kaufen musste. Oder, soll ich besser sagen, erst einmal testen wollte? Natürlich nicht ohne zuvor alle möglichen YouTube-Videos anzusehen. Schließlich wollte ich vorher wissen, ob es sich auch lohnen würde. Wie so oft, die Meinungen im Internet reichen von "nein überflüssig" bis "unbedingte Kaufempfehlung". Also selbst ist die Frau, auch dabei sich eine eigene Meinung zu bilden.

Die Chance bot sich aktuell mal wieder in meinem Sommerurlaub auf Kreta. In anderen Rezensionen hatte ich ich ja schon erwähnt, dass ich vor Corona meine Parfümleidenschaft meist in den Duty-Free-Shops an den diversen Flughäfen auslebte. Hier bot sich mal wieder die Gelegenheit dazu, viele Düfte zu testen. Vielleicht ist zu testen, zu viel gesagt, und besser passt, mal an unbekannten Düften zu schnuppern. Auf dem Hinflug war es mir dafür aber viel zu früh. Unser Flug gehörte zu den ersten, die rausgehen sollten. Und ich war einfach zu müde, zu unausgeschlafen und noch nicht in der richtigen Stimmung.

Aber vor dem Rückflug im Duty-Free-Shop in Heraklion tobte ich mich richtig aus. Ich testete gefühlt 100 Düfte. Dabei wollte ich eigentlich nur kurz auf Toilette gehen. Doch der Weg dorthin führte durch die Parfümerie-Abteilung. Beim Hinweg - ich schwöre es - war ich noch standhaft. Tapfer schritt ich mit gesenktem Blick hindurch. Nein, das ist natürlich gelogen. Vorsichtig spähte ich um mich, blickte nach links nach rechts. Merkte mir die einzelnen Positionen von interessanten Parfüms, die mir ins Auge sprangen, die Regale mit den rabattierten Parfüms - ganz wichtig, um eventuell später zuschlagen zu können. Nur eventuell, vielleicht, mal sehen.

Und es kam, wie es kommen musste. Ich war schwach - soo schwach. Ich vergaß meinen wartenden Ehemann. Vergaß, dass das Boarding bald stattfinden würde. Vergaß einfach die Zeit und fing an zu testen. Ich sprühte, sprühte und sprühte. Ich sprühte so viele Düfte auf meine Arme, dass es mir schwer fiel, mir alle Stellen zu merken. Als ich schon gehen wollte, denn dummerweise hatte ich mein Geld im Rucksack bei meinem Ehemann gelassen, da entdeckte ich ES.

Das Parfüm, das mir schon die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte. Das Parfüm, das mein heimliches Begehren geweckt hatte. Eine sympathische kretische Verkäuferin beriet gerade ein gut betucht aussehendes Ehepaar. Der Mann wesentlich älter als seine junge Frau war dankbar, dass sich da eine kompetente Beraterin seiner aufgeregten Frau angenommen hatte. Die Verkäuferin stellte der hübschen Brünetten "Musc Noir Rose" vor. Elegant, exklusiv, verführerisch, sinnlich waren ihre Schlagworte im perfekten Deutsch. Wie konnte ich da widerstehen? Ja, ernsthaft? Wie sollte ich da widerstehen können? Ich konnte es nicht.

Der Flughafen war extrem voll im Vergleich zum Vorjahr. Also schlängelte ich mich etwas unbeholfen durch die Menschenmenge. Passte den richtigen Augenblick ab, indem die Dame den Testflakon zurückstellte und schnappte mir dann denn Tester. JAHH!! Endlich. Doch "zum Teufel noch mal" wohin sollte ich den Duft noch hin sprühen. Meine Arme und Hände waren voll. Irgendwie fand ich noch eine klitzekleine freie Stelle zwischen all den Duftproben. Wow. Ich atmete einmal tief durch und lief los. Schnell, soweit das für mich möglich war, um das Geld zu holen. Zurück zu meinem, doch langsam beunruhigten, Mann. Der wartete schon auf mich und schnupperte von der Ferne. Er wusste genau, was Sache war. Dies erkannte ich an seinem - wie soll ich mich ausdrücken - "nicht schon wieder" Blick. Mir war noch nicht klar, dass es so spät war. Zu spät. Keine Zeit mehr, um zurück zu gehen. Das Boarding fing an. Scheiße.

Meine Hoffnung lag nun auf dem Bordverkauf. Doch ich wurde enttäuscht. Ich saß in einem Flugzeug einer ehemals renommierten Airline, hatte einen Haufen Geld für den Platz bezahlt und musste erfahren, dass es keinen Bordverkauf gab. Was? Das konnte doch nicht wahr sein? Ich war zutiefst enttäuscht. Noch ahnte ich nicht, dass genau dies, sich letztendlich als Glück herausstellen würde. Denn zu Hause fand ich "Musc Noir Rose" in einem Sonderangebot für einen deutlich günstigeren Preis auf der Internetseite einer bekannten Parfümerie. Nein, es war nicht die Türkise. Hätte ich hemmungslos meiner Parfümsucht nachgeben können, wäre mein Einkauf deutlich teurer ausgefallen. Vielleicht hat mich mein Unterbewusstsein geschützt? Ich habe mein Geld zu meinem Schutz im Rucksack gelassen, damit ich eben nicht in Versuchung geführt werden konnte. Ja, vielleicht. De facto, habe ich meine Sucht nur aufgeschoben und dann zu Hause ausgelebt.

Warum musste ich "Musc Noir Rose" unbedingt kaufen? Das ist ganz einfach zu beantworten. Von allen getesteten Düften auf meinen Armen und Händen - darunter waren Weekend von Burberry, Paco und Fame von PR, Soleil von Nina Ricci, Ma Vie von Hugo Boss, L'Impératrice von D&G und Blue Jeans von Versage - stach am meisten "Musc Noir Rose" überaus angenehm hervor.

Die Kopfnote startet leicht und frisch mit der schönen Bergamotte. Der rote Pfeffer sorgt zusätzlich für etwas Prickelndes. Verfolgt von einer dunklen süß-pudrigen Pflaumennote. Sie verleiht der Kopfnote nach und nach mehr Tiefe.

Die Herznote bricht wiederum die tiefe Dunkelheit auf und macht sie geschmeidiger und zarter. Die Verschmelzung von Moschus und Rose ergibt eine wunderschöne helle Melange. Die Tuberose nehme ich als einzelne Note kaum wahr. Aber sie wirkt im Hintergrund betörend und verführerisch und umschließt die klare Moschus-Rose. Die dunkle tiefe Pflaume wird nicht vollständig verdrängt. Im Zusammenspiel mit der Kopfnote, sticht die Rose nicht glockenhell hervor, sondern verschmilzt elegant mit den anderen Elementen.

Im Abgang verleiht die Vanille dem Ganzen ein Hauch von zusätzlicher Wärme und Süße, was die Komposition noch sinnlicher macht. Auch wenn der Duft als süß-blumig beschrieben wird, erscheint für mich die Süße eher dezent im Hintergrund.

Alles ist bei "Musc Noir Rose" miteinander verwoben - nichts drängelt sich in den Vordergrund. Süß
& Pudrig, Hell & Dunkel vereint mit Kühle & Wärme - im perfekten Zusammenspiel. Wie die Verkäuferin es beschrieben hat elegant, exklusiv, verführerisch und sinnlich.

Die Haltbarkeit auf meiner trockenen Haut, leider moderat. Dafür ist die Sillage ganz gut. Immerhin übertönte "Musc Noir Rose" alle anderen oben genannten Parfüms auf meiner Haut.

Meinem Mann gefällt der Duft übrigens auch sehr gut. Ich habe es nicht bereut, ihn gekauft zu haben.

Muss man beide "Musc Noir" besitzen? Dies muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich liebe beide sehr und behalte auch beide Varianten.

Beide sind alltagstauglich und ähneln sich. Kaum zu glauben - auf den Teststreifen sind beide sogar noch schöner, finde ich. Oh, meine verfluchte trockene Haut! Da kommen die feinen zarten verführerischen Moschusnoten leider nicht so zur Geltung, wie es ihnen gebührt.

Für mich ist "Musc Noir Rose" der tiefere Duft und eignet sich somit gut für den Abend, während ich "Musc Noir" während des Tages gerne trage. Er ist eine Spur weicher, wahrscheinlich aufgrund der Wildledernote. Die Rose erscheint mir hier auch einen Tick zurückhaltender. Doch am Abend zum Ausgehen übersprühe ich ihn einfach mit "Musc Noir Rose". Sie harmonieren perfekt miteinander - sogar auf meiner Haut.


3 Antworten
Lilitu vor 2 Jahren 29 1
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Flakon
8
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8
Haltbarkeit
10
Duft
Warum habe ich dieses Parfum nur meinen Mann geschenkt?
Ja, diese Frage stelle ich mir schon eine ganze Weile.

Was soll ich sagen, vielleicht, weil es mich sabbernd und schmachtend meinen Mann hinterherlaufen lässt. Weil ich nicht genug von diesem Duft bekommen kann, wenn mein Mann ihn trägt. Seine Hautchemie lässt diesen Duft unglaublich sexy mit seiner Haut verschmelzen. Oh, schmacht. Schmelz dahin.

Wie kam es dazu? Eigentlich wollte ich meinen Mann ja nur mit einem Weihnachtsgeschenk aus seiner Duft-Komfortzone locken. Es sollte etwas anderes sein, als seine bisherigen Düfte. Außerdem nicht "nischig", damit er nicht abgeschreckt wird (an die Nischendüfte werde ich ihn ganz langsam heranführen) , sondern gefällig und trotzdem einzigartig. Nicht billig - es durfte auch ein bisschen, was kosten. Jedoch natürlich nicht so teuer, wie eine Nischenduft.

Also fing ich an zu recherchieren - im Internet, auf YT und bei Parfumo. Und so stieß ich auf L'Homme Idéal von Guerlain. Ich war skeptisch, ob der vielen guten zum Teil euphorischen Bewertungen. Hatte ich doch vor sehr, sehr langer Zeit in meiner Jugend, auch Sturm- und Drangzeit genannt, mal einen Herrenduft von Guerlain getestet. Um ehrlich zu sein, ich weiß allerdings nicht mehr, was es war. Ich fand diesen Duft aber schrecklich altmodisch und zu typisch männlich. Ich meine diese Cologne-artige Männlichkeit. War noch nie so mein Ding.

Bei L'Homme Idéal klang es anders. Irgendwie erinnerte mich dieser Name an etwas. Grübel. Ah, ja eine YouTuberin hatte ihn mal vorgestellt. Ich weiß noch, wie sie davon schwärmte und ihn als einen schönen Sandelholzduft anpries, der durchaus auch für Frauen geeignet war.
Ok, dachte ich. Ein Männerduft für Frauen, ob das das Richtige für meinen Mann wäre?

Ich recherchierte also erst einmal weiter. Doch irgendwie kam ich immer wieder auf diesen Duft zurück. Das Zauberwort war Sandelholz. Von allen Holzarten liebe ich das Sandelholz am meisten. Es kann so schön weich und zart sein. Meine erste bewusste Erfahrung mit Sandelholz war das berühmt berüchtigte "Santal Blush" von Tom Ford. Ich glaube zu meinen Studiumzeiten kostete der Duft noch knapp über 100 EUR. Das erschien mir damals als viel zu viel Geld. Also schnupperte ich nur sehnsuchtsvoll an der Probeflasche in dem großen türkisen Laden und kaufte mir dann irgend etwas günstigeres. Vergessen konnte ich den Duft nie.

Zurück zum Eigentlichen: Mit meiner Entscheidung zu L'Homme Idéal trat die nächste Hürde auf. Es gibt ja mehrere Varianten zur Auswahl. Welche davon sollte ich nun nehmen? Das Parfumsuchen wird einem Parfumsüchtigen doch manchmal echt schwer gemacht. All diese unterschiedlichen Duftkonzentrationen und Flanker nerven schon.

Ich entschied mich für die Eau de Parfum Variante - sozusagen als goldenen Mittelweg. Auf "Intense" kann man ja immer noch umsteigen. Also volles Risiko und dann den Blindkauf gewagt. MannOMann, habe ich gebibbert, als ich ihn meinem Mann zu Weihnachten überreicht habe. Natürlich habe ich die Plastikfolie nicht eingerissen. Das ist mir aber verdammt schwer gefallen. Dann kam endlich der Moment. Mein Mann packte ihn aus. Viel zu langsam für meine innere Anspannung. Und dann.... Er sprühte ihn auf und um mich war es geschehen.

Bei mir konnte ich nicht den leicht zitrischen Anfang aus dem Mandel-Bergamotte-Gemisch feststellen. Bei meinem Mann schon. Die Gewürze erahne ich nur auf meiner Haut. Auf der Haut meines Mannes hingegen strahlen sie eine angenehme Wärme ab. Auch die Herznote aus Rose, Weihrauch und Vanille ist auf meiner Haut nicht einzeln zu identifizieren. Bei meinem Mann schon. Sie hinterlässt eine rauchige Sexykeit. Oh, ich fürchte, ich fange schon wieder an zu sabbern. Doch die Vollendung kommt mit der Basis. Spielerisch umhüllt das Sandelholz das Leder während die Tonkabohne dem Drydown eine gewisse Tiefe verleiht. Schmacht dahin. Das Sandelholz so schon weich, umschmeichelnd doch von dem Weihrauch, der würzigen Vanille und dem Leder akzentuiert.

Willenlos schnüffele ich wie ein gut ausgebildetes Trüffelschweinchen dem Schweifpfad meines Mannes hinterher, der an mir vorübergeht. Ich folge der süßlichen Kirsche, die eingebettet in eine holzige, würzige und rauchige Vanille, mich alles um mich herum Vergessen lässt. Bis ich mich nicht mehr halten kann und ihm (meinem Mann natürlich) um den Hals falle nur um an ihm entlang zu schnüffeln. Ich schnüffele, schnüffele und schnüffle weiter bis ....... Stopp. Oh je, das führt zu weit. Bis hier hin und nicht weiter. Puhhhhhhhh. Gerade noch einmal die Kurve gekriegt.

Zurück zu mir. Auf meiner Haut wirkt alles noch viel weicher - einfach femininer und trotzdem wunderschön. Der Duft kuschelt sich an mich heran. Auch wenn ich bei mir die einzelnen Noten nicht so herausriechen kann, ist der Duft dennoch nicht langweilig oder eindimensional. Die Verblendung gibt ihm diese Weichheit, untermalt mit einer pudrigen Würze und dem süßen leicht kirschigen Vanille-Vibe. Von dem ich nicht weiß woher er kommt. Natürlich meine ich damit die Kirsche, die nicht gelistet ist.

Fazit:
Ein wunderbarer Duft, der von allen getragen werden kann. Verführerisch und elegant gleichzeitig. Mit einer besonderen ganz besonderen Wirkung auf mich.

Und deswegen frage ich mich immer noch: Warum habe ich ihn nur meinem Mann geschenkt?
Ich will ihn wieder haben!!!!! Jaaaaaaaaaaa.

Oder ich stibitze ihn mir hin und wieder, um ihn selbst zu tragen
1 Antwort
Lilitu vor 2 Jahren 6 1
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
La Grande Dame de Vanille oder Miss Fisher auf geheimer Mission
Wieder einmal haben mich die zahlreichen Bewertungen auf Parfumo dazu verleitet, einen Duft zu testen. Manchmal trifft der allgemeine Kanon auf Parfumo ganz und gar nicht meinen Geschmack.
Auf ANI war ich ganz besonders gespannt, da es für mich schwierig ist, einen guten grünen Duft zu finden. Oft sind mir grüne Düfte zu herb und damit zu maskulin. Was wird mich also hier erwarten?

Das soll natürlich nicht heißen, dass ich herbe und/oder maskuline Düfte nicht mag. Ab und an stöbere ich ganz gerne im Parfümschrank meines Gatten. Und nicht nur im Urlaub greife ich auch gerne mal zu einem Männerduft, wenn ich z.B. mein eigenes Parfüm vergessen habe - oups alles schon passiert - oder ich einfach auf die angebotenen Düfte im Duty Free Shop kein Lust habe. Besonders hingezogen fühle ich mich zu den süßen Männerparfüms. Mein Lieblings-Männerduft ist Lolita Lempicka Au Masculin. Wer hätte das gedacht?

Außerdem teile ich mir mit meinem Gatten einen Oud-Duft. Ja Ihr habt richtig gelesen, einen Oud-Duft. Ok, zugegeben der ist unisex mit einem dezenten Touch Maskulinität. In meinen anderen Bewertungen über Oud-Düfte, war ich auf der Suche nach MEINEM Oud-Duft. Und ja, ich habe MEINEN Oud-Duft endlich gefunden, jedoch ist er nicht hier auf Parfumo gelistet.

Genug abgeschweift, jetzt wird ANI getestet:

Beim ersten Sprühen, steigt mir sofort die Frage in den Sinn: Hui, was ist das denn? Verwirrung, Unglaube - keine Ahnung. Habe ich ein falsches Parfüm erwischt.

Ich kann erst einmal keine Duftnote einzeln wiedererkennen. Stattdessen nehme ich nur einen starken medizinischen Start wahr. Vermutlich ist dies der berühmt berüchtigte grüne Auftakt.
Puh. Ziemlich heftig und ehrlich gesagt, kann ich damit erst einmal gar nichts anfangen.
Beim ANI hat die für MICH medizinische fast mentholische Anfangsnote auch einen scharfen grünen Unterton - wahrscheinlich die Mischung aus Ingwer und rosa Pfeffer eingebettet in die grünen Noten. Kann das mentholische Element vom Kardamom kommen? Es riecht nicht unangenehm. Aber will ich unbedingt nach einer Arzt-Praxis riechen? Dies wird ja schon zu genüge beim BR 540 diskutiert.
Nach einer Weile gesellt sich ein zitrisch-beerig-floraler Akkord dazu - wirklich nur ein Hauch. Die Rose und die Johannisbeeren rieche ich nicht heraus. Dafür ebbt der medizinische Geruch ab.

Voilá. Jetzt wird es richtig spannend. Denn die Vanille schleicht sich hinterrücks (echt gemein - schmoll, schmoll) leise heran. Tippt vorsichtig auf die Schulter und flüstert mir leise Zärtlichkeiten ins Ohr. Dachte ich zumindest. Doch diese Vanille ist nicht gefällig süß. Sie ist eine edle Grande Dame de Vanille. Ich bin fasziniert und noch mehr verwirrt. Keine Ahnung warum, aber ich muss einfach an Miss Fisher denken - die clevere Detektivin aus der australischen Krimiserie, die mit viel Charme, Chuzpe und Know-How ihre Fälle löst. Hat sie sich in geheimer Mission am Anfang versteckt gehalten?

Madame Vanille - Miss Fisher - wird peu à peu stärker und das Tête à Tête mit Monsieur Vert - Inspector Jack - bereichert die Komposition mit einem exotischen Touch. Madame Vanille ist mitnichten eine junge, süße Dame. Nein, klein und süß ist sie wahrhaftig nicht. Sondern sie weiß was sie will und sie weiß, wie sie es bekommt. Mit Ihren extravaganten Roben immer passend für jeden Anlass gekleidet. Und die kleine silberne Pistole wird eben mal elegant im Strumpfhalter unter dem sexy Kleid versteckt, wenn notwendig. Was hat sie vor?

Und bevor ich die Situation voll erfassen kann wird die Komposition langsam weicher und andere Komponenten gesellen sich dazu. Ich denke, ich erahne unter anderem die Benzoe-Note, die sich wie eine Federboa sacht um die Schultern legt. Sie schmeichelt der zarten weißen Haut. Es wird kuschelig. Ich schnuppere immer wieder an meinem Handgelenk. Das kann doch nicht der Duft vom Anfang sein? Miss Fisher wirft mir verführerische Blicke zu. Ein Zwinkern. Ein Augenaufschlag.

Edel und zart schmeichelt der Duft meiner Nase - weiches Patchouli eingebettet in ein holziges Amber-Moschus-Bett. Ich erwache aus einem verführerischen Traum, die Gegenwart nimmt wieder mehr Konturen an. Der Schleier um meine Augen verschwindet und ich sehe ungläubig wie alsdann Madame lässig und elegant auf ihren hochhackigen Schuhen davonschreitet. Die Federboa wippt im Takt ihrer Schritte und zieht einen Schweif der einzigartigen Vanille hinter sich her. Sie lässt mich zurück. Verwirrt. Was war denn das für ein unerwartet verführerischer Auftritt? Ein Ablenkungsmanöver?

Noch versuche ich verzweifelt den verbliebenen Hauch der einzigartigen Duftspur festzuhalten. Der Duft setzt sich ab auf meiner Haut - wird mehr und mehr hautnah und schwindet dann langsam dahin - von dannen - aus und vorbei!

Fazit:
Für mich ein charmanter Duft, sobald ich den Schreck am Anfang überwunden habe. Es ist erfrischend anders, eine nicht so süße Vanille erschnuppern zu dürfen.
Leider ist bei mir die Sillage und die Haltbarkeit nicht so gut wie hier beschrieben und passt nicht zu der extravaganten Vanille. Dieser schöne Duft verblasst viel zu schnell auf meiner Haut.
Schade. Bleibt mir nur davon zu Träumen und mir eine Miss Fisher Folge reinzuziehen oder einfach nach zu sprühen!
1 Antwort
Lilitu vor 2 Jahren 10
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Einfach nur bezaubernd ...
Ich war skeptisch. Ein süßer Kuchenduft mit Lavendel. Der absolute Zitronenkuchen-Kracher. Irgendwie konnte ich mir darunter nichts vorstellen. Zitronenkuchen mochte ich nur mit Schokoglasur, statt mit der üblichen Puderzucker-Zitronensaft-Glasur. Ich stehe halt absolut auf Schokolade. Seufz.

Aber immer wieder stieß ich auf diesen Duft, ob hier bei Parfumo oder auf YouTube. Ich hörte "Lolita-Land" von Lempicka sei ein Duftzwilling. Dieser Vergleich greift meiner Meinung nach jedoch nicht. "Lira" ist für meine Nase viel feiner und edler.

Zuerst wollte ich nur ein Statement verfassen, da es keine persönliche Geschichte oder Assoziationen bei mir zu diesem Eau de Parfum gibt. Doch ein einfaches Statement reicht mir trotzdem einfach nicht aus. Also Statement gelöscht und ran an die Rezension.

Gleich zu Anfang kann ich sagen, dass bei mir beim ersten Aufsprühen keine inneren Bilder mit dampfenden Zitronenkuchen entstehen. Als Kracher, der einen erschlägt, erscheint meine "Lira"-Probe auch nicht gerade.

Stattdessen startet "Lira" fröhlich-leicht mit einem zitrischen Akkord, wobei die Bergamotte dominiert, die Blutorange Wärme gibt und der Lavendel eine feine dezente Note im Hintergrund beisteuert. Ich muss gestehen vor dem Lavendel hatte ich echt Angst.

Lavendel empfinde ich als kritisch in Parfums. "Libre" und "Mon Guerlain" gefallen mir schon irgendwie, aber den Lavendel darin empfinde ich als störend.
Doch der Lavendel bei "Lira" ist wirklich nur eine Nuance, die den Duft nicht beeinträchtigt, sondern mit einer leichten krautigen Würze verfeinert.

Kurz danach nehme ich schon eine pudrige Wandlung wahr. Ich vermute das die Vanille-Moschus-Mischung aus der Basis schon im Hintergrund in die Kopf- und Herznoten hineinwirkt.

Die einzelnen floralen Herznoten kann ich nicht auseinander halten. Aber ich mag Jasmin sowie auch Rose in Düften. Ich empfinde sie hier als ein süß-florales Bouquet mit einem würzigen Twist. Der Zimt und das Süßholz verhindern, dass die blumigen Noten zu langweilig und altbacken werden. Dabei ist das Süßholz gut ausbalanciert und nicht zu "lakritzig".

Einfach eine wunderschöne Komposition, die intensiv aber nicht zu schwer wird bei mir auf der Haut.
Ich habe das Gefühl, dass die Sillage nicht ganz so stark ist, wie ich es von einem XerJoff erwartet hätte. Lira wird im Vergleich zum Opera schnell hautnah bei mir. Das kann aber an meiner sehr trockenen Haut liegen.

Im Drydown verdrängt die süße Note des Karamell - schön eingebettet in die Vanille-Moschus-Melange - die zitrischen und floralen Anklänge. Dies riecht lecker, aber nicht mehr so einzigartig, wie zu Beginn die Kopf- und Herznoten-Komposition.

Im Großen und Ganzen ein wunderschöner bezaubernder Duft. Etwas zum Träumen. Also durchaus eine Überlegung wert, ihn zu kaufen. Mal sehen.
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