
Ein Interview mit Lieven Flohr: Wie der 20-Jährige seine eigene Parfümmarke gründete
Vom Social-Media-Manager zum Selfmade-Parfümeur und Unternehmer: Mit seiner Marke „elef.“ kreiert Lieven Flohr Düfte, die besondere Erinnerungen und Momente festhalten.
Lievens Reise in die Welt der Düfte begann 2023 bei seinem ersten Urlaub in Italien. In Limone sul Garda, einem charmanten Ort am Gardasee, entdeckte er in den engen, belebten Gassen eine kleine Parfümerie. Dort kaufte der damals 18-Jährige sein erstes Designerparfüm. Dieser Duft begleitete ihn nicht nur durch seine gesamte Reise, sondern erinnert ihn noch heute an die unbeschwerten Tage unter der warmen Sonne des Gardasees.
Was als Faszination für ein Parfüm begann, entwickelte sich schnell zu einer tiefen Leidenschaft für die Welt der Düfte. Zwei Jahre später beschloss Lieven, der als Social Media Manager in Bad Dürrenberg arbeitet, das Handwerk der Parfümherstellung selbst zu erlernen. Er richtete sich ein kleines Labor ein, besorgte sich Rohstoffe und begann zu mischen und zu experimentieren - getrieben von der Vision, Düfte zu kreieren, die Erinnerungen und besondere Momente wieder aufleben lassen.

Im Februar 2025 gründete er schließlich seine Parfummarke „elef.“ - ein Name, der sich aus den Anfangsbuchstaben seines Namens ableitet. Derzeit bietet er vier Extraits de Parfum an: „Pure Nectar“, ein fruchtig-süßer Begleiter für den Alltag, „Golden Hours“, eine warme Komposition aus Vanille und Honig, den sprizigen Sommerduft „Limone di Sole“, und „Elysia“, eine würzig-pudrige Kreation, inspiriert von dem ersten Moment einer besonderen Begegnung.
In einem Interview erzählt der 20-Jährige von seiner persönlichen Geschichte, der Inspiration hinter seinen Kreationen und verrät seine Pläne und Visionen für die Zukunft.
Laut BILD bist du mit deinen 20 Jahren Deutschlands jüngster Parfümeur – was hat dich inspiriert, deine Leidenschaft für Parfüm in ein eigenes Geschäft zu verwandeln?
Das ist natürlich eine große Ehre, diesen „Titel“ zu tragen, der mich aber inspiriert immer weiterzumachen und meine Vision mit anderen zu teilen.
Ich war schon immer jemand, der etwas Eigenes machen wollte. Vor zwei Jahren hatte ich eine eigene Modemarke und danach habe ich Dienstleistungen im Marketing angeboten. Für mich war von Anfang an klar, ich möchte auch das in meine eigene Marke entwickeln und meine Vision verfolgen, Düfte zu schaffen, die Momente widerspiegeln und Erinnerungen wecken.

Wie haben deine Familie und Freunde auf deine Entscheidung reagiert, Parfüm zu kreieren und dein eigenes Unternehmen zu gründen?
Super unterschiedlich, von „Mega geil, das ist mal was ganz anderes” bis „Das klappt nie, es gibt so viele Marken, warum sollte jemand deine Düfte kaufen?” war alles dabei.
Allerdings sind die wenigsten Menschen in meinem Umfeld auch tief im Thema Parfüm drin und bestehen eher auf Rossmann und typische Designerdüfte, was die Meinung für mich natürlich nicht so stark gewichtet hat.
Was war die erste Erinnerung, die du in einem Duft festhalten wolltest?
„Limone di Sole“ war der erste Duft, der einen Moment festhalten sollte. Inspiriert von der Stadt Limone sul Garda am Gardasee in Italien, der Stadt in der ich meinen ersten Duft geholt und somit die ganze Reise gestartet habe. Der Duft bringt die Mischung aus den für die Stadt bekannten Zitronenhainen und dem grün-mediterranen Klima in Italien auf den Punkt.

Du hast dir das Handwerk des Parfümeurs selbst beigebracht. Das ist sehr beeindruckend! Wie bist du dabei vorgegangen?
Ich besorgte mir am Anfang die Basic Rohstoffe und probierte ein wenig herum. Als ich dann wusste, welche Momente ich einfangen wollte, habe ich mir gezielt Rohstoffe in diese Richtungen besorgt, um mich nicht in der Vielzahl der Rohstoffe zu verlieren. Dann habe ich nach dem Trial-and-Error-Prinzip meine für mich perfekte Rezeptur kreiert.
Du hast dir ein kleines Labor und 70 verschiedene Rohstoffe zugelegt. Was war dir bei der Zutatenauswahl am wichtigsten?
Ich möchte die Düfte so authentisch wie möglich den Momenten entsprechend kreieren, deshalb habe ich bisher eher auf natürliche Rohstoffe gesetzt, da sie eine bessere Duftentfaltung bieten und ich mich damit vom synthetischen Mainstream abheben kann.
Dein Duft „Pure Nectar“ hat einen sehr sinnlichen Namen. Wie bist du auf die Idee für diesen Duft gekommen?
„Pure Nectar“ soll an die sorglose Jugend erinnern, an den Moment, in dem man eine fruchtige Kaugummipackung öffnet oder an die Kaugummikugeln aus der Kaugummiuhr. „Pure Nectar“ bedeutet „purer Nektar“ und soll die Fruchtigkeit des Duftes unterstreichen.

„Limone di Sole“ erinnert an deine Sommererlebnisse am Gardasee. Was soll der Duft transportieren und wie hast du es geschafft, diese in eine Komposition zu verwandeln?
Mit diesem Duft möchte ich die Menschen sofort nach Italien versetzen. Der Duft soll das typisch italienische Mittelmeerklima und meinen Besuch im Limone sul Garda vereinen. Er soll an einen schönen, sonnigen Urlaub erinnern.
In der Kopfnote findet man die Frische von Zitrone, Bergamotte und Orange, die einen sofort in den für Limone sul Garda typischen Zitronenhain versetzt. Ein Hauch von Minze sorgt für eine kühle, erfrischende Note, während Petitgrain die Zitrusaromen mit einer grünen, bitteren Note abrundet. Im mediterranen Herzen des Duftes haben wir dann Neroli, unterstützt von der krautigen Frische von Rosmarin, die dem Duft eine subtile grüne, florale Eleganz verleiht.
Deine Parfüms haben schnell Aufmerksamkeit bekommen. Wie hast du sie bekannt gemacht und was war die Reaktion auf deine ersten Kreationen?
Das Ganze war ehrlich gesagt gar nicht so schnell geplant, da ich bis jetzt noch alles selbst mache, was natürlich auch ein Alleinstellungsmerkmal ist - von der Herstellung über die Verpackung bis hin zum Marketing ist alles aus einer Hand.
Ich hatte eine Lokalzeitung angeschrieben, die dann einen Artikel über mich verfasst hat. Innerhalb von drei Wochen haben sich dann der MDR und die BILD gemeldet, um über mich zu berichten. Bald wird es auch einen Beitrag für Radio SAW hier in Sachsen-Anhalt geben. Die Presse war sehr interessiert an dem Thema, was ich nie gedacht hätte, aber jetzt sehr schätze, weil es ein bisschen mehr Aufmerksamkeit auf meine Marke und meine Vision lenkt.
Mit „elef.“ möchtest du dich vom Mainstream abheben. Was ist dir bei deinen Düften wichtig, damit sie einzigartig und außergewöhnlich sind?
Kein Duft wird jemals von einem anderen inspiriert oder gar abgeschaut, nur weil eine Duftrichtung gerade „im Trend“ ist. Besonders wichtig ist mir, dass die Düfte nie am Fließband entstehen, sondern in Handarbeit, damit die Persönlichkeit erhalten bleibt.
Ich werde keine typischen Crowdpleaser machen, sondern authentische Momente abbilden, die vielleicht auch nicht jedem gefallen oder mit denen sich nicht jeder identifizieren kann. „elef.“ soll als Erlebnismarke gesehen werden und nicht als typische Parfümmarke.
Obwohl „elef.“ noch jung ist, hast du bereits erste Erfolge gefeiert. Was war für dich der schönste Moment im ersten Jahr deiner Marke?
„elef.“ ist seit 01.02. live - also am 01.04. gerade mal 2 Monate alt.
Der schönste Moment war für mich natürlich, als das ganze Anklang in den Medien gefunden hat und die Interesse an den Düften da war.
Außerdem gab es einen Moment, als mir ein Mann einen langen Text schrieb, nachdem er den Duft „Pure Nectar“ bestellt hatte. In diesem Text beschrieb er, wie er eine emotionale Bindung zu den Düften aufbaute. In einem Abschnitt schrieb er unter anderem:
‚Pure Nectar‘. Jetzt. Weil jetzt die Welt aus den Fugen geraten ist, weil jetzt nichts mehr so ist, wie es mal war, aber es sein sollte. Weil ‚Pure Nectar‘ in der Lage ist, augenblicklich in die sorglose Jugendzeit zurückzuversetzen. Mehr noch als es ein ‚Limone di Sole‘ vermag. Und das mit der längsten Ausdauer all deiner vier ‚Elemente‘.
Welchen Duft würdest du als deinen „Signature-Duft“ bezeichnen und warum?
In der kalten Zeit bisher war es der „Golden Hours“, weil er einfach ein wohlig warmes Gefühl liefert - eigentlich trage ich aber alle Düfte mal. Jetzt wird es wahrscheinlich eher in die Zeit vom „Pure Nectar“ und „Limone di Sole“ gehen.

Du arbeitest auch als Social Media Manager. Wie schaffst du es, deinen Job und deine Marke unter einen Hut zu bringen? Kannst du dir vorstellen, in ein paar Jahren Vollzeit als Parfümeur und Unternehmer zu arbeiten?
Ja, ich kann mir vorstellen irgendwann als Parfümeur und Unternehmer Vollzeit zu arbeiten und das ist auch mein Ziel. Bisher bin ich Teilzeit angestellt und habe eine gute Work/Life Balance, obwohl ich nach der Arbeit eigentlich direkt weiter Arbeite, nur eben an „elef.“ :)
Ein eigenes Unternehmen aufzubauen, ist oft mit einigen Hürden verbunden. Was war die größte Herausforderung beim Aufbau von „elef.“?
Am Anfang dachte ich: „Ja, ich mache die Düfte und eine Verpackung, dann kann es losgehen“, aber es gibt sehr viele rechtliche und chemische Aspekte, die man in der Kosmetikbranche beachten muss. Aber ich war schon so tief in der Umsetzung drin, dass ich dachte: „Lieven, jetzt musst du das alles durchziehen“.
Wie stellst du dir die Zukunft von „elef.“ vor? Welche Spuren möchtest du in der Parfümwelt hinterlassen?
Ich wünsche mir, dass sich „elef.“ als Erlebnismarke am Markt etabliert und die Vision, Momente widerzuspiegeln, im Nischenmarkt Anklang findet. Meine langfristigen Ziele sind auf jeden Fall, „elef.“ in Nischenparfümerien zu platzieren, da dort der Einstieg zum Testen einfacher ist und die Zielgruppe Menschen sind, die wirklich etwas Besonderes suchen.
Außerdem möchte ich in Zukunft alle Momente darstellen, die mich bewegen oder die ich mit anderen teilen möchte. Interessierte sollen die Düfte mit ihren liebsten Momenten und Erinnerungen verbinden und so mit jedem Sprüher eine kleine Reise antreten.
Im Großen und Ganzen lasse ich mich auf diese Reise ein und schaue, in welche Richtung sich alles entwickelt. Ich freue mich über jeden, der mich dabei begleitet und mit den Düften seine eigenen Erinnerungen weckt.
Limone di Sole interessiert mich ja schon muss ich sagen, einzig der Preis schreckt mich für einen (noch) unbekannten Duft ab. Auf 100 ml ist das vom Preisniveau schon LV…
Schade :(
Ich biete auch Discovery Sets an, mit denen du alle vier Düfte testen und dich von ihnen überzeugen kannst. Die Frage ist halt, möchtest du einen LV der wie viele andere riecht oder etwas Anderes / Besonderes - das muss jeder für sich entscheiden.
Seine Düfte sind für ein Debüt absolut gelungen und ich bin jetzt schon gespannt wie die Geschichte weiter geht.
(Und mein Interesse ist so groß, dass ich das Dicovery Set bestellte.)
Trotz dessen wird er hier schon mal als "selbsternannter Selfmade-Parfümeur" betitelt.
Es gibt bei ihm auch ein durchaus erschwingliches Discovery Set zu kaufen. Nur mal zur Info. Das bieten bei weitem nicht alle Parfümeure an, wie wir wissen.
Vor dem Respekt, oder zumindest einer minimalen Anerkennung, kommt bei so manchem Duftliebhaber hier scheibar erst mal der unbedingte Wille seine Kritik ins Forum zu posaunen.
Nix davon getestet, doch ich hab schon mal eine Meinung. Leute...
Er hat sich mit den chemischen und rechtlichen Grundlagen ja beschäftigen MÜSSEN.
Es gibt auch keine geregelte Ausbildung zum Parfumeur! Das könnte in D tatsächlich jeder "einfach so" werden...
Ich kann gerade den Zusammenhang zu Parfüm nicht nachvollziehen.
Würdest du zu einem Friseur gehen der keine Ausbildung in dem Beruf gemacht hat? Oder einen Dachdecker beauftragen, der es aus Freude macht... Naja egal, ist mir hier schonwieder alles zu empfindlich. Diskussionen nehmen hier schnell eine unangenehme Wendung, wenn man mal eine andere Meinung hat.
Ich werd ja auch nicht zum Chirurg wenn ich mir ein Skalpell kaufe.
Und spätestens, wenn er Düfte herstellt und verkauft, wird er damit zum Parfümeur.
Ob gut oder schlecht muss jede Nase dann für sich beurteilen - aber bitte anhand des Duftes ...
Ich finde es toll, wenn jemand Träume/Ziele hat und sich richtig rein kniet, um diese zu erreichen!
Die Düfte lesen sich ganz interessant und gerade der Limone del Sole könnte in eines meiner Beuteschemen passen...
Die Düfte werde ich gerne mal testen 👍
Eben das Discovery-Set geordert 👍
Der junge Herr wird einiges zu tun haben, die ganzen Abfüllungen fertig zu machen... denke, nach diesem Artikel werden wohl einige Parfumos das Set bestellen... 😉
Die Chance sich zu beweisen, sollte einem aber natürlich trotzdem gegeben werden. Ich weiß selbst was es heißt eine eigene Marke zu gründen und wünsche ihm daher, dass sein Mut und seine Arbeit belohnt wird. Auch wenn ich glaube, dass es noch ein richtig langer Weg bzw. 'Reise' wird :)
Und ich ziehe meinen Hut vor diesem jungen Mann, der sich einfach mal was getraut hat!
Natürlich wird er nicht alle "Geschmäcker" treffen, geschweige denn alle Nasen mit seinen Düften "befriedigen", aber er traut sich etwas und setzt sich damit auseinander! Lobenswert!
Ich finde es toll, dass die Parfüm-Szene in Deutschland kontinuierlich wächst und dass junge Leute dazu motiviert werden, etwas eigenes zu kreieren! Viele Länder sind uns da leider weit voraus, deswegen sind junge Menschen wie Lieven wichtig für unser Land.
Zu den Düften kann ich leider nichts sagen, da ich ehrlich gesagt durch dieses Interview zum ersten Mal was von der Marke gehört habe, aber ich denke durch das ein oder andere Sharing-Angebot werde ich ein paar Düfte proberiechen.
Viel Glück Lieven auf deinem Weg! Mach weiter so.
Liebe Grüße,
Leo
(Die Firma Tomavicci hat mir mal auf Anfrage dasselbe versichert, und dann stach es doch. Aber deren Produkte sind deutlich schwieriger zu beschaffen.)
Dann versuche ich es vielleicht mal. Ich finde tatsächlich alle 4 Duft-Ideen sehr interessant und bin hoch erfreut, dass nirgendwo Patchouli drin ist. Also schon spannend für mich.
Ich kann versichern, dass auf die genannten „Potenz-Verstärker“ verzichtet wird.