MugaMushin

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Rezensionen
Meine Suche nach dem idealen Tabakduft
In der Parfümerie Wolf, die ich ab und zu besuche und in der ich Nischendüfte teste, habe ich vor fast zwei Jahren von einer Verkäuferin einen Teststreifen überreicht bekommen. Ich entsinne mich nicht mehr, ob ich explizit nach einem Tabakduft gesucht habe oder ob sie mir rein zufällig diesen Duft empfahl. Letztendlich ist das auch weniger interessant. Was wirklich interessant ist, ist, wie sehr mir Paris La Havane gefiel.

Staubiger Tabak und Wildleder. Ich habe aus Versehen meinen "idealen" Tabakduft gefunden.

Kein Schnickschnack, kein Firlefanz – damit sind Trockenfrüchte, Vanille oder weitere dominante Noten gemeint, die von der Essenz MEINES idealen Tabakduftes ablenken. Besonders wenn Tabak in homeopathischen Dosen vorkommt, wie in L'Homme Idéal Extrême oder A*Men Pure Havane, wo ich bei aller Fantasiekraft keinen Tabak rieche. In meiner Vorstellung muss es entweder nach Pfeifentabak - gerne mit Zusätzen wie Kirsche oder Vanille, jedoch so, dass die Zusätze nie die vorderste Front einnehmen, wie es bei Tobacco Vanille Eau de Parfum der Fall ist - oder nach dem Tabakblatt einer Zigarre riechen.

Paris La Havane begrüßt die Nase mit staubigem Tabak und weichem Wildleder. Beide befinden sich in harmonischem Gleichgewicht, ohne um die Vorherrschaft zu kämpfen. Trotz der vermeintlich harschen Noten ist der Duft ziemlich weich. Zu Beginn gesellt sich die Rose dazu, und so bildet sich ein Triumvirat, welches allerdings nicht lange hält. Nach maximal einer Viertelstunde danke die Rose ab. Für weitere Stunden bleibt der Duft linear. Nach sechs Stunden regt das Amber seinen Kopf und nach weiteren 1-2 Stunden bleibt das der einzige Akkord. Dieses Amber ist ziemlich klassisch gehalten, im Stil von Grand Soir oder der Basis von Ambre sultan Eau de Parfum. Von Tabak und Leder fehlt jede Spur. Auch wenn ich anfangs enttäuscht über die Basis war – ich besitze genug Amber-Düfte – bin ich letztendlich froh über den spannenden und abwechslungsreichen Verlauf. Lineare Düfte können auf Dauer nervig oder langweilig werden. Die Notenbeschreibung ist hier ziemlich treffend. Man riecht das Meiste, was auch angegeben wurde.

Mit dem Duft auf dem Arm war ich von dannen. Der Preis von circa 150 Euro war mir zu hoch für einen Spontankauf. So sehr ich Düfte mag, bin ich ziemlich rational, was das Geld angeht, besonders wenn man schon einige Dutzend Düfte (zu dem Zeitpunkt) besitzt. Ein Jahr später kam ich wieder in die Parfümerie nach einer längeren Pause. Wieder testete ich den Duft und der Eindruck war derselbe. Nur der Preis war nicht mehr der gleiche – stolze 180 Euro. Die 50-ml-Version war nicht vorhanden (auch nicht im Netz). Nach kurzem Zögern verließ ich das Geschäft. Online war der Duft für ungefähr 140 Euro zu haben. Ich wartete. Monate später stieß ich auf ein Onlineangebot zum fast schon Spottpreis (nach mehreren Rabatten). Das war die Chance und ich schlug zu.

Der Duft kam an und das Erste, was mir auffiel: ist die Kappe anders? War im Laden nicht eine magnetische? Er roch noch wie immer, oder? Ja, ja... oder nein? Jein. Auf Parfumo stieß ich unter den Statements auf die gleiche Beobachtung. Paris La Havane wurde tatsächlich überarbeitet. Es ist die Rose. Sie ist viel prominenter als im Original und hält um einiges länger. Was ich verschwieg, war, dass die Rose in der originalen Version zwar merkbar, dennoch schwach ist. In der neuen Version ist sie ein gleichwertiges Mitglied. Anfangs war ich enttäuscht. Da war er, der Zusatzakteur, den ich nicht wollte.

Nach mehrmaligem Tragen kam ich zu einem besseren Verständnis des Duftes. Die Rose ist zwar merkbar, aber nicht länger als eine halbe Stunde. Leider. Ja, ich habe sie schätzen gelernt und wünschte, sie wäre länger vorhanden. Der Rest des Duftes ist gleich, abgesehen von der (leider) fehlenden Magnetkappe. Wer über die Reformulierung gehört hat und sich Sorgen macht, kann ruhig zugreifen. Es ist fast der gleiche Duft, der sogar facettenreicher geworden ist. Die Haltbarkeit beträgt acht Stunden, und man nimmt ihn gut wahr.

So sehr ich den Duft mag – Amber, Tabak und Leder sind meine Lieblingsakkorde, die Sammlung lügt nicht – ein reiner Tabakduft nach meiner Vorstellung ist es leider nicht. Falls es dieser überhaupt existiert.

Die Suche nach meinem idealen Tabakduft geht weiter.
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MugaMushin vor 2 Jahren 1
Oud Wood light
Frischer, weniger Würze als beim Original.
Dadurch hat es noch weniger Tiefe als zum Beispiel "Bois Oudh | The Dua Brand / Dua Fragrances", welches schon recht linear ist.
Am Anfang kommt eine unterschwellige Note, die für mich Assoziationen mit Kunststoff hervorruft. Das alles lässt ihn sehr synthetisch erscheinen.
Nach 10-15 Minuten ist diese Note weg und der Duft wird tragbarer.

Den Duft habe ich nach vielen positiven Rezensionen und der guten Erfahrung mit "The Man Cobalt | Milton-Lloyd / Jean Yves Cosmetics" gekauft. The Man Cobalt roch für mich beim ersten Sprühen viel qualitativer.
Allerdings jetzt nochmal gegen getestet und The Man Cobalt riecht für mich nun auch synthetischer als in Erinnerung. Keine Ahnung, ob mein Geruchssinn sich weiterentwickelt hat oder es an der Hautchemie und am Winterwetter liegt.

Ist "Perfumer's Choice Nº10 Mojo | Milton-Lloyd / Jean Yves Cosmetics" lohnenswert für den Preis < 10€?
Hängt davon ab, was man vom Duft erwartet.
Ich persönlich möchte keine Blindkäufe mehr tätigen und neue Düfte mit Bedacht auswählen. Ein Duft soll mir von Anfang bis Ende gefallen, unabhängig vom Preis.
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Gibt es den idealen Duft?
Vor ungefähr 15 Jahren wollte ich den idealen maskulinen Duft tragen.
Für mich waren das eine Amalgamierung von Tabak, Schmieröl, Leder, Whisky und Holz.
Pure, triefende Männlichkeit.
Also begab ich mich im Dezember 2008 nach Douglas und fragte die Angestelltin nach einem Parfüm mit Leder, Tabak und Holz.
- "Holz?", - fragte sie und griff zum He Wood.
Es roch tatsächlich nach Holz. Nach frischen Sägespänen. Gut genug dachte ich mir und kaufte es.
Die Frau schien etwas überfordert mit meinen Wünschen zu sein.
Das war ein einziges Parfüm, welches ich besaß und trug es spärlich. Die Suche nach idealen männlichen Duft war erstmal vorbei.

In 2020 war ich in einer privaten Parfümerie (mittlerweile verkauft an eine Kette) mitten in der Stadt, an der ich immer vorbeiging. Ich ging in Begleitung meiner Frau rein. Es war kurz nachdem mein Interesse für Düfte entfacht wurde, siehe dieses Review: https://www.parfumo.de/Parfums/Dior/Fahrenheit_Eau_de_Toilette/Kommentare/193639.
Das Niveau der Angestellten war um einiges höher und es waren viele Niche-Marken vorhanden.
Nach einigem herumprobieren, erinnerte ich mich an den nicht existierenden idealen Duft.
Der Angestellte überlegte kurz, griff zu einem dunklen flachen Flakon, sprühte es auf einen Teststreifen und gab es mir.
Lötzinn und Lötfett in einer Werkstatt war mein erster Gedanke. Russische Banja (Sauna) war mein zweiter Gedanke. Mehrere Erinnerungen und Assoziationen kamen hoch.
- "Wow!", - sagte ich und gab es meiner Frau zum Riechen. Sie war nicht abgeneigt und das sagt schon viel aus. Eine Zeit lang konnte ich mich nicht davon losreissen.
Ich war hin und weg. Es waren nicht alle Akkorde drin, aber für mich war es DER ideale maskuline Duft.
Zuhause nennen wir ihn Serge.

Wie riecht es nun?
Nach Lötzinn und Lötfett in einer Werkstatt.
Nach einer Banja mit Birkensträuchern.
Nach Weihrauch und Holz.
Nach meinen Erinnerungen, die es mir wieder bringt.

Gibt es den idealen Duft?
Das muss jeder für sich entscheiden.
Ich habe mehrere.
La couche du diable ist einer davon.
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Einstieg in die Duftwelt durch einen Stückchen Kindheit
Auf der Suche nach Stylingtips bin ich vor Jahren auf Jeremy Fragrance gestoßen.
Da er größtenteils Videos über Düfte machte, habe ich seinen Kanal nicht weiterverfolgt.
In 2020 habe ich mich an seinen Kanal erinnert und in einem Gespräch erwähnt. Stellte sich raus, dass der Gesprächspartner ihn auch kannte.
Aus Interesse habe ich nach Jeremy gesucht und habe eine neue Welt der Düfte entdeckt. Er hat mit so viel Leidenschaft darüber gesprochen, dass ich so einige von seinen Videos mir ansah.
Bis dato hatte ich nur zwei Düfte gehabt und fand es seltsam so viele Düfte zu brauchen.

Fahrenheit kannte ich vom Sehen her aus den Drogerien.
Den Duft habe ich ein oder zwei Mal getestet und fand, dass er wie tiefgefrorene Preiselbeeren riecht, welche mit einem Löffel zermatscht worden sind. Eine schöne Assoziation, da ich dort aufwuchs, wo sie in der Natur vorkamen und diese Beeren mag.
Den Benzinakkord habe ich sehr lange nicht wahrgenommen und ehrlich gesagt tue bis jetzt auch sehr selten.

Mit meiner Frau war ich irgendwann in der Drogerie und beim vorbeigehen musste ich Fahrenheit nochmal testen. Während dessen habe ich ihr von dem Influencer erzählt, welcher ausschließlich über Düfte spricht.
Beim Testen schwärmte ich von dem Duft und sie meinte, dass ich den Duft doch einfach kaufen sollte, wenn er mir so gefällt. Was ich auch gemacht habe.

Bis jetzt finde ich den Duft immer noch als einen der besten Düfte, die ich gerochen habe.
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Fruchtiger Rauch
Rauchiger Labdanum mit unterschwelliger Fruchtigkeit und Süße von getrockneten Pflaumen.
Die süßliche Fruchtigkeit nimmt mit der Zeit immer mehr zu und der Rauch tritt zurück.
Es wird nie richtig süß, aber gerade noch so, dass es den Rauch in den Grenzen hält.
Die dynamische Balance dieser beiden Noten dominiert durchgängig.
Flüchtig gibt sich die Vanille zu erkennen und steuert mit Sandelholz cremige Nuancen hinzu.
Im Abgang mehr holzig mit Resten von Früchten und zum Ende ist es eher eine Mischung aus Vanille und Pflaume.

Erinnert an Serge Lutens - La couche du diable + Pflaume mit Vanille.
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