Palonera

Palonera

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11 - 15 von 467
Palonera vor 5 Jahren 36 19
7
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Funde
So vieles fand ich in "Amber pour Homme"– vieles, vieles.
Mandarinen, wässrig frisch vom Baum.
Den Stich Neroli, ganz sanft nur, bald vorbei.
Die Dusche von soeben, ein Hauch vom Gel hängt noch im Raum.
Seidig glatte Haut, gepudert und gecremt.
Den alten "Zino" gar an manchem heißen Tag.
Lavendelveilchenblau, vielleicht ja nur geträumt.
"Infusion d'Homme", die Prada-DNA.
Den Barbershop, das Hammam auch.
Viel Licht, viel Luft, viel Komm-zur-Ruh.
Watteweiche Wärme, nicht dicht, ganz zart und leicht.
Dann wieder Spitzen, Kanten, sonnenbleiches Holz.
Fand Mann, fand Frau, fand viel dazwischen.
Jedoch den Amber – den Amber fand ich nie.
Nicht in der Sonne und nicht bei Wind und Regen, nicht im Frühling, im Sommer oder Herbst.
Vielleicht spart er sich auf für dunkle Winter, für klirrend kaltes Eis – wer weiß?!
19 Antworten
Palonera vor 5 Jahren 39 17
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
die Sache mit der Maus
Wahrscheinlich bin ich eine Banausin.
Eine, die keine Ahnung hat.
Nicht von Katzen und vom Mond gleich sowieso nicht.
Mea culpa – einverstanden.
Und doch: Ich bringe sie nicht zusammen, den Mond, die Katzen und "Lune Féline".
Katzen lieben Baldrian, das zumindest weiß ich, das wissen auch die Katzen, die ich kenne.
Doch "Lune Féline" enthält keinen Baldrian und auch sonst nichts, was auf Nachbars Katze wirkt, die ich als Testobjekt erkor.
Sie ging mir aus dem Weg, die Katze, die ganzen 14 Tage lang, beäugte mich von ferne, mißtrauisch, wie mir schien.
Irgendwann gab ich es auf, sie mit "Lune Féline" beeindrucken zu wollen, ließ meine Leckerchen zurück – und fand an ihrer Stelle eine tote Maus.
Ich nehme an, sie wollte mir damit etwas sagen, die Katze.
Wenn ich Glück habe, etwas Gutes.
Wissen kann ich es nicht.

Wissen kann ich auch jetzt nicht, was es nun auf sich hat mit den Katzen und dem Mond.
Und mit "Lune Féline" im vorgeblichen Dreigestirn.
Dennoch: Wir hatten eine gute Zeit, "Lune Féline" und ich, die ganzen beiden Wochen lang.
Dann war die Probe leer, mehr gab es nicht zu teilen.
Doch was sie mit mir geteilt, mir mitgeteilt hat, war mehr als nur genug.
Es war, ein Wort nur, schön.

Dunkle, tropische, zutiefst erwachsene Vanille eröffnet auf meiner Haut, warm und dicht und wunderbar, sich nicht die Bohne scherend um all jene, denen sie den Vortritt lassen müßte, wie es die Pyramide will.
Sie will es nicht, sie tut es nicht, an keinem dieser Tage.
Schon bald, so scheint mir, vermählt sie sich mit Lapsang Souchong, jenem überaus rauchigen Tee, der Erinnerungen an Schwarzwälder Schinken beschwört, und – ja! – Weihrauch, warmem, unsakralem Weihrauch, den ich wieder und wieder finde, wiewohl er nicht gelistet ist.
Doch das kümmert "Lune Féline" nicht, nicht auf meiner Haut.
Er tut, was er will, der Duft, und ist den Katzen darin ähnlich, vielleicht auch in der Schmiegsamkeit, die nicht hinwegtäuscht über feine Schärfen, scharfe Kanten wie die des Lapsang-Tee.

Es mag am warmen Sommer liegen, daß "Lune Féline" als ausgewiesener Winterduft so gar nichts Helles, gar nichts Grünes auf meiner Haut erahnen läßt, daß die Basis bereits im Kopf erscheint und in Konkurrenz zur Außenwärme tritt.
Ist es zudem noch schwül und feucht, weicht selbst Vanille einen Schritt zurück und gibt die Bühne frei für tiefdunkles, würziges, höchst viriles Ambroxan – und ich bin froh über jenen einen Sprühstoß nur, der doch potent genug ist für den ganzen langen Tag.
Mehr wäre hier nicht mehr, mehr wäre schlicht zuviel für meine Nase und für mich.
Im Winter vielleicht nicht, sehr wohl hingegen im August.
Und vielleicht dachte genau das auch Nachbars Katze.
Was mach' ich jetzt nur mit der Maus?
17 Antworten
Palonera vor 5 Jahren 35 24
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
wie ein Mai im August
Der August schien kein August zu sein, nicht in diesem Jahr.
Nicht in diesen Tagen, diesen Wochen.
Er ließ den Himmel ergrauen, bräunte die Bäume vor der Zeit, verlängerte die Ärmel und krempelte die Hosenbeine bis zu den Knöcheln herab.
Er nannte sich August nach dem Kalender, doch es schien, als habe er geirrt, als habe ich geirrt, als sei ich in der Nacht in ein Wurmloch gefallen, irgendwie, schlafwandelnd vielleicht, im Traum, und im Oktober wieder aufgewacht, fröstelnd, desorientiert, verwirrt.

Es mag der Verwirrung geschuldet sein, der Desorientierung, daß ich an jenem ersten Morgen zu "Lilia Bella" griff, unwissend noch, was sich befand in jenem rosa Röhrchen.
Halbblind war der Griff ins Regal, ins übervolle, in dem sich Nelke neckt mit Weihrauch, Rosen blühen neben kalter Asche, Neroli sich an Ambers starke Schultern lehnt.
Ein stetes Kommen herrscht dort und ein Gehen, selten steht an Ort und Stelle, was ich einst dort plaziert.
Rosa also.
Das konnten Rosen sein und scharfe Dornen, dunkles Holz und Gras und Babypuder auch.
Halbblind der Griff, halbblind auch noch der Sprüh.

Mai.
Grün.
Hell.
Blauhimmeliges Silber, die Sonne warm auf winterblasser Haut.
Glöckchen, weiß und blau und grün.
Lanzettenblätter, bärlauchgleich, toxenreich.
Wilde Wiesen, buntgesprenkelt, feucht.
Bächleinplätschern dicht am Waldesrand, die jungen Bäume schwarzweißlind belaubt.
Zitronencremetörtchen, fluffig, schaumig, leicht.
Die Seele, scheint es, hält Diät, schwebt schwerelos und frei.
Mädchenkleidchen, himmelblau, vanillegelb, grashalmgrün.
Viel Grün, viel Weiß, viel Blaublaublau.
Hoffnungsblau, Freiheitsblau, Aufbruchsblau an Lebensgrün und Unschuldsweiß.
Frühling knüpft ein duftend' Band, nicht mehr nur das blaue.

Jung ist "Lilia Bella", unbeschwert und hoffnungsvoll.
Sehr grün, sehr weiß, sehr blau – und sehr laut bei einem Sprüher nur zuviel.
Dann legt sie sich um meine Stirn und drückt mir auf den Magen.
Doch mit einem Sprüher nur ist sie verträglich, vertraulich, freundlich, feminin.
Sie läßt die Sonne scheinen durch die dickste Wolkenbank, hebt meine Mundwinkel und kräuselt feine Fältchen rings um mein Augenpaar.
Noch einmal und noch einmal, viele Tage wieder.
Bis ich zurückkam aus dem Oktober, zurückkam in den August, den hitzig-goldenen, der seine Strahlen vor meine Füße wirft, der keine Glöckchen kennt.
Bis sich der Finger senkt – einmal noch, einmal nur wird es Mai sein heute im August.
24 Antworten
Palonera vor 5 Jahren 34 26
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6.5
Duft
aus der Nase, aus dem Sinn
Keine Ahnung, wie lange ich es nun versucht habe – drei Wochen, vier, fünf, sechs.
Immer wieder sind wir uns begegnet, "Boss Orange" und ich, ein Test ergab den anderen und ließ mich ratloser zurück.
Ich legte Pausen ein, den Duft beiseite, vertraute meiner Nase nicht und nicht der Haut.
Bis ich irgendwann erkennen mußte: Es liegt nicht an der Nase, es liegt nicht an der Haut – es liegt ganz einfach daran, daß wir nicht füreinander geschaffen sind, der Duft und ich, daß die Chemie nicht stimmt wie auch bei manchen Menschen nicht.

Ein bißchen lag es sicher auch am ersten Mal.
Am ersten Test, an meinem Ungestüm, das mich zu sorglos splashen ließ – die Probe hatte keinen Sprüher, doch einen langen Stab, der sinnvoll war und ist, der jedoch unbeachtet blieb.
Das rächte sich mit Kehlekratzen, Magendrücken, einem Band um meine Stirn.
Das mahnte mich zur Vorsicht bei jedem fortan nächsten Mal.

Das besser wurde, sicher doch – doch keine große Liebe.
Auch keine kleine und keine Liebelei.
Dabei ist sie schon schön, die "Boss Orange", sehr (!) moderat dosiert.
Warm ist sie, süß ist sie, ein bißchen kratzig leider auch, doch das läßt sich verschmerzen.
Und Orange – ja, doch, das kommt schon hin, so von der Farbe her.
Ansonsten Apfel ohne Sine, nicht frisch vom Baum, auch nicht aus der Natur.
Im Labor hat man ihn nachgebaut, auf Apfelbrei getrimmt, gezuckert, ohne Zimt.
Ein bißchen Holz im Hintergrund und drumherum, hier und dort auch ein paar Blümchen, sonnengewärmte Haut, ein Hauch von Haarspray obendrein – das ist gar nicht unangenehm, das drängt sich auch nicht auf.
Später Sommer, früher Herbst, die Sonne steht schon tief.
Terracotta, Bernstein, ein Glas mit Honiggold.

Wir haben es versucht, der Duft und ich – immer wieder, noch und noch.
Doch Liebe läßt sich nicht erzwingen, nicht zum Menschen, nicht zum Duft.
Auch wenn er kratzt und im Zuviel die Keule schwingt, so bringt er nichts zum Schwingen, löst kaum Gefühl und kein Begehren aus.
Seltsam flach wirkt "Boss Orange" auf meiner Haut, beinahe körperlos – keine Ecken, keine Kanten, die Kontur verleihen, ihn erkennbar machen, unverwechselbar.
Würde ich ihm andernorts begegnen, nächste Woche, nächstes Jahr, ich würde ihn nicht mehr erinnern – aus der Nase, aus dem Sinn.
Und das ist doch eigentlich sehr schade.
26 Antworten
Palonera vor 5 Jahren 30 22
8
Flakon
3
Sillage
3
Haltbarkeit
8
Duft
gegen den Strom
1974.
Das Jahr, in dem Deutschland Fußball-Weltmeister wurde, das Richard Nixon dank Watergate den Kopf kostete und das erste IKEA nach Deutschland brachte.
In dem Alanis Morisette, Kate Moss und Robbie Williams zur Welt kamen und sich kein Mensch hätte vorstellen können, welch ein Rummel eines Tages um diese drei Winzlinge ausbrechen würde.
Im Geburtsjahr des Punk trug man Miniröcke und Overalls, Schockfarben an lätzchenähnlichen Krawatten, ondulierte Dauerwellen und Koteletten, die schon fast das Vermummungsverbot berührten.
Das Täubchen war noch kein Täubchen und trat mit Schultüte und Ranzen den Weg in den Ernst des Lebens an.
Und Roger & Gallet lancierten "Vetyver", ein Cologne, das wie ein Zeitreisender im falschen Jahr gelandet zu sein scheint.

Man kann nur vermuten, was das französische Traditionshaus, das im vergangenen Jahr seinen 150. Geburtstag feiern konnte, bewogen hat, einen ebenso feinen wie bodenständigen Duft wie "Vetyver" ausgerechnet in einem Jahr herauszubringen, dessen Geschmack doch als ein wenig lautstark bezeichnet werden darf.
Mag sein, daß es dem Zufall zu verdanken ist – "Vetyver" war nun einmal fertig und sollte nicht für die Schublade creiert worden sein.
Mag auch sein, daß man ein Zeichen setzen, gegen den Strom schwimmen wollte oder schlicht eine Klientel im Auge hatte, die abseits des Massengeschmacks einen Stil goutierte, den bereits 1864 Queen Victoria zu schätzen wußte und Roger & Gallet zu Hoflieferanten ernannte - eine Ehre, die nicht vielen nichtbritischen Unternehmen zuteil wurde.
Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, daß in meinem persönlichen Umfeld des Jahres 1974 irgendjemand "Vetyver" trug – doch in der sauerländischen Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, waren "Tosca" und "Tabac" ohnehin die unangefochtenen Spitzenreiter...

Auch ich mußte zunächst meinen 40. Geburtstag hinter mich bringen, um den Charme von "Vetyver" zu entdecken.
Was bergamottig-nerolig-zitrisch wie zahllose andere Colognes beginnt, ohne freilich auch nur einen Augenblick lang zu sticheln oder zu brizzeln, verläßt schon nach wenigen Minuten die hesperidisch-hellen Gefilde und verwandelt sich in einen holzig-würzig duftenden Sommergarten, in dem Gartennelken neben Rosmarin und weiteren Kräutern eine mediterrane, sehr entspannte Nachmittagsatmosphäre erschaffen.
Ein wenig Kardamom, einen Hauch Muskat und eine Prise Zimt meine ich zu erahnen, kraftvoll und doch dezent sich nicht sehr weit von meiner Haut entfernend.
Raumgreifende Duftauren sind Roger & Gallets Sache nicht, man weiß fein zwischen Understatement und falscher Bescheidenheit zu differenzieren.
Während ich mit geschlossenen Augen in meinem Garten liege und die Sonne mit meinen nackten Zehen spielt, erhebt sich ein leichter Wind und trägt den Duft trockener Gräser zu mir, ein wenig Erde und frisch geschlagenes Holz.
All dies verbindet sich mit den noch immer sehr präsenten Gewürznoten zu einem fast schon orientalisch anmutenden Dufteindruck, der jedoch zu keinem Zeitpunkt überladen wirkt – dafür sind alle Komponenten zu fein miteinander verwoben, ist die Komposition zu gut ausbalanciert.
Der einzige Wermutstropfen ist nach meinem Empfinden die für ein Eau de Cologne naturgemäß begrenzte Haltbarkeit: Nach spätestens vier Stunden ist "Vetyver" restlos verduftet.


PS: Dieser Kommentar wurde erstmals am 7. März 2013 unter dem Eau de Toilette eingestellt, das Eau de Cologne war zum damaligen Zeitpunkt hier noch nicht gelistet.
Dem aufmerksamen Hinweis von Couchlock ist es zu verdanken, daß der Kommentar heute an die richtige Stelle umziehen darf und an seinem ursprünglichen Standort gelöscht wird.
22 Antworten
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