Ronin

Ronin

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46 - 50 von 50
Ronin vor 13 Jahren 5 12
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Infusion extraherb
Was für ein herrlich frischer Duft! Zurzeit einer meiner beiden Lieblingsbürodüfte (zusammen mit Terre d‘Hermes - zu dem ich nicht sooo viele Parallelen erkenne; aber ich möchte nicht abschweifen).
Nach dem Auftragen nehme ich eine saftige Grapefruitnote wahr, nein, die ist so frisch, so fröhlich, da mag ich die Bezeichnung Pam-pel-mu-se viel lieber und tanze dazu im Takt der Silben (und möchte „Je veux“ von Zaz singen, könnte ich denn französisch). Genau das richtige am leicht verkaterten Morgen eines Büroarbeitstages. Grapefruit ist gar nicht als Duftkomponente gelistet. Nach einem Vergleich mit der Grapefruit des Obstkorbes mag ich präzisieren: Infusion de Vétiver riecht nicht wie Schale oder der Saft, sondern es riecht wie der Grapefruitsaft schmeckt. Der Saft riecht fruchtig-säuerlich, der Geschmack ist deutlich herber als der Geruch. Diese herben Noten nehme ich bereits von Anfang an wahr, vermutlich ist da schon das Vetiver im Hintergrund, welches zusammen mit Ingwer (!) und Estragon (?) diese Grapefruitnote ergibt. Nach ca. einer halben Stunde frisch gepressten Grapefruitsafts verändert sich allmählich mein Eindruck des Duftes: Die Fruchtnoten werden ganz langsam herunter gedimmt, Vetiver wird präsenter. Diese Übergangsphase ist sehr attraktiv. Schließlich: Grün und herb, nur wenig holzig. Ebenfalls ausgesprochen frisch, keine Zitrus- oder Meeresfrische, sondern irgendwie - grün. Als Exilnordlicht muss ich an ein herbes, eiskaltes Pils denken mit Kondenswasser auf der Flasche. Jever, Flensburger, Dithmarscher; diese Art von Bieren, mit denen man vermutlich aufgewachsen sein muss, um sie nicht als zu herb zu empfinden. Für mich perfekte Durstlöscher an einem heißen Sommertag. Und als so frisch und herb empfinde ich Infusion de Vétiver. Nach ca. 4 Stunden wird der Duft deutlich schwächer, aber auch nach 7 Stunden kann ich noch einen Rest wahrnehmen.
Ich empfinde Infusion de Vétiver als bürotauglichen (eher wenig Sillage) Frühling- und Sommerduft. Schade, dass diese Jahreszeit jetzt vorbei ist. Für Männer, die es nicht für nötig erachten, ihre Männlichkeit zu betonen. Dass Frauen den Duft auch gerne tragen, freut mich. Kann ich mir auch durchaus gut vorstellen. Wer lieber Beck’s Pilsener als Beck’s Gold trinkt, sollte Infusion de Vétiver eine Chance geben.
12 Antworten
Ronin vor 13 Jahren 1
2.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5.5
Duft
80er Jahre ...
80er Jahre-Düfte haben es nicht leicht bei mir: Meine Parfümsozialisation und -emanzipation begann so um 1990 und somit wird keine Dekade so ungnädig von mir beurteilt wie eben die 80er. Und nun habe ich einen zugegeben fein verwobenen, offensichtlich aus qualitativ hochwertigen Ingredienzien komponierten 80er-Jahre-Vertreter auf meinem Handgelenk. Zwar reformuliert, aber ich rieche an mir und denke: "Auch in 10, 20 Jahren bin ich noch nicht alt genug für diesen Duft." Ich könnte das Muster meinem Vater geben mit dem Hinweis, es spärlich zu verwenden. Einem gepflegten Rentner würde ich zu seinem guten Geschmack gratulieren. Nur an mir ... nein. Dies mag bitte keiner, der den Duft mag, als Angriff verstehen. Geschmäcker sind verschieden, Duftentwicklungen auf der Haut auch.
Dabei ist der Auftakt so viel versprechend: Die Cassis-Leder-Weihrauch-Kombination ist für mich neu und sehr angenehm. Auf meiner Turbo-Haut aber hält das nur wenige Minuten an. Die Geranie kommt hervor, die Kopfnoten sind weg und was ich jetzt rieche ist wirklich Old School. Wie gesagt, die Komposition ist erkennbar hochwertig. Ich mag irispudrige Dufte, das hier ist aber eher staubig. Des weiteren warm und weich, aber ein Kuschelfaktor will bei mir nicht aufkommen.
Ich habe Parfum d'Habit erst drei Stunden auf der Haut, und werde ihn jetzt wohl mit Scheuerpaste für Altöl entfernen. Die Haltbarkeit bewerte ich mangels besseren Wissens mit 75 %. Vermutlich ist sie gut. Meine Bewertung mit 50 % spiegelt die unbestritten hohe Qualität wieder, rein subjektiv wäre es weniger.
0 Antworten
Ronin vor 13 Jahren 3 8
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
3
Duft
Gib Gummi!
Nein, wie sich Düfte doch unterschiedlich auf der Haut entwickeln können ... Eins vorweg: Ich mag Düfte mit einer Ledernote, zumindest wenn sie nicht zu sehr Bitter-Tabak-80er-Jahre-Anklänge haben. Bei Gomma allerdings wäre ich froh über 80er Jahre. Wirklich. Denn bei mir ist der Name Programm. Es riecht, nein, stinkt nach Gummi. Dazu ist der Duft enorm präsent, so dass ich Würgereize kaum unterdrücken konnte. Ich wollte mich wirklich ernsthaft mit dem "Duft" auseinandersetzen, welche der Komponenten der Duftpyramide die Gummiassoziation hervorruft. Desweiteren ob ich nun Naturkautschuk, eher Vulkanisationsmittel oder die Folgen eines Burnouts entdecke. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, meine Nase auf das Handgelenk zu richten. Die Haltbarkeit ist übrigens sehr gut auf meiner Haut (nur so als Info für die wahren Gummifreunde unter uns). Nach sorgfältiger Reinigung und anschließendem Übersprühen mit Concentré d'Orange Verte konnte ich den Duft immer noch wahrnehmen.
Der Duft bekommt von mir nur deswegen 20 %, weil das Thema Gummi doch recht eindrucksvoll umgesetzt wurde.

EDIT Juni 2012: Dufterfahrungen verändern unseren Zugang zu Parfums: Als ich "Gomma" erstmals gerochen hatte, roch es für mich nach Gummi. Nur nach Gummi. Soll es ja auch und das Thema wurde hervorragend umgesetzt. Warum meinen nun so viele Nasen, einen Lederduft vor sich zu haben? Das hängt mit der Komponente Birkenteer zusammen. Die riecht nach Gummi, wird aber traditionell in Russland zu Behandlung von Juchtenleder verwandt. Alle großen Lederdüfte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzten Birkenteer ein, um einen Ledergeruch nachstellen zu können. Die anderen Duftstoffe schaffen es, dass wir dieses Teerige mit Leder assoziieren. So ist die Ledernote dieser Düfte recht bitter und erinnert eher an stark gegerbte Stiefel als an ein weiches, fließendes Leder.
"Tabac Blond" ist einer dieser Klassiker. Die Ledernote fängt recht weich an, wird aber zur Basis hin immer teeriger. Nachdem ich diesen Duft länger auf mich wirken lassen durfte und erstmals wieder "Gomma" unter der Nase hatte, erkannte ich neben dem Gummi erstmals den Geruch von – Leder! Ein festes, dickes, stark gegerbtes Leder. Meine Haut ist dieselbe. Aber mit meiner erweiterten Dufterfahrung stellen sich weitere Assoziationen ein. Ich hatte Birkenteer in "Tabac Blond" erstmals intensiv in einem Kontext kennen gelernt, wo es nach Leder riecht. Herausgelöst aus diesem Kontext, in "Gomma", fühle ich mich jetzt auch an Leder erinnert.
8 Antworten
Ronin vor 13 Jahren 4
2.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Sparsam verwenden ...
Auf Bosque kam ich durch Apicius und Eternitys Kommentare. Testen konnte ich ihn vorher nicht, ich habe ihn blind gekauft. Mache ich eher nicht ... aber ... ich hatte Glück! Ein schöner Wohlfühlduft, den beiden genannten Kommentaren kann ich wenig hinzufügen. Mir bleibt nur eine kleine Anmerkung: Trotz der eher dezenten Aromatik würde ich den Duft sparsam verwenden. Bei mir zumindest empfinde ich den ansonsten so harmonischen Duft bei reichlicher Dosierung etwas synthetisch. Gestern Morgen nebelte ich mich im Überschwang des neu gehobenen Schatzes etwas zu sehr ein. Ich hatte die Haltbarkeit massiv unterschätzt. Den ganzen Arbeitstag hatte ich nun eine leichte Überdosis in der Nase. Ich schätze den Duft als hautnah ein, mit eher wenig Sillage (kann ich noch nicht beurteilen). Falls nicht haben am gestrigen Tag unfreiwillig Mitbahn- und -fahrstuhlfahrer, Kollegen etc. diesen ungewöhnlichen Duft kennen gelernt.
Sparsam verwendet ist es aber wirklich ein "Hautduft", der sich aufs Schönste mit den Düften der eignenen Haut verbindet. Nochmals danke an Eternity und Apicius.
0 Antworten
Ronin vor 13 Jahren 7 7
7.5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Enso - Leerheit und Vollendung
Dies ist mein erster parfumo-Kommentar, und dies zu einem Duft, den ich nur schwer einordnen kann. Erste Eindrücke gewonnen hatte ich ihn auf diversen Flughäfen und war begeistert: Ein sehr eng verwobener Duft, ist er fruchtig, blumig, holzig, frisch oder süß? Von allem ein wenig, nichts sticht heraus. Ohne Kenntnis der Duftpyramide würde ich außer der Nashi-Birne zu Beginn keine einzelne Note heraus riechen können.
Ich empfinde den Duft als nicht greifbar, gleichzeitig ungewöhnlich – ich kenne kein anderes Parfüm, an das mich Zen for Men erinnert – und doch vertraut. Ich registriere auf meiner Haut keine wirkliche Entwicklung. Nach einer sehr kurzen fruchtig-frischen Phase bleibt der Duft sehr konstant, bereits nach wenigen Minuten gesellen sich Herz- und Basisnoten hinzu.
Und dann ist der Duft wunderschön. Er berührt mich. Ich fühle mich geborgen. Ich bin mit mir und der Welt im Reinen. Ich wüsste nicht, dass je durch einen Duft solche tiefen Empfindungen bei mir ausgelöst wurden, zumindest wenn ich den Duft an mir selbst gerochen habe. An sich bin ich ein sehr analytisch denkender Mensch, umso mehr verwundert mich die Wirkung von Zen for Men. Nur – und hier geht es mir genauso wie Ergoproxy - nach 1 - 2 Stunden ist alles vorbei. Ich rieche gar nichts mehr. Es ist nicht so, dass irgendeine dumpfe Basisnote zurück bleibt, nein, nichts. Das ist sehr, sehr schade. Was soll ich mit diesem Duft machen, wann soll ich ihn tragen? Zur Arbeit – dann müsste ich den Flakon ständig griffbereit haben. Abends, zum Ausgehen? Wohl erst recht nicht. Obwohl: Es wird sicher mein Weinproben-Duft werden. Eine Stunde Wohlgefühl nach dem Duschen, und wenn der erste Wein im Glas ist, störe ich weder mich noch mein Umfeld mit Duftwolken … Dementsprechend könnte es auch der Duft zu einem sehr schönen Dinner sein, im Kreise guter Freunde. Für ein Dinner zu zweit – nein, dort wiederum sicher nicht.
In meiner Ratlosigkeit mit diesem Duft, angeregt von Ergoproxys wunderschönem Beitrag habe ich doch einmal Wikipedia bemüht zum Thema Zen-Buddhismus. Es mag Zufall sein, ich möchte Zen for Men nicht philosophisch überhöhen, aber zumindest was ich empfinde und wie sich der Duft auf meiner Haut entwickelt, passt schon zum Wesen des Zen: Die Kalligrafie des Enso (japanisch „Kreis“) wird häufig als visuelles Symbol für Zen verwendet; sie symbolisiert Erleuchtung, Stärke, Eleganz, das Universum und die Leere (copy-paste aus Wikipedia).
Wie bewerte ich den Duft? Für die ersten 1 - 2 Stunden würde er die 100 %-Skala sprengen. Die geringe Haltbarkeit (meine Haut ist recht „duftfressend“, aber so etwas …) muss sich auch in der Bewertung niederschlagen. Die Koinzidenz mit dem Thema Zen?

„Wenn unser Geist die Ruhe findet, verschwindet er von selbst.“ (Sengcan, Xinxinming)
7 Antworten
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