09.02.2020 - 02:15 Uhr
Parma
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Die Schönheit von Gummileder
Etros Düfte sind besonders. Sie besitzen oft eine ernsthafte und zeitlose Schönheit. Sie brechen immer wieder Gewohnheiten und kümmern sich nicht um Moden. Sie wirken wie Freigeister. Sie laden zum Entdecken und Nachspüren ein. Sie sind manchmal etwas edgy und es braucht ein bisschen Zeit, bis man sie verstanden hat. Sie haben Substanz. So auch Gomma („Gummi“). Er ist von herber bis warmer Strenge, elegant und erzählt von rauher Zeit. Darin erinnert er an Düfte wie Bandit oder Knize Ten (der für mich kein Duftzwilling ist, aber verwandt).
Kratziges Gummi, knarziges Schwarzleder und Chypreanklänge (gefühlt rauchig-bitteres Eichenmoos) machen diesen Duft im ersten Teil aus.
Eine grüne, galbanumähnliche Note eröffnet. Sie speist sich aus den herbkrautig-medizinischen Gewürztönen. Birkenteer bringt rasch ein gezügeltes Russisch Leder hervor, welches mit seiner Rauchigkeit und den bitteren Gewürzen einen realistischen Gummieindruck hervorruft. Die beiden Hauptnoten ergänzen sich in ihrer rauhen Herbheit und changieren wunderbar. Das hört sich wenig freudvoll an, ist aber bei aller Ausdrucksstärke zurückhaltend genug komponiert und gewinnt auf der Haut eine elegante Aromatik.
Im Drydown setzt sich vor allem die Gewürznelke durch, die Leder und Gummi nun in etwas gedimmter Form ummantelt. Die klassische, aromatische, leicht pudrig-zimtig-metallische Herrenduft-Würze wird dabei von seifigen Nuancen begleitet und im letzten Teil zeichnet sich eine dezent vanillige Weichheit hinein. Sie kann den eigenwilligen Charakter zwar nicht ganz bändigen, verleiht ihm aber eine Zugewandtheit, so dass ich fast das überwältigende Gefühl (nicht den Geruch!) von vertrauter, edler Perfektion und schattierter Fülle wie bei einem reinen Sandelholzduft habe.
Im Vergleich zum Knize (aktuelle Version des Toilet Water) ist der Etro etwas rauher, tougher, dichter und würziger (trockenwürziges Leder). Der Wiener ist etwas sanfter, glatter, feiner, eleganter und holziger (holziges Leder). Den Bandit habe ich nicht mehr ganz in der Nase, meine aber, dass er von diesem die chypreartigen Anklänge hat. Ihm fehlt dagegen das Erdige und Animalische des Piguet-Duftes.
Gomma macht seinem Namen alle Ehre. Das Gummi, welches auf dem Duftstreifen klarer hervortritt als auf der Haut, ist das Zünglein an der Waage. Es gibt dem an sich schon dunklen Leder einen noch dreckigeren, rougheren Ton und macht es zeitlos modern. Es ist zwar am Ende mehr ein würziger Lederduft, aber das Gummi ist der Twist, der ihn besonders macht. Er wäre der ideale Duft zu Helmut Langs Lederkollektionen gewesen, bei denen er mit Zusatz von Gummi gearbeitet hat.
Ein Duft mit Charakter und Haltung. Eigenwillig, aber nicht provozierend, da er genügend Eleganz besitzt. Ein typischer Etro: sich nicht um Konventionen scherend, sondern sein zeitloses und der Schönheit verschriebenes Ding machend. (Designer-)Nische at it‘s best. Mit viel Liebe zum Detail. Ein kunstvoller Duft im wahrsten Sinne des Wortes. R.I.P.
Ich danke dem lieben Mefunx für das Kennenlernen dieses wunderbaren Duftes, den ich aus eigenem Antrieb wahrscheinlich nie selbst getestet hätte.
Kratziges Gummi, knarziges Schwarzleder und Chypreanklänge (gefühlt rauchig-bitteres Eichenmoos) machen diesen Duft im ersten Teil aus.
Eine grüne, galbanumähnliche Note eröffnet. Sie speist sich aus den herbkrautig-medizinischen Gewürztönen. Birkenteer bringt rasch ein gezügeltes Russisch Leder hervor, welches mit seiner Rauchigkeit und den bitteren Gewürzen einen realistischen Gummieindruck hervorruft. Die beiden Hauptnoten ergänzen sich in ihrer rauhen Herbheit und changieren wunderbar. Das hört sich wenig freudvoll an, ist aber bei aller Ausdrucksstärke zurückhaltend genug komponiert und gewinnt auf der Haut eine elegante Aromatik.
Im Drydown setzt sich vor allem die Gewürznelke durch, die Leder und Gummi nun in etwas gedimmter Form ummantelt. Die klassische, aromatische, leicht pudrig-zimtig-metallische Herrenduft-Würze wird dabei von seifigen Nuancen begleitet und im letzten Teil zeichnet sich eine dezent vanillige Weichheit hinein. Sie kann den eigenwilligen Charakter zwar nicht ganz bändigen, verleiht ihm aber eine Zugewandtheit, so dass ich fast das überwältigende Gefühl (nicht den Geruch!) von vertrauter, edler Perfektion und schattierter Fülle wie bei einem reinen Sandelholzduft habe.
Im Vergleich zum Knize (aktuelle Version des Toilet Water) ist der Etro etwas rauher, tougher, dichter und würziger (trockenwürziges Leder). Der Wiener ist etwas sanfter, glatter, feiner, eleganter und holziger (holziges Leder). Den Bandit habe ich nicht mehr ganz in der Nase, meine aber, dass er von diesem die chypreartigen Anklänge hat. Ihm fehlt dagegen das Erdige und Animalische des Piguet-Duftes.
Gomma macht seinem Namen alle Ehre. Das Gummi, welches auf dem Duftstreifen klarer hervortritt als auf der Haut, ist das Zünglein an der Waage. Es gibt dem an sich schon dunklen Leder einen noch dreckigeren, rougheren Ton und macht es zeitlos modern. Es ist zwar am Ende mehr ein würziger Lederduft, aber das Gummi ist der Twist, der ihn besonders macht. Er wäre der ideale Duft zu Helmut Langs Lederkollektionen gewesen, bei denen er mit Zusatz von Gummi gearbeitet hat.
Ein Duft mit Charakter und Haltung. Eigenwillig, aber nicht provozierend, da er genügend Eleganz besitzt. Ein typischer Etro: sich nicht um Konventionen scherend, sondern sein zeitloses und der Schönheit verschriebenes Ding machend. (Designer-)Nische at it‘s best. Mit viel Liebe zum Detail. Ein kunstvoller Duft im wahrsten Sinne des Wortes. R.I.P.
Ich danke dem lieben Mefunx für das Kennenlernen dieses wunderbaren Duftes, den ich aus eigenem Antrieb wahrscheinlich nie selbst getestet hätte.
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