Schallhoerer

The Scent Private Accord ist ein Genussmittel. Die Definition von Genussmittel sagt folgendes: "Genussmittel werden vor allem aufgrund ihres Wohlgeschmacks konsumiert". Beweisaufnahme geschlossen. The Scent Private Accord hat diese betörende Schoko(Kakao)-Note die sich im Opening des Duftes breit macht. Nicht zu süß, für mich persönlich eher wie dunkle Schokolade. Nach und nach gesellt sich dann eine fruchtige Süße (der Maninka Frucht) dazu und löst diese schokoladige Offenbarung ab. Im Drydown wird der Duft dann aromatisch, würzig mit einem holzigen Grundgerüst. Eine betörend schöne Kombination die Bruno Jovanovic hier geschaffen hat.

Frauen mögen diesen Duft. Ob das nun an dem schokoladigen Opening mit der fruchtig-süßen Maninka Frucht oder aber am würzigen Drydown liegt, spielt dabei keine Rolle. Hier werden eigentlich alle Gelüste nach Genussmitteln gleichmäßig befriedigt.

Über L'Homme wurde hier eigentlich schon alles gesagt. Und die meisten haben vollkommen Recht. L'Homme ist sauber, seifig und einfach angenehm. Mich erinnert der Duft in seiner Art und wie er den Träger umgibt, an einen warmen, weichen Schal. Da kann der Tag noch so bescheiden gewesen sein, sobald mich dieser Schal mit seiner Wärme und angenehmen Ausstrahlung eindeckt, bekomme ich ein gutes Gefühl. Ein Gefühl der Geborgenheit und Ruhe. Als würde die Zeit stehenbleiben.

Die pudrige Iris Note muss einem aber gefallen. Ich kenne in meinem Umfeld ein paar Leute, die diese Duftnote nicht mögen oder mit etwas anderem verbinden (Makeup, Puder, Lippenstift usw.). Ich hingegen rieche in dieser Variante der Iris die pure Lebensfreude und Wärme.

Ich erwische mich mittlerweile immer öfters dabei, wie ich nach der Arbeit einfach einen kleinen Sprüher auf meinen Hals gebe und mich dann kurz auf die Couch lege und entspanne. Ein warmer Schal namens Iris hilft mir dabei runterzukommen.

Halloween Man X als Duft fasziniert mich. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen ist da dieser Auftaktakkord. Frisch, zitrisch und ungemein angenehm. Nach 5 Sekunden ist der aber weg. Wo ist der hin? Bleib doch bitte noch etwas länger bei mir. Dieser Einstieg hat es mir sehr angetan. Dann wird es kompliziert zwischen mir und Halloween Man X. Jetzt rieche ich fast ausschließlich Zimt, Tonkabohne und eine süßliche Whisky Note. Das ist bei mir kurz vor der Toleranzgrenze.

Von Kaffe allerdings keiner Spur. Weder minimal im Grundgerüst des Duftes, noch in den feinen Nuancen der Kopfnote. Ich male mir jeden Morgen und Nachmittag frischen Kaffee aus den besten Kaffeeplantagen (natürlich Bio und Fairtrade) dieser Welt. Ich weiß wie Kaffee riecht. Sowohl frisch gemahlen wie auch aufgebrüht. An Halloween Man X kann ich nicht Ansatzweise einen ähnlichen Duft erriechen.

Im Drydown gefällt mir der Duft dann wieder viel besser. Da wird er sinnlich, bekommt eine angenehme Wärme und verliert etwas von der anfänglichen Süße, die durch etwas holzig-ledriges verdrängt wird. Jetzt sind wir wieder auf Augenhöhe. Wenn ich jetzt noch gerösteten oder gemahlenen Kaffee riechen könnte ......

Encre Noir startet in kompletter Dunkelheit. Das ist kein Klischee weil der Duft generell eher der dunklen, holzigen Duftrichtung eingeordnet wird, sondern ein Fakt. Das Opening von Encre Noir fühlt sich an als würde man in einer dunklen Höhle stehen, nur einen Windzug spürend und dadurch den Eingang bzw. Ausgang erahnen können. Der Ausgang wird aber weder durch Licht noch durch Helligkeit gekennzeichnet. Zumindest noch nicht. Man kann die Hand vor Augen nicht sehen und ist auf die anderen Sinne beschränkt.

Das Opening von Encre Noir ist atmosphärisch, schwer und stellenweise auch einen Hauch beängstigend. Dieses Gefühl verfliegt nach ein paar Minuten und wird von Erleichterung begleitet. Diese starke Dunkelheit hat etwas nachgelassen und ein Hauch von Wärme macht sich im Duft breit und bleibt bis zum Ende auch bei einem. Man fühlt sich umgeben von dieser Dunkelheit dadurch geborgen.

Encre Noir ist ein Männerduft. Das zeigt ja auch die User-Verteilung hier auf Parfumo. Von 2083 Besitzern (Stand 23.09.2020 um 08:30) sind 91,6 % in männlichem Besitz. Ich kann mir diesen Duft unter keinen Umständen an einer Frau vorstellen. Dafür riecht Encre Noir zu maskulin. Ist zu herb und zu rustikal.

Das Preis-Leistungsverhältnis ist im rabattierten Zustand nahezu ungeschlagen. Da bekommt man nahezu "Nischenqualität" zum Discounterpreis. Aber man muss wissen worauf man sich einlässt. Ohne einer Vorliebe für holzig, würzige Düfte könnte man hier einen Fehlkauf riskieren. Käufer von Le Male oder Eros machen lieber einen großen Bogen und gönnen sich lieber eine Tüte Mäusespeck oder Zuckerwatte.

Aqva pour Homme Atlantiqve startet wie eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht am frühen Morgen. Darauf muss man vorbereitet sein. Im Gegensatz zu den bisherigen Aqva Düften aus dem Haus Bvlgari fehlt dem Atlantiqve etwas von der aquatischen Frische bzw. dem Meeresgefühl. Ich würde fast sagen, dass der Atlantiqve in den ersten Minuten mehr wie ein "Parfum" im klassischen Sinne riecht. Dieses Gefühl habe ich weder bei Marine noch bei Amara der Aqva Reihe. Diese wirken eher wie eine Priese Salzwasser (Marine) oder Orangen-Kutter auf Hoher See (Amara).

Nach einer Stunde entwickelt sich Atlantiqve aber weiter und wird sehr interessant. Würzige Hölzer (wahrscheinlich das Sandelholz) übernehmen jetzt das Ruder. Im Zusammenspiel mit der Bergamotte und der Zitrone bildet sich dabei ein sehr intensiver, würziger Duft, der nur am Rande noch die aquatischen Elemente der beiden Vorgänger vereint.

Im Vergleich zu Aqva Marine und Aqva Amara zwar "mainstreamiger" im Sinne eines klassischem Parfums, aber trotzdem in der Zusammensetzung sehr eigen und aufregend.