Skjomi

Skjomi

Rezensionen
6 - 10 von 51
Deine Tasche riecht nach Schwimmbad
Und jetzt stehen wir hier im Regen
mit unser'm Wassereis
Du warst noch nie im Osten
und ich war noch nie alt

Da drüben im Kaufhaus
sehen die Leute aus wie wir
Nur ihr Lächeln ist strahlend
und ihr Körper aus Papier

Deine Tasche riecht nach
Schwimmbad im April
Obwohl du eigentlich
nicht mehr abtauchen willst
Und verschwommen wirfst du
die Sterne in die Nacht zurück
Hinter uns die Ewigkeit
und vor uns das Glück

Auf meiner letzten Rückreise vom Meer Richtung Heimat im Autoradio aufgeschnappt blieb diese Liedzeile bei mir hängen. Nun hatte ich dank eines schönen Tausches (besten Dank nochmal an den singenden Waldbewohner :-) die Gelegenheit, einige sehr interessante und mehr oder weniger artifizielle Düfte zu testen – was mir gleichzeitig eine unerwartete Reise in Vergangenheit und Erinnerungen verschaffte. Die Wäschemangel im Keller wurde schon im Statement verarbeitet und auch „Tidal Pool“ ließe sich in einem Statement vollständig beschreiben, aber dazu fiel mir nun dieser schöne Liedtext ein, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Kurz gesagt, ist „Tidal Pool“ ein einzelner Duftakkord, und er riecht nach Schwimmbad.
Für mich genauer nach nassen Badesachen oder der Haut, wenn man nach einem langen Tag im Wasser leicht fröstelnd und mit Gänsehaut nach Hause geht.
Tidal Pools sind Gezeitenbecken, natürliche, an felsigen Küsten vorkommende Pools, die sich je nach Ebbe und Flut mit Wasser füllen. Es gibt z.B. einen sehr schönen bei Saint Malo, auch auf El Hierro gibt es viele solcher Becken, in denen sich auch bei rauer Brandung wunderbar schwimmen und schnorcheln lässt.
Passend dazu hat dieser Wassergeruch ein feines salziges Aroma, ein wenig ähnlich zu z.B. „Salina“ von Laboratio Olfattivo, allerdings meine ich beim Pool auch manchmal gechlortes Schwimmbadwasser, also klassischen Pool, zu riechen, immer wieder vermischt mit nassem Lycra, oder woraus Bikinis eben so bestehen. Dem sommerlichen, unbeschwerten Eindruck tut das keinen Abbruch.
Viel konnte ich nicht in Erfahrung bringen, aber bei CB gingen wohl viele Anfragen nach individuellen Duftakkorden ein, da die Herstellung dieser aber recht teuer sei, wurden die 10 populärsten angefragten Akkorde nun als Reihe umgesetzt. „Tidal Pool“ war einer davon. Die Gerüche, die CB produziert, kann man schwer als Parfüm oder Duft im klassischen Sinne beschreiben (und das sollen sie auch nicht sein), aber genau wie auch der wundervolle „Greenbriar“ zaubert mir „Tidal Pool“ ein Lächeln ins Gesicht, wann immer ich an ihm schnuppere. Es ist einer dieser Gerüche, die ganze Kindheits- oder Urlaubstage sofort im Gedächtnis lebendig werden lassen inclusive der damit verbundenen Gefühle, dem Glück, der Sterne, dem Wassereis, dem noch-nie-alt-gewesen-sein und der feuchtkalten Sachen. Sowas ist eigentlich unbezahlbar.

Und verschwommen wirfst du
die Sterne in die Nacht zurück
Hinter uns die Ewigkeit
und vor uns das Glück
(Text: Tonbandgerät)
8 Antworten
Skjomi vor 9 Jahren 11 6
Mein letzter Wille – Idylle
Der Trouble in Heaven ist nun der für mich letzte Duft der Louboutin-Testreihe und der, der mir spontan am ehesten zusagt, sofort erkenne ich meine Lieblinge Patchouli und Iris. Ein wenig fühle ich mich an Armanis Iris Celadon erinnert durch diese Kombi, wobei ich finde, dass Armani da wagemutiger war und in seinen Duft einen schönen Twist eingebaut hat - vom trocken staubig herben Start hin zum weichen-fluffigen Ende. Louboutin traut sich das nicht, der Duft wirkt wie glattgebügelt. Wie schon bei seinen beiden anderen Düften steht der Dufteindruck von Anfang an und ändert sich im Verlauf kaum. Hier präsentiert sich ein weicher, schokoladiger Patchouli im Mittelpunkt, pudrig und fluffig untermalt von Iris, was ihm zeitweise den Anschein trocken staubigen Kakaopulvers gibt, mit etwas Zimt verfeinert. Eine warme, pudrige, würzige Wolke. Soweit, so schön. Laut Werbung soll dieser Duft mysteriös und provozierend sein, für eine selbstbewußte Frau mit Neigung zu gefährlichen Liebschaften.
Heute jedoch hat diese Frau wohl einfach mal genug vom Nachtleben, hat (aus Gewohnheit) ihre schwarze Seidenunterwäsche an, trägt aber ihren bequemen Haus-Frottee-Anzug drüber und strickt auf dem Sofa Wintersocken. Das Kätzchen zu ihren Füßen schnurrt. Das mag himmlisch sein und idyllisch, aber wo ist der Trouble, das provozierende Element?
Die Flakonfarbe in dunklem Lila mit einem schokobraunen Touch passt gut, der Duft wirkt auch eher dunkel, weich und warm, etwas gewürzig, doch ohne Ecken und Kanten auch sehr glatt und ein wenig langweilig. Im Verlauf wird er sogar noch blumig-süßer und femininer, mit diesem Touch vieler moderner Abenddüfte für Frauen. Für gestreßte Jägerinnen der Nacht, die einfach mal einen gemütlichen Abend zuhause verbringen wollen, als Ruhepol, Entspannungsduft, vielleicht sogar Seelenbalsam ist er jedoch durchaus geeignet. Wenngleich ich glaube, da finden sich günstigere Alternativen. Vom großen Designer aufsehenerregenden Schuhwerks hätte ich mehr Innovationskraft erwartet.
6 Antworten
Skjomi vor 9 Jahren 7 3
Being boring
Der blonde Tornado, goldenes Licht, der Geruch des Begehrens, ein Komet in der Nacht… die Erwartungen an den zweiten Duft des Wanderpaketes waren entsprechend den hübschen Ankündigungen in den Flakonschächtelchen hoch. Der Duft ist auch nicht schlecht, „bürotauglich“, wird keinem negativ auffallen. Im Gegensatz zum Bikini-Model ist dieser "Tornado" ein schüchternes Blondchen im grau-fliederfarbenen Twinset, kaum sichtbar und bloß nicht aus der Masse herausragend. Wenn überhaupt eine Sternschnuppe, dann eine, die am sonnigen Frühlingshimmel ungesehen verglüht.
Blonde ist ein zarter Frühlingsduft, wie ein lila Chiffonschal. Die Eröffnung ist frischblumig und fruchtigsaftig, junge rote Johannisbeeren und ein Hauch frischer Rhababer gut wahrnehmbar, gleich aufgefangen vom folgenden Blumenbouquet, aus dem die Rose als Königin herausragt. Das war es dann irgendwie schon. Diese Kombination aus Beeren und Blumen ist feminin, angenehm, tragbar, aber wahrlich nicht revolutionär. Ich habe den Eindruck, in der Drogerie um die Ecke einige solche Düfte zu finden, und so etwas schon sehr oft gerochen zu haben. Der Patchouli hätte für mich eventuell noch was rausreißen können, aber nein, er stützt wohl ein wenig im Hintergrund, es bleibt aber ein heller, freundlicher, tu-mir-nicht-weh-Blumenduft. Für die schöne Aufmachung und den tollen Flakon ein wahrlich phantasieloser Inhalt.
3 Antworten
Everything counts in large amounts...
War ja klar. Bei Dons Wanderpaket, an welches ich vollkommen unvoreingenommen herangehen möchte, das heißt, ohne vorher nach Duftnoten oder Kommentaren zu schauen, greif ich mir als Erstes den Tuberoseknaller. Die Zutat in Düften, auf die ich im übertragenen Sinne allergisch reagiere, und für die ich extra sensible Antennen zu haben scheine. Kaum habe ich ein Tröpfchen des edlen Stoffes aufgetragen, springt sie mich an, aus dem Hinterhalt, und, man glaubt es kaum, fängt an zu singen... „Everything counts in large amounts...“ im Duett mit Jasmin trällert sie dahin, ein Duo infernale. Jaaaa... da sollen noch andere Duftnoten drin sein. Irgendwo hinter dem Geträller scheint eine dunkle Weichheit zu lauern, katzenhaft und feminin, eine Gasse im Abendlicht kurz nach Sonnenuntergang, eine feinbestrumpfte brünette Schönheit auf hohen Absätzen, mit ebenso roten Lippen wie Schuhsohlen. Ein Vamp. Verschlingend. Aber. Der Gesang. Lässt kaum Raum für andere, leisere Töne.
Frühlingstauglich empfinde ich den Duft nicht, dafür ist er zu opulent, für kühle Nächte mag es vielleicht noch angehen. Wenngleich – ich bin kein Maßstab, denn für mich ist er gar nicht tauglich, mit Blumenbomben oder Sexbomben mit einem Tuberose-Molotow-Cocktail in der Hand, hab ich es dufttechnisch nicht so. Nach einer tapferen Stunde muss ich den Duft abwaschen, wie alles, was ich nicht so mag, hält er aber überragend gut. Ich kann nicht mehr, schlüpfe in die bequemen Turnschuhe und streiche die Segel....
5 Antworten
Skjomi vor 9 Jahren 18 9
Die Schönheit der Chance…
"Und ich kann lügen über letzte Nacht
Das Atmen und den Krach
Ich bringe mich an Plätze die die Männer nicht verstehen
All die Menschen die schutzlos stehen
So wie ich so wie wir
So wie ich so wie wir

All der Krach und Schmutz und Staub
All das was wir uns schworen zu halten
Ich schwöre ich halte durch
Und ich nahm mir meine Zeit
Um Zenit zu buchstabieren

Die Schönheit der Chance
Dass wir unser Leben lieben so spät es auch ist
Das ist nicht die Sonne die untergeht
Sondern die Erde die sich dreht“
(Tomte)

An dieser Stelle mal ein großes Danke an Fluxit für das unermüdliche Organisieren und die Bereitstellung von Wanderpaketen und damit die Schönheit der Chance, seltene Düfte zu testen!
Alle Düfte der Tokyomilk Dark Reihe waren interessant zu schnuppern und zeichnen sich durch eine eigene Handschrift aus, Nische wie ich sie mag – unausgetretene Pfade und spannende Kombinationen von Duftstoffen. Die Ergebnisse gefallen mir beileibe nicht alle, doch ich habe sie gern getestet und Bulletproof war mein Favorit.
Die Duftnoten sind hier nicht nach Pyramide aufgestaffelt, und so empfinde ich den Eindruck auch - er ist gleich nach dem Aufsprühen ganz da und verändert sich mit der Zeit kaum. Eine feine Melange aus starkem, leicht rauchigem Schwarztee mit Milch; sehr feinem, weichem, abgenutztem Lieblingsleder und mit Honig und Vanille aromatisiertem Tabak. Die Einordnung ist für mich klar unisex, wenn man es zart, schmeichelnd, süßrauchig und fein verwoben mag. Im Hintergrund schwingt eine leichte Note von Motoröl, Reifengummi oder einer Art Schmiermittel mit, die sich für mich gut in den Gesamteindruck einfügt und den Duft davor bewahrt, zu glatt und seicht zu werden.
Ich fühle mich vom Gesamteindruck an Armani Cuir Noir, Midnight in Paris oder Bvlgari Black erinnert. Kokosmilch nehme ich so überhaupt nicht wahr, dafür Vanillerauch und feines Leder. In Sachen Kokosmilch freut es mich, dass die Erwartungen hier nicht erfüllt werden.
Mit dem Namen verhält es sich ähnlich – wie bei fast allen Düften der Black-Reihe entspricht die Assoziation, die der Name weckt, nicht dem Dufterlebnis, was darauf folgt. Bei Bulletproof hätte ich an eine kugelsichere Weste, ein schweres, bulliges Ding, gedacht – der Eindruck ist aber milchig-weich und fast cremig, süß und ein bisschen bitter.
Mir gefällt das, mit dieser Weichheit geht es sich bestimmt besser durch´s Leben als mit einer schusssicheren Weste, die die Flexibilität und Bewegungsfreiheit doch erheblich einschränkt – und doch trägt man mit Bulletproof eine Art Kugel um sich herum, wie, wenn man seine Lieblingslederjacke trägt, die noch etwas vom Geruch des liebsten Menschen an sich hat.
Um zum Eingangstext zurückzukommen – wir alle stehen schutzlos dem Leben gegenüber, da hilft auch keine kugelsichere Weste, und doch ist die Schönheit der Chance immer bei uns. Ich bin dankbar für die vielen schönen Erfahrungen und netten Menschen hier und freue mich auf ein weiteres Jahr mit euch Duftverrückten!
9 Antworten
6 - 10 von 51