Terra

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Rezensionen
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6 - 10 von 646
Terra vor 7 Jahren 9
8
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Stille
„Nouvelle Collection – Oud“ zeichnet ein Bild der mystischen Stille und Atmosphäre eines winterlichen Waldes weit abseits der Zivilisation nach Sonnenuntergang. Vordergründig zeigt sich ein tiefer, düsterer und süßlicher Balsam der ruhig, beschützend und anschmeichelnd wirkt. Eine Ahnung von Licht, ein wenig Mondschein in der Nacht, wird nur durch den im Grunde ebenso dunklen Tannenbalsam mit seinen leicht ätherischen und rauchigen Facetten gespendet. Wie das Knacken von Ästen neben einem im dunklen Wald, welches den Pulsschlag in die Höhe treibt, aber einen kein Wesen sehen lässt vermittelt dieser Duft eine diffuse, animalische Ahnung, die jedoch nie in den Vordergrund rückt. „Nouvelle Collection – Oud“ ist ein tiefer, sehr runder Duft, der einige Jahre und mehrere Anläufe brauchte, bis ich ihn lieben lernte.
9 Antworten
Terra vor 7 Jahren 7
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Maai•jes•tä•tisch
Latent habe ich bestimmte Düfte im Hinterkopf, die ich erhoffe zu finden. Oft sind es Variationen eines bereits bekannten Themas, mal sind es Hirngespinste von mir. So suche ich zum Beispiel schon seit längerer Zeit den für mich „perfekten“, animalischen Duft. Ich habe zwar eine mir fraglos wichtige Liebelei mit dem Absolue pour le Soir, aber er ist mir phasenweise zu klebrig, könnte auch durchaus noch etwas weniger zahm sein. Nach einigen interessanten Statements die ihn schon vor langer Zeit auf meine Merkliste beförderten, habe ich mich natürlich gefreut, endlich Maai testen zu können.

Nachdem ich zwei Sprühstöße von dem fast öligen und dementsprechend relativ ergiebigen Eau de Parfum aufsprühte, weckten sich große Hoffnungen in mir. Es schien, als könne Maai die Welten von zwei meiner liebsten Düfte - die jedoch beide ihre Fehler für mich haben - nämlich Chypre Palatin und Absolue pour le Soir, zu etwas Großartigem und vielleicht perfekten vereinen. Zu Beginn macht sich kurz ein klassischer Aldehyd-Chypre-Auftakt breit, der schon nach einigen Sekunden von einer wundervoll warmen, honigartigen und nur dezent süßen Note abgelöst wird. Schon jetzt zeigt sich eine angenehme, animalische Kante, die für meine Nase aber noch sehr dezent ausfällt. All das wird durch eine leicht campherartig-ätherische, krautige Note, die mich an Rosengeranie erinnert, aufgehellt. Das stört mich ein wenig, denn obwohl diese Nuance nur hintergründig ist, wirkt sie auf mich etwas disharmonisch. Ansonsten ist Maai für mich in dieser Phase ein echter Schmeichler der zu großem Wohlbefinden beiträgt.

Später zeigt sich, dass sich ein echter Chypre wohl doch nicht so leicht verstecken lässt. Die von mir vermutete Rosengeranie wird weniger deutlich, dafür blüht die Rose umso mehr auf. Maai wirkt auf mich nun sehr chyprig-blumig und erinnert an klassische Düfte wie „Diva“, weshalb ich ihn in dieser recht langanhaltenden Phase an mir nicht gerne rieche.

Nachdem ich ihn aufgrund dieses für mich unpassenden Stadiums schon ad acta gelegt habe, versucht er mich mit einer umso schöneren Basis wieder zu versöhnen. Maai zeigt sich hier deutlich animalisch und recht trocken. Die Blumen sind verwelkt und zusammen mit dem Honig getrocknet. Alle Noten sind noch da, aber nun ist Maai nicht mehr balsamisch, sondern spröde und holzig, trotzdem weich. Auch etwas moosig riecht er, ohne dabei wieder arg klassisch zu wirken. Und zu all dem wunderbar tief animalisch. Nicht fäkal-animalisch. Eigentlich sträube ich mich ein wenig gegen den Begriff animalisch, weil es nicht wirklich nach Tier oder deren Ausscheidungen, wie wir sie uns vorstellen, riecht. Es ist eine harte, prickelnde und auch eindeutig unsaubere Kante. Aber für meine Nase auch deutlich parfümig unsauber, also zum Duft gehörend. Niemand wird auf die Idee kommen, man wäre ungepflegt. Aber der Geruch könnte dazu animieren, sich gemeinsam schmutzig zu machen ;).

Maai ist ein Duft, der mir unter so einigen schwachen die man riecht mal wieder sehr positiv aufgefallen ist, mich phasenweise auch wirklich begeistert hat, der aber teilweise trotzdem zu klassisch-feminin auf mich wirkt und daher vermutlich nicht bei mir einziehen wird.
7 Antworten
Terra vor 7 Jahren 8
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wenn man ein Alkoholproblem verheimlichen will...
...oder unangenehmen Fragen nach der letzten, durchzechten Nacht aus dem Weg gehen möchte, dann ist das der falsche Duft. Den Auftakt empfinde ich als alkoholisch-fruchtig. Deutlich ist die schnapsig-wachholdrige Note von Gin, aber auch jene der Zitrusfrüchte, die häufig mit destilliert werden. Es erinnert aber nicht wirklich an cologneartige Hesperiden, sondern erscheint wärmer und bekommt dadurch auch schnell den Eindruck eines guten Obstlers oder gar eines Limoncellos.

Die zu Beginn noch recht gut separat zu erkennenden Noten ergeben wenig später ein Gesamtbild, was immer noch fruchtig-alkoholisch, aber durch cremige und harzige Noten glatter, weicher und weniger an Getränke erinnernd, sondern abstrakter wirkt. Alles ordnet sich, von Entwicklung kann nicht gesprochen werden – der Verlauf ist sehr linear.

Was ich hier als cremig oder balsamisch beschreibe, kann man jedoch nur schwer mit anderen cremigen oder harzigen/balsamischen Düften vergleichen. Für meine Nase ist kaum ein Harz oder Balsam für sich stehend erkennbar, sondern "Geza Schön" bleibt immer fruchtig, aber die olfaktorische Konsistenz verändert sich durch die genannten Noten. Er wird beinahe zähflüssig und ist schon kurz davor, klebrig zu sein. Als süß empfinde ich ihn allerdings auch kaum, sondern eben wirklich eher balsamisch. Dabei bleibt er stets transparent, was ziemlich gegensätzlich klingt, aber Sinn macht, wenn man den Duft riecht. Im Gesamteindruck wirkt das hell, fruchtig, freundlich, aber auch beinahe künstlich. Im Verlauf riecht das zusammen nach nichts mehr, das man aus der Natur kennt und so läuft man Gefahr, den Duft als synthetisch abzustempeln
Diesen Eindruck täuscht der Duft jedoch lediglich durch das ungewöhnliche Zusammenspiel der genannten Nuancen vor. Ein genauer Blick wird belohnt und man erkennt, dass Geza Schön die Noten hier nur sehr geschickt verblendet hat und vielleicht seinem Ruf treu bleiben wollte, vielleicht auch nur einen Duft machen wollte, der parfümig genug und somit für jeden easy to wear ist. Dabei zeigt er sich für meine Nase jedoch absolut nicht überdurchschnittlich synthetisch.

Ich empfinde „Geza Schön“ im Grunde sogar als recht natürlich riechend, nur eben auch als glatt und parfümig. Für mich ist es ein sehr eigenständiger, ungewöhnlicher, aber absolut fröhlicher und unkompliziert zu tragender Sommerduft. Testempfehlung!
8 Antworten
Terra vor 7 Jahren 9
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wohlige Schauer - aus dem Geldbeutel direkt in das Hormonsystem
bereits die Statements zu Tigre du Bengale klangen so, als wäre er wie für mich geschaffen und so hielt ich natürlich die Augen nach Testoptionen offen. Als ich dann aber den Preis sah, sank mein Interesse proportional mit steigendem Argwohn. Über 520€ pro 100ml sind über meiner Schmerzgrenze und für mich auch kaum noch zu rechtfertigen. Aber nicht viele werden wohl wie ich den Preis auf 100ml umrechnen und 158€ für einen Flakon klingt doch schon nicht mehr ganz so dramatisch, oder?

Nunja, zumindest bekommt man etwas für sein Geld. Denn dieser Tiger löst bei mir sofort warme Wonnen des Wohlgefühls aus, die Oxytocinproduktion scheint direkt zu steigen und beim Schnuppern an meinem Handgelenk verdrehe ich genüsslich die Augen und schweife ab.

Dabei zeigt sich eine zuerst staubtrockene, sandige Myrrhe die immer wärmer und balsamischer, leicht süßlich wird. Bibergeil wirkt wie eine hintergründig herbe, ledrige Kante die immer mitschwingt, doch nie vorlaut wird. Tigre du Bengale ist also schon „animalisch“, aber sollte auch für empfindlichere Nasen noch angenehm, nicht irgendwie stinkig sein. Der Verlauf ist sehr linear. Bei meinem Ersttest habe ich den Anfang als warm und süß wahrgenommen und die Entwicklung als trockener, heute ist es genau anders herum. Wie man es aber auch dreht und wendet, gibt es keine dramatischen Änderungen, nur die Akzente verschieben sich.

Auch ich habe den Eindruck, dass Myrrhe tonangebend für den Dufteindruck ist, aber es ist wirklich eine wundervoll ausgearbeitete Myrrhe. Außer den leicht animalischen Noten ist sonst nicht viel vordergründig zu riechen, doch das reicht völlig für wohlige Schauer.

Was hält mich also abgesehen vom Preis von einem Kauf ab? Ich finde Tigre du Bengale nicht besonders einmalig, sondern habe das Gefühl, ich würde meine Sammlung nur um einen weiteren Duft einer Richtung erweitern. Dabei empfinde ich ihn auch nicht besser als die anderen, weniger teuren - was er einfach sein müsste. Er wäre einfach eine äußerst schöne Ergänzung. Meine persönlichen Alternativen zu nennen halte ich jedoch für nutzlos, weil diese viel mehr Kante haben. Das reizt mich, doch deshalb sind diese Düfte für andere, im Gegensatz zu diesem hier, womöglich untragbar. Doch die Schauer der Begeisterung fallen nun beim Zweittest schon weg. Ich finde ihn zwar immer noch toll, aber er lässt mich emotional kalt. Möglicherweise ist heute einfach nicht der richtige Tag für den Duft, doch unabhängig davon müsste er schon mehr Reaktion hervorrufen, damit ich ihn haben müsste.

Trotz meiner wirklich sehr persönlichen Zweifel sollte jeder der warme, balsamische, anschmeichelnde Düfte mit leicht animalischer Kante mag Tigre du Bengale einmal testen. Es ist wirklich ein grandioser Duft in dieser Richtung der auch mir beinahe den Kopf verdreht hätte.

Ich kenne bisher nur 5 Düfte von Delphine Thierry, aber davon haben 4 solide 8 Punkte oder mehr von mir bekommen, nur einer fiel vor längerer Zeit durch. Ich sollte ihre Arbeit als Parfümeurin dringend verfolgen.
9 Antworten
Terra vor 7 Jahren 4
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Unterschätzte Oudinterpretation im Schatten von Al Kimiya, XerJoff & Co.
Hilfe! Wenn man; wie ich; unvorbereitet auf das, was einen erwartet Oud de Burgas aus der unschuldig wirkenden Probe mit weißem Etikett aufsprüht, ist das wohl der erste, naheliegende Gedanke. In den anfänglichen Sekunden wirkt er wie eine Kreuzung aus Zafar, Dahn Oud al Shams und Co. Ein wenig Käsefuß, ein wenig Kuhstall - alles was es so an animalischen Oudfacetten gibt. Darauf hatte ich zum Testzeitpunkt eigentlich gar keine Lust und ich muss den Reflex zügeln, zum Waschbecken zu laufen - und werde belohnt. Denn schon nach wenigen Sekunden legt sich dieser Eindruck und zurück bleibt eine authentische und verhältnismäßig unanimalische Oudnote, die sich vor allem durch einen Eindruck von Altöl, Holz und Erde auszeichnet. Eben so, wie eine solide, normale Oudqualität riecht.

Und genau hier liegt das Problem. Oud de Burgas riecht wie ein Oud, welches ich als guten Duftbestandteil beurteilen würde, aber nicht gut genug, um es pur zu tragen. Dafür fehlt etwas Schmelz und vor allem Facettenreichtum. Die Oudnote ist stumpf und verändert sich kaum, wohingegen ein gutes Oud vor tausenden Facetten nur so strahlt.

Das interessante an dem Duft ist die moderne Synthetik, mit der das Oud hier kombiniert wurde. Es bekommt einen etwas fluffigen Vibe, wird aufgelockert und die Weichheit, die dem Stoff von Natur aus fehlt, wird durch einen deutlich synthetischen Schleier erzeugt, was durchaus interessant ist.

Nach etwa 2-3 Stunden rieche ich Oud sogar nur noch hintergründig und zurück bleibt vor allem Iso E Super. Ich bin mir sicher, dass noch andere, moderne Chemiebausteine Verwendung fanden. Vielleicht etwas Cashmeran? Zumindest habe ich daran zuerst gedacht. Doch die Basis riecht vor allem nach Iso E Super, durch das immer mal wieder Oud hindurchschimmert.

Spannend! Natürlich harmoniert Iso E Super mit holzigen Noten, aber in dieser Verbindung ist es für mich neu. Doch das Oud knüpft an erstaunlich viele, olfaktorische Schnittpunkte an. Die leicht scharfen, fruchtigen und holzigen Facetten werden perfekt aufgegriffen und alles verstärkt sich hier gegenseitig. Iso E Super hat zudem eine gewisse Seidigkeit und Leichtigkeit, die Oud fehlt, doch die es spätestens in der Basis durch diese Harmonie erhält.

Ich bin kein Fan von monothematischen Oud-Düften. Das ist für mich einfach kein Parfum mehr. Wenn ich nur nach Oud riechen will, dann kaufe ich mir ein Oud, welchem nicht durch Alkohol ohnehin schon viel vom Charakter geraubt wurde und bekomme eine bessere Qualität für mein Geld.

Doch wenn man Oud schon als Tonangebende Note in einem sprühbaren Duft haben will, dann finde ich es hier durchaus schön interpretiert und empfehle allen Fans dieser Richtung dringend einen Test.
4 Antworten
6 - 10 von 646