Maai 2014

Maai von Bogue
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7.8 / 10 246 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Bogue für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2014. Der Duft ist animalisch-blumig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Animalisch
Blumig
Chypre
Würzig
Harzig

Duftnoten

EichenmoosEichenmoos AldehydeAldehyde EukalyptusEukalyptus JasminJasmin MoschusMoschus Tuberose AbsolueTuberose Absolue Ylang-YlangYlang-Ylang BergamotteBergamotte PatchouliPatchouli RoseRose ZederZeder SandelholzSandelholz

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8246 Bewertungen
Haltbarkeit
8.6207 Bewertungen
Sillage
8.1209 Bewertungen
Flakon
7.4164 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.148 Bewertungen
Eingetragen von Colognissimo, letzte Aktualisierung am 27.04.2024.

Rezensionen

11 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Friesin

54 Rezensionen
Friesin
Friesin
Top Rezension 45  
Der Duft der Lust, sinnliche MAAI
Ihre Hand strich über sein Gesicht, der Hauch eines Barts begann auf seinem Kinn zu wachsen.
So lange hatte sie gewartet ihn einfach anzufassen, seinen Körper an ihrem zu spüren.
Mit der Hand an seinem Hinterkopf, drängte sie auf einen Kuss. Dieser Kuss war weder süß noch vorsichtig ; er war heftig und dringlich und sprach für das Sehnen nach Befriedigung.
Die sollte sie erfahren, ihre beiden erhitzten Körper klebten vor Schweiß und in der Luft lag der Duft ihrer Vereinigung.
Sie zog das Laken über sich und roch den floralen Geruch des Waschmittels, nachdem auch seine Kleidung roch.
Träge legte sie den Kopf an seine Brust und genoss seine Streicheleinheiten, die warme Hand ihren Rücken liebkosend. Ohne den Gedanken an eine Dusche schlummerte sie ein, genoss sie doch den ursprünglichen Duft ihrer beider Lust.

Diese kurze Einleitung schrieb ich nicht - wie einige mir vorwerfen- weil es bei der Friesin immer nur um Sex geht. Nein, MAAI lässt keine andere Assoziation zu, als diese .
Antonio Gardoni schuf hier einen Duft für 'Bogue' (2014) , der herausfordert und den man nicht vergisst.
Opulente, üppige Tuberose und Aldehyde gleich zu Beginn. Ganz kurz begleitet von Petroleum- und Weihrauchnoten. Ein Tanz der Geschlechter unterlegt mit Animalik (Zibet) wie schwitzende Körper.
Die Kombination der Inhalte wirkt fordernd und drängend.
In der Herznote dann Blumen, einzelne für mich nicht zu benennen. Diese floralen Noten haben das Potenzial zu nerven, ist der Kontrast zur fleischlichen Kopfnote doch sehr groß. Bevor das geschieht, offenbart sich die nächste Duftebene. Castoreum (Bibergeil), Moschus und Eichenmoos übernehmen für lange Zeit. Satt, warm, sinnlich und körperlich bleibt MAAI über viele Stunden.

'...Ich kann die Freude nicht genug zum Ausdruck bringen, die es bereitet, so etwas zu riechen. Es ist als würde man bei den Wiener Philharmonikern in der ersten Reihe sitzen, nachdem man sich 2 Monate lang Klingeltöne angehört hat...'.sagt Luca Turin über MAAI. Für 'Scent of Mystery' einem Smell-O-Vision-Film (Film mit Duftspur) schlug er ihn als Duft für die Protagonistin vor. So fächelte das Publikum fröhlich MAAI (mit extra Tuberose) in den Kinosaal, als Liz Taylor auf der Leinwand erschien.

Wer's dezent mag, gediegen und ruhig, sollte die Finger von MAAI lassen. Dieser Duft, der seinem italienischem Namen nach ein deutliches NEEEIIN ! beschreibt, ist nichts für zurückhaltende Wesen. Wer jedoch den alten Aldehyd-und Blumenbombern hinterher trauert , und sich auch gern mal dreckig macht oder es dreckig macht, kann sich hier über einen großartigen Duft freuen !

https://youtu.be/mRdEbb3_YEE
(Link zum Smell-O-Vision Projekt)
35 Antworten
10
Duft
Susan

139 Rezensionen
Susan
Susan
Top Rezension 48  
Ich bin MAAI.....
.....auch

Selten habe ich mit einem Duft so sehr gerungen, wie mit MAAI......

Nicht, weil mir einzelne Aspekte nicht gefallen hätten....im Gegenteil.....Ich finde alles an MAAI einfach großartig.....

Das Ringen fand auf einer sehr viel tieferen Ebene statt. Einer dunkleren. MAAI ist der Spiegel meiner triebhaften, animalischen und hemmungslosen Persönlichkeitsanteile.

Ich bin MAAI.....wenn ich kämpfe...

Ich bin MAAI.....wenn ich mich schweißüberströmt und wollüstig der Liebe hingebe....

Ich bin MAAI.....wenn ich angriffslustig bin....

Ich bin MAAI.....wenn ich über meine Grenzen gehe.....

Ich bin MAAI.....in all jenen Momenten, in denen ich mich frei mache von Regeln, Erwartungen und Begrenzungen......seien sie nun selbstauferlegt oder gesellschaftlich eingefordert......

MAAI ist die Ur-Frau....das „Weib“ schlechthin.....

MAAI ist Lilith....nicht Eva

MAAI ist nackt, wild, kriegerisch....und gleichzeitig sanft und verwundbar.....

Sich für MAAI zu entscheiden verlangt das uneingeschränkte Anerkennen der eigenen Triebhaftigkeit.......es erinnert an C. G. Jungs „Nachtmeerfahrten“....an „Anima“ und „Schatten“.....an Symbole und Archetypen.....

Doch nun genug der psycho-philosophischen Betrachtungen ;-)..... kommen wir...

....zum Duft

MAAI ist in erster Linie ein Chypre....und zwar ein animalischer.......er eröffnet mit einer nahezu explosionsartigen Intensität animalischer Noten und dunkelgrünem saftigen Moos.......besonders zu diesem Zeitpunkt der Duftentwicklung dominiert ein wundervoller Oldschool-Vibe.......letzterer wird flankiert von abstrakten Blüten und perlig-blubbernden Aldehyden......

Im weiteren Verlauf wird der Duft buttriger, sanfter und anschmiegsamer......ohne dabei an Dichte und Tiefe einzubüßen......die scharfe Animalik des Auftakts hat sich deutlich zurückgenommen, bleibt aber stets präsent......dicksamtiger Moschus und eine feine Ledernote bilden schließlich das Fundament.......

MAAI ist für mich ein absolut zeitloser Duft von überragender Qualität......ein Duft, der im Dschungel der wildwuchernden Neuerscheinungen heraussticht wie eine einzelne Rose aus einem Meer von Giersch......

30 Antworten
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Achilles

88 Rezensionen
Achilles
Achilles
Top Rezension 39  
Feuer trifft Feuer
Wo soll ich anfangen. Ich liebe animalische Düfte, wenn sie nicht so gemacht sind, dass es mir hochkommt und ich an Fäkalien erinnert werde. Womit ich aber nicht meine, dass sie dringend für meine europäische Nase weichgespült sein müssen, dass ich damit klar komme, es darf schon ordentlich krachen, nur bei der öffentlichen- Toilette Note behalte ich es mir vor, zu streiken. Solche Noten dann auch noch liebevoll als würzig und warm zu bezeichnen, nun ja - seht es mir nach, wenn ich da ganz andere Assoziationen bekomme.
Ein Duft soll duften, er darf gerne polarisieren und abschrecken, aber es gibt halt Grenzen, und das sind für mich Fäkalnoten. Ich habe hier einen Kouros Mini von 1986, der riecht für mich würzig-animalisch-frisch, nicht wie für vielen nach Urin oder Toiletten. Den liebe ich, aber Maai hat geschafft ihn noch zu übertrumpfen. Wer den alten Kouros kennt, wird ihn hier wiedererkennen, aber Maai ist nicht so nett wie der 1986er, sondern noch ungehobelt, der Steinblock noch kantig, ein Golem, von brachialer Kraft. Ein Fels. Ein Stier, der wütet.

Aufspaltung: Das kann ja bei einer Mischung wie oben angegeben: *Tuberose, Rose, Jasmin, Ylang-Ylang, Zibet, Bibergeil, Hyraceum, getrocknete Früchte, Sandelholz, Eichenmoos* ganz schön daneben gehen!

Das muss man sich mal in der Nase zurecht legen: Tuberose, Ylang-Ylang, Jasmin : 3 Kracher, die ich sonst nur einzeln und abgemildert mag, dann 3 versöhnliche Noten von Dörrobst, wie Pflaume, Aprikose, Pfirsich, auch durch feinsten Rauch gezogen, warmes, süßes Sandelholz und eine markante, intensive, klare und waldige Eichenmoos-Note zu Beginn, das wusste allein schon zu beeindrucken. Diese Note bildet einen scharfen, waldig-herben Kontrast zu dem Programm danach. So weit so gut, so bekannt.

Aber jetzt! Das was unvermeidlich, ob der eigentümlichen Wucht, schon durch die Umverpackung des Briefumschlags rausströmte, ist eine ziemlich heftige, starke Mischung.

Und zwar der Dreiklang von Hyraceum-Bibergeil-Zibet. Na halleluja.

Hyraceum oder Hyrax: Das ist nach kleiner Recherche ein recht charmantes Produkt! Welches in seiner Beschaffenheit auch noch sehr eindeutig wie ein Kuhfladen aussieht. Ich hätte im Vorfeld nie einen Duft damit ernsthaft an meine Haut gelassen, nur gut dass ich nachher recherchiert habe. So kann man sich selbst überraschen. Das sind Exkremente vom Rock Hyrax, einem possierlichen in der Wüste lebenden Nagetierchen, welche gesammelt und dann getrocknet werden bis sie ein steinähnliches Produkt bilden, auch "Africa Stone" genannt und in der Parfumerie Verwendung finden, indem sie einen äußerst komplexen und fermentierten (fermentiert, bäh) Geruch darstellen: die Elemente aus Moschus, Castoreum, Zibet, Tabak und Agarholz/Oud. Ja. Da fragt man sich, ob zusätzlich die Ladung Zibet und Bibergeil noch in den arglos aussehenden Flakon gequetscht werden musste, aber ja, die sprangen noch mit auf den Wagen und feiern ne dreckige Party. Das ist in der Machart und von der Stärke her wie Muscs Koublaï Khän (Moschus usw-) nur ohne diese störende eindeutige dreckige-Unterhosen-Note. Ein bisschen Mitsouko schwingt mit (Ylang-Ylang, Pfirsich, Eichenmoos).

So, wie schafft es nun Maai, dass ich mich wegen dem Übermaß an prallen animalischen Noten nicht völlig abgestoßen, sondern hoffnungslos hingezogen fühle?
1. Man sollte Düfte mit starkem Zibet, wie Kouros, als schön und animalisch-zitrisch (Zibet) und nicht als öffentliches Urinal empfinden. Bibergeil dazu als stechend-warm, positiv fordernd aber nicht überfordernd.
2. Bogue hat hier wirklich geschafft, eine Balance aus brachialen, urtümlichen, natürlichen Kraftnoten und kräftig-blumigen, plakativen und extrovertierten Chypre-Elementen + animalischer Überdosis zu bilden, die in ihrer Harmonie zu beeindrucken weiß. Das ist vom Anfang bis zum Ende stark, was bleibt ist eine wunderbare balsamische Basis, die aber auch waldig-holzig und erdig ist, als hätte sich das Biest zum ruhen hingelegt. Zum ruhen, nicht zum schlafen! Nichts stört, alles ist herrlich aufeinander abgestimmt und bietet ein maßgeschneidertes, animalisches Tragevergnügen. Nichts ist hier säuerlich, fäkal, kratzig oder pervers - aber es ist dennoch ein fordernder Duft, das muß hier mal klar gesagt sein.

Also ja, für das knarzige, wilde Biest braucht man eine starke führende Hand, nur dann wirds zahm. Sonst überrennt es einen wie der schlunzige Bär in The Revenant. Hier braucht man halt einfach Muskeln. Und sollte keine Angst haben dreckig zu werden. Und der Lohn auf so einer Ebene ist dann aber sehr üppig.
Das ist Sex in der Flasche, für die, die solche Dinge riechen mögen, ich muss es so sagen.

Für den ausschließlichen Liebhaber lieblicher, freundlicher, heller, Blumenwiesen- und Puristen-Frische-Wäsche-lecker-Kuchen- Düfte wird Maai nichts sein. Bleibt mehr für mich, ich brauch nen Flakon! Die Haltbarkeit ist selbstredend monströs und überdosieren sollte man auch nicht, hier stimmts wirklich - die Dosis kann berauschen oder vergiften.
Das ist Kouros so, wie ich ihn mir schon immer gewünscht habe. Ein Duft der Kampf und Kraft ausstrahlt, Zorn, Feuer und Lebenshunger, Energie, Wettkampf und Pioniergeist. Maximal stark, volle Lautstärke, aber dabei dennoch von marzialisch-klassischer Eleganz, wie eine schwere Rüstung mit dichtem Pelz, wie eine Vikingerkluft mit allem drum und dran. Passt.

Thanks a lot to Nugegeo for the sample ;)
20 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 38  
Von 'butch' zu 'girlie' und wieder zurück.
In einem ziemlich sehenswerten Interview des Youtubers Sebastian von ‚Smelling great fragrance reviews’ mit Antonio Gardoni, spricht dieser ausführlich über seine Düfte ‚Maai’, ‚O/E’ und ‚Mem’.
‚Maai’ bezeichnet Gardoni als :“... actually a battle between me and an idea I used to have about tuberose.“. Der Duft der Tuberose habe ihn schon früh fasziniert, aber auch verstört.
Das kann ich absolut nachvollziehen, geht es mir in Sachen Tuberose doch genauso.
Den fertigen Duft, der zunächst als Weihrauch-Duft konzipiert war, aber nachdem Gardoni auf ein spezielles grünes Tuberosen-Extrakt gestoßen war, zu einem Tuberosen-Duft mutierte (mit etwas Weihrauch im Background), bewertet der Parfumeur wie folgt: „...I don’t find it easy, still now, and still for me, I find it a bit of a conflictual one.“
Auch das kann ich nachvollziehen.

Ja, ‚Maai’ ist wirklich nicht ‚easy’ und steckt in der Tat voller Konflikte, innerer Spannungen und dramatischer Kontraste.
Vorallem ist ‚Maai’ aber ein ziemlich waghalsiger Ritt über alle Gender-Grenzen hinweg: von ‚butch’ zu ‚girlie’ und wieder zurück.

Der Auftakt entfaltet einen Tuberosen-Akkord wie er maskuliner kaum denkbar scheint: viele grüne und moosige, aber auch rauchige und fast Kampfer-artige Facetten stützen den dominanten und augenblicklich trompetenhaft durchdringenden Weißblüher.
Diese erste Phase des Duftes mag ich eigentlich am liebsten. Hier bekommt diese so narkotisch gut, aber auch so feminin duftende Blüte genau den maskulinen Rahmen, den ich mir immer gewünscht habe. Doch leider vollzieht Gordoni einen drastischen Szenenwechsel und biegt in der zweiten Phase des Duftes in Richtung einer überaus mädchenhaften Tuberose ab, begleitet von einigen Haarspray- und Bubblegum-Nuancen, die mich einerseits an das berühmt-berüchtigte ‚Poison’ von Dior erinnern, andererseits aber auch an Duchaufours ‚Nuit de Tubereuse’. Vermutlich ist es das Zusammenspiel mit weiteren Blüten wie Ylang-Ylang, Jasmin und Rose, sowie süße Fruchtakkorde die ‚Maai’ hier plötzlich so überaus feminin wirken lassen.

Doch Gardoni bereitet schon bald den nächsten, fast noch drastischeren Szenenwechsel vor: von der Girlie-Tuberose hin zum Macho-Lederchypre.
Ja, man glaubt es kaum, aber er kriegt das hin!
Zunächst verklingen die Haarspray und Bubblegum-Einsprengsel, und die Früchtchen werden immer reifer. Aus der Zuckerwatten-Süße wird die schwere, komplexe Süße von Trockenfrüchten, während im Fond immer deutlicher werdend eine deftige Castoreum-Basis das Kommando zu übernehmen beginnt.
Diese Castoreum-Basis, mit all ihren animalischen und ledrigen Nuancen, ist die am längsten anhaltende Phase. Ist die erste, die deutlich maskuline, schon nach ca. einer Stunde vorbei, die zweite, die Girlie-Phase nach wiederum ca. anderthalb Stunden, so bleibt die letzte Phase des Duftes über viele Stunden präsent.
Castoreum, Castoreum und nochmals Castoreum, ein Hauch Zibet, leichte holzige Aspekte und ordentlich Eichenmoos bilden das nicht enden wollende Finale.
Jetzt erinnert mich ‚Maai’ ganz besonders an einen anderen, im Fond ebenso von Castoreum dominierten Duft: an Van Cleef & Arpels ‚Pour Homme’ – ein Lederchypre par excellence.

Die vielen Vergleiche mit ‚Kouros’ kann ich hingegen überhaupt nicht nachvollziehen. ‚Kouros’ ist ein animalisch-aromatisches Fougère, das von Salbei, Honig und Zibet charakterisiert wird – eine völlig andere Richtung als diejenige, die ‚Maai’ einschlägt. Einzig die animalische Präsenz in der Basis verweist in gewisser Weise auf ‚Kouros’, allerdings nur insofern, als beide Düfte ihre animalischen Nuancen deutlich zur Schau stellen, statt sie verschämt einzubinden. Doch Kouros’ Animalik wird eindeutig von Zibet bzw. einer Parfum-Base namens ‚Animalis’ dominiert (findet sich sehr deutlich auch in Diors ‚Leather Oud’ wieder), während die animalische Komponente von ‚Maai’ nicht weniger deutlich von Castoreum (Bibergeil) bestritten wird. Bibergeil ist nun häufig Bestandteil vieler Lederchypres aus den 70/80er Jahren, und so zitiert ‚Maai’ weitaus eher Düfte wie das schon genannte 'VC&A pour Homme', Jil Sanders ‚Man Pure’ oder auch Chanels 'Antaeus', das zumindest in seiner Vintage-Fassung eine ebenso deutliche Castoreum-dominierte Basis besaß (heute leider kaum noch zu erkennen...).

Aufgrund dieser unerwarteten und mitunter abrupten Szenenwechsel bleibt ‚Maai’ für mich zwar ein einerseits spannender, andererseits aber auch ziemlich disparater Duft, den ich nur teilweise genießen kann.
Die erste Phase finde ich, wie gesagt, großartig, während der zweiten fühle ich mich eher unwohl, olfaktorisch in ein Mädchenkostüm gesteckt. Die dritte Phase dagegen ist für mich eine Art Throwback in meine Jugend, als ich mich an Castoreum-Düften nicht sattriechen konnte und selbst darin badete. Heute ist mir das ein bisschen zu viel des Guten, aber ich kann damit leben.

Wunderbar finde ich hingegen die scheinbar unlimitierte Verwendung von Eichenmoos – das habe ich lange nicht mehr so gerochen. Großartig! Scheinbar verwendet Gardoni hier zusätzlich zum limitiert verwendbaren Eichenmoos einen vollgültigen Eichenmoos-Ersatz, oder aber jenes neue von Allergenen befreite Eichenmoos, mit dem auch Thierry Wasser u.a. seit einiger Zeit arbeiten und das Düfte wie ‚Mitsouko’ nach langer Zeit wieder wunderbar (eichen)moosig duften lassen.
Wie auch immer, dieser Aspekt des Duftes ist fantastisch!

Was mir an ‚Maai’ auch gut gefällt, ist, dass der Duft im Gegensatz zu ‚Mem’ nicht gar so überinstrumentiert ist. Die Noten-Vielzahl ist einigermaßen überschaubar, der Duft nicht übermäßig beladen und von angenehmer, nicht erdrückender Textur (Mem).

Ob Gardoni allerdings mit seinen vielgepriesenen Düften die Nachfolge der leider verstorbenen Vero Kern antreten kann, wie vielfach zu lesen war, wage ich zu bezweifeln.
So interessant und toll duftend seine Kreationen mitunter sind, die Kunstfertigkeit der Schweizerin erreicht er nach meinem Empfinden nicht.
Vielleicht noch nicht, mal schauen...
9 Antworten
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Anarlan

27 Rezensionen
Anarlan
Anarlan
Top Rezension 34  
Der Fremde in meinem Bett
MAAI raubt mir den Schlaf.
Damit wäre für mich schon eine hinreichende Begründung zur Verfassung dieses Kommentars geliefert, da ich gerne mit einem Duft einschlafe, sparsam zur Nacht auf´s Handgelenk getupft, bevorzugterweise, wenn Lavendel darin enthalten ist. Alle glühenden Verehrer von Lavendeldüften mögen mir an dieser Stelle verzeihen, und nein, ich bin selbstverständlich nicht der Ansicht dass Caron p. u. H. et al. geruchliche Schlafmittel darstellen, ganz im Gegenteil.
Szenenwechsel.
Ich hatte mir den Test von MAAI eigens für´s seltene abendliche Alleinsein aufgehoben, splendid isolation, herrlich, die besten Momente, um sich ganz auf einen neuen Duft zu konzentrieren. Wissend, dass mich hier womöglich eine besonders intensive Dufterfahrung erwarten würde. Die dann dementsprechende Folgen hatte. Siehe weiter oben.
Es gibt hier erstaunlicherweise nur ein paar Kommentare zu diesem Duft, was seinen Eigenheiten und der geringen Verbreitung unter den Usern auf Parfumo geschuldet sein mag, diese wenigen Kommentare sprechen aber Bände und lassen vermuten, dass hier keine leichte Kost gereicht wird.
Der Duft verbreitet eine unerhört körperliche, strahlende, fast sexuelle Unmittelbarkeit. Abwaschen war dennoch an besagtem Abend in Klausur keine Option für mich, der Duft zu fordernd, meine Neugier und der Jagdinstinkt des Verstehenwollens zu stark gekitzelt, um es sein zu lassen. Ich habe ihn danach wiederholt getestet, immer sehr dosiert, Sillage und Haltbarkeit sind enorm, und langsam haben ich mich an ihn gewöhnt, sofern man sich an einen wilden Ozelot, der im Schlafzimmer sein Revier markiert, gewöhnen kann. Am nächsten Morgen war sie noch da, diese Präsenz einer fremden Körperlichkeit, ein Hauch von schmutzigen Laken, Luxus und Lasterhaftigkeit verströmend. Ein Glück, dass ich den Morgen dennoch für mich alleine hatte.
MAAI´s Zibet-durchdrungene, zunächst etwas anstrengende urinöse Animalik wird in einer Art präsentiert, bei der ich mir vorstelle, dass sie ähnlich und in Anklängen etwa in der Ursprungsversion mancher alter Guerlain-Klassiker zu Beginn des letzten Jahrhunderts präsent gewesen sein dürfte. Nur dass sich in MAAI eine moderne, sich der Ahnen, auf deren Schultern sie steht, gänzlich bewußte, dabei unendlich selbstsichere Erbin des Gedankens findet, die es nicht mehr als notwendig erachtet, ihren Sexappeal mit geruchlichen Feigen- oder Lavendelblättern zu bedecken, sondern lustvoll ganz sie selbst ist.
Der Duft balanciert seine Animalik von Beginn an mit einer moosigen, rauchigen Erdverbundenheit durch Eichenmoos und strahlenden, aldehydig auf Hochglanz polierten, luxuriösen floralen Noten, allen voran pralle, sinnliche, frische Tuberose und gleißend heller Jasmin. Dadurch wird die Pipinote nicht nur vor dem Abgleiten in´s Unappetitliche bewahrt, sondern Sophia-Loren-mäßig mit Erotik und praller unsüßer floraler Üppigkeit aufgeladen. Diese starke Präsenz bleibt über eine lange Zeit erhalten, wer das nicht zu (er-)tragen weiß, sollte sich von MAAI fern halten. Kraftvoll, klassisch orientiert, dabei jedoch trotz aller strotzenden Körperlichkeit selbstverständlich niemals vulgär, das muss man so erst mal darstellen können.
Die Basis ist wunderbar trocken, warm, holzig, moosig, die Animalik sinnlich, klar vorhanden, aber domestiziert und fernab von der Brünftigkeit eines Kouros. Wäre dieser Duft nur seine bildschöne Basis, er würde es sofort in meine Sammlung schaffen, wäre da nicht noch sein exorbitanter Preis.
MAAI ist ein animalischer, strahlender floraler Chypre in einer Machart, die mich sofort an Großkatzen, Perlenketten, nackte Haut, von der eine Pelzstola gleitet, luxuriöse, dabei stilvolle Lasterhaftigkeit denken lässt. Stark in seiner Aussagekraft, von ausgesprochener Parfümhaftigkeit, ein Duft für moderne, ihren klassischen Ahnen verpflichtete weibliche oder auch männliche Bombshells und Diven. Für mich als bekennender Chypre-Fan zu feminin, um ihn als Nutzer in Erwägung zu ziehen und in seiner Animalik zu anstrengend, von Männern allerdings dennoch tragbar, wenn sie gebührend exaltiert und exzentrisch sind. Dann wird MAAI aber möglicherweise, richtig dosiert, zu einer grandiosen Punktlandung.
12 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

78 kurze Meinungen zum Parfum
FoxearFoxear vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Jasmin und Zibet
Liegen im Blumenbett
Tuberosen ohne Hosen
Üppige Moosmatratze
Es schnurrt lasziv die Katze
Miau
43 Antworten
FloydFloyd vor 2 Jahren
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
1920
Theaterbühneneingang
Moose auf schwerem Vorhang
Seifenblasen und Räucherstäbchen
Im Nebel animalischer Blüten
Von Dix gemaltes Publikum
33 Antworten
FriesinFriesin vor 3 Jahren
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Tuberosen Wollust
Sich reibende Leiber
heiß und schwitzend auf Biberdecken enden satt und berauscht im Moos.
FSK. 18
31 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 2 Jahren
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Geballte Unzucht im Flakon. Obszön? Und ob das szön ist...
Indolische Blumen, Gewürze und Animalik feiern rauschhafte und ausufernde Orgien.
33 Antworten
PollitaPollita vor 2 Jahren
7
Duft
Überhaupt nix kann ich mit dem anfangen. Ich rieche Räucherfisch, Dill und Zitronensaft. Gut gemacht? Definitiv! Deshalb 7 Punkte.
30 Antworten
Weitere Statements

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