Terra

Terra

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16 - 20 von 646
Terra vor 7 Jahren 11
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Fernab von Tutti-Frutti
bei besonders teuren Düften wie diesem findet sich öfter eine erstaunliche Häufung von sehr poetischen Kommentaren, die mich komischerweise mindestens genauso kritisch wie neugierig machen. Einerseits möchte ich herausfinden, ob dieser Duft wirklich imstande ist, so viel Emotion hervorzurufen, andererseits habe ich immer den Verdacht, dass Exklusivität und Marketing auch ihren Teil zu den Texten beitragen - nicht ohne Grund ähnelt sich beides manchmal erstaunlich :).

Doch Mortal Skin hat vorerst wirklich das Potential zu begeistern.

Gerade der Auftakt ist einfach mal etwas anderes. Fruchtnoten sind in Düften häufig entweder sauer-krautig oder süß und kitschig. In Mortal Skin hingegen findet man eine saftige, rote, vollreife und auch süße Beerennote die zu Beginn in einen Kontrast von gerösteten Nüssen und einer leicht animalischen, wildlederartigen Note gestellt wird. Das ist sehr unique und riecht wirklich ganz fantastisch. Eher düster und sehr sexy, kein typischer Beerenduft.

Bis hierher endlich mal ein Duft, der neuartig und trotzdem absolut gut tragbar riecht. Sowas hat man wirklich selten unter der Nase!

In der Herznote verliert der Duft dann ein wenig von seiner Einzigartigkeit und es erscheint eine pudrige Note, die ich absolut nicht als typische Iris identifiziere, sondern die auf mich heiß-sandig riecht. Dieser Twist erinnert mich eher an die trockene Sandigkeit eines Oud Shamash und an ähnliche Düfte dieser Richtung.

Später schwindet die Trockenheit und Mortal Skin wird weich-balsamischer, merkbar süßer. Ich kann hier die Assoziation zu Gummi und Latex die viele haben sehr gut nachvollziehen, das erinnert wirklich daran. Andererseits wirkt die Fruchtigkeit hier durch die deutlichere Süße auch etwas heller und kitschiger. Nur ein minimaler, animalischer Twist der ab und an durchschimmert und die Idee von Gummi, die man haben kann retten den Duft hier davor, etwas beliebig zu wirken. Ich bin mir aber wirklich nicht sicher, ob Außenstehende diese Akzente wahrnehmen.

Die Sillage empfinde ich als gar nicht so übel, wie öfter beklagt. Ich finde es ist schon ein recht dichter Duft der zwar keine Konzerthallen füllt, aber ausreichend abstrahlt. Die Haltbarkeit ist bei mir auch durchaus okay.

Die Frucht ist in diesem Duft mitnichten nur eine Kopfnote. Man bemerkt sie über den ganzen Verlauf, ihr Charakter verändert sich lediglich und sie wird mit der Zeit weniger duftbestimmend.

Ich bin oft ein Fan von Dingen im Leben, für dessen Begeisterung man etwas braucht. Mir ist es lieber wenn ein Duft in der Kopfnote etwas schwierig ist, sich im Verlauf aber umso schöner entfaltet. Mir ist ein Mensch lieber, der erstmal schräg wirkt, am Ende aber der umso bessere Freund ist. Ich war nie ein Freund von Düften, die kurz begeistern um dann immer mehr nachzulassen.

Bei Mortal Skin geschieht dies alles auf sehr hohem Niveau und selbst in seiner für mich langweiligsten Phase ist er immer noch außerordentlich gut, aber er nimmt den Mund einfach zu voll. Gerade der Auftakt kann mich begeistern. Im Verlauf zeigt sich MS dann als immer noch überdurchschnittlich schöner, ausgesprochen wertiger, ambriert-fruchtig-samtiger und auch leicht blumiger Duft, den ich eher an einer Frau sehe.
11 Antworten
Terra vor 7 Jahren 9
9
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft
Kolibri mit Presslufthammer
einen Duft namens Hummingbird stelle ich mir grazil und feingliedrig vor, aber dieser hier gleicht für mich teilweise eher einem olfaktorischen K.O.-Schlag.

Nun könnte das daran liegen, dass ich generell keine blumigen Düfte mag. Aber nein, ich habe viele Blumennoten wirklich lieben gelernt. Gerade in letzter Zeit fahre ich unheimlich auf einige Weißblüher ab und mag die eigentlich auch in ihrer strengen Ausprägung. Doch bei diesem Duft ist meine Schmerzgrenze überschritten.

Dabei beginnt er noch ganz schön. Die Blüten empfinde ich von anbeginn an als recht ungeschönt, narkotisch und fast stechend-scharf. Doch gleichzeitig ist da etwas weiches und mandelcremiges, wodurch alles in sich stimmig und angenehm wirkt.

Hinzu kommt etwas frisches Grün. Ein Grün, dass an frische, feuchte Blätter erinnert und recht herb ist. Ich empfinde Hummingbird hier als gar nicht so süß, sondern als natürlich stark blumig, aber auch relativ grün-herb und dadurch auch sehr unisextauglich.

Das ist bis zu diesem Punkt für mich noch sehr angenehm. Hummingbird wirkt hier recht transparent und auf eine sehr interessante Art und Weise blumig. Die recht heftigen Blütennoten werden schön aufgefrischt, durch das herb-grüne wirkt der Duft nicht zu weiblich, durch die cremigen Nuancen hat er was anschmiegsames. Ich fand das so schön, dass ich ihn gedanklich schon in die Liste meiner Topkandidaten für den Sommer aufnahm.

Doch mit voranschreitender Entwicklung, die leider nicht allzulange auf sich warten lässt, dominieren narkotisch-stechende Blütennoten und eine für mich unangenehme Synthetiknote den gesamten Duft.

In Panda des gleichen Labels hatte ich noch die Vermutung, diese Synthetiknote wäre für den authentischen Eindruck des Duftes verantwortlich. Das empfinde ich hier nicht so. Hier wirkt der synthetische Einschlag auf mich leider qualitätsmindernd und wenig ästhetisch.

Ich bin ja immer auf der Suche nach Düften, die mich begeistern, die mich flashen. Das ist nicht mehr so einfach, wenn man schon viele Düfte getestet hat. Dabei muss man das Rad nicht neu erfinden, sondern ein Duft muss für mich einfach nur besonders rund, ästhetisch und schön sein. Hummingbird bereitet mir jedoch das Gefühl, dass ein Nischenkonzept auf Kosten von Natürlichkeit und Feinheit umgesetzt wurde. Dabei ist Hummingbird nicht mal besonders innovativ, sondern für meine Nase einfach nur zu viel und zu grob.

Ich bin gespannt, ob mich weitere Zoologist noch begeistern werden, aber Hummingbird enttäuscht mich etwas.
9 Antworten
Terra vor 7 Jahren 7
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Sinnlich, transparent und holzig
es wäre für euch vermutlich viel amüsanter, wenn ihr auch mal meine Notizen lesen könntet, die ich mir während dem Test von einem Duft mache, aber das würde so gar nicht zu dem Kommentarstil passen :).

Geza Schön beschreibt seinen Stil laut Interview als sinnlich, transparent und holzig. Zumindest letzteres Beides kann ich häufig bestätigen, doch Black Gold ist bisher sein einziger Duft, wo für mein Empfinden alles zusammen kommt.

Der Auftakt ist ungewöhnlich. Als würde jemand in einer Schuhmacherwerkstatt eine Orange schälen. Klebstoff, Gummi, neues Leder und dazwischen der Eindruck von frischer Orangenschale.

Schon nach kurzer Zeit wandelt sich alles eher zu einem trocken-blumigen Eindruck, zusammen mit einer obligatorischen, ordentlichen Schippe Iso-E und auch weiterhin mit einigen Orangezesten.

Die blumigen, trockenen und balsamischen Noten ergeben für meine Nase kurz einen Eindruck der tatsächlich gülden wirkt. Metallisch, glatt und hart. Aber wärmer als Silber.

Black Gold ist für mich extrem wandlungsfähig mit vielen Nuancen, die ich teilweise kaum in Worte fassen kann. Dabei wirkt er stets harmonisch und in sich ruhend, nie erscheint der Facettenreichtum anstrengend.

Nach diesem Auftakt bekommt alles nun wieder einen ledrigeren Eindruck, auch durch einen medizinisch-jodartigen Patchouli, wie man ihn eher aus Krachern wie "Monsieur." kennt. Doch Black Gold ist völlig anders, denn diese eher derbe Note wird hier unheimlich elegant in den Gesamtkontext eingebunden. Es stützt einfach den für mich ledern wirkenden Eindruck, aber der Duft verliert nie die Contenance. Er würde sich nie mit Extremen, vermeintlicher Anrüchigkeit etc. in den Vordergrund stellen wollen und müssen. Dazu ist er zu distanziert und erhaben.

Ich finde den Duft über Stunden sehr interessant, angenehm und sogar tendenziell eher maskulin.

In der Basis verliert er dann für mich etwas Charakter und zeigt sich ein wenig gewöhnlicher. Hier riecht er vor allem blumig und weich, leicht balsamisch-süßlich, aber auch noch minimal frisch. Black Gold erinnert nach diesem tollen Auftakt nun auf den ersten Blick an einen netten, guten Damenduft aus dem Standardrepertoire. Bei genauer Betrachtung kommt noch eine Ahnung Oud und orientalische Würze hinzu, was alles auf den zweiten Blick unterscheidet. Das riecht immer noch super angenehm und stimmig, nur erscheint es doch deutlich weniger spannend als die beginnende Entwicklung.

Da meine Probenspenderin mich explizit fragte, hier noch etwas zu Haltbarkeit und Sillage:

Die Sillage empfinde ich für einen so komplexen Duft als recht luftig und durchlässig, aber sehr deutlich. Die Haltbarkeit ist super, ich rieche den Duft auch am nächsten Morgen noch. Black Gold ist kein olfaktorischer Todschläger, aber er ist deutlich präsent und hält gut.

Für all das dann beinahe 500€ zahlen? Das sind Preise, über die man nicht mehr diskutieren muss. Der Inhalt ist das sicher nicht wert. Aber das ist auch bei keinem Roja der Fall, und trotzdem bezahlen genug kaufkräftige Leute dementsprechende Summen. Black Gold erscheint mir individueller und trotzdem mit mehr vornehmer Zurückhaltung als vieles andere in der Preisklasse.
7 Antworten
Terra vor 7 Jahren 4
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Eine golden-glänzende Harmonie
beim Lesen der Duftnoten habe ich etwas völlig anderes erwartet als das, was auf mich zukam. Adone passt weder in die Kategorie des typischen Weihrauchdufts, noch ist er ein typischer Amber. Es ist eine golden-glänzende Harmonie.

Ich habe diesen Re Profumo im Zusammenhang mit ein paar Sommerduftproben bekommen und Adone ist eigentlich nicht gerade passend für die heiße Jahreszeit. Aber egal, er ist zum Dahinschmelzen.

Im Auftakt wird man sofort von einem weich-balsamischen Duft beschwichtigt, umgarnt und liebkost, der eher an fließenden Honig und süßen Blütennektar, als an einen typisch dunklen Amber erinnert. Das liegt sicher an der Kombination mit der Limette, sicher aber auch an dem Amber selbst. Weder Limette noch Amber sind hier für mich Soloplayer. Man kann Limette zwar herausriechen, wenn man von ihr weiß, doch letztendlich trägt sie nur zu diesem Honig/Nektar-Eindruck bei. Weihrauch bringt höchstens ein leichtes, helles Knistern, hält sich für meine Nase aber im Hintergrund.

Mehr als den Weihrauch bemerke ich im Verlauf die Rose. Das ergibt einen Eindruck, der ein wenig an Un Rose de Kandahar von Tauer erinnert. Adone ist heller und glatter, doch die gourmandig-leckere Art wie man diese Blüte hier wahrnimmt ist sehr ähnlich. In dieser Phase erinnert Adone also ein wenig an ein leckeres, orientalisches Gebäck mit Rosenöl. So richtig essbar riecht er nicht, doch diese Assoziation ist denke ich gut nachvollziehbar. Die Kandahar-Rose durchzieht eine leicht schmutzig-staubige Note, typisch für Tauer. Der Adone hingegen wirkt aufgeräumter, sauberer aber vielleicht auch braver oder für manch einen sogar unspektakulärer.

Adone ist ein toller Duft, den ich seltsamerweise völlig anders wahrzunehmen scheine, als meine Vorkommentatoren. Trotz oder gerade wegen seiner unerwarteten Entwicklung werde ich ihn mir noch umso genauer anschauen. Ich befürchte nur, dass mich wie bei bisher fast jedem Duft mit Amber den ich noch so toll fand, der Amber bei häufigerem Tragen nerven könnte.
4 Antworten
Terra vor 7 Jahren 4
8
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Panda-Plakat
vor einiger Zeit habe ich Panda kurz angetestet und war begeistert, wollte ihn unbedingt genauer unter die Lupe nehmen.

Bereits bei diesem kurzen Test hat mich Panda direkt in das Tropenhaus eines Zoos versetzt. Er wirkt unheimlich authentisch, der Name ist hier ausnahmsweise kein leeres Versprechen.

Ohne auf die Duftpyramide zu schauen, empfinde ich Panda vor allem als grün-holzig-fruchtig, aber auch sehr feucht und dampfig.

Die Luftfeuchtigkeit in dem Tropenhaus ist enorm, die Scheiben fangen an zu beschlagen. Trotz dieser "Dampfigkeit" wirkt Panda luftig, keinesfalls schwer. Das Tropenhaus ist voll von grünen Bambustrieben und ein paar Früchten, die die Tiere zugefüttert bekommen. Panda riecht eindeutig nach Holz, aber es sind grüne, unreife Holztriebe. Das soll sicher der frische Bambus sein. Zitronatzitrone und Mandarine erkenne ich nicht, sondern in der Kopfnote bemerke ich eher eine Ahnung tropischer Früchte, die ich nicht genau benennen kann.

Im Verlauf geht diese Fruchtigkeit zurück und Panda wird insgesamt weniger feucht. Die Entwicklung bleibt sehr linear und der Duft verändert sich nur leicht bis zur Basis, in der er weicher und trockener ausklingt.

Der Duft hat einen konstant synthetischen Einschlag, der eher indirekt synthetisch wirkt. Ich bin mir sicher, dass jener für die anfängliche "Dampfigkeit" und auch für die neuartige, grüne Holzigkeit verantwortlich ist und alles erst dadurch so realistisch wirkt.

Panda übt tatsächlich eine gewisse Begeisterung auf mich aus, aber eher als schönes und sehr realistisches, olfaktorisches Bild, welches er mir nahe bringt. Alles riecht durchaus gut, aber die für dieses Bild scheinbar nötige Synthetik stört mich auf Dauer und ich fühle mich mit ihm auch weniger parfümiert, als mit dieser interessanten Szenerie plakatiert. Er verbindet sich meinem Gefühl nach also weniger mit mir als Mensch, als das er dieses Bild nach außen trägt.

Panda ist es Wert, einmal getestet zu werden. Er ist spannend und wirkt positiv gestimmt. Wenn er passt, ist er ein toller und einzigartiger Duft.
4 Antworten
16 - 20 von 646