Tilki

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Rezensionen
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1 - 5 von 6
Tilki vor 5 Tagen 4 2
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein etwas anderer Vetiver
Der Fat Electrician, das ihn produzierende Parfümhaus nennt ihn auch einen „semi modern Vetiver“, ist wahrlich kein gewöhnlicher Duft

Duftverlauf:
Weiche synthetische Noten überwiegen im ersten Moment. Getragen von einer minimalen alkoholischen Note. Aber niemals penetrant, stechend oder sonstwie unangenehm. Sich eher harmonisch einfügend in einen Vetiverrahmen, der süßlich akzentuiert ist und einen runden Dufteindruck generiert.
Keine erdigen oder herben Vetiverassoziationen, eher trockenes Süssgrass (farbliche Assoziation: gelb-hellbraun).
Im Folgenden gesellen sich recht schnell cremige Aspekte hinzu.
Anfängliche synthetische Noten verschwinden dann zusendend in einem süßlich, cremigen Duftmeer, welches (meiner Nase zumindest) keine weiteren Unterschiede herauszuarbeiten erlaubt.
Hier lässt sich für mich dann auch keine Änderung im Verlauf mehr wahrnehmen.

Haltbarkeit/Sillage:
Für mich ein Duft, der sich nicht übersprayen lässt. Ich habe es versucht. ;)
Die Sillage bleibt immer (ungeachtet der Anzahl der Sprühstösse) körpernah (max 1m Duftaura).
Die Haltbarkeit ist schwer zu beurteilen, aufgrund der geringen Sillage. Meiner Meinung nach unterdurchschnittlich.
Ich nehme ich nach kurzer Zeit (3h) nicht mehr war, meine Freundin ebenfalls nicht.
Vllt auch ein ausgeprägter Fall von Duftblindheit.

Flakon:
Schlichter Quader, nichts besonderes.
Der Sprühkopf ist minderwertig.
Erinnert an billige Sprühköpfe von Abfüllungen.
Mal ein Nebel, aber meistens ein zielgerichteter Strahl, der punktuiert Hautareale trifft und Parfümpfützen erzeugt. Habe ich schonmal besser erlebt.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Duft, der auch im Alltag getragen werden kann und will. Im Endeffekt zahm und zurückhaltend.

Getestet während meines zweiwöchigen Sardinienurlaubs. Getragen wurde er täglich.
2 Antworten
Tilki vor 2 Jahren 7 4
7
Sillage
7
Haltbarkeit
4
Duft
Gimmick oder echter Mehrwert?
Als ich auf der parfumo-Startseite die Ankündigung zu dieser Parfümreihe gesehen habe, da war ich wirklich gespannt. Ein zumindest für mich neuer und innovativer Ansatz Düfte zu kreieren, die spezifische Assoziationen hervorrufen und einen passenden Sound hierzu zu kreieren. Also der Versuch monothematisch gleich mehrere Sinne anzusprechen.
So nett sich dieser Ansatz liest, so steht und fällt er doch mit der Qualität des Duftes, für mich war der Sound erst einmal zweitrangig.

Auf meiner Haut zeigen sich zu Beginn starke alkoholische Noten (die sich bei meiner Freundin nicht zeigen). Diese wirken doch recht störend, verbindet man hiermit doch eher Düfte von niederer Qualität und ein aquatisch-maritimer Assoziationsrahmen vermag nicht aufzukommen.
Im Verlauf treten diese Noten aber schnell in den Hintergrund und es treten cremig-seifige, auch leicht pudrige Noten in den Vordergrund, die mich an frische Wäsche denken lassen und Anlehnungen an den "Oceania | Roja Parfums" zeigen. Zumindest konzeptuell lässt sich dieser erahnen, nur dass dieser in einer deutlich höheren Klasse spielt.

Hiernach verändert sich der Duft nicht mehr groß. Das maritime Thema ist entfernt erkennbar, meiner Meinung nach bei anderen Düften jedoch viel besser umgesetzt. "Acqua di Sale | Profumum Roma" "Acqua di Scandola | Parfum d'Empire" "23NAO - North Atlantic Ocean | Agua de Surf"
um einige zu nennen.

Das zugehörige Video zeigt für mich belanglose Meeresklänge. Der Duft schafft es nicht mich unmittelbar assoziativ an den Ozean zu versetzen, so entsteht leider eine Distanz, die auch durch die dazugehörigen Klänge nicht überbrückt werden kann.

Somit bleibt es für mich zwar ein interessanter Ansatz, der leider nur ungenügend umgesetzt wurde. Somit handelt es sich, auf den Titel bezugnehmend, deutlich um ersteres.

Schade eigentlich
4 Antworten
Tilki vor 2 Jahren 9 5
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Mystisches für den Herbst
Aus dichtem Wald, Harz klebt an der Rinde, künden Rauchschwaden den Tempel, getragen durch die Winde, vergiss all den Krempel, in der Versenkung findest du Halt.

Starke Eröffnung durch den Pfeffer. Dieser lässt einen an Gebetsketten denken, alte Holzplanken in einem fernöstlichen Tempel. Es gibt Holzarten, die verarbeitet genauso riechen, leider fällt mir der Name nicht ein.

Weihrauch und harzigen Noten gesellen sich dazu, aber in einer zurückhaltenden Art und Weise, die ein wunderschönes, harmonisches Ganzes ergeben, welches durch seine Sakralität besticht ohne in eine liturgische Sterilität überzugehen (hier denke ich ein bisschen an "Series 3: Incense - Avignon | Comme des Garçons" ). Das urwüchsige bleibt subtil erhalten, es ist eben nicht nur Tempel, sondern auch Natur, welche man assoziativ entdeckt.

Gute Haltbarkeit an meinem Arm von 5h+. Insgesamt eher ein linearer Duft.

Gerne mehr davon.
5 Antworten
Tilki vor 2 Jahren 8 2
9
Flakon
10
Haltbarkeit
6.5
Duft
Spielt mir meine Nase einen Streich?
Dank eines äußerst generösen Parfumos, der namentlich nicht genannt werden möchte, bekam ich die Gelegenheit "Interlude Man | Amouage" testen zu können.
Angesichts der restlichen Rezensionen und der hier angeführten Duftpyramide stand er sowieso auf meiner Wunschliste, der doch heftige Preis lies mich vor einem Blindkauf zurückschrecken und retrospektiv bin ich ob meines Zögerns sehr froh, lässt
mich dieser Duft doch etwas ratlos zurück.

Den Auftakt macht eine krautige, bittere, fast schon metallene Note, die (ohne jetzt in eine dunkelgrüne Barbershop-Richtung zu gehen, ist auch keinesfalls seifig) alles andere überstrahlt. Bergamotte lässt sich allenfalls erahnen.
Das muss dann wohl der Oregano sein?

Ehrlich gesagt hat mich diese Eröffnung anfangs stark irritiert und die Irritation ist selbst nach mehrmaligem Testen nicht kleiner geworden.
Für mein Empfinden zeigt sich der Auftakt unharmonisch und in einer negativen Art und Weise kantig, spitz. Mir gefällt die Duftnote nicht und ich empfinde sie in der ersten halben Stunde auch recht wenig eingebunden in ein Gesamtkonstrukt.

Nach ca 30min fängt der Duft auf meiner Haut sich an zu Wandeln.
Es entwickelt sich ein harmonisches Ganzes aus Weihrauch, Hölzern, Balsam und ein ganz klein bisschen Leder. Zudem wird der Duft mit der Zeit süßer.

So erscheint der Duft mit der Zeit gefälliger. Aber ehrlich gesagt empfinde ich ihn nun als langweilig. Kein Bestandteil des Konstruktes hinterlässt einen besonderen Eindruck. Es gibt mE bessere Weihrauchdüfte, bessere Holzdüfte usw.
Auch in der Mischung entsteht nichts, was mich in Assoziation oder fernen Welten schwelgen lässt.

Rauch, „brennender Asphalt“ (so andere Rezensenten“ und eine tiefe Dunkelheit kann ich dem Duft nicht entnehmen.
Vllt bin ich aber auch durch Hersteller wie Nasomatto und Beaufort verdorben und meine Nase braucht wieder eine gewisse Zeit, bis ich subtilere Düfte genießen kann.

Interlude und ich sind leider nie auf eine Wellenlänge gekommen.

Sonstiges:
Der Flakon ist wunderschön, auch wenn dieses satte Blau nicht unbedingt diejenige Farbe wäre, mit der ich diesen Duft assoziieren würde.
Die Performance ist sehr stark, also ergibt sich hier wohl eine Korrelation von Preis und Haltbarkeit. Am nächsten Tag kann ich den Duft immer noch an mir riechen, an Kleidungsstücken tagelang.

Sillage?
Kann ich keine Angaben machen.
Meine Freundin hat ihn an mir nicht kommentiert. Also ist sie entweder sauer mit mir oder leider noch an den Nachwehen ihrer Coronainfektion oder die Sillage ist nicht sonderlich ausgeprägt. Von letzterem gehe ich eher nicht aus.

Schade eigentlich.


2 Antworten
Tilki vor 2 Jahren 7 2
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
der polierte Katholizismus
Folgende Rezension unterliegt der Annahme, dass der Duft „Avignon“ die katholische Kirche/den Katholizismus verkörpern bzw. repräsentieren soll:

Ausgehend von Augustinus, der den Ausdruck der Civitas Dei in seiner ab 413 nChr entstandenen Schrift „De civitate Dei contra Paganos populär gemacht hat, haben katholische Theologen versucht die katholische Kirche als Konstrukt mit eben jenem Ausdruck gleichzusetzen, mehr oder minder plausibel. Die Kirche als „Gottesstaat/perfekte Gesellschaft“ in Abgrenzung zur banalen, säkularen und sündbehafteten Welt.
Nicht nur in der katholischen Binnentheologie ist dieser Versuch umstritten. Die Gründe hierfür liegen nicht nur seit Bekanntwerden der zahlreichen Missbrauchsfälle auf der Hand.
„Avignon“ erscheint mir nun wie der Versuch oben beschriebene Überzeugung materialisieren und damit Duft werden zu lassen:

Reiner Weihrauch, Balsam, Anklänge von pudrigen Noten, helle Harze und beim ersten (und zweiten) Testen etwas blumig/rosiges, welches ich später nicht mehr reproduzieren konnte.
Also die duftgewordene Verkörperung einer idealen Kirche ohne dunkle Ecke, ohne den Muff von Jahrtausenden und damit mir persönlich, auch wenn ich den Duft zu schätzen weiß, zu glatt, zu eindimensional.

Als würde man vor Beginn einer katholischen Liturgie mit der Nase am geöffneten Schiffchen (Naviculum, das Gefäß zur Aufbewahrung des Weihrauchs vor, während und nach der Liturgie) verweilen. Vorzugsweise gefüllt mit weißem Weihrauch hergestellt auf dem Berg Athos (immerhin zeigt sich hier eine ökumenische Leistung, da ja dieser den orthodoxen Kirchen zugehörig ist).
Unverbrannter, reiner Weihrauch also.
Mir persönlich fehlt der Duft kalten Gemäuers, geschwängert von Jahrhunderten an Gebeten. Dem Duft alten Holzes, abgesessener und geknieter Kirchenbänke, dem Russ unzähliger, abgebrannter Kerzen.

Insbesondere, da man mit Avignon eine Stadt voller Geschichte gewählt hat. Den alten Katholizismus der Päpste repräsentierend, mit ihren Palästen und Burgen und gothischen Kathedralen. Den Katholizismus des Schismas, der politischen Ränkeschmiede.

Hier erscheint mir, ich wiederhole mich,
„Avignon“ zu brav, zu rein, zu ätherisch ungebunden.

Ein paar Formalia zu Abschluss:
Wie auch die anderen Düfte der Reihe empfinde ich ihn als relativ linear. Mittlere Haltbarkeit auf der Haut von 4-5h, ebenfalls mittlere Sillage.

Ein Duft, der zum Denken anregt, zum Assoziieren und gedanklichen Abschweifen.
Ich trage ihn daheim trotz genannter Kritikpunkte gerne. Für den Bereich außerhalb der eigenen vier Wände würde ich ihn eher nicht tragen.
Gerne mehr davon!
2 Antworten
1 - 5 von 6