Undine
Undines Blog
vor 10 Jahren - 01.03.2014
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Auf Dufttour in Paris

Freitagabend, Viertel vor zehn. Wieder zu Hause nach einem langen Tag unterwegs. Die Füße schmerzen, die Beine sind müde, der Magen knurrt (seit dem Frühstück gab’s nur ein Croissant).

Aber was ist die erste Aktion? Das Tütchen mit den Duftstreifen aus der Tasche angeln. Jeden Streifen einzeln in Alufolie wickeln, fest, fester, am festesten. Das Vakuumiergerät aus der Schublade kramen, die Streifenpäckchen luftdicht einschweißen. Ab damit in den Kellerkühlschrank. Dann erst gibt’s Abendessen… (Herr Undine zieht die Augenbrauen hoch. Sagt’s nicht, aber – ich kann’s an der Mimik ablesen – denkt es: "Die spinnen, die Parfumos.")

Ein Tag Februar-Dufttour in Paris:

  • Gesichter hinter Parfumo-Nicknamen kennengelernt, fünf nette Leute, spontaner "Draht".
  • Im Caron-Laden am Boulevard St. Germain die berühmten "fontaines" bewundert. Und den Charme des Ungleichzeitigen, nostalgische Fläschchen und Düfte versus licht-moderne Einrichtung.
  • In einer freundlichen kleinen Nicolaï-Boutique endlich mal sämtliche Raumdüfte getestet - ein bisschen sommerlicher Fliederzauber musste dann mit ;-).
  • Bei Fragonard die schöne Kunst der feinen, leichten Eaux beschnüffelt.
  • Bei Guerlain an den Champs Elysées in die Zeitmaschine gestiegen, Reise ins Gestern im Tempo von übermorgen – rund 130 Jahre binnen fünf Sekunden: Die Zwölfer-Serie der historischen Düfte, die es zu riechen gab, begann mit "Muguet" aus den 1880er Jahren (daher die Duftstreifen, aber das ist eine Geschichte für sich).
  • Im großen, weiten Nasenparadies Jovoy – gibt es irgendeine Nischenmarke, die es dort nicht gibt? – die Ermattung des eigenen Geruchssinns bedauert (Vorsatz für die nächste Paris-Tour: gleich morgens dorthin, noch frisch und mit viel Zeit).
  • In Serge Lutens' Laden-Gruft – düstere, "magisch" ornamentierte Wände, düsteres Mobiliar, dunkle Duftschwaden, violettes Licht – sinniert, ob es einen parfümistischen Gothic-Style gibt.
  • Schließlich doch noch den Schirm aufgespannt: Der kalte Regenguss am Spätnachmittag hätte gerne wegbleiben dürfen. Sei’s drum: Die Wetterfrösche von Méteofrance hatten schon ab vormittags "stürmische Schauer" vorausgesagt – die hatten freundlicherweise Verspätung.
  • Bedauernd Abschied genommen von fünf liebenswerten Mit-Duftverrückten.
  • Und in der Bahn schallend gelacht: Auf die Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Kinder" ließ der Zugchef bei der nächsten Ansage "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Schwarzfahrer" folgen ;-).

Der Tag war schön, das Treffen hat Spaß gemacht. Alles hat gepasst, das "Programm" samt Wege- und Zeitplan (danke, Duftstick!), die Größe des Grüppchens (für mehr Leute wäre in den Parfümerien gar nicht Raum gewesen, mit Ausnahme von Jovoy), die Stimmung, das persönliche Klima (danke euch allen!). Nur das Wetter war nicht ideal; aber das ließ sich leicht verschmerzen.

Wann fahren wir das nächste Mal ;-D ?

P.S. Herr Undine hat natürlich völlig Recht, wir Parfumos haben 'ne Meise. Aber Meisen sind sympathische Tierchen. (Und die Duftstreifen riechen dank der "Konservierung" immer noch kraftvoll und köstlich ;-D...)

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