Warilol

Klassische Neroli-Düfte wollen einfach nicht so recht zu einem jüngeren Menschen passen, das muss wohl an der Oma-Assoziation und 4711 liegen, ein Fluch sozusagen, made in Germany. Schade eigentlich, denn grundsätzlich mag ich diese Note sehr gerne.

Abhilfe könnte da der neue Flanker von Bulgari schaffen. Gesicht der Werbekampagne ist ein 33 jähriges Model namens Nick Bateman, bekannt geworden durch Instagram und diversen anderen sozialen Medien. Wenn man sich diesen Typen aufs Plakat klebt, dann muss es sich ja wohl um einen modernen Duft handeln, und das trotz Neroli?

Die Antwort lautet ganz klar: Ja! Alberto Morillas hat hier einen jugendlichen Neorli-Duft geschaffen, der sich in meinen Augen problemlos in den Mittzwanzigern tragen lässt, nach oben hin natürlich kompatibel.

Gleich nach dem Aufsprühen bekommt man diese saftige Neroli-Frische, welche im Zusammenspiel mit der Bergamotte jedoch deutlich gezähmt wird, was wiederum diesen modernen Twist ausmacht, sehr schön!
Der weitere Verlauf erweist sich als sehr sanft, der Begriff "holziger Amber" beschreibt dies nahezu perfekt. Alles in allem handelt es sich hier um einen sehr hellen, frischen und sanften Duft.

Was die Performance angeht, so kann hier nicht sonderlich viel erwartet werden, logisch, denn es fehlt eine dunkle Holz-Basis. Die zirtische Frische hält etwa gut 2 Stunden und wandelt sich am Ende in ein cremiges Amberholz, sehr sanft daherkommend. Auf der Haut konnte ich somit etwa eine Haltbarkeit von 6 Stunden erzielen.

Einziger Kritikpunkt: Ich hätte mir eine dunklere Holznote gewünscht, genau das habe ich damals auch schon beim Wood Essence bemängelt. Aber okay, man wollte hier halt auf den Mainstream und das jüngere Publikum abzielen. Vergleiche zu Ferraris Bright Neroli oder Neroli Portofino sind hier also nicht wirklich sinnvoll.

Zusammenfassend ist Wood Neroli von Bulgari meiner Meinung nach der beste Designer-Release im Jahr 2019 gewesen. Ich war zu diesem Zeitpunkt verzweifelt auf der Suche nach einem für mich tragbaren und modernen Neroli-Duft, da kam der einfach wie gerufen.

Ja ich weiß, unkomplizierte und frische, gar synthetische Düfte haben es auf einer Plattform wie Parfumo doch recht schwer. Man hat alles schon gerochen und neigt dazu, eher dem hochwertigen und einzigartigen Nischenduft die Bestnoten zu geben.

Man kann durchaus über Qualität und Handwerk streiten, aber am Ende des Tages herrscht ein absolut indiskutables Gesetz: es besagt nämlich, dass einzig und allein Gefallen schön macht.

Bevor ich erläutere, warum mir der Lacoste Blanc so gut gefällt, möchte ich etwas ausholen und über meine Duftphilosophie reden.

Ich bin mir sicher, dass viele Parfum-Enthusiasten Düfte mit emotionalen Ereignissen oder Lebensabschnitten vergangener Zeiten eng verkoppeln. Dieser Duft hier beschreibt eine ganz wunderbare Zeit, nämlich den Sommer 2012. Ich war gerade mit meinem Bachelorstudium fertig und musste fast ein ganzes Jahr auf meinen Masterplatz warten. Es folgte ein Jahr voller Spaß, Freundschaften und Partyexzesse. Ich weiß noch genau, als ich von meinen Eltern zu Ostern eine Lacoste Geschenkbox bekam, wo unter anderem auch dieser Weiße drin war. WoW, der hat mich sofort begeistert, belebend und fruchtig, Assoziationen zu frisch gewaschener, weißer Wäsche konnte man hier nicht leugnen. Gleich am nächsten Tag redete mich mein Kumpel auf diesen Duft an. Ihm gefiel er so gut, dass er sich ihn ebenfalls direkt kaufen musste.

Fast 8 Jahre später besitze ich nun schon meinen 4. Flakon von Lacoste Blanc und ich muss zugeben, er wird meine Duftsammlung auch niemals verlassen. Mein mittlerweile bester Freund sieht das übrigens genauso, es ist bis heute sein Lieblingsduft geblieben. Ein unkomplizierter aber dennoch einzigartiger und frisch-floraler Duft, mit dem du sicherlich auch viele Komplimente bekommen wirst.

Was für mich jedoch viel wichtiger ist: dieser Duft steht für einen unvergesslichen Sommer und eine langjährige Freundschaft, die bis heute anhält. Zeiten, an die ich mich immer wieder gerne erinnere.

Mit zitrischen Düften ist das ja zwangsweise so eine Hass-Liebe. Sie besänftigen unser erhitztes Gemüt im Sommer und regen die Sinne an, halten jedoch leider Gottes nicht wirklich lange an. Nach wenigen Stunden ist der Zauber meist vorbei und die Moleküle verabschieden sich von unserer Haut.

Dior Homme Cologne macht da keine Ausnahme, im Gegenteil, denn aufgrund der simplen und zitruslastigen Duftpyramide wird hier schnell klar: Der Duft kann eigentlich gar nicht lange halten.

Ein Jammer, riecht er doch so unfassbar authentisch und grandios. Ich hatte ihn im Sommer doch tatsächlich mal im Kühlschrank gelagert und dann bei der brühenden Hitze aufgesprüht, frisch aus der Dusche kommend. WoW, was für ein Erlebnis! Als würde ich eine eisgekühlte Zitrone bzw. Bergamotte aufschneiden, absolut natürlich und schnörkellos.

Gleich vorweg: bei diesem Duft handelt es sich um ein EdT, der Begriff Cologne ist also nur so gewählt. Ich denke ich muss gar nicht erwähnen, dass die Performance von Dior Homme Cologne nahezu vernachlässigbar ist, gerade wenn es im Sommer zu Schweißbildung kommt, hält die zitrische Erfrischung auf der Haut nicht mal eine Stunde an. Das wäre für mich alles gar nicht so schlimm, müsste man sich nicht mit diesem in meinen Augen zu hohen Preis auseinandersetzen. 110 Euro für ein Wässerchen, welches ich in der Sommerhitze ständig nachsprühen muss, ist schon ein wenig hoch. Zur Info: ich habe diesen Duft im Sommer gar nicht mal so oft benutzt und schon ca. 25 ml verbaten.

Daher komme ich zu dem Entschluss, dass Dior Homme Cologne für mich eher ein Benchmark ist, ein Sammlerstück, welches man sich ins Regal stellt. Man riecht gerne am Flakon, sprüht es im Sommer auf und erfreut sich an der grandiose-authenthischen Bergamotte, aber wirklich praktikabel ist diese ganze Geschichte nicht in meinen Augen.
Mal ehrlich, wer von uns führt denn seinen Duft in der Tasche mit raus und sprüht bei Bedarf nach? Dann wären ja dann noch die sogenannten Travel-Atomizer, aber will ich meinen Dior Duft mühselig umfüllen? Also ich eher weniger.

Ein strahlend blauer Himmel, während ich im Hintergrund den Wind durch die Pinien wehen höre. Der milde Frühling lässt den Boden unter meinen Füßen in prächtigem Grün erstrahlen, ich fühle mich wohl, rein und unkompliziert. Ich will heute gar nicht auffallen, niemanden verführen, nein. Ich will einfach nur meinen Spaziergang durch diese schöne, mediterrane Landschaft genießen und die kühle Meeresluft einatmen.

Überrascht bin ich, geht mein Ausflug doch mittlerweile schon fast 7 Stunden. Hätte ich gar nicht gedacht, dass ich so lange schon unterwegs bin. Aber das mag wohl an diesen knalligen Lavendelfeldern liegen, oder etwa doch an den formschönen, italienischen Kiefern?

Manchmal muss ein Duft nicht komplex oder einzigartig sein, denn solange er in dir einzigartige Momente und Erinnerungen hervorruft, hat er sein Ziel erreicht. Genau diese Szenerie geht durch meinen Kopf, wenn ich Artisan Blu aufsprühe. Er ist unkompliziert und frisch, hat aber gleichzeitig was sehr natürliches, gar naturverbundenes an sich. Eine klassische Designer-Synthetik und Bubblegum-Sweetness wird man hier nicht finden, zumindest ist das meine Meinung. Was den Duft für mich so toll macht, ist jedoch der Kräutermix in der Duftpyramide.

Probleme mit der Haltbarkeit habe ich hier nicht. Wie ich oben in meiner kleinen Geschichte beschreibe, hält dieser Duft an mir gut 7 oder mehr Stunden. Natürlich liegt er stets nah an der Haut, aber hier kann man getrost ein paar Extra-Sprüher verteilen, um die Haltbarkeit zu verbessern.

Für mich ein günstiger und toller Designer Duft aus der Artisan Reihe.

Ich hatte mir diesen Duft damals fast zeitgleich mit Layton im Frühjahr gekauft, angetrieben von diversen Youtube-Videos und Bestnoten auf Parfumo und Co. Nach zweimaligem Tragen und Testen musste ich ihn schon fast wieder abschreiben und bei Seite legen, aber dazu gleich mehr.

Während er im Opening dem Layton hinsichtlich der fruchtig-orientalischen Süße ähnelt, gesellen sich schon gleich zu Beginn die dunklen Holznoten hinzu, welche man in Layton aufgrund des Unisex-Charakters gänzlich vermisst. Trivial ausgedrückt also: Fruchtige Süße mit einem komplexeren Holz-Charakter. Genauso wurde der Duft beschrieben und exakt so fasst meine Nase ihn auch auf. Einzelne Duftnoten aus der Pyramide will ich hier explizit nicht erkennen, aber dafür ist meine Nase auch nicht geschult genug, wie auch immer.

Ich will an dieser Stelle gar nicht groß auf den Duftverlauf eingehen, das haben diverse Vorredner ja schon toll beschrieben, vielmehr möchte ich von meinen Erfahrungen und Erlebnissen mit diesem Duft berichten.

Anfangs schrieb ich, dass ich dieses Parfum schon fast wieder abgeschrieben hatte. Nachdem ich mir den Duft an einem Samstag im Frühling gekauft habe, musste ich ihn sofort am selben Abend ausprobieren und trug ihn für eine hitzige Clubbing-Nacht. Oh man, das war ein Fehler! Denn im Zusammenspiel mit Schweiß und einer feuchten Umgebung hat der Duft auf meiner Haut eine sehr animalische Note entfaltet, die ich mit ihrer Süße teilweise einfach als unangenehm empfand. Etwas enttäuscht habe ich ihn einen Tag später nach einer Dusche gleich wieder aufgetragen, ich wollte es einfach nicht wahr haben, dass er mir auf der Haut nicht so gut gefällt. Und wieder das gleich Erlebnis: Ich war draußen in der Frühlingssonne, leichte Schweißbildung kam ins Spiel und der Duft gefiel mir in seinem Verlauf einfach nicht.

Enttäuscht habe ich ihn bei Seite gelegt und mir gesagt, probierst du ihn eben im Winter mal wieder aus, schließlich ist er ja auch eher ein Duft für die kühleren Tage. Genau das habe ich getan und TADAA, er wirkt in einer kalten Umgebung bzw. Ambiente ganz anders und entfaltet für mich seine ganze Pracht. Ich trug ihn gestern auf einem Weihnachtsmarkt, umschlossen in einer geruchfreien Lotion und der Duft hat mich einfach umgehauen. Die schmackhafte Süße in Kombination mit den dunklen Hölzern auf einem urigen Weihnachtsmarkt, während der Geruch von Zimt und Glühwein in der Ferne das Ambiente abrundet. Ein schönes Erlebnis, was mir in Erinnerung bleiben wird.

Und ich mein, genau darum tragen wir doch Parfum. Es löst in uns Emotionen aus und erinnert an schöne Momente, die wir einst erlebt haben.

Lange Rede kurzer Sinn: Tolles Parfum, was aber wohldosiert auf eine bestimmte Situation angepasst werden muss.