YellaYella

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11 - 15 von 37
YellaYella vor 2 Jahren 27 8
Die Erzfeindin in disguise
Angel Muse ist mein parfumtechnischer Lernzprozeß in a nutshell. Von links kreischt dich Herr Fragrance an (hot hot hooooot!), der Flakon ist wunderschön, die Parfumo-Community ist beinah einhellig da mit überschwänglicher Begeisterung..was macht also die geneigte Blindkäuferin? Genau. Sie holt sich (wenigstens das) ein deutlich vergünstigstes Set aus dem Weihnachtssale. Man hat ja auch eine Verwantwortung als Sammlerin, dieses einsam alleinstehende Packerl im Regal hat mich, ich schwöa, traurig und bissi vorwurfsvoll angesehen.

Jedenfalls. Der Duft. Die Urmutter, muss ich vorab dazusagen, ist einer meiner absoluten Antidüfte, ich hab ihn zweimal geschenkt bekommen (ich werde in mich gehen, warum ich nach #teamangel aussehe, bin eindeutig #teamalien, wenn ich mich zwischen diesen Muglergranaten entscheiden müsste), mich zweimal sofort wieder entledigt. Ob des mehrfach erwähnten Nutellaanklangs und des eh nicht soooo arg angelig riechenden Duftes laut Bewertungen war ich wirklich neugierig. Man will sich ja auch selber hin und wieder herausfordern. Der Antiduft, der zum Signature wird quasi..ich warte noch auf diese Metamorphose. Es wär spannend.

Trage also Angel Muse großzügig auf-und denk mir in der Minute: Shit! Die DNA ist GENAU diesselbe wie bei der Urmutter und ich hasse sie nach wie vor mit Inbrunst. Warte aber geduldig auf die Nüsschennote (ja, die kommt, aber bei weitem nicht so intensiv und schmeichelnd wie erwartet) UND zudem ist der ganze Spaß bei mir nach kürzester Zeit vorbei. Nichts beastmode hier. Der Flakon ist allerdings wirklich schön. Findet auch meine 7jährige Tochter, die ihn gerne zum Spielen hätte. Nein, Hase, der kommt in den Souk, baba und auf Nimmerwiedersehen. Angel, in welcher Verkleidung du auch immer daherkommst, wir sind und bleiben Erzfeindinnen.

8 Antworten
YellaYella vor 2 Jahren 7 5
Raffiniert und zeitlos
Zuletzt trieb meine Parfumliebe wilde Blüten, vieles wurde ausprobiert, vieles verworfen, manches (sehr) gemocht und in seltenen Fällen wurde es "actually love". Wie hier.

Moroccan leather kam als halbherzig bestellte Probe zu mir, weil mir Memo als Marke schon ein paar Mal aufgefallen war. Alleine diese kunstvollen Flakons! Und Leder als Duftzutat finde ich in der Faserschmeichlerversion grundsätzlich fein. Creme de Cuir/bdk zum Beispiel ist dafür ein gelungener Kandidat.

Moroccan leather ist allerdings alles andere als ein dezenter, leiser Duft. Schon die Kopfnote ist raumfüllend. Ich empfinde sie als kräuterig, ungezähmt und gleichzeitig durchdacht. Später macht sich ein Fest aus Gewürzen, Iris und Ylang-Ylang breit, wobei wir hier weit weg von irgendwelchen Sonnencreme-Vibes sind. Lichtjahre weit weg. Eher evoziert der Duft bei mir den Besuch einer Galavorstellung, Richtung Avantgarde, in der man Marlene-Dietrick-like mit Frack und Barett auftaucht und alle Blicke auf sich zieht. Hedonismus meets Eleganz. Ich finde, Moroccan leather zu tragen erfordert diesen gewissen Schritt Wagemut, diese Lust, aufzufallen. Trotzdem ist es kein Duft, der die Mitmenschen mit seiner Sillage belästigt. Er schafft den Mittelweg, so man selbst weiß, wo die Grenzen sind und sich nicht völlig überbordend einsprüht.

Die Basis ist ein markanter, tendenziell leicht männlicher Charakter, wobei ich das Leder und den Vetiver hier so wunderbar und gekonnt "verbaut" finde, dass die ganze Komposition absolut unisex ist, weil zeitlos, weil raffiniert und gleichzeitig nicht überladen. Er verweigert sich elegant jedweder Genderzuschreibung. (Ambrox hätte ich hier übrigens neverever vermutet. Nie!)

Fazit: Für mich ein Liebling in meiner Sammlung. Von der Schönheit und grandiosen Haptik des Flakons mit dem fliegenden Adler auf goldenem Grund ganz zu schweigen.
Ich schwelge in diesem Duft und freue mich darauf, mehr von Memo zu entdecken.
5 Antworten
YellaYella vor 2 Jahren 14 5
Lost in space
Diese Woche war eine seltsame welche, gemischte Gefühle, Ferien im Schnee, Ausgrabung und Wiederbelebung meiner inneren Pistensau, wunderschöner Ausritt in Natur und überhaupt. Kombiniert mit einem kaputten, und zwar kapital kaputten Auto, das im ungünstigsten Moment einen Totalausfall hatte. Nämlich auf einem vereisten Berg. Spoiler: Rückwärtsrollen ohne Bremsleistung nicht gut.

Jedenfalls, nach einer dreieinhalbstündigen Heimreise via Zug durch Österreichs Bergwelt mit Sack und Pack und zwei Kindern redlich erschöpft zuhause angekommen und im Postkastl Duftpost gefunden-made my day! Darin befand sich unter anderem Ganymede, der eigentlich lange so gar nicht auf meiner inneren Merkliste stand. Mich dann aber doch neugierig gemacht hat, weil diverse..wie nennen wir sie? (Ich weigere mich, das Wort Influencer zu benutzen, dabei beeinflussen mich diese Menschen kapital in meinen Entscheidungen, zumindest die Handvoll, die ich ernstnehme) Gut,. Weil also diverse Influencer davon geschwärmt hatten und ich die Zutaten und Parfumo-Rezensionen extrem interessant fand. Zudem steckt Quentin Bisch dahinter, der einen meiner liebsten Designerdüfte ersonnen hat: Girls can do anything. Den finde ich tatsächlich unique und spannend. Von Mademoiselle Delina ganz zu schweigen.

Ganymede habe ich dann auch tatsächlich als Erstes aus dem neu angekommenen Düftlirudel aufgetragen und es war instant love. Passiert mir eher selten in der Intensität, aber hier war die Stoßrichtung klar. Musswillhaben. Warum?

Er ist glasklar, hell und mystisch gleichzeitig. Was eine besondere Kongruenz ist. Mich erinnert er in seiner DNA an einen meiner allerliebsten Hermes-Düfte, den Jardin sur la Lagune. Wobei bei Ganymede weit und breit keine Magnolie zu finden ist und auch sonst wenig Ähnlichkeiten auf dem Papier bestehen. (Auch Chloes Nomadin hat eine gewisse Ähnlichkeit, wie ich finde. Nomade war und ist mir aber zu kratzig, ich hab es oft versucht mit ihr.) Trotzdem löst er bei mir ganz ähnliche Gefühle wie der Lagunengarten aus. Classy und schön, sophisticated und extrem anziehend.

Ganymedes Anfang ist eindeutig zitrisch, aber nicht auf die für mich belanglos bergamottige Art, die sich sofort wieder verflüchtigt, sondern das hier hat eine elegante Qualität, die bestehen bleibt und im drydown einen interessanten Twist&Aufschwung bekommt.
Später gesellt sich anscheinend (ich tue mich immer noch schwer, exakte Duftnoten aus Parfums heruaszuriechen und vergleiche eher die Gesamteindrücke) die Immortelle prominent hinzu und das ist wohl meine Assoziation mit Nomade, die hier zum Tragen kommt. Eine dezente Holzigkeit folgt und vereint sich mit dieser ominpräsenten Zitrik auf das Allerfeinste.

Von futuristisch war hier die Rede und ich verstehe die Assoziation total. Lost in space, als singulärer, fein geschliffener Edelstein im All schwebend. Für mich ist der Duft übrigens eindeutig unisex und hat nicht nur eine wunderbare Haltbarkeit, sondern auch Sillage ( gestern beim Arzt, mittags, nachdem ich ihn in der Früh aufgetragen hatte: "Meine Güte, Sie riechen gut!" ) und es ist klar, dass er hier ganz bald einziehen muss.




5 Antworten
YellaYella vor 2 Jahren 6 3
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
You had me at hello
Mac ist eine Marke, die mich seit ich eine Teenagerin bin begleitet, eine echt love brand, auch wenn ich deren Umgang (bzw. den der Konzernmutter Estee Lauder) mit dem Thema Tierversuche fragwürdig und unsympathisch intransparent finde. Ich wusste also, es gibt die shadescents, aber auf meinem Habenwollen-Radar war immer Anderes (Powder Kiss Lipsticks und Glow play Blushes unter anderem).
Irgendwo tauchte dann aber Velvet Teddy, eigentlich ein absoluter Lippenstift-Klassiker, als Duftempfehlung für winterliche Gefilde auf. Ich las etwas von Honigvibes und Tabakanklägen (beides etwas, für das ich empfänglich bin) und als ich Chergui als großen Duftbruder vernahm, war klar: Velvet Teddy muss einziehen. Denn Chergui gehört zu meinen allerliebsten Düften ever, komplex, dicht, schön. Speziell.

Das Opening ist für mich eindeutig von Honig begleitet, aber als blümerant nehme ich hier kaum etwas wahr. (Auch den Ingwer, eine Duftnote, die ich sehr mag, rieche ich nicht.) Was mir aber grundsätzlich sehr zugute kommt, weil ich mit blütigen Düften eher wenig anfangen kann (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich merke jedenfalls schon da ziemlich große Begeisterung und finde den Duft tatsächlich cherguiesk, gemischt mit Tobacco Vanille. Aber der Reihe nach.. Fast umgehend kommt also für mich der Tabak (oder die Tabakblüte) ins Spiel. In weiblich allerdings, wobei ich auch Männer mit Velvet Teddy sehe, er ist durchaus unisex. Und ab dieser Kurve ins Tabaklastige hat mich Velvet Teddy entgültig. Ich finde ihn sehr unique (was wohl daran liegt, das mir die Tobacco Vanille samt Nachbauten-Fraktion bisher sehr egal war), betörend, auffällig und gleichzeitig wärmend. Er hat ein deutliches Profil & ich finde es immer schön, wenn Düftlis unverwechselbar sind.

Seit zwei Tagen sind wir nun im tief winterlich eingeschneiten Ferienhäuschen meiner Eltern in den Alpen und ich finde ihn für solche Anlässe perfekt. Zudem ist die Haltbarkeit eine Gute. Chapeau, Mac! Ich werde die shadesecents künftig nicht mehr so schändlich verschmähen.
3 Antworten
YellaYella vor 2 Jahren 30 11
Erwachsen, mon dieu!
Dereinst, als ich noch in Der Großen Stadt studierte, stand ein klitzekleines Fläschen Cinema im Badkästchen einer Frau, die ich mir mit meinem ersten Freund teilte. Mein damaliger Freund hatte ein sanftmütiges Naturell und trug sein metalkonzertetaugliches Haupthaar lang und blond. Äußerlich Elfe, stand dieser Mann gerne mit "Davidian" von Machine Head auf, während ich mich im Bad verkroch und innerlich Simon und Garfunkel oder Ähnliches summte. Dieses Bad teilte ich mir mit Cinema. Und der anderen Frau. Um den Kreis zu schließen.

Jedenfalls, die andere Frau. Sie war Filmfreak, höchst sympathisch, und organsierte damals einen kleines, lokales Filmfestival in ihrem Heimatort. Höchst sympathisch. Und irgendjemand dürfte es apart gefunden haben, ihr damals Cinema von YSL zu schenken. Sie wohnte im Zimmer nebenan und war die WG-Kollegin meines wunderschönen Elfenmenschen. (Imagine: Eine Mischung aus Kurt Cobain und Legolas)

Hin und wieder sah ich dieses Parfum herumstehen und eines schönen Tages siegte meine Neugier: Ein zarter Spritzer Cinema benetzte meine Haut und was WAR das für ein cinematographisches Fest! Bilder von französischem Savoir vivre, ein wilder Garten, in dem man mit einem Glas trockenem Weißwein sitzt und die laue Frühlingsluft genießt. Eine etwas kräuterige Vanille, die weit weg von übersüßtem Vanillekipferl agiert und mein Faible für Sanftmütiges und trotzdem Herbes bestens traf. Cinema hatte damals noch mehr warme Vanille on top und war im Auftakt bissi weniger würzig, wenn mich die Erinnerung nicht trügt.

Vorgestern kam der neue, extragroße, cinemascopische Flakon quasi, an. Der Duft riecht dezent anders, aber nicht arg verschlimmbessert aka reformuliert. Die DNA ist die Gleiche und obwohl ich ihn als winterlich in Erinnerung hatte, ist er am Weg, sich in meine Hirnrinde als ganzjähriger, komplexer und gleichzeitig unkomplizierter Begleiter einzunisten. Gestern trug ich ihn mit meinem schwarzen Rive gauche Pullover und fühlte mich so Greco wie nur irgendmöglich. In meinen Kopf tönte zwar leise "Davidian", aber ich bin jetzt erwachsen. mon dieu. Und teile weder mein Badkästchen mit Menschen, die ich mir nicht explizit dafür ausgesucht habe noch halte ich mit meinen Abneigungen hinter dem Berg. Cinema holt mich genau dort, am Mont Selbstbewusstein, ab.
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