Capri 2017

Skjomi
11.06.2018 - 14:40 Uhr
40
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Another Year with nothing to do

Schaut man über die Songtexte, die 1969 beinhalten, könnte man den Eindruck bekommen, das war ein langer, heißer Sommer (ähnlich wie der, der jetzt schon begonnen hat) – einer, der schöne Erinnerungen beinhaltet (those were the best days of my life) oder auch einer, der eine gewisse Leere und Ratlosigkeit mit sich brachte, die Anfänge des Punk (another year with nothing to do). Aber auch Woodstock, die Mondlandung, Freiheit, Grenzenlosigkeit, Rebellion. Für Johan Bergelin, den Gründer der Marke 19-69, eine Ära von Freiheit, Toleranz und Gegenkultur.

"Capri" aus der Reihe dieser recht verschiedenen Duftreisen vermittelt hier das Bild des Sommers, in dem Parfüm beigelegten Textblatt wird eine Fahrt durch blühende Orangenhaine beschrieben, genauer sogar durch die Umgebung der Villa Malaparte auf Capri, einem Anwesen auf einem kleinen, vorspringenden Felsen im Meer, welches als das schönste Haus der Welt gilt und als Schauplatz des Films „Die Verachtung“ von Jean-Luc Godard fungierte. Der kleine Text bezieht sich auch auf die Cabrio-Szene des Films, auf Brigitte Bardot und den Wind in ihren Haaren, draußen im Meer liegt die Yacht der Onassis, auf der dem Nichtstun gefrönt wird und kühle Drinks gereicht werden.

Der Duft entspricht diesem Bild, wenngleich er leicht und lebensfroh rüberkommt, die Schwere, die sich in den Spannungen des Paares im Film auch zeigt, sowie die Bitterkeit, die ebenso ein Zug dieses eindrucksvollen Hauses ist, werden nur dezent angedeutet in den bitteren Orangenaromen.

Ein schöner Beginn mit Orangenblüten und einem Hauch Mandel, gut unisex austariert, wie ich finde, und von trockenen Kräutern unterlegt wie ich sie mir geruchlich in so einer felsigen Gegend am Meer vorstelle, aromatisch und von der Sonne erhitzt. Der Duft strahlt Leichtigkeit aus, ein Gefühl wie ein fliegender Schal im Wind, wenn das Cabrio um die Kurve biegt, wehendes Haar, Helligkeit, flirrende Sonne. Ein wirklich schöner Sommerduft, leicht und ein wenig beruhigend, der Erde und dem Himmel verbunden.

Der einzige Nachteil für mich ist die Haltbarkeit – bei den jetzigen Temperaturen an und um die 30 Grad wäre er ideal, aber meine Haut scheint auch Durst zu haben und frißt die schönen, hellen, zitrischen Düfte in kürzester Zeit auf, es bleibt nur ein ganz kleiner Hauch, und das ist mir zu wenig.

Der Flakon gefällt mir dagegen, er ist schön schlicht und liegt gut in der Hand – die Farbe des Duftes ist wundervoll getroffen, ein tiefes, sattes Gelborange reifer Orangen und untergehender Sonne.

Jetzt bin ich gespannt auf die anderen Düfte dieses ereignisreichen Jahres!
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