27.01.2018 - 14:33 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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47
Räuchern! Mehr räuchern!!!
Ach schade, ich hätte den so gerne mögen wollen!
Eigentlich, vom Kopf her, geht mir das Konzept von "Aesop" gehörig auf den Zünder. Alles so auf super-nüchtern und zugleich super-edel gemacht, so ein bisschen wie Apotheken-Ernsthaftigkeit gepaart mit Heititei-Ästhetik, eine Pseudo-Zen-Anmutung, für die den Leuten dann tief in die Tasche gegriffen wird. Dass gute Düfte oft einen hohen Preis haben, ist man gewohnt, da motz ich nicht rum, ich bin als Konsument da ja auch Teil dieses Spiels. Ich will auch gar nicht immer wissen, ob der Preis im Einzelfall durch die besonders edlen Rohstoffe gerechtfertigt ist oder ob da Gewinnspannen von vierstelligen Prozentzahlen drin stecken (kommt sicher beides gelegentlich vor).
Aber die Jungs und Mädels von Aesop verkaufen halt nicht nur teure Parfüms, sondern auch den Flüssigseifenspender für 35 Euro. Das muss dann doch nicht sein, finde ich. Und das ganze Vermarktungskonzept ist mir sowieso ein bisschen zu sakral, ein bisschen zu sehr nach "Ihr sollt in die Parfümerie gehen wie in einen Gottesdienst!" - da steh ich nicht so drauf. Und dann der affige Strich über dem E von Aesop! Aaaargh! Der ist etwa so sinnvoll wie die Buchstabenfolge "Häagen-Dasz". Wenn die Schnellrecherche stimmt, ist "Aesop" im Ursprung eine griechisch-australische Geschichte: Ein griechischer Friseur in Australien gründet vor 30 Jahren eine Kosmetiklinie und nennt sie "Aesop", was ja für ihn als Griechen auch nicht allzu fern liegt: Aesop, der große altgriechische Fabeldichter, der mit dem Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen, kennt man ja. Nur heißt der auf griechisch Aisop (gesprochen Eisop), latinisiert Aesop (gesprochen Äsop), englisch und deutsch geschrieben Aesop, französisch Ésop, aber in keiner mir bekannten Sprache der Welt Aésop. Solche Hipster-Verhunzungen machen mich richtig aggressiv (sagt der eine Designer: "Nee, mach mal auf das e noch ´n Akzent, ist doch schnurz ob der da hingehört, sieht geil aus, verkauft sich gut." Sagt der zweite: "Saugute Idee, und weißt du was, mach keinen normalen accent aigu, mach einen waagrechten Strich, sieht noch geiler aus, irgendwie geheimnisvoll nach Herr der Ringe, elbisch und so, kann man den Preis nochmal um 20 Prozent erhöhen"). Übrigens ist diese gräko-autsralische Unternehmung dann vor ein paar Jahren an einen brasilianischen Großkonzern verkauft worden. Also totalo globalizado. So, also das war der Kopf. Aber der setzt sich ja in Parfumangelegenheiten meist nicht so durch, und so muss ich zugeben: Auch mich törnt die Aesop-Ästhetik an. Mist.
Und dann der Name "Hwyl". Klingt doch klasse, oder? Kurz aber wurz, bisschen geheimnisvoll und bisschen lustig. Es gibt nicht so viele Online-Wörterbücher für deutsch - walisisch/gälisch, aber wenn ich es recht verstehe, heißt "hwyl" zum einen "Segel, Windmühlenflügel" und zum anderen "Humor, gute Laune, Begeisterung". Was will man dagegen sagen!
Und schließlich der Test (mein erster Aesop-Test): Weihrauch! Suuuuper! (Weihrauch geht bei mir fast immer). Und diesmal nicht leicht und fluffig (wie in "Sancti" zum Beispiel), sondern schön düüüster, knarzig-harzig, holzig-bolzig, aber mit klitzekleinen süßen und witzig-minzigen Einsprenkelchen drin. Und dadurch bei aller finsteren Räucherei doch nicht so, dass man Angst vor bösen Geistern kriegen muss, sondern das ganze mit einer Prise "hwyl" nehmen kann. So moosig-waldig empfinde ich den übrigens nicht, aber das mag anderen anders gehen. Gewürze und Kräuter, ja, das schon, aber übrigens no way orientalisch. Eher schon solche Gewürze und Kräuter, die schon die keltischen Druiden kannten. Soso, ganz feine Sache! In dieser Phase war ich entschlossen, mindestens 9 Punkte zu geben.
Leider, leider, leider schaut dann, wenn die Weihrauchschwaden sich ein bisschen verzogen haben, da irgendetwas undefinierbares raus, was ich stinkig finde. Irgendwas unschönes, animalisches (andere finden das sicher gut, aber ich absolut nicht). Was ist das bloß? Der berüchtigte Fäkal-Oud? Oud soll wohl nicht drin sein. Ist das doch wieder meine anscheinend bestehende Abneigung gegen Vetiver, die unberechenbar immer mal wieder zuschlägt (manchmal komischerweise aber auch nicht). Ich weiß es nicht. Aber irgendwie ist es so, als ob unter den Holzstößen und Weihrauchschwaden so etwas wie ein totes Eichhörnchen liegt, sodass man dem Meister Druiden im keltischen Wald immer zurufen möchte: "Räuchern!!! Mehr räuchern!!!", sobald diese Note durchdringt.
Also im Ergebnis, nix für mich. Spannender Duft ist es aber garantiert.
Was zu ergänzen wäre: Für den aufgerufenen Preis und für ein Parfüm der Duftrichtung: "Alles, was kracht" eine eher mittelprächtige Haltbarkeit und Sillage. In diesem Falle für mich vorteilhaft, aber vielleicht nicht für die, die auf den Duft stehen.
Eigentlich, vom Kopf her, geht mir das Konzept von "Aesop" gehörig auf den Zünder. Alles so auf super-nüchtern und zugleich super-edel gemacht, so ein bisschen wie Apotheken-Ernsthaftigkeit gepaart mit Heititei-Ästhetik, eine Pseudo-Zen-Anmutung, für die den Leuten dann tief in die Tasche gegriffen wird. Dass gute Düfte oft einen hohen Preis haben, ist man gewohnt, da motz ich nicht rum, ich bin als Konsument da ja auch Teil dieses Spiels. Ich will auch gar nicht immer wissen, ob der Preis im Einzelfall durch die besonders edlen Rohstoffe gerechtfertigt ist oder ob da Gewinnspannen von vierstelligen Prozentzahlen drin stecken (kommt sicher beides gelegentlich vor).
Aber die Jungs und Mädels von Aesop verkaufen halt nicht nur teure Parfüms, sondern auch den Flüssigseifenspender für 35 Euro. Das muss dann doch nicht sein, finde ich. Und das ganze Vermarktungskonzept ist mir sowieso ein bisschen zu sakral, ein bisschen zu sehr nach "Ihr sollt in die Parfümerie gehen wie in einen Gottesdienst!" - da steh ich nicht so drauf. Und dann der affige Strich über dem E von Aesop! Aaaargh! Der ist etwa so sinnvoll wie die Buchstabenfolge "Häagen-Dasz". Wenn die Schnellrecherche stimmt, ist "Aesop" im Ursprung eine griechisch-australische Geschichte: Ein griechischer Friseur in Australien gründet vor 30 Jahren eine Kosmetiklinie und nennt sie "Aesop", was ja für ihn als Griechen auch nicht allzu fern liegt: Aesop, der große altgriechische Fabeldichter, der mit dem Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen, kennt man ja. Nur heißt der auf griechisch Aisop (gesprochen Eisop), latinisiert Aesop (gesprochen Äsop), englisch und deutsch geschrieben Aesop, französisch Ésop, aber in keiner mir bekannten Sprache der Welt Aésop. Solche Hipster-Verhunzungen machen mich richtig aggressiv (sagt der eine Designer: "Nee, mach mal auf das e noch ´n Akzent, ist doch schnurz ob der da hingehört, sieht geil aus, verkauft sich gut." Sagt der zweite: "Saugute Idee, und weißt du was, mach keinen normalen accent aigu, mach einen waagrechten Strich, sieht noch geiler aus, irgendwie geheimnisvoll nach Herr der Ringe, elbisch und so, kann man den Preis nochmal um 20 Prozent erhöhen"). Übrigens ist diese gräko-autsralische Unternehmung dann vor ein paar Jahren an einen brasilianischen Großkonzern verkauft worden. Also totalo globalizado. So, also das war der Kopf. Aber der setzt sich ja in Parfumangelegenheiten meist nicht so durch, und so muss ich zugeben: Auch mich törnt die Aesop-Ästhetik an. Mist.
Und dann der Name "Hwyl". Klingt doch klasse, oder? Kurz aber wurz, bisschen geheimnisvoll und bisschen lustig. Es gibt nicht so viele Online-Wörterbücher für deutsch - walisisch/gälisch, aber wenn ich es recht verstehe, heißt "hwyl" zum einen "Segel, Windmühlenflügel" und zum anderen "Humor, gute Laune, Begeisterung". Was will man dagegen sagen!
Und schließlich der Test (mein erster Aesop-Test): Weihrauch! Suuuuper! (Weihrauch geht bei mir fast immer). Und diesmal nicht leicht und fluffig (wie in "Sancti" zum Beispiel), sondern schön düüüster, knarzig-harzig, holzig-bolzig, aber mit klitzekleinen süßen und witzig-minzigen Einsprenkelchen drin. Und dadurch bei aller finsteren Räucherei doch nicht so, dass man Angst vor bösen Geistern kriegen muss, sondern das ganze mit einer Prise "hwyl" nehmen kann. So moosig-waldig empfinde ich den übrigens nicht, aber das mag anderen anders gehen. Gewürze und Kräuter, ja, das schon, aber übrigens no way orientalisch. Eher schon solche Gewürze und Kräuter, die schon die keltischen Druiden kannten. Soso, ganz feine Sache! In dieser Phase war ich entschlossen, mindestens 9 Punkte zu geben.
Leider, leider, leider schaut dann, wenn die Weihrauchschwaden sich ein bisschen verzogen haben, da irgendetwas undefinierbares raus, was ich stinkig finde. Irgendwas unschönes, animalisches (andere finden das sicher gut, aber ich absolut nicht). Was ist das bloß? Der berüchtigte Fäkal-Oud? Oud soll wohl nicht drin sein. Ist das doch wieder meine anscheinend bestehende Abneigung gegen Vetiver, die unberechenbar immer mal wieder zuschlägt (manchmal komischerweise aber auch nicht). Ich weiß es nicht. Aber irgendwie ist es so, als ob unter den Holzstößen und Weihrauchschwaden so etwas wie ein totes Eichhörnchen liegt, sodass man dem Meister Druiden im keltischen Wald immer zurufen möchte: "Räuchern!!! Mehr räuchern!!!", sobald diese Note durchdringt.
Also im Ergebnis, nix für mich. Spannender Duft ist es aber garantiert.
Was zu ergänzen wäre: Für den aufgerufenen Preis und für ein Parfüm der Duftrichtung: "Alles, was kracht" eine eher mittelprächtige Haltbarkeit und Sillage. In diesem Falle für mich vorteilhaft, aber vielleicht nicht für die, die auf den Duft stehen.
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