01.12.2019 - 14:54 Uhr
Meggi
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32
Richtigstellung
Kürzlich merkte ich anlässlich meines Kommentars zu ‚Cornaline‘ an, dass Anatole Lebreton als Marke der einzige Anbieter mit halbwegs nennenswertem Portefeuille sei, von dem ich alle Düfte kenne. Buchstäblich umgehend wurde diese Feststellung durch das Erscheinen der vorliegenden Nummer sieben des Sortiments unwahr. Ein Umstand, den Derailroaded offenbar so nicht stehenlassen mochte, denn flugs wurde ich von ihr mit einer Probe versorgt, auf dass ich meine Aussage richtigstellen könne – vielen Dank dafür!
Na, wenn heute mal nicht Labdanum-Stink beteiligt ist. Gleich vorneweg denke ich daran, ehe mit Verzug auch andere Eindrücke ran dürfen. Obst (Birne und Himbeere – ja, Pflaume – nein, allenfalls unreife Zwetschge, einen Hauch von Apfel vielleicht; übrigens alles „Rosengewächse“) sowie vor allem Rose lassen sich in einer frisch-fruchtigen, fast luftig-ätherischen Weise riechen, die ich bei diesem Parfümeur nicht erwartet hatte. Und sie werden dann rasch weggewischt von einem teerigen Dreh, der meine obige Vermutung unterstreicht. Erinnert mich an Diors ‚Oud Ispahan‘. Klugerweise verbleibt freilich eine Andeutung seifiger Rose, gestützt vom ebensolchen Potential des Jasmin, so dass es nicht komplett angepieselt wirkt. Oder womöglich noch nicht, warten wir’s erstmal ab, wir haben es mit Herrn Lebreton zu tun…
Floraler Lippenstift wie aus dem Geschwister-Duft ‚Incarnata‘ tritt hinzu. Überhaupt bietet ‚Perfumista‘ im Verlauf des Vormittags durchaus kühlere, luftigere Anwandlungen, die sich allerdings dem saftig-zähflüssigen Gesamtbild unterordnen. Mittags wittere ich eine das hellrauchige streifende Holzigkeit, einerseits staubig, andererseits voluminös – wegen des Beitrags des Floralen und der Süße. Gar eine Ahnung von Leder wird, nun ja, eben erahnbar, gespeist fraglos aus Patchouli, doch zugleich unter Nutzung des herbfloralen Vermögens.
Außerdem zeigt sich eine Unterlage aus (vermutlich) Vetiverylacetat, die ich an nachfolgenden Testtagen mit dem Wissen darum bereits deutlich früher wahrnehme. Sie lotet ihre Nähe zum Harzig-Rauchigen aus und leitet damit über in den Schlussteil, denn für das Ende tippe ich auf Vetiverylacetat und Labdanum, also eine säuerlich-rauchige, leicht angepieselte Stimmung, die auf der Haut recht wuchtig, aber ansonsten keineswegs übergriffig ist, zumal sich durchweg ein cremig-floraler Schleier hineinmischt.
Die edle Spenderin des Pröbchens verwies schon bei Übersendung auf den „Ungewaschen-Eindruck“, den ihr der Duft lebreton-typisch vermittele. Mir hingegen ist das „Ungewaschene“ nicht allzu unsauber, ich fand den inkontinenten Gärtner in ‚Grimoire‘ diesbezüglich intensiver. Vielmehr wittere ich eine gewissermaßen souveräner angelegte Floranimalik, die Lebretons lebenslustige Ideen etwa aus ‚Cornaline‘ zitiert. Nur nicht ganz so, sagen wir, prall.
Kurzum, ‚Perfumista‘ macht einiges richtig, was, jetzt auch herstellerübergreifend gedacht (siehe oben), anderswo mehr oder weniger überdreht geraten war.
Fazit: Ein knackig-saftiger Floraler für diejenigen Damen, denen beispielsweise Ropions moderne Klassiker ‚Carnal Flower‘ oder ‚Une Fleur de Cassie‘ einen Zacken zu hell, vornehm und distanziert daherkommen. Die ‚Perfumista‘-Trägerin ist keine akribisch (selbst)-inszenierte Diva, die ihre Umgebung bewusst auf Abstand hält, sondern eine reife, gelassene, natürliche, freundliche, ebenso lebensfrohe wie -kluge Person von innerem Rang, die keinen sorgsam gezogenen Zaun benötigt, um rundum Respekt einzuflößen. Ich liebe und verehre solche Frauen, insofern kann es nicht verwundern, dass mir ‚Perfumista‘ gut gefällt.
Mein Lebreton-Favorit.
Na, wenn heute mal nicht Labdanum-Stink beteiligt ist. Gleich vorneweg denke ich daran, ehe mit Verzug auch andere Eindrücke ran dürfen. Obst (Birne und Himbeere – ja, Pflaume – nein, allenfalls unreife Zwetschge, einen Hauch von Apfel vielleicht; übrigens alles „Rosengewächse“) sowie vor allem Rose lassen sich in einer frisch-fruchtigen, fast luftig-ätherischen Weise riechen, die ich bei diesem Parfümeur nicht erwartet hatte. Und sie werden dann rasch weggewischt von einem teerigen Dreh, der meine obige Vermutung unterstreicht. Erinnert mich an Diors ‚Oud Ispahan‘. Klugerweise verbleibt freilich eine Andeutung seifiger Rose, gestützt vom ebensolchen Potential des Jasmin, so dass es nicht komplett angepieselt wirkt. Oder womöglich noch nicht, warten wir’s erstmal ab, wir haben es mit Herrn Lebreton zu tun…
Floraler Lippenstift wie aus dem Geschwister-Duft ‚Incarnata‘ tritt hinzu. Überhaupt bietet ‚Perfumista‘ im Verlauf des Vormittags durchaus kühlere, luftigere Anwandlungen, die sich allerdings dem saftig-zähflüssigen Gesamtbild unterordnen. Mittags wittere ich eine das hellrauchige streifende Holzigkeit, einerseits staubig, andererseits voluminös – wegen des Beitrags des Floralen und der Süße. Gar eine Ahnung von Leder wird, nun ja, eben erahnbar, gespeist fraglos aus Patchouli, doch zugleich unter Nutzung des herbfloralen Vermögens.
Außerdem zeigt sich eine Unterlage aus (vermutlich) Vetiverylacetat, die ich an nachfolgenden Testtagen mit dem Wissen darum bereits deutlich früher wahrnehme. Sie lotet ihre Nähe zum Harzig-Rauchigen aus und leitet damit über in den Schlussteil, denn für das Ende tippe ich auf Vetiverylacetat und Labdanum, also eine säuerlich-rauchige, leicht angepieselte Stimmung, die auf der Haut recht wuchtig, aber ansonsten keineswegs übergriffig ist, zumal sich durchweg ein cremig-floraler Schleier hineinmischt.
Die edle Spenderin des Pröbchens verwies schon bei Übersendung auf den „Ungewaschen-Eindruck“, den ihr der Duft lebreton-typisch vermittele. Mir hingegen ist das „Ungewaschene“ nicht allzu unsauber, ich fand den inkontinenten Gärtner in ‚Grimoire‘ diesbezüglich intensiver. Vielmehr wittere ich eine gewissermaßen souveräner angelegte Floranimalik, die Lebretons lebenslustige Ideen etwa aus ‚Cornaline‘ zitiert. Nur nicht ganz so, sagen wir, prall.
Kurzum, ‚Perfumista‘ macht einiges richtig, was, jetzt auch herstellerübergreifend gedacht (siehe oben), anderswo mehr oder weniger überdreht geraten war.
Fazit: Ein knackig-saftiger Floraler für diejenigen Damen, denen beispielsweise Ropions moderne Klassiker ‚Carnal Flower‘ oder ‚Une Fleur de Cassie‘ einen Zacken zu hell, vornehm und distanziert daherkommen. Die ‚Perfumista‘-Trägerin ist keine akribisch (selbst)-inszenierte Diva, die ihre Umgebung bewusst auf Abstand hält, sondern eine reife, gelassene, natürliche, freundliche, ebenso lebensfrohe wie -kluge Person von innerem Rang, die keinen sorgsam gezogenen Zaun benötigt, um rundum Respekt einzuflößen. Ich liebe und verehre solche Frauen, insofern kann es nicht verwundern, dass mir ‚Perfumista‘ gut gefällt.
Mein Lebreton-Favorit.
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