13.10.2019 - 14:56 Uhr
Meggi
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Meggi
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28
Der kann beides!
Wenn ich’s recht überlege, ist Herr Lebreton (als Marke) der einzige Anbieter mit halbwegs nennenswertem Portefeuille, von dem ich alle Düfte kenne. „halbwegs nennenswert“ heißt: kein Einzel-Auftritt wie ‚Knowledge‘, ‚Juozas Statkevicius‘ etc. Dies ist mein Lebreton Nummer sechs und abermals danke ich Derailroaded für die Probe.
‚Cornaline‘ ist ein echter Lebreton. Der Mann bevorzugt ganz offenriechlich kräftige olfaktorische Pinselstriche. Er scheut keinerlei botanik-basierte Gemeinheit (ich denke an den Orkus des floralen Miss-Vergnügens in ‚L'Eau de Merzhin‘) und schreckt nicht vor rustikalen Menscheleien zurück (wie etwa der Präsentation eines inkontinenten Gärtners in ‚Grimoire‘). Und von alledem gibt es heute ebenfalls was.
Es eröffnet ein gummihafter Botanik-Stink, der rasch rau unterfüttert wird. Die florale Note hat bald primär was Lippenstifthaftes, da grüßt ‚Incarnata‘ aus selbem Hause. Überhaupt scheint mir – siehe oben – klar eine Handschrift erkennbar. Vielleicht gelingt es nun, beim Test von Nr. 6, diese Linie mit einer Interpretation zu unterlegen.
Zur Abgrenzung sei auf einen Ropion aus dem Hause Frédéric Malle verwiesen: ‚Carnal Flower‘. Keineswegs ein Zwilling – gewissermaßen just das Gegenteil! Letzterer ist nämlich elegant und damenhaft; genau darauf will ich ja hinaus. Herr Lebreton möchte womöglich mit (wie auch immer entfernt) vergleichbaren Aromen-Bausteinen stattdessen aufs pralle Leben verweisen. Seine Düfte wirken nicht fein, sondern bodenständig, benehmen sich gern lustvoll daneben, fläzen auf dem Boden rum, lassen eine breite Auswahl an Säften fließen oder mal ein Fürzchen entfleuchen. Das eine oder andere Amüsement mag fragwürdig erscheinen, doch als lebensfroh darf es gelten. Opernball vs. Dorffest.
Derart stinkig wie von Seerose moniert, finde ich den Duft übrigens nicht – konkret: den Hundehaufen kann ich nicht bestätigen. Und damit habe ich Erfahrung, weil lichtscheues Gassigeher-Gesindel derlei gelegentlich bei uns vor dem Grundstück hinterlässt und du kleineren Kindern tausendfach erzählen kannst, sie sollten aufpassen. Das riecht anders!
Ich vermute, den heutigen Dreh schafft ein Stinker wie Hyazinthe im Verein mit einer dunkleren Moschus-Variante (plus eventuell einer Spur ungenannten Gewürzes mit einem Hauch Süße – Cumin?) gut ohne beschissene Hilfestellung. Im Wesentlichen bis jetzt also Plantalik – als Gegenstück zur Animalik.
Zu jener kommen wir im weiteren Verlauf, wenn sich während des Vormittags allmählich Pieselnote und beschmutze Würze à la Grimoire bemerkbar machen. Nachmittags entwickelt sich schließlich eine Ähnlichkeit zu Kurkdjians ‚Absolue pour le Soir‘, wohl der Benzoe geschuldet. In Kombination mit dem Pipi entsteht eine honighafte Animalik und führt zwangsläufig zum...
…Fazit: Der kann beides! Sicherlich nicht leicht zu tragen, das hat er mit seinen Geschwistern überwiegend gemein.
PS: „Cornaline“ ist Französisch für „Karneol“ und könnte begrifflich mit dem Hartriegel (Cornus) verwandt sein. Was das wieder zu bedeuten haben mag?
‚Cornaline‘ ist ein echter Lebreton. Der Mann bevorzugt ganz offenriechlich kräftige olfaktorische Pinselstriche. Er scheut keinerlei botanik-basierte Gemeinheit (ich denke an den Orkus des floralen Miss-Vergnügens in ‚L'Eau de Merzhin‘) und schreckt nicht vor rustikalen Menscheleien zurück (wie etwa der Präsentation eines inkontinenten Gärtners in ‚Grimoire‘). Und von alledem gibt es heute ebenfalls was.
Es eröffnet ein gummihafter Botanik-Stink, der rasch rau unterfüttert wird. Die florale Note hat bald primär was Lippenstifthaftes, da grüßt ‚Incarnata‘ aus selbem Hause. Überhaupt scheint mir – siehe oben – klar eine Handschrift erkennbar. Vielleicht gelingt es nun, beim Test von Nr. 6, diese Linie mit einer Interpretation zu unterlegen.
Zur Abgrenzung sei auf einen Ropion aus dem Hause Frédéric Malle verwiesen: ‚Carnal Flower‘. Keineswegs ein Zwilling – gewissermaßen just das Gegenteil! Letzterer ist nämlich elegant und damenhaft; genau darauf will ich ja hinaus. Herr Lebreton möchte womöglich mit (wie auch immer entfernt) vergleichbaren Aromen-Bausteinen stattdessen aufs pralle Leben verweisen. Seine Düfte wirken nicht fein, sondern bodenständig, benehmen sich gern lustvoll daneben, fläzen auf dem Boden rum, lassen eine breite Auswahl an Säften fließen oder mal ein Fürzchen entfleuchen. Das eine oder andere Amüsement mag fragwürdig erscheinen, doch als lebensfroh darf es gelten. Opernball vs. Dorffest.
Derart stinkig wie von Seerose moniert, finde ich den Duft übrigens nicht – konkret: den Hundehaufen kann ich nicht bestätigen. Und damit habe ich Erfahrung, weil lichtscheues Gassigeher-Gesindel derlei gelegentlich bei uns vor dem Grundstück hinterlässt und du kleineren Kindern tausendfach erzählen kannst, sie sollten aufpassen. Das riecht anders!
Ich vermute, den heutigen Dreh schafft ein Stinker wie Hyazinthe im Verein mit einer dunkleren Moschus-Variante (plus eventuell einer Spur ungenannten Gewürzes mit einem Hauch Süße – Cumin?) gut ohne beschissene Hilfestellung. Im Wesentlichen bis jetzt also Plantalik – als Gegenstück zur Animalik.
Zu jener kommen wir im weiteren Verlauf, wenn sich während des Vormittags allmählich Pieselnote und beschmutze Würze à la Grimoire bemerkbar machen. Nachmittags entwickelt sich schließlich eine Ähnlichkeit zu Kurkdjians ‚Absolue pour le Soir‘, wohl der Benzoe geschuldet. In Kombination mit dem Pipi entsteht eine honighafte Animalik und führt zwangsläufig zum...
…Fazit: Der kann beides! Sicherlich nicht leicht zu tragen, das hat er mit seinen Geschwistern überwiegend gemein.
PS: „Cornaline“ ist Französisch für „Karneol“ und könnte begrifflich mit dem Hartriegel (Cornus) verwandt sein. Was das wieder zu bedeuten haben mag?
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