20.10.2020 - 09:34 Uhr
Chizza
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Chizza
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27
Der lederne Freizeitpark
Wie jeden ersten Freitag im August stand auch dieses Mal der große Feiertag in Herne an auf den die Männer um Wolle stets hinfieberten. Ein Ehrentag für jemand ganz besonderen der an diesem Datum abgehalten wird und wo man keine Kosten und Mühen scheut: es war der Tag des Bieres. Selbstverständlich trank man dann auch nur Bier. Wolle wusch sich sogar damit, was zugegebenermaßen auch keine einzelne Aktion war.
Normalerweise ging man an diesem Ehrentag zu ganz besonderen Festivitäten wie beispielsweise die Prager Motorradreise im Jahr zuvor, welche damit endete, dass Wolle nicht mehr einreisen darf und die dortigen Biersorten nun nur noch aus dem Getränkemarkt erwerben darf. Das ist aber eine andere Geschichte. Wegen Corona entschied man sich, einen Freizeitpark mit dem Thema Bier oder Leder zu besuchen. Leider schied hier Kernies Freizeitpark wider Erwarten aus, die Familien dort störten sich an bierseligen Kuttenträgern. Vor allem da diese gerne besoffen auf dem Boden lagen. In der Warteschlange bei Fahrgeschäften oder wie Hotte im Kettenkarussell.
Also besuchte man das Cuir de Russie-Wunderland welches in Familienhand war und Anna Zworykina gehörte. Der Clou: jeder Ingredienz ihres Duftes Cuir de Russie wurde ein Fahrgeschäft gewidmet welche so angeordnet waren, dass diese den Duftverlauf wiedergeben sollten. Daher besprühte man die Attraktionen auch mit dem jeweiligen Duftverlauf. Sehr außergewöhnlich und für Wolles Eleven nicht ohne Schwierigkeiten, denn das Bier musste im Körper gehalten werden. Bei dem ein oder anderen hatte man Bedenken.
Ganz klassisch startete man mit dem Tar-Antula, einer Art spinnenbeinigem Karussell welches den Teer sehr würzig wiedergab aber es war kein reiner Teer. Die Würze animalischen Ursprungs kam vom Bibergeil, welche den Teer ledrig umkleidete ohne dabei jedoch einen Funken sanft-kuschelige Anklänge zu vergessen. Dies wurde wunderbar dargestellt durch einen Biber-Rammbock namens Zombiber welcher die Tar-Antula und die einzelnen Waggons frontal rammte. Dabei bekleckerten diverse Rocker ihre Kleidung mit Bier, was dazu führte, dass man diese auswrang um nichts zu vergeuden. Wolle fiel das kleine Fässchen aus der Hand, Gottseidank bereits vorher geleert.
Da diese beiden Dufnoten noch verfeinert wurden und zwar durch sachte Untermalung der Zitrusfrüchte in Kombination mit Absinth, dessen Krautigkeit das Bibergeil unterstützte, wurde bei Verlassen des Fahrgeschäfts eben diese Mischung vom Dach der Attraktion in Eimern auf die Teilnehmer gegossen. Man entschloss sich spontan, dieses Fahrgeschäft noch diverse Male zu nutzen. Bis dann alle weiter zogen bis auf Udo, der gen Abend vom Wachdienst vom Tar-Antula entfernt werden musste.
Da sich der Duft nun langsam von der Animalik hin zu einer floralen Krautigkeit wandelte, ging es weiter mit dem Galbanumizer, einer Wildwasserbahn. Einige von Wolles Gang musste regelrecht gezwungen werden da diese mit Wasser nicht in regelmäßigem Kontakt standen und sich eine gewisse Phobie entwickelt hatte. Dann ging die wilde Fahrt los. Die Boote stürzten einen Abhang hinunter und das Wasser umspülte die Mannen, Hotte ging sogar über Bord um seinen Kasten Bier zu retten welcher trotz Anschnallgurt herausgespült wurde. Jedenfalls bewirkte das Wasser dass man olfaktorisch nun das Galbanum als bitter-floral wahrnahm, welches durch den Tabak, der nun sanft in Form von Tabakrauch durchdrang, einen Twist erhielt und Cuir de Russie so weiter interessant gestaltete. Zur Untermalung dieser Note wurden jedem Teilnehmer des Fahrgeschäfts ab sechs Jahren eine Schachtel Roth-Händle gereicht, zwingend vor Verlassen der Attraktion aufzurauchen. Der ein oder andere Rocker zeigte hier sein Samariter-Herz denn nicht jedes der Kinder oder der Greise schaffte die Schachtel in 15 Minuten.
Wer dann noch nass war, konnte den kostenfreien riesigen Trockner namens LabdanumAIR nutzen, welcher den Geruch des Galbanumizer olfaktorisch optimal unterstützt, da nicht nur balsamisch-florale Noten wahrzunehmen waren sondern ebenfalls ein honighafter Geruch. Dabei aber eher wilder Honig denn von kultivierten Bienenstämmen. Daher ließ sich die Parkführung den Gag einfallen, bei jedem hundertsten Besucher 100 Liter Honig hinabträufeln zu lassen gefolgt von einem Bienenschwarm. Das führte in der Regel zu Panik. Nicht bei Wolle, denn die Bienen kamen gegen die gewaltige Bierdunstwolke, welche ihn umgab, nicht an.
Zurück zum Tabak: dieser strahlt nun eine gewisse Wärme aus und da Patchouli ebenfalls in der Form durchdrang, dass es erdig-warm und süßlich wurde, gelangte man nun in eine Themenstadt. Man durfte in Lederhosen auf Pferden reiten, sich gegenseitig im Saloon beim Kartenspiel betrügen und anschließend mit scharfer Munition duellieren oder einfach Bier trinken. Die Ponys wurden mit Ambrette gefüttert, welches im Duft ansonsten keine Rolle spielte. Wolle versuchte sich als Cowboy, fing mit dem Lasso seine Bierflaschen und wurde alsbald von dem arg ramponierten Shetland-Pony heruntergeholt. Hier wehte aufgrund des Windes permanent der Duft der ersten Fahrgeschäfte herüber, was zu einem ständig changierenden Dufterlebnis führte. Man war hin und weg (nicht nur aufgrund des fortgeschrittenen Konsums).
Da Cuir de Russie von einem kaum merklichen aber doch präsenten Kokon umgeben ist, welcher cremig, balsamisch und dabei auch süßlich ist, was auf das Sandelholz zurückzuführen ist, ging es nun in das asiatische Themengebiet über. Hier fuhr man mit einer Geister-Riksha, was zu Konfusionen führte da manche Parkbesucher die Herner Truppe für die Bemannung des Fahrgeschäfts hielten, Wolle sich dazu dann berufen fühlte und man ihn nur mit Müh und Not und einem kühlen Blonden aus dem Pandakäfig herausholen konnte, in welchem er bereits saß. Als er herauskam, nahm man deutlich die Melange aus Tier und Sandelholz wahr, welche stets zwischen schwacher Sillage und deutlicher Wahrnehmung samt Animalik wechselte.
Was folgte war eine Art Fahrgeschäft, welches einen beschaulichen Ausklang bieten sollte, nicht jedoch ohne sich vorher 500-mal um die eigene Achse zu drehen und damit zu aller erst eine Top Spin-Attraktion war. Doch der Eichen-Mooshammer war aktuell nicht in Betrieb, es gab Probleme, das Eichenmoos sorgte nicht für kühlende Momente sondern erging sich letztlich im Sammelsurium der einzelnen Ingredienzen. Dieser Defekt rührte von der Perückenkonstruktion her welche nicht einwandfrei funktionierte.
Am Ende angelangt, ging man als Parkbesucher nochmal durch einen Tunnel welcher eindrucksvoll mit Cuir de Russie besprüht wird, dabei aber den Duftverlauf nach mehreren Stunden nachzeichnet, welcher nun wie ein cremiges und flauschig-animalisches Potpourri der Ingredienzen im verblassenden Zustand daherkommt.
So gingen die Mannen mit reichlich Bier gefüllt zum Parkplatz, schmissen die Motorräder an und wollten gerade los. „Da fehlt doch einer“, sagte Wolle. „Wo ist Udo?“
„Nicht da, Cheffe.“
„Sicher schon vorgefahren, der Lump!“
„Aber sein Motorrad steht doch noch da...“
„Vorgefahren!“
Und die Truppe preschte los.
Epilog: eine Flasche Bier wurde von den Wärtern im Pandagehege vergessen. Diese wurde daraufhin ausgiebig vom Bewohner geleert welcher in diesem Zuge auf den Geschmack kam. Seitdem nannte man ihn nur Panbier.
Normalerweise ging man an diesem Ehrentag zu ganz besonderen Festivitäten wie beispielsweise die Prager Motorradreise im Jahr zuvor, welche damit endete, dass Wolle nicht mehr einreisen darf und die dortigen Biersorten nun nur noch aus dem Getränkemarkt erwerben darf. Das ist aber eine andere Geschichte. Wegen Corona entschied man sich, einen Freizeitpark mit dem Thema Bier oder Leder zu besuchen. Leider schied hier Kernies Freizeitpark wider Erwarten aus, die Familien dort störten sich an bierseligen Kuttenträgern. Vor allem da diese gerne besoffen auf dem Boden lagen. In der Warteschlange bei Fahrgeschäften oder wie Hotte im Kettenkarussell.
Also besuchte man das Cuir de Russie-Wunderland welches in Familienhand war und Anna Zworykina gehörte. Der Clou: jeder Ingredienz ihres Duftes Cuir de Russie wurde ein Fahrgeschäft gewidmet welche so angeordnet waren, dass diese den Duftverlauf wiedergeben sollten. Daher besprühte man die Attraktionen auch mit dem jeweiligen Duftverlauf. Sehr außergewöhnlich und für Wolles Eleven nicht ohne Schwierigkeiten, denn das Bier musste im Körper gehalten werden. Bei dem ein oder anderen hatte man Bedenken.
Ganz klassisch startete man mit dem Tar-Antula, einer Art spinnenbeinigem Karussell welches den Teer sehr würzig wiedergab aber es war kein reiner Teer. Die Würze animalischen Ursprungs kam vom Bibergeil, welche den Teer ledrig umkleidete ohne dabei jedoch einen Funken sanft-kuschelige Anklänge zu vergessen. Dies wurde wunderbar dargestellt durch einen Biber-Rammbock namens Zombiber welcher die Tar-Antula und die einzelnen Waggons frontal rammte. Dabei bekleckerten diverse Rocker ihre Kleidung mit Bier, was dazu führte, dass man diese auswrang um nichts zu vergeuden. Wolle fiel das kleine Fässchen aus der Hand, Gottseidank bereits vorher geleert.
Da diese beiden Dufnoten noch verfeinert wurden und zwar durch sachte Untermalung der Zitrusfrüchte in Kombination mit Absinth, dessen Krautigkeit das Bibergeil unterstützte, wurde bei Verlassen des Fahrgeschäfts eben diese Mischung vom Dach der Attraktion in Eimern auf die Teilnehmer gegossen. Man entschloss sich spontan, dieses Fahrgeschäft noch diverse Male zu nutzen. Bis dann alle weiter zogen bis auf Udo, der gen Abend vom Wachdienst vom Tar-Antula entfernt werden musste.
Da sich der Duft nun langsam von der Animalik hin zu einer floralen Krautigkeit wandelte, ging es weiter mit dem Galbanumizer, einer Wildwasserbahn. Einige von Wolles Gang musste regelrecht gezwungen werden da diese mit Wasser nicht in regelmäßigem Kontakt standen und sich eine gewisse Phobie entwickelt hatte. Dann ging die wilde Fahrt los. Die Boote stürzten einen Abhang hinunter und das Wasser umspülte die Mannen, Hotte ging sogar über Bord um seinen Kasten Bier zu retten welcher trotz Anschnallgurt herausgespült wurde. Jedenfalls bewirkte das Wasser dass man olfaktorisch nun das Galbanum als bitter-floral wahrnahm, welches durch den Tabak, der nun sanft in Form von Tabakrauch durchdrang, einen Twist erhielt und Cuir de Russie so weiter interessant gestaltete. Zur Untermalung dieser Note wurden jedem Teilnehmer des Fahrgeschäfts ab sechs Jahren eine Schachtel Roth-Händle gereicht, zwingend vor Verlassen der Attraktion aufzurauchen. Der ein oder andere Rocker zeigte hier sein Samariter-Herz denn nicht jedes der Kinder oder der Greise schaffte die Schachtel in 15 Minuten.
Wer dann noch nass war, konnte den kostenfreien riesigen Trockner namens LabdanumAIR nutzen, welcher den Geruch des Galbanumizer olfaktorisch optimal unterstützt, da nicht nur balsamisch-florale Noten wahrzunehmen waren sondern ebenfalls ein honighafter Geruch. Dabei aber eher wilder Honig denn von kultivierten Bienenstämmen. Daher ließ sich die Parkführung den Gag einfallen, bei jedem hundertsten Besucher 100 Liter Honig hinabträufeln zu lassen gefolgt von einem Bienenschwarm. Das führte in der Regel zu Panik. Nicht bei Wolle, denn die Bienen kamen gegen die gewaltige Bierdunstwolke, welche ihn umgab, nicht an.
Zurück zum Tabak: dieser strahlt nun eine gewisse Wärme aus und da Patchouli ebenfalls in der Form durchdrang, dass es erdig-warm und süßlich wurde, gelangte man nun in eine Themenstadt. Man durfte in Lederhosen auf Pferden reiten, sich gegenseitig im Saloon beim Kartenspiel betrügen und anschließend mit scharfer Munition duellieren oder einfach Bier trinken. Die Ponys wurden mit Ambrette gefüttert, welches im Duft ansonsten keine Rolle spielte. Wolle versuchte sich als Cowboy, fing mit dem Lasso seine Bierflaschen und wurde alsbald von dem arg ramponierten Shetland-Pony heruntergeholt. Hier wehte aufgrund des Windes permanent der Duft der ersten Fahrgeschäfte herüber, was zu einem ständig changierenden Dufterlebnis führte. Man war hin und weg (nicht nur aufgrund des fortgeschrittenen Konsums).
Da Cuir de Russie von einem kaum merklichen aber doch präsenten Kokon umgeben ist, welcher cremig, balsamisch und dabei auch süßlich ist, was auf das Sandelholz zurückzuführen ist, ging es nun in das asiatische Themengebiet über. Hier fuhr man mit einer Geister-Riksha, was zu Konfusionen führte da manche Parkbesucher die Herner Truppe für die Bemannung des Fahrgeschäfts hielten, Wolle sich dazu dann berufen fühlte und man ihn nur mit Müh und Not und einem kühlen Blonden aus dem Pandakäfig herausholen konnte, in welchem er bereits saß. Als er herauskam, nahm man deutlich die Melange aus Tier und Sandelholz wahr, welche stets zwischen schwacher Sillage und deutlicher Wahrnehmung samt Animalik wechselte.
Was folgte war eine Art Fahrgeschäft, welches einen beschaulichen Ausklang bieten sollte, nicht jedoch ohne sich vorher 500-mal um die eigene Achse zu drehen und damit zu aller erst eine Top Spin-Attraktion war. Doch der Eichen-Mooshammer war aktuell nicht in Betrieb, es gab Probleme, das Eichenmoos sorgte nicht für kühlende Momente sondern erging sich letztlich im Sammelsurium der einzelnen Ingredienzen. Dieser Defekt rührte von der Perückenkonstruktion her welche nicht einwandfrei funktionierte.
Am Ende angelangt, ging man als Parkbesucher nochmal durch einen Tunnel welcher eindrucksvoll mit Cuir de Russie besprüht wird, dabei aber den Duftverlauf nach mehreren Stunden nachzeichnet, welcher nun wie ein cremiges und flauschig-animalisches Potpourri der Ingredienzen im verblassenden Zustand daherkommt.
So gingen die Mannen mit reichlich Bier gefüllt zum Parkplatz, schmissen die Motorräder an und wollten gerade los. „Da fehlt doch einer“, sagte Wolle. „Wo ist Udo?“
„Nicht da, Cheffe.“
„Sicher schon vorgefahren, der Lump!“
„Aber sein Motorrad steht doch noch da...“
„Vorgefahren!“
Und die Truppe preschte los.
Epilog: eine Flasche Bier wurde von den Wärtern im Pandagehege vergessen. Diese wurde daraufhin ausgiebig vom Bewohner geleert welcher in diesem Zuge auf den Geschmack kam. Seitdem nannte man ihn nur Panbier.
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