
Marieposa
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Marieposa
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Die dunkle Seite der Göttin
Ich habe Bitterblüten auf den Weg gestreut wie Kieselsteine.
Leuchtend verströmen sie ihren Duft, welken zu dunkler Medizin unter den grünen Kampferblitzen. Sie sagen, es sei das Funkeln meiner Augen, doch du brauchst dich nicht zu verstecken. Deinen rasenden Herzschlag habe ich längst erlauscht, das pulsierende Blut unter deiner erhitzten Haut, deiner feuchten Stirn. Lass sie mich kühlen mit meiner Hand, wenn deine Augen schwer sind und brennen.
Ich habe Muskatstaub in den Wind gehaucht.
Fürchte dich nicht. Tritt näher und vergiss all die alten Geschichten von Kränzen aus Myrte oder gar Lorbeer. So rein und grün. Der Preis ist hoch. Für dich, doch auch für mich. Darüber werde ich dich nicht belügen, doch niemals ist er höher als der Wert, niemals mehr, als du entbehren kannst. Auch ich werde ihn zahlen. Mit jeder Berührung, jeder Geste, jeder Faser meines Herzens, die sich mit dir verwebt.
Ich habe mit Kassien den Riss in deiner Seele geschient.
Wirf einen Blick in den myrrheblinden Spiegel, in den ich längst nicht mehr sehe, lausche seinen Worten, und dann lass dich auf die dunkle Erde sinken, die ich einst auf meinen Gliedern verrieb. Die Rauchfäden, gebannt in der Schwärze meines Haars, die feinen Kratzer von dornigen Ästen und das Hoffnungsschimmern der Zedern.
Folge meinem Blutstropfen in die Nacht, bis du eins mit mir wirst.
**
„Try Anna Zworykina's fragrances if you like true vintage; or if you like complex challenging scents which are like a riddle or a labyrinth and it's easy get lost in the ultimate complexity of natural materials vs clean simplicity of synthetic compounds“, heißt es auf Anna Zworykinas Homepage – und, ja, wer könnte da schon nein sagen?
Ich persönlich lege zwar keinen übersteigerten Wert darauf, dass Düfte ausschließlich aus den exklusivsten, seltensten und hochwertigsten natürlichen Rohstoffen bestehen müssen. Mir ist es viel wichtiger, dass das Ergebnis originell ist, gut duftet und so ausbalanciert ist, dass ich die Idee dahinter verstehen kann, die Struktur und die Geschichte, die mir der Duft erzählt. Beim Weg, der zu diesem Ergebnis führt, bin ich flexibel. Allerdings bewundere ich es sehr, wenn olfaktorische Künstler genau das erreichen, ohne sich der Synthetiktrickkiste zu bedienen, und es ihnen gelingt, dieses Quäntchen Unberechenbarkeit und die gesteigerte Komplexität zu meistern, welche die ausschließliche Arbeit mit natürlichen Rohstoffen mit sich bringen.
Der olfaktorische Abenteuerspielplatz von Anna Zworykina, die sich als promovierte Biochemikerin vermutlich problemlos beider Welten bedienen könnte, sich aber klar und eindeutig für Naturdüfte entschieden hat, überzeugt mich in dieser Hinsicht nicht zum ersten Mal.
The Darke Side of the Goddess startet zwar mit einer etwas wirren, medizinischen Kopfnote, die sich aber nach wenigen Minuten irgendwo zwischen indolisch menschelndem Jasmin und bitterer Tagetes einpendelt. Über den blumigen Noten blitzt ein grünes Kampfergewitter, das sich aus den mentholischen Facetten von Patchouli, Myrte und Lorbeer zusammensetzen könnte, wobei sich immer stärker die (ge)würzigen Aspekte in den Vordergrund arbeiten und ich ganz deutlich Muskat mit seiner leichten Schärfe wahrnehme. Weihrauch bildet eine Brücke zu balsamisch-süßer und dunkler Myrrhe, die durch Kassia (ich rieche die mimosenartigen Blüten, nicht die zimtige Rinde) und Zeder aufgehellt wird, während sich das Patchouli immer erdiger entwickelt.
Was für eine spannende Ambivalenz zwischen warm-weich-balsamischer Dunkelheit und harsch-grünen Noten, die immer wieder etwas fordernd aufblitzen, dabei aber auch einen Weg durch Anna Zworykinas komplexes Duftlabyrinth leuchten! Und obwohl mir diese permanenten Rufe nach haltbareren Düften fürchterlich auf die Nerven gehen, muss ich in diesem Fall eingestehen, dass ich diesen hautnahen Duft gern länger als die wenigen Stunden genießen würde, die er mich begleitet.
Vielen Dank, liebe Dunkelgöttin Brida! Was für eine Erfahrung. Das schreit nach mehr.
Leuchtend verströmen sie ihren Duft, welken zu dunkler Medizin unter den grünen Kampferblitzen. Sie sagen, es sei das Funkeln meiner Augen, doch du brauchst dich nicht zu verstecken. Deinen rasenden Herzschlag habe ich längst erlauscht, das pulsierende Blut unter deiner erhitzten Haut, deiner feuchten Stirn. Lass sie mich kühlen mit meiner Hand, wenn deine Augen schwer sind und brennen.
Ich habe Muskatstaub in den Wind gehaucht.
Fürchte dich nicht. Tritt näher und vergiss all die alten Geschichten von Kränzen aus Myrte oder gar Lorbeer. So rein und grün. Der Preis ist hoch. Für dich, doch auch für mich. Darüber werde ich dich nicht belügen, doch niemals ist er höher als der Wert, niemals mehr, als du entbehren kannst. Auch ich werde ihn zahlen. Mit jeder Berührung, jeder Geste, jeder Faser meines Herzens, die sich mit dir verwebt.
Ich habe mit Kassien den Riss in deiner Seele geschient.
Wirf einen Blick in den myrrheblinden Spiegel, in den ich längst nicht mehr sehe, lausche seinen Worten, und dann lass dich auf die dunkle Erde sinken, die ich einst auf meinen Gliedern verrieb. Die Rauchfäden, gebannt in der Schwärze meines Haars, die feinen Kratzer von dornigen Ästen und das Hoffnungsschimmern der Zedern.
Folge meinem Blutstropfen in die Nacht, bis du eins mit mir wirst.
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„Try Anna Zworykina's fragrances if you like true vintage; or if you like complex challenging scents which are like a riddle or a labyrinth and it's easy get lost in the ultimate complexity of natural materials vs clean simplicity of synthetic compounds“, heißt es auf Anna Zworykinas Homepage – und, ja, wer könnte da schon nein sagen?
Ich persönlich lege zwar keinen übersteigerten Wert darauf, dass Düfte ausschließlich aus den exklusivsten, seltensten und hochwertigsten natürlichen Rohstoffen bestehen müssen. Mir ist es viel wichtiger, dass das Ergebnis originell ist, gut duftet und so ausbalanciert ist, dass ich die Idee dahinter verstehen kann, die Struktur und die Geschichte, die mir der Duft erzählt. Beim Weg, der zu diesem Ergebnis führt, bin ich flexibel. Allerdings bewundere ich es sehr, wenn olfaktorische Künstler genau das erreichen, ohne sich der Synthetiktrickkiste zu bedienen, und es ihnen gelingt, dieses Quäntchen Unberechenbarkeit und die gesteigerte Komplexität zu meistern, welche die ausschließliche Arbeit mit natürlichen Rohstoffen mit sich bringen.
Der olfaktorische Abenteuerspielplatz von Anna Zworykina, die sich als promovierte Biochemikerin vermutlich problemlos beider Welten bedienen könnte, sich aber klar und eindeutig für Naturdüfte entschieden hat, überzeugt mich in dieser Hinsicht nicht zum ersten Mal.
The Darke Side of the Goddess startet zwar mit einer etwas wirren, medizinischen Kopfnote, die sich aber nach wenigen Minuten irgendwo zwischen indolisch menschelndem Jasmin und bitterer Tagetes einpendelt. Über den blumigen Noten blitzt ein grünes Kampfergewitter, das sich aus den mentholischen Facetten von Patchouli, Myrte und Lorbeer zusammensetzen könnte, wobei sich immer stärker die (ge)würzigen Aspekte in den Vordergrund arbeiten und ich ganz deutlich Muskat mit seiner leichten Schärfe wahrnehme. Weihrauch bildet eine Brücke zu balsamisch-süßer und dunkler Myrrhe, die durch Kassia (ich rieche die mimosenartigen Blüten, nicht die zimtige Rinde) und Zeder aufgehellt wird, während sich das Patchouli immer erdiger entwickelt.
Was für eine spannende Ambivalenz zwischen warm-weich-balsamischer Dunkelheit und harsch-grünen Noten, die immer wieder etwas fordernd aufblitzen, dabei aber auch einen Weg durch Anna Zworykinas komplexes Duftlabyrinth leuchten! Und obwohl mir diese permanenten Rufe nach haltbareren Düften fürchterlich auf die Nerven gehen, muss ich in diesem Fall eingestehen, dass ich diesen hautnahen Duft gern länger als die wenigen Stunden genießen würde, die er mich begleitet.
Vielen Dank, liebe Dunkelgöttin Brida! Was für eine Erfahrung. Das schreit nach mehr.
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Myrrhe
Tagetes
Patchouli
Myrte
Weihrauch
Zedernholz
Jasmin
Kassia
Lorbeer
Muskat
Sandelholz

NuiWhakakore
Seejungfrau
Toppine
Gandix
Xecut































