20.10.2020 - 13:12 Uhr
Floyd
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Die Kräuter des Kailash
Ich bin im Basislager auf etwa 4500 Meter. Der diffus grüne Stoff meines Zeltes ist undicht, ich habe mich nach draußen gesetzt und ernähre mich vom Licht. Einhundertacht Mal soll man Mount Kailash umrunden, um zur Erleuchtung zu gelangen. Im Jahr des Pferdes zählt jede Runde sechsfach. Wir haben Ratte. Es hilft also nichts.
Die tibetanische Hochebene ist karg. Über all dem Schotter schimmert ein olivgrüner Ozean aus verdorrter Flora. Wind weht den Wermut von der Bergkette, streicht Salbei ätherisch aus der Steppe, erzählt elemisch von zitrischem Wald, leuchtet lavendelfarben bald. Wie Gebetsfahnen flattern sie grün, lila, gelb, an einer Schnur an meinem Zelt. Sie purzeln plötzlich, vermischen sich, beim Berg des Buddha, wie gesund das hier riecht.
Von Indien her wallen Weihrauchwolken, hesperidisch hell. Das Wetter wird jetzt wohl würziger. Wärmer wahrscheinlich auch. Die Tibeter tragen trockenen Oregano auf rötlich glimmenden Guajaksänften entlang der Ebene, der Wind wirbelt ihn in mein Gesicht, vor grünem Gewürz seh ich Kailash nicht. Der schickt mir seine gesunde Salbe. Es yint und yangt vor meiner Nase. Salbei schlingt sich in den dichten Dorst, bändigt den drohenden Orekan. Dann flirren die Duftfarben wie Konfetti, drehn im Kaleidoskop sich die Kräuter, bilden ein buntes Bild aus Nuancen, ätherisch scharf, warm, grün und noch weiter, Räucherharz neben Moschuszistrosen, Zitroponax neben hellem Holz. Sie alle sind erleuchtet. Salbei und Oregano vielleicht ein wenig mehr. Aber sie schwimmen so schön und langsam davon, im heiligen Harz des Brahmaputra, den hellen Hölzern des Indus und den Kräutern des grenzenlosen Ganges.
Leise ist es hier oben. Der Wind weht nah an meiner Haut. Stundenlang betrachte ich Buddhas Berg, dann mache ich mich auf den Weg. Einhundertacht Mal. Es hilft ja nichts.
(Mit Dank an PallasCC und Caligari)
Die tibetanische Hochebene ist karg. Über all dem Schotter schimmert ein olivgrüner Ozean aus verdorrter Flora. Wind weht den Wermut von der Bergkette, streicht Salbei ätherisch aus der Steppe, erzählt elemisch von zitrischem Wald, leuchtet lavendelfarben bald. Wie Gebetsfahnen flattern sie grün, lila, gelb, an einer Schnur an meinem Zelt. Sie purzeln plötzlich, vermischen sich, beim Berg des Buddha, wie gesund das hier riecht.
Von Indien her wallen Weihrauchwolken, hesperidisch hell. Das Wetter wird jetzt wohl würziger. Wärmer wahrscheinlich auch. Die Tibeter tragen trockenen Oregano auf rötlich glimmenden Guajaksänften entlang der Ebene, der Wind wirbelt ihn in mein Gesicht, vor grünem Gewürz seh ich Kailash nicht. Der schickt mir seine gesunde Salbe. Es yint und yangt vor meiner Nase. Salbei schlingt sich in den dichten Dorst, bändigt den drohenden Orekan. Dann flirren die Duftfarben wie Konfetti, drehn im Kaleidoskop sich die Kräuter, bilden ein buntes Bild aus Nuancen, ätherisch scharf, warm, grün und noch weiter, Räucherharz neben Moschuszistrosen, Zitroponax neben hellem Holz. Sie alle sind erleuchtet. Salbei und Oregano vielleicht ein wenig mehr. Aber sie schwimmen so schön und langsam davon, im heiligen Harz des Brahmaputra, den hellen Hölzern des Indus und den Kräutern des grenzenlosen Ganges.
Leise ist es hier oben. Der Wind weht nah an meiner Haut. Stundenlang betrachte ich Buddhas Berg, dann mache ich mich auf den Weg. Einhundertacht Mal. Es hilft ja nichts.
(Mit Dank an PallasCC und Caligari)
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