03.03.2020 - 12:03 Uhr
Eisbaer
9 Rezensionen
Eisbaer
10
"What a sight to see - are you there to guide me?"
Ich habe schon sehr früh damit begonnen, mich nach der Zeit zu sehnen, in der ich noch ein Kind war. Dies geschah bereits im Alter von zwölf bis dreizehn Jahren und dies geschah in Wehmut, da ich in der Zeit als Heranwachsender zu großem Teil mit der Welt nach der Jahrtausendwende überhaupt nicht zurecht kam. Heute, als rund 30-jähriger langweiliger Büroangestellter, schaffe ich es inzwischen mit einem Funken weniger Wehmut, mich an die damalige Zeit zu besinnen. Ich habe derweil kein Problem damit, mitunter verklärt zu sein. Freilich waren die 90er Jahre schon fernab von vielem, was die früheren Generationen kannten. Aber noch heute korrigiere ich gerne diverse Vorverurteilungen in Gesprächen: Wir haben die internetfreie Zeit noch erlebt. Mit uns war die Wiedervereinigung noch frisch. Wir wuchsen mit Schallplatten und Kassetten auf, wie auch unsere älteren Geschwister und unsere Eltern. Wir bedienten Telefone mit Wahlscheiben und schrieben die Dankesbriefe (für die zehn Mark zum Geburtstag) per Hand an die Verwandten. Wir weinten, als Mufasa starb und ließen uns von Menschen trösten, die uns nahestanden. Wir waren zuhause.
Mit Düften und der Welt des Parfums beschäftige ich mich erst seit 2014 ganz bewusst. Damals befand ich mich mitten in meinem Studium auf dem Weg zum staatlich anerkannten Bibliothekar. Bis dahin (wenn überhaupt) nur im Bereich der bekanntesten Standarddüfte bewandert, beschloss ich damals, mir die Welt der Nischendüfte selbst näher zu bringen und ließ mir teilweise wahllos (ich ging vordergründig tatsächlich nach der Schönheit der Flakons) eine Anzahl von Abfüllungen herstellen. Mir offenbarte sich eine völlig neue Welt. Nischendüfte haben meine Sammlung von Standarddüften niemals ersetzt, sie jedoch mittlerweile hervorragend ergänzt. Unter den Abfüllungen befand sich auch David Jourquins "Cuir Mandarine". Und auch, wenn ich mich inzwischen etwas intensiver durch die Welt der Düfte probiert habe: Bislang ist es keinem anderem Duft derart gelungen, mich so prägend in die Kinderzeit zurück zu versetzen, wie es "Cuir Mandarine" vermag. Seit 2014 war dieses Parfum jedes Jahr an Weihnachten mein Signature-Duft. Nur für diese Zeit, da ich mir als Student keinen Flakon leisten konnte und mir jedes Jahr eine Abfüllung anfertigen ließ. Nun, da wir das Jahr 2020 haben, ist mein Traum in Erfüllung gegangen. David Jourquins "Cuir Mandarine" aus der Opera Collection wird mich nun endlich als Flakon auf meinem Weg begleiten.
Ich gebe einen Sprüher "Cuir Mandarine" auf meine Haut, nehme einen tiefen Atemzug und schließe die Augen. Ich sehe mich wieder als kleinen Jungen an einem schneereichen Dezemberabend zusammen mit meinen Geschwistern und meinen Cousins bei gedimmtem Licht an einem Schreibtisch sitzen und Bilder mit Buntstiften zeichnen, während geliebte Menschen um mich herum ausgelassen miteinander reden und lachen und mir das Gefühl von Geborgenheit geben. Das Geschehen wird von besinnlicher Musik untermalt. In einer ruhigen Zimmerecke in unmittelbarer Nähe des Kaminfeuers raucht jemand Pfeife. Meine Lieblingstante, neben mir sitzend, trägt einen süßen Lavendelduft, der mich behaglich einhüllt. Geschälte Mandarinen liegen auf dem Tisch und das alte Einfamilienhaus, jenseits der 1930er Jahre erbaut, umgarnt alle Bewohner angenehm mit sanften Holzgerüchen. Die Haustür öffnet sich und mein Onkel, der gerade noch draußen Schnee geräumt hatte, betritt den Raum und legt seinen Ledermantel ab. Ich lege den Stift weg, mein Bild ist fertig gezeichnet. Ich bin zuhause.
Ich öffne die Augen und befinde mich wieder in der Gegenwart. Ein kurzzeitiges Gefühl der Traurigkeit überkommt mich. Die charmanten Häuser unserer Kleinstadt werden nach und nach abgerissen und durch sterile Neubauten ersetzt. Meine Lieblingstante ist inzwischen geschieden. Von besinnlicher Musik an Weihnachten sind die Menschen genervt. Die Dezembertage sind mittlerweile verregnet und grau. Aber: Mir wird bewusst, dass ich einen Duft gefunden habe, der mich an meine fröhlichen Kindheitstage denken lässt und der mich von nun an in die Zukunft begleiten wird. Heute bin ich es, der Pfeife raucht und eine Lederjacke trägt. Heute bin ich es, dessen Aufgabe es ist, anderen Menschen Geborgenheit zu geben. Und wer weiß: Womöglich werde ich es auch eines Tages sein, der seinen eigenen Kindern an einem schneereichen Dezembertag beim gemeinsamen Malen und Basteln Gesellschaft leisten und für sie da sein darf. Dabei werde ich "Cuir Mandarine" tragen. Und mir wird bewusst werden: Ich bin zuhause.
Wenn "Cuir Mandarine" Musik wäre:
"The Last Unicorn" von America
"Everyday" von Phil Collins
"I Just Can't Stop Loving You" von Siedah Garrett und Michael Jackson
"Christmas Star" von John Williams
Mit Düften und der Welt des Parfums beschäftige ich mich erst seit 2014 ganz bewusst. Damals befand ich mich mitten in meinem Studium auf dem Weg zum staatlich anerkannten Bibliothekar. Bis dahin (wenn überhaupt) nur im Bereich der bekanntesten Standarddüfte bewandert, beschloss ich damals, mir die Welt der Nischendüfte selbst näher zu bringen und ließ mir teilweise wahllos (ich ging vordergründig tatsächlich nach der Schönheit der Flakons) eine Anzahl von Abfüllungen herstellen. Mir offenbarte sich eine völlig neue Welt. Nischendüfte haben meine Sammlung von Standarddüften niemals ersetzt, sie jedoch mittlerweile hervorragend ergänzt. Unter den Abfüllungen befand sich auch David Jourquins "Cuir Mandarine". Und auch, wenn ich mich inzwischen etwas intensiver durch die Welt der Düfte probiert habe: Bislang ist es keinem anderem Duft derart gelungen, mich so prägend in die Kinderzeit zurück zu versetzen, wie es "Cuir Mandarine" vermag. Seit 2014 war dieses Parfum jedes Jahr an Weihnachten mein Signature-Duft. Nur für diese Zeit, da ich mir als Student keinen Flakon leisten konnte und mir jedes Jahr eine Abfüllung anfertigen ließ. Nun, da wir das Jahr 2020 haben, ist mein Traum in Erfüllung gegangen. David Jourquins "Cuir Mandarine" aus der Opera Collection wird mich nun endlich als Flakon auf meinem Weg begleiten.
Ich gebe einen Sprüher "Cuir Mandarine" auf meine Haut, nehme einen tiefen Atemzug und schließe die Augen. Ich sehe mich wieder als kleinen Jungen an einem schneereichen Dezemberabend zusammen mit meinen Geschwistern und meinen Cousins bei gedimmtem Licht an einem Schreibtisch sitzen und Bilder mit Buntstiften zeichnen, während geliebte Menschen um mich herum ausgelassen miteinander reden und lachen und mir das Gefühl von Geborgenheit geben. Das Geschehen wird von besinnlicher Musik untermalt. In einer ruhigen Zimmerecke in unmittelbarer Nähe des Kaminfeuers raucht jemand Pfeife. Meine Lieblingstante, neben mir sitzend, trägt einen süßen Lavendelduft, der mich behaglich einhüllt. Geschälte Mandarinen liegen auf dem Tisch und das alte Einfamilienhaus, jenseits der 1930er Jahre erbaut, umgarnt alle Bewohner angenehm mit sanften Holzgerüchen. Die Haustür öffnet sich und mein Onkel, der gerade noch draußen Schnee geräumt hatte, betritt den Raum und legt seinen Ledermantel ab. Ich lege den Stift weg, mein Bild ist fertig gezeichnet. Ich bin zuhause.
Ich öffne die Augen und befinde mich wieder in der Gegenwart. Ein kurzzeitiges Gefühl der Traurigkeit überkommt mich. Die charmanten Häuser unserer Kleinstadt werden nach und nach abgerissen und durch sterile Neubauten ersetzt. Meine Lieblingstante ist inzwischen geschieden. Von besinnlicher Musik an Weihnachten sind die Menschen genervt. Die Dezembertage sind mittlerweile verregnet und grau. Aber: Mir wird bewusst, dass ich einen Duft gefunden habe, der mich an meine fröhlichen Kindheitstage denken lässt und der mich von nun an in die Zukunft begleiten wird. Heute bin ich es, der Pfeife raucht und eine Lederjacke trägt. Heute bin ich es, dessen Aufgabe es ist, anderen Menschen Geborgenheit zu geben. Und wer weiß: Womöglich werde ich es auch eines Tages sein, der seinen eigenen Kindern an einem schneereichen Dezembertag beim gemeinsamen Malen und Basteln Gesellschaft leisten und für sie da sein darf. Dabei werde ich "Cuir Mandarine" tragen. Und mir wird bewusst werden: Ich bin zuhause.
Wenn "Cuir Mandarine" Musik wäre:
"The Last Unicorn" von America
"Everyday" von Phil Collins
"I Just Can't Stop Loving You" von Siedah Garrett und Michael Jackson
"Christmas Star" von John Williams
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