03.04.2016 - 13:59 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Sehr hilfreiche Rezension
23
Verlobung
Gewidmet den Opfern des Fanatismus.
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Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers.
Dass die Quraisch zusammenführen,
dass sie die Winter- und die Sommerkarawane zusammenführen,
dass sie den Herrn von diesem Haus verehren,
der ihnen Speise gab, so dass sie keinen Hunger leiden,
und ihnen Sicherheit verlieh, so dass sie keine Furcht empfinden.
(Sure 106 – Quraisch – übersetzt von Hartmut Bobzin)
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„Kann es wahr sein, dass dieser Mann sich mit seiner Tochter beraten hat?“, dachte er, „Tatsächlich mit dem Mädchen beraten hat über die Hochzeit mit meinem Sohn?“
Sie war ohne Zweifel hier gewesen, konnte eben erst das Zelt verlassen haben, in dem sich jetzt ihr Vater von einem Kissen erhob, um seine Gäste zu empfangen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie neben ihm sein Sohn das Gesicht hob, die Nasenflügel geweitet, dem Geruch der jungen Frau nachspürend, den er selbst gleichermaßen bemerkt hatte.
Ihr Vater war einer der ersten Anhänger Mohammeds geworden und gehörte wie jener zum Stamm der Quraisch. Man munkelte so manches über diesen rätselhaften Mohammed, der behauptete, Eingebungen vom einzigen, wahren Gott erhalten zu haben, überbracht vom Engel Gabriel.
Man hätte das lächerlich finden können, und noch haderten viele. Doch mit der unbarmherzigen Härte - ja Grausamkeit - kompromisslosen Sendungsbewusstseins ging Mohammed gegen seine Widersacher vor. Kriege, Überfälle, Steinigungen… Es war Zeit geworden, sich zu entscheiden. Niemand konnte weiterleben wie zuvor, entweder man schlug sich auf die Seite der neuen Religion und schwor den alten Göttern ab oder man würde auf Leben und Tod kämpfen müssen.
Er hatte sich entschieden und die Hochzeit würde das besiegeln. Trotz der Überraschungen, die die Verhandlungen mit sich gebracht hatten: So sollte etwa die Frau über ihre Mitgift persönlich verfügen dürfen und sich sogar trennen können, wenn sein Sohn sie schlecht behandeln sollte. Das war unerhört! Indes war es unabdingbar, das hatte ihr Vater deutlich gemacht. Ein Gebot Gottes hatte er es genannt. Nun gut, diese Heirat war wichtig für den Frieden, und wenn sein Sohn einverstanden war…. Es ging schließlich nicht um Geld, obwohl er seinen Sohn nicht besser würde vermählen können, als mit der Tochter dieses Mannes, der es verstand, seinen immensen Reichtum nur anhand wie selbstverständlich wirkender Kleinigkeiten zu zeigen – oder eben auch nicht, immerhin lebte er nach alter Sitte in einem Zelt.
Aber allenthalben war der Wohlstand zu bemerken. Seien es die erlesenen Speisen, die soeben gereicht wurden oder die edlen Düfte, nicht zuletzt derjenige seiner Tochter. Wie just einem duftenden Bade entstiegen, parfümiert mit dem unnachahmlich sinnlichen Geruch weißer Blüten. Duftiger Jasmin und milde Sommermagnolie, von weicher, weißer, unschuldiger Reinheit und doch zugleich verheißungsvoll betörend wie frisch gesalbte, junge weibliche Haut.
Er blickte zur Seite und sah amüsiert, dass sein Sohn unverwandt in die Richtung des rückwärtigen Ausgangs des Zeltes blickte. Er hatte offensichtlich von den begrüßenden Worten ihres Gastgebers nichts wahrgenommen, sondern war gefangen in der Erinnerung an die einzige kurze Begegnung mit dessen Tochter vor ein paar Tagen. Sie hatte das Zelt sofort mit gesenkten Augen verlassen, als die Besucher eintraten. Allerdings hatte sie, kaum aus dem Blickfeld ihres Vaters gelangt, dem zukünftigen Ehemann noch rasch einen ziemlich keck-forschenden Blick zugeworfen, der bei diesem fraglos nicht weniger nachhaltig im Gedächtnis geblieben war als der Duft.
Die weitere Bedingung, sein Sohn solle nicht mehr als vier Frauen zum Weibe nehmen, wirkte seither geradezu lachhaft und würde der Verbindung ebenfalls nicht im Wege stehen. Zu deren endgültiger Abmachung waren sie heute hier. Er sah seinen Sohn an, der endlich bemerkte, dass seine Aufmerksamkeit gefordert war. Aber allein der Blick des jungen Mannes war dem Brautvater gewiss bereits Auskunft genug.
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Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers.
Dass die Quraisch zusammenführen,
dass sie die Winter- und die Sommerkarawane zusammenführen,
dass sie den Herrn von diesem Haus verehren,
der ihnen Speise gab, so dass sie keinen Hunger leiden,
und ihnen Sicherheit verlieh, so dass sie keine Furcht empfinden.
(Sure 106 – Quraisch – übersetzt von Hartmut Bobzin)
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„Kann es wahr sein, dass dieser Mann sich mit seiner Tochter beraten hat?“, dachte er, „Tatsächlich mit dem Mädchen beraten hat über die Hochzeit mit meinem Sohn?“
Sie war ohne Zweifel hier gewesen, konnte eben erst das Zelt verlassen haben, in dem sich jetzt ihr Vater von einem Kissen erhob, um seine Gäste zu empfangen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie neben ihm sein Sohn das Gesicht hob, die Nasenflügel geweitet, dem Geruch der jungen Frau nachspürend, den er selbst gleichermaßen bemerkt hatte.
Ihr Vater war einer der ersten Anhänger Mohammeds geworden und gehörte wie jener zum Stamm der Quraisch. Man munkelte so manches über diesen rätselhaften Mohammed, der behauptete, Eingebungen vom einzigen, wahren Gott erhalten zu haben, überbracht vom Engel Gabriel.
Man hätte das lächerlich finden können, und noch haderten viele. Doch mit der unbarmherzigen Härte - ja Grausamkeit - kompromisslosen Sendungsbewusstseins ging Mohammed gegen seine Widersacher vor. Kriege, Überfälle, Steinigungen… Es war Zeit geworden, sich zu entscheiden. Niemand konnte weiterleben wie zuvor, entweder man schlug sich auf die Seite der neuen Religion und schwor den alten Göttern ab oder man würde auf Leben und Tod kämpfen müssen.
Er hatte sich entschieden und die Hochzeit würde das besiegeln. Trotz der Überraschungen, die die Verhandlungen mit sich gebracht hatten: So sollte etwa die Frau über ihre Mitgift persönlich verfügen dürfen und sich sogar trennen können, wenn sein Sohn sie schlecht behandeln sollte. Das war unerhört! Indes war es unabdingbar, das hatte ihr Vater deutlich gemacht. Ein Gebot Gottes hatte er es genannt. Nun gut, diese Heirat war wichtig für den Frieden, und wenn sein Sohn einverstanden war…. Es ging schließlich nicht um Geld, obwohl er seinen Sohn nicht besser würde vermählen können, als mit der Tochter dieses Mannes, der es verstand, seinen immensen Reichtum nur anhand wie selbstverständlich wirkender Kleinigkeiten zu zeigen – oder eben auch nicht, immerhin lebte er nach alter Sitte in einem Zelt.
Aber allenthalben war der Wohlstand zu bemerken. Seien es die erlesenen Speisen, die soeben gereicht wurden oder die edlen Düfte, nicht zuletzt derjenige seiner Tochter. Wie just einem duftenden Bade entstiegen, parfümiert mit dem unnachahmlich sinnlichen Geruch weißer Blüten. Duftiger Jasmin und milde Sommermagnolie, von weicher, weißer, unschuldiger Reinheit und doch zugleich verheißungsvoll betörend wie frisch gesalbte, junge weibliche Haut.
Er blickte zur Seite und sah amüsiert, dass sein Sohn unverwandt in die Richtung des rückwärtigen Ausgangs des Zeltes blickte. Er hatte offensichtlich von den begrüßenden Worten ihres Gastgebers nichts wahrgenommen, sondern war gefangen in der Erinnerung an die einzige kurze Begegnung mit dessen Tochter vor ein paar Tagen. Sie hatte das Zelt sofort mit gesenkten Augen verlassen, als die Besucher eintraten. Allerdings hatte sie, kaum aus dem Blickfeld ihres Vaters gelangt, dem zukünftigen Ehemann noch rasch einen ziemlich keck-forschenden Blick zugeworfen, der bei diesem fraglos nicht weniger nachhaltig im Gedächtnis geblieben war als der Duft.
Die weitere Bedingung, sein Sohn solle nicht mehr als vier Frauen zum Weibe nehmen, wirkte seither geradezu lachhaft und würde der Verbindung ebenfalls nicht im Wege stehen. Zu deren endgültiger Abmachung waren sie heute hier. Er sah seinen Sohn an, der endlich bemerkte, dass seine Aufmerksamkeit gefordert war. Aber allein der Blick des jungen Mannes war dem Brautvater gewiss bereits Auskunft genug.
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